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Django

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1

Montag, 5. August 2019, 15:37

Sekundärliteratur... immer wieder spannend!

Bin eher zufällig wieder über das Buch zu den Bond-Filmen gestolpert, das Cinema 1995 anlässlich der Veröffentlichung von GE aktualisiert herausbrachte. Habe mir das Buch damals wohl so ziemlich bald nach Erscheinen besorgt (meine Güte... das ist nun auch schon bald 25 Jahre her!):
https://www.amazon.de/James-Bond-007-Dir…gateway&sr=8-13

Hab das Teil nach Jahren mal wieder durchgelesen und zwar komplett. Obwohl das Buch teilweise eher fahrig geschrieben ist und auch etliche Fehler oder zumindest gröbere Schnitzer enthält, so bietet es doch eine Menge spannender (Hintergrund-)Infos und vor allem halten sich die Autoren (wobei ich nicht genau weiss, wer was geschrieben hat... auf obigen Link sind mehrere Autoren aufgeführt, unter anderem auch Siegfried Tesche) nicht mit Ihrer persönlichen Meinung zu den Filmen zurück. Und genau das mag ich. Spannend zum Beispiel, dass TB eher ambivalent beurteilt wird. Auch TSWLM hat nicht den hohen Stellenwert, den es etwa hier im Forum hat und MR wird gar als einer der schlechtesten Bondfilme überhaupt beschrieben (wenn die gewusst hätten, was da 2002 auf die Zuschauer zukommen sollte...). NSNA ist auch mit drin, nicht aber CR '67. Kurz: Das Lesen des Buches nach all den Jahren hat grossen Spass gemacht :dance: . Als Nächstes komm Tesches "Autos, Action, Autoren" dran. Das hatte ich mir 1998 gekauft und ich werde demnächst Ausschau halten nach weiteren Tesche-Bond-Büchern.

Und noch was: Beim Lesen ist mir aufgefallen, mit welcher grosser Leidenschaft sich "damals" alle Beteiligten für einen möglichst guten Film engagiert haben :thumbup: . Allen voran natürlich Cubby Broccoli und - bis 1974 - Harry Saltzman. Die hatten Visionen, wussten wohin und was sie wollten. Und auch wenn das Resultat in einigen Fällen schlussendlich nicht wirklich zu überzeugen vermochte, so standen sie auf, klopften sich den Staub von den Kleidern und machten erhobenen Hauptes weiter mit der festen Absicht, es das nächste Mal besser zu machen. Dauerte in der Regel ja eh' nur zwei Jahre. Auch sprühten alle offenbar nur so vor Ideen, wobei ich hier vor allem Richard Maibaum hervorheben möchte. Was er für die Franchise geleistet hat, kann gar nicht hoch genug gewertet werden. Und wenn man da zum Vergleich so schaut, wie das heute läuft... Ein orientierungsloses Schiff ohne Kapitän, das keinen Hafen mehr findet. Einfach nur traurig ;( ... Und man fragt sicht unweigerlich: Warum muss man heute alles so kompliziert machen :bamm: ?

Gruss, Django

2

Montag, 5. August 2019, 19:36

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Einige Anmerkungen zur Ursprungsquelle, auf welche sich sich das Cinema-Buch bei seiner Erstveröffentlichung 1981 bezieht:
The James Bond Films: A Behind the Scenes History von Steven Jay Rubin


Lange vor deutschen Buch-Veröffentlichungen von Dr. Siegfried Tesche zum Thema James Bond, hatte sich in den USA Bond-Fan Steven Jay Rubin einen Namen als Insider und Kenner der Filmserie gemacht. Er kann im wahrsten Sinne des Wortes als geistiger Ziehvater des Oeuvre von Tesche gesehen werden, da er als erster Interna veröffentlichte, die dem Filmstudio nicht passten und gegen die es versuchte gerichtlich vorzugehen. Da Rubin hinsichtlich des im Buch verwendeten s/w-Bildmaterials nicht angreifbar war und dadurch die Veröfflichung dieses heutigen Standardwerks von Danjaq somit vor Gericht nicht verboten werden konnte, erfuhr dieses Werk im Lauf der Jahre drei verschiedene Auflagen auf den englischsprachigen Markt, wobei das letzte Update bis zu den Dreharbeiten von "Octopussy" und "Never say never again" ging.

Eine nicht unwitzige Ironie an dieser Geschichte bestand nun ausgerechnet darin, dass dieses Buch 1981 zum Start von "For your eyes only" in einer deutschen Übersetzung der Texte von Steven Jay Rubib gerade mit sehr vielen Filmfotos aus den Archiven Danjaqs veröffentlicht wurde und zwar vom Milchstrasse-Verlag als sogenanntes "Hinter den Kulissen-Buch" von Cinema. Für die späteren deutschen Updates ab OCTOPUSSY zeichnete sich dann Dr. Siegfried Tesche als selbsternannter "Spezialist No. 1 in Sachen Bond" für die neuen Texte verantwortlich, bevor er als Autor 1995 auch mit eigenen umfangreichen Publikationen begann.
Mit dem Start von "GoldenEye" muss Danjaq übrigens begriffen haben, um was für eine 'Übersetzung' es sich bei dem Cinema-Buch handelte, da danach keine Überarbeitungen mit erweiterten Updates mehr veröffentlicht worden sind, was auf einen möglichen Gerichtsbeschluß hindeuten mag.


