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Moperman

unregistriert

21

Donnerstag, 8. August 2013, 09:17

Und lesen ist auch nicht gleich verstehen/sprechen.

Pille

Wibbly wobbly timey wimey... stuff

  • »Pille« ist weiblich

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22

Donnerstag, 8. August 2013, 11:14

Im Buch zum Film TND (ja, ich schon wieder mit den Büchern :D) ist es tatsächlich so erklärt, daß Bond in YOLT Moneypenny einfach nur beeindrucken wollte, er aber eigentlich keine große Ahnung von asiatischen Sprachen hat (falls jemand das Buch griffbereit hat, kann er ja mal nachschauen). Was auch keine Schande ist. Allein die Japaner haben ja schon drei verschiedene Schriftsysteme. Dann ist da ja noch Chinesisch, Koreanisch, Thai-Schrift, Khmer-Schrift... Da hätte ein Europäer jahrelang zu tun. Im Verhältnis hat man es mit Vetnamesisch noch am leichtesten, dort wird immerhin in Lateinschrift geschrieben, wenn auch man sich auch dort an die typisch asiatische Phonetik halten muß ;) Wie "einfach" die Sprachen ansich zu lernen sind, steht auf einem anderen Blatt. Ansonsten muß man Moperman recht geben. Daß man's lesen kann, heißt nicht, daß man's auch versteht. Wer hier im Forum ist z.B. in der Lage griechische Buchstaben zu lesen? Die Wahrscheinlichkeit ist nicht allzu gering, aber ich bezweifle, daß auch nur einer von ihnen Grieschisch kann ;)
Keine Mätzchen mehr, jetzt wird gespielt!

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  • »Mr. Fogg« ist männlich

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23

Freitag, 9. August 2013, 20:23

Was letzten Endes ausgesagt werden soll, ist doch dieses:
Bond verfügt über eine Menge an Halbbildung. (Ich weiß nicht mehr, wo ich das mal gelesen habe.) Ich fand es dennoch immer beeindruckend, wie er in vielen Situationen damit glänzen kann. Der Trick scheint mir, einerseits Mängel an Kenntnissen zu umschiffen und andererseits Gespräche unterschwellig in die gewünschte Richtung zu bringen. Bond gelingt das. Selbst, wenn er von etwas keine Ahnung hat, so kann er wenigstens ein paar Sätze loswerden. Zum Beispiel auf Sir Donalds Frage nach Bonds Kenntnissen bzgl. Diamanten. Genial! Oft ist es möglicherweise der Effekt von des Kaisers neuen Kleidern: Wenn Bond z. B. ein paar Sätze über einen Wein zum besten bringt, wird niemand gern das Risiko eingehen, ihm zu widersprechen, denn erstens tut man das nicht - das wäre sehr unhöflich und würde schon allein von schlechtem Geschmack zeugen und zweitens könnte man Gefahr laufen, sich unsterblich zu blamieren - man müsste schon extrem sicher sein. Und wer ist das schon, wenn es um die Aussage geht, dass ein Cognac mittelmäßig verschnitten ist, usw.

Ich habe mir vor Jahren den Spaß gemacht, die Worte "Ich spreche nicht ...(spanisch, russisch, polnisch, serbisch, kroatisch, etc.)" in den jeweiligen Sprachen auswendig zu lernen. Höchste Anerkennung und viele Gesprächseröffnungen wurden mir zuteil. Die Umstehenden, die von der Sprache evtl. gar keine Ahnung haben, standen mit offenem Mund da. Toller Effekt! Bond-Effekt!
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  • »Mr. Fogg« ist männlich

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24

Dienstag, 3. September 2013, 06:44

Mir ist gerade durch den Kopf gegangen, dass Mr. Bond - besonders in den Romanen - sehr oft in privaten Tätigkeiten beschrieben wird, die er allein vollzieht. Duschen, Feuerzeug nachfüllen, etwas trinken, die so und sovielte Zigarette rauchen, etc.
Hier wird jemand gezeigt, der sehr gut in der Lage ist, mit sich allein zurecht zu kommen. Hierauf würde ich gern, unterstützt durch literarische und filmische Zitate, gelegentlich näher eingehen. Scheint mir doch unsere Gegenwart dadurch belastet zu sein, dass ein unausgesprochenes Dogma herrscht, das dem Alleinleben jede positive Qualität abspricht. Fleming (in Einschränkungen) buchstabiert die einsamen (nicht negativ!) Momente Bonds oft haargenau durch - soweit ich mich erinnere. Bond leidet nicht unter Einsamkeit. Ich liebäugele seit einiger Zeit mit der Theorie, dass es genau zwei Sorten von Menschen gibt: die einen sind Familienmenschen, die anderen nicht. Bond ist sicher keiner. Was also wäre gewesen, hätte seine Ehe über viele Jahre Bestand gehabt? Ich behaupte, er wäre zutiefst unglücklich geworden. Als Gegenbeispiel möchte ich einen Film anführen, der mich vor einigen Jahren beeindruckt hat: "Mord und Margaritas" mit Brosnan. Hier haben wir es mit einem Mann zu tun, der ähnlich lebt wie Bond ("grosse Welt", allein, immer unterwegs, etc.), doch sehr darunter leidet. Dieser ist ein Familienmensch und wünscht sich das, was die andere Hauptfigur des Films hat: ein Zuhause, eine Ehefrau, eine Familie...) Ich vermute, das Leiden eines Nicht-Familienmenschen (Bond?) würde mit und in Familie ähnlich stark sein.
Nur ein Denkanstoss - ich bin noch nicht zu grossen Ergebnissen gekommen, würde aber sehr gern mehrere Meinungen zu dieser Frage hören.
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Feirefiz

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25

Dienstag, 3. September 2013, 07:26

Ein interessanter Gedanke, Phileas. Bezogen auf den Film-Bond gebe ich Dir vollkommen recht. Bei dem ist es in jeder Inkarnation undenkbar, dass er mit einer Horde Kinder, über die er immerhin mit Tracy in OHMSS "verhandelt", Drachen steigen lässt o.ä. Nicht umsonst nannte Richard Maibaum, wie ich gerne zitiere, das OHMSS-Finale das "saddest happy ending of all time": Es ist ebenso traurig wie notwendig, denn als Familienvater wäre Bond nicht mehr Bond. Was den Fleming-Bond angeht, gilt das nicht gar so strikt, wenn man sich gerade an YOLT erinnert: Da ist Bond nach Tracys Tod ein absolutes Wrack, und als er am Ende sein Gedächtnis verloren hat und offensichtlich Vater wird, wirkt er so zufrieden wie sonst nie in den mir bekannten Romanen. Dass er dann doch sein Gedächtnis partiell zurückgewinnt, ist vielleicht eher Fluch als Segen. So sehr Bond mit sich und seinem Job im Reinen ist - so nah ist er dem Glück im Film wie in der Literatur wohl nie gewesen. Aber andererseits: Gerade im Moment des Glücks war Bond ja eben auch hier nicht Bond. Also ist Bond wohl wirklich nicht für's Glück gemacht. Das mag auch seine Motivation sein: der ständige Adrenalin-Schub, der hedonistische Genuss des Augenblicks, der ewige Kampf gegen die Langeweile ...
"How do you make a hero logical? You don't, and you must accept that.
The illogic is what makes something like Superman. The more rational a
story you try to write about Superman, the more you kill him."
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Felix Leitner

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26

Dienstag, 3. September 2013, 07:28


Bond leidet nicht unter Einsamkeit.


Der Loner ist aber auch ein klassisches Heldenbild - der Cowboy, der den Siedlertrek schützt, selber aber nie dazugehören wird. Der klassische Privatdetektiv, die meisten Action- und Superhelden. Sie sind anders als wir, sie opfern ihre Liebe dem Job (Peter Parkers Gwen Stacey ist das klassische Comic-Äquivalent zu Tracy). Damit wir gefahrlos unserem täglichen (Familien-)Leben nachgehen können.

Klar gibt es auch Helden, die in festen familiären Verhältnissen leben. Aber die Ungebundenheit des Loners ist für uns zweifelsohne faszinierender.
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27

Dienstag, 3. September 2013, 09:07

Vollkommen richtig! Mir fallen auch kaum Protagonisten ein, die in Bindungen leben. Die Verfügbarkeit solch eines Lebensentwurfes ist wahrscheinlich der Grund, warum sich ein Autor entscheidet, seinen Helden so leben zu lassen.
Worauf ich hier mehr eingehen wollte, liegt eine Ebene tiefer - nicht mehr beim Autor, sondern in seinem Geschöpf - hier: James Bond. Er scheint mir der geglückte Entwurf einer sich immer mehr verbreitenden Lebensweise zu sein. Aber eben durchzogen von Zufriedenheit, freiwillig und erfüllt.
Was Du eben beschrieben hast, sind wesentliche Argumente für den Zölibat des katholischen Priesters, den ich sehr bejahe. Jedoch muss innerhalb des Wesens einer solchen Person eine Fähigkeit/ Neigung/ Vorliebe vorhanden sein, die es ihr ermöglicht, so zu leben. Denn nur von Verzicht kann man nicht leben. Das betrifft den Lone Ranger, der in den Sonnenuntergang reitet, den Priester aber sicher auch Bond. Und wie würde jemand mit solchen Wesenseigenschaften mit einer Familie zurechtkommen? Nie mehr allein, immer Geräusche und Menschen um sich, keine Handlungsfreiheit und soziale Spontaneität mehr. Starke Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens?
God save the Queen!

Felix Leitner

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28

Dienstag, 3. September 2013, 10:36

Zitat von »Mr. Fogg«

Was Du eben beschrieben hast, sind wesentliche Argumente für den Zölibat des katholischen Priesters, den ich sehr bejahe.


Da missverstehst du mich aber. Der einsame Wolf ist ein mystischer Archetyp, der uns fasziniert, weil wir nicht wie er sind. Wir finden es cool, wenn jemand niemanden braucht und vollkommen auf sich gestellt ist. Im Kern ist das eine Männer-Phantasie der Ungebundenheit und Eigenständigkeit. Aber letztlich keine erstrebenswerte Existenz in der Realität. Finde ich zumindest. Unverheiratete Männer sterben ( laut Statistik) angeblich früher.

Und vom Zölibat bin ich überhaupt kein Fan. Das Zölibat hatte früher den praktischen Hintergrund, dass die Hinterlassenschaften des Priesters bei der Kirche blieben. Wie so oft wurde hier das Materielle moralisch/religiös übertüncht.
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29

Dienstag, 3. September 2013, 11:13

Nach langem Überlegen fällt mir von den bekannteren Filmhelden lediglich Jack Ryan ein, der vom ersten Film an als Familienmensch dargestellt wird.

Die Intention vieler Autoren dürfte auch sein, den Helden weniger angreifbar zu machen. Selbst wenn Bond eine Familie hätte und damit gut und glücklich leben könnte, die Familie würde immer bei Ihm im Kopf herumschwirren. "Stürze ich mich nun von Kran zu Kran oder gehe ich das Risiko nicht ein, denn zuhause warten Kind und Frau"

Natürlich funktioniert das Spiel aus anders herum: Figuren wie Mad Max werden erst durch den tragischen Verlust zum Lone Gunman, hier wird ganz klar gemacht, dass er nur noch existiert, ohne wahren Grund zu leben.
Und genau wo ich diese Sätze schreibe fällt mir auch auf, dass Mel Gibson häufig diesen Typ Menschen verkörpert: "Payback", "Kopfgeld", "Lethal Weapon", eben "Mad Max"...alles Charaktere die nach einem Totalverlust nichts mehr zu verlieren haben.

Aber im Unterschied zu Bond sind obige Figuren oft unmotiviert und wollen nicht einmal unbedingt um jeden Preis Ihre Mission beenden oder gar überleben. Bond ist tatsächlich gerne alleine und liebt sein Leben eigentlich sehr, seine Ersatzfamilie ist der MI6 (In den Romanen ist M ja auch mehr eine väterliche Respektsperson, so wie Denchs M für den Craigbond) in der M der Vater, Q der Onkel und Moneypenny die Schwester ist, die von vorneherein Tabu für Anbändelungen ist.
Bond kann also alleine sein und trotzdem einen Grund haben zu kämpfen.
"That's one hell of a Pilot!"

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30

Dienstag, 3. September 2013, 11:24

Zitat von »Mr. Fogg«

Was Du eben beschrieben hast, sind wesentliche Argumente für den Zölibat des katholischen Priesters, den ich sehr bejahe.


Da missverstehst du mich aber. Der einsame Wolf ist ein mystischer Archetyp, der uns fasziniert, weil wir nicht wie er sind. Wir finden es cool, wenn jemand niemanden braucht und vollkommen auf sich gestellt ist. Im Kern ist das eine Männer-Phantasie der Ungebundenheit und Eigenständigkeit. Aber letztlich keine erstrebenswerte Existenz in der Realität. Finde ich zumindest. Unverheiratete Männer sterben ( laut Statistik) angeblich früher.

Und vom Zölibat bin ich überhaupt kein Fan. Das Zölibat hatte früher den praktischen Hintergrund, dass die Hinterlassenschaften des Priesters bei der Kirche blieben. Wie so oft wurde hier das Materielle moralisch/religiös übertüncht.
Lieber Felix, wenn ich Dich so nennen darf,
ich glaube, Dich recht verstanden zu haben - und da tut sich ein philosophisch interessanter Aspekt unseres Gespräches auf:
Die Positionen:
a) Deine: "(...) ein mythischer Archetyp, der uns fasziniert, weil wir nicht wie er sind."
b) meine: alles, wonach wir uns sehnen, muss zumindest als Idee schon in uns vorhanden sein.

Wenn ich Dich richtig interpretiere, ist für uns Bonds Dasein deswegen erstrebenswert, weil wir es nicht haben.
Ich dagegen behaupte: Eben, weil einige von uns so angelegt sind, erscheint uns diese Unabhängigkeit und Freiheit so lohnend.

In einfacher Form dargestellt - und vergib mir, wenn ich hier tief in die Philosophie greife - wärest Du, zumindest in dieser Frage, Platoniker ("Das Wesen ist VOR den Dingen."), ich dagegen Aristoteliker ("Das Wesen ist IN den Dingen."). Vielleicht davon ein anderes Mal mehr?!

Die Zölibatsfrage könnte man auch vertiefen, aber hier ist sicher nicht der rechte Ort.

Nein, um zum Punkt zu kommen: Bond als Lebensmodell ist für mich immer interessant gewesen! Die Konzeption einer solchen Figur verlangt nach Eigenschaften, die man ihr zuschreibt. Ich bin überzeugt, es gibt welche, die ihn und einige von uns für ein Leben allein besser geeignet erscheinen lassen als andere. Nicht jeder ist Familienmensch und würde damit glücklich.

Lieber Feirefiz,
danke für die Erläuterungen! Literarisch bist Du mir offensichtlich weit voraus - sehr interessant. Das Zitat von Maibaum kannte ich noch nicht - werde es sofort in mein Repertoir einfügen.
"Bond ist nicht fürs Glück gemacht" - das ist ein Punkt, der noch zu diskutieren wäre. Ich hoffe, wir haben noch Gelegenheit, daran zu arbeiten.
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Dienstag, 3. September 2013, 11:44

Aber im Unterschied zu Bond sind obige Figuren oft unmotiviert und wollen nicht einmal unbedingt um jeden Preis Ihre Mission beenden oder gar überleben. Bond ist tatsächlich gerne alleine und liebt sein Leben eigentlich sehr, seine Ersatzfamilie ist der MI6 (In den Romanen ist M ja auch mehr eine väterliche Respektsperson, so wie Denchs M für den Craigbond) in der M der Vater, Q der Onkel und Moneypenny die Schwester ist, die von vorneherein Tabu für Anbändelungen ist.
Bond kann also alleine sein und trotzdem einen Grund haben zu kämpfen.
Ja, ja, ja!!! Das meinte ich! Das ist eine Auslegung, mit der ich mich anfreunden kann.
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Felix Leitner

Witwe Bolte

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Dienstag, 3. September 2013, 11:45


Wenn ich Dich richtig interpretiere, ist für uns Bonds Dasein deswegen erstrebenswert, weil wir es nicht haben.
Ich dagegen behaupte: Eben, weil einige von uns so angelegt sind, erscheint uns diese Unabhängigkeit und Freiheit so lohnend.

Nein, um zum Punkt zu kommen: Bond als Lebensmodell ist für mich immer interessant gewesen! Die Konzeption einer solchen Figur verlangt nach Eigenschaften, die man ihr zuschreibt. Ich bin überzeugt, es gibt welche, die ihn und einige von uns für ein Leben allein besser geeignet erscheinen lassen als andere. Nicht jeder ist Familienmensch und würde damit glücklich.


Selbst Fleming hatte irgendwann wohl die Schnauze voll vom Junggesellenleben und ist im Hafen der Ehe gelandet. Und ab da hat er, quasi als Kompensation, zu Schreiben angefangen. Worauf ich hinaus will: Man kann vom Einsamen Helden auch fasziniert sein, ohne deswegen ein solches Leben führen zu müssen. Wir schauen uns ja auch gerne Dramen und Krimis an, ohne dass wir die eigene Tante erschlagen.

Im übrigen glaube ich, dass für die Wirkung aufs Publikum gar nicht so eine große Rolle spielt, ob dem Helden nun aus dramaturgischen Gründen die Familie abgemurkst wurde oder der freiwillig allein ist. Wichtig ist letztlich das Bild des Loners als solcher. Der erste MAD MAX funktioniert als Rachgeschichte, danach wird die Figur aber zum klassischen Cowboy, der den Siedlertrek rettet und danach weiterzieht. Einfach nur aus Moral, nicht aus Rache.
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  • »Mr. Fogg« ist männlich

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33

Dienstag, 3. September 2013, 12:18

Selbst Fleming hatte irgendwann wohl die Schnauze voll vom Junggesellenleben und ist im Hafen der Ehe gelandet. Und ab da hat er, quasi als Kompensation, zu Schreiben angefangen. Worauf ich hinaus will: Man kann vom Einsamen Helden auch fasziniert sein, ohne deswegen ein solches Leben führen zu müssen. Wir schauen uns ja auch gerne Dramen und Krimis an, ohne dass wir die eigene Tante erschlagen.
Bestimmt! Und umgekehrt: Man kann (vielleicht wie Bond?) vom Familienleben fasziniert sein, ohne dafür Voraussetzungen mitzubringen.Felix, ich merke schon, Du wärst (oder bist?) als Ehemann und Vater sicherlich die bessere Besetzung von uns beiden! Kompliment!
In gewisser Weise ist die Betrachtung Deiner und meiner Person schon eine Bestätigung meiner Theorie von Familien- und Nicht-Familienmenschen. Vielleicht bekommen wir noch heraus, zu welcher Gruppe Bond zählt. Feirefiz und GonzoShaker haben da sehr interessante, teilweise gegensätzliche Anhaltspunkte geliefert.
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Django

Der Andere

  • »Django« ist männlich

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34

Dienstag, 3. September 2013, 15:14

man wird in CR '06 darauf hingewiesen, wie Bond zu dem DB5 kommt, den er ja auch in den Brosnan-Filmen privat nutzt, wobei der in SF ja auch zu seinem Eigentum gehört, obwohl er die Gimmicks aus GF hat...
Wenn man eine Kontinuität mit den DB5 herstellen will, wird es immer schwierig. Man kommt ins Fabulieren. Macht aber Spaß. Probieren wir mal Folgendes:

Der voll ausgestattete DB5 war 1964/1965 Standard Ausrüstung für 00 Agenten. Nicht nur für Bond. Also gab es davon einige Exemplare. Als Aston Martin Fahrer kennt und schätzt Bond natürlich auch die Klassiker. Und er kennt die Geschichte von Aston Martin und dem MI6. In GE und TND hat er sich deshalb privat ein Exemplar aus dem Altbestand (um die Waffen bereinigt) zugelegt - aus Nostalgiegründen.

Schnitt: Reboot: In CR kommt Bond neu in die 00 Abteilung. Dort wird immer noch Aston Martin bevorzugt. Bond hat einen solchen aktuellen Dienstwagen. Auch er schätzt die Marke und kommt zufällig durch den Spielgewinn auf dem Bahamas an einen DB5. Den lernt er dort zu schätzen, will ihn aber nicht nach Europa verschiffen. Der DB5 bleibt auf den Bahamas. Da Bond aber nun vom DB5 "angefressen" ist, befasst er sich näher mit der Geschichte von Aston Martin und dem MI6. Er lernt, dass es in den 60ern die DB5 in "Vollausstattung" gab. Über einen alten Mitarbeiter der Abteilung Q erfährt er, dass noch ein Exemplar vorhanden ist, aber irgendwo im "Vergessenen" schlummert. Bond überredet diesen Mitarbeiter (wahrscheinlich "R"), ihm den Wagen zu restaurieren und zu überlassen. So kommt es und - voila - Bond kann sich in SF ein letztes Mal auf den DB5 verlassen ... :thumbup:

Genauso habe ich mir das auch immer gedacht :prost:

35

Dienstag, 3. September 2013, 18:13

Wenn ich die Romane lese kommt mir Bond immer gar nicht so Loner-mäßig vor. Letzte Woche hab ich Moonraker durchgelesen (ich hinke leider übelst hinterher bei den Neuübersetzungen), einen meiner Lieblingsromane, und da macht sich Bond auch schon bei Gala Brand ernsthafte Gedanken, und ist am Ende doch sehr enttäuscht, als es nicht mit ihr klappt. (Einer der Momente, in denen ich mich super in Bond hineinversetzen kann :D ) Sehr interessant in dem Roman fand ich auch die Bemerkung, dass sich Bond mal "in den Randbereichen des Rennsports" bewegt hat. Glaube das war in den bisherigen Übersetzungen auch weggefallen. Im Rennsport könnte ich mir jemanden wie Bond prinzipiell auch vorstellen. Wahrscheinlich ist Bond grundsätzlich auf der Suche nach einer Art Ersatzfamilie, die er im Sport vielleicht ebenso gefunden hätte wie im Geheimdienst.

Die eigentliche Unvereinbarkeit eines Heldenlebens à la Bond mit einer klassischen Familie wird ja in dem französischen Film La Totale und dessen US-Remake True Lies gekonnt als Komödienpotential genutzt.

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36

Dienstag, 3. September 2013, 19:36

Die eigentliche Unvereinbarkeit eines Heldenlebens à la Bond mit einer klassischen Familie wird ja in dem französischen Film La Totale und dessen US-Remake True Lies gekonnt als Komödienpotential genutzt.
Guter Hinweis, True Lies - muss ich zugeben - war mir entfallen. Aber es ist schon so: Es gibt Aufgaben, die eine Familie ausschließen. Alles andere wäre eine fortgesetzte Kette von Lügen oder eine Lebensteilung, die Ganzhingabe sowohl im Beruf als auch gegenüber der Familie unmöglich macht.
God save the Queen!

37

Dienstag, 3. September 2013, 22:05

Ein Dilemma auf dem die großartige Dramatik in "Breaking Bad" fußt. Gus Fring ist Walter White ohne "störende" Familie. Und Walter wäre ohne seine Familie mittlerweile wohl schon der größte Pate nördlich der Grenze!

Hach, eine tolle Serie.
"That's one hell of a Pilot!"

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38

Mittwoch, 4. September 2013, 09:34

Also ist Bond wohl wirklich nicht für's Glück gemacht. Das mag auch seine Motivation sein: der ständige Adrenalin-Schub, der hedonistische Genuss des Augenblicks, der ewige Kampf gegen die Langeweile ...
In einem Interview hörte ich vor Jahren Maria Schell auf die Frage nach ihrer Definition von Glück antworten: "Glück ist die Identifikation mit dem Augenblick." Die Folgerung müsste ein hedonistisches Leben sein.
Deine literarische Beweisführung ist bestechend, lieber Feirefiz! Besonders die Schlussfolgerung auf Bonds Motivation ist geradezu psychoanalythisch. Ist er ein zerrissener Charakter, ständig auf der Flucht vor sich selbst?
Ist Tracy möglicherweise ein gespiegeltes Äquivalent zu Bond und gerade daher die ideale Frau für ihn? Oder ist eben diese Verbindung verderbenbringend/ tödlich? "Der übergroße Lebenshunger frisst ein empfindsames Herz auf." (Marc Ange Draco, OHMSS)
Wie kann das enden, gibt es Hilfe für Bond? Braucht er Hilfe? Zu Ende gedacht kann es ja nur in die Verzweiflung führen - ausgelöst durch die Erkenntnis der Sinnlosigkeit des ewigen Weglaufens.
(An dieser Stelle möchte ich auf "Bonjour Tristesse" von Francoise Sagan verweisen, welcher die resultierende Leere und Verzweiflung des Hedonismus anschaulich schildert.)

Ich bevorzuge, da auch ich mich zum Hedonismus bekenne, eine andere Lesart.
"Wie schaffst Du es, zu überleben?" "Ich labe mich an Anmut und Schönheit." So wird es in TWINE gesagt. Ein Schlüsselgedanke der Bondreihe! Und - verzeih mir, wenn ich hier auf die Unendlichkeit rekurriere - so sehr ich auch nachdenke: Jeder Grund, jede Motivation hat immer einen weiteren Grund/ eine weitere Motivation. In der mittelalterlichen Rezeption der aristotelischen Philosophie