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Django

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3

Dienstag, 6. August 2019, 07:18

Vielen Dank für die interessanten Ergänzungen :flower: . Jetzt sehe ich um einiges klarer, was den Ursprung des Cinema-Buches betrifft. Und wirklich schade, dass dieses Buch nach 1995 keine weiteren Updates mehr erfahren hat :(

Eines möchte ich noch ergänzen: Für mich war das Lesen des Cinema-Buchs auch eine schöne Zeitreise zurück in die tiefen 1990er... Damals, als das WWW noch praktisch inexistent war und man sich die Informationen daher aus "richtigen" Büchern holte. Die man zuerst mal "finden" musste ;) . Ja, ich hab damals viel Zeit in Buchläden und Leihbibliotheken verbracht :P

4

Mittwoch, 7. August 2019, 22:50

Hab das Teil nach Jahren mal wieder durchgelesen und zwar komplett. Obwohl das Buch teilweise eher fahrig geschrieben ist und auch etliche Fehler oder zumindest gröbere Schnitzer enthält, so bietet es doch eine Menge spannender (Hintergrund-)Infos und vor allem halten sich die Autoren (wobei ich nicht genau weiss, wer was geschrieben hat... auf obigen Link sind mehrere Autoren aufgeführt, unter anderem auch Siegfried Tesche) nicht mit Ihrer persönlichen Meinung zu den Filmen zurück. Und genau das mag ich. Spannend zum Beispiel, dass TB eher ambivalent beurteilt wird. Auch TSWLM hat nicht den hohen Stellenwert, den es etwa hier im Forum hat und MR wird gar als einer der schlechtesten Bondfilme überhaupt beschrieben (wenn die gewusst hätten, was da 2002 auf die Zuschauer zukommen sollte...).


Das Buch war auch eines meiner ersten zum Thema. Die frühere Auflage von 1981 mit dem coolen, gezeichneten Moore-Cover habe ich auch. Etwas unschön war da die sehr reißerische Ausschlachtung des Todesfalles bei den Dreharbeiten von FYEO während der Eiskanaljagd. Über mehrere Doppelseiten hinweg Großaufnahmen des verunglückten Schlittens. Zum Start von MR gab es auch schon mal ein Cinema-Sonderheft, dass den ähnlichen Inhalt hatte.

Die persönlichen Meinungen zu den Filmen sind so eine Sache. Mich stört sowas eher. Vor allem Tesche hat ja immer gern die besonders böswilligen Kritiken zu den Moore-Filmen rausgepickt, und bei NSNA dann die Lobeshymnen - obwohl es gerade zu diesem Werk auch eher verhaltene Besprechungen gab. Da lobe ich mir schon das Internetzeitalter, wo man nicht mehr auf den Gusto von einzelnen Experten angewiesen ist und sich eine breitere Meinung bilden kann. Interessant zum Thema MR ist aber auch, dass im 1979 erschienenen "Die James-Bond-Filme", ebenfalls eine der deutschlandweit ersten Publikationen zum Thema Bond, sich der Autor Michael Scheingraber sehr begeistert zum Film äußert, und ihn als Höhepunkt der bisherigen Reihe sieht. Sonst hat man ja immer den Eindruck, dass über MR alle immer nur gestöhnt und die Nase gerümpft haben.

Lange vor deutschen Buch-Veröffentlichungen von Dr. Siegfried Tesche zum Thema James Bond, hatte sich in den USA Bond-Fan Steven Jay Rubin einen Namen als Insider und Kenner der Filmserie gemacht. Er kann im wahrsten Sinne des Wortes als geistiger Ziehvater des Oeuvre von Tesche gesehen werden, da er als erster Interna veröffentlichte, die dem Filmstudio nicht passten und gegen die es versuchte gerichtlich vorzugehen. Da Rubin hinsichtlich des im Buch verwendeten s/w-Bildmaterials nicht angreifbar war und dadurch die Veröfflichung dieses heutigen Standardwerks von Danjaq somit vor Gericht nicht verboten werden konnte, erfuhr dieses Werk im Lauf der Jahre drei verschiedene Auflagen auf den englischsprachigen Markt, wobei das letzte Update bis zu den Dreharbeiten von "Octopussy" und "Never say never again" ging.


Das war mir auch neu, danke für die Info.

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5

Donnerstag, 8. August 2019, 07:22

Zitat

Über mehrere Doppelseiten hinweg Großaufnahmen des verunglückten Schlittens.

Ja, das ist in der Tat störend. Für mich kommt wirkt das so "FYEO ist der Bond-Film, bei dessen Dreharbeiten ein Stuntman starb" :thumbdown: . Zweifellos eine sehr bedauerliche Sache, aber mit dem fertigen Film hat das herzlich wenig zu tun...

Zitat

Interessant zum Thema MR ist aber auch, dass im 1979 erschienenen "Die James-Bond-Filme", ebenfalls eine der deutschlandweit ersten Publikationen zum Thema Bond, sich der Autor Michael Scheingraber sehr begeistert zum Film äußert, und ihn als Höhepunkt der bisherigen Reihe sieht.

Ja, das ist so. Was aber vielen unbekannt ist: Scheingraber hat eine 1981 oder so eine zweite, um FYEO erweiterte Auflage herausgebracht. Und im Review zu FYEO erkennt auch er, dass MR in eine Sackgasse führte und dass seine ursprüngliche Euphorie zu diesem Film im Nachhinein betrachtet etwas übertrieben war. Leider ist diese 1981er-Auflage selten und schwer zu bekommen (ich habe auch nur die 1979er-Auflage - die 1981er-Auflage hatte ich mal aus einer Leihbibliothek und dieses Buch war es übrigens, das mich damals - als etwa 16-Jähriger - mit dem Bond-Virus angefixt hat :D ) und leider hat Scheingraber sein Buch nach 1981 auch nicht mehr weitergeführt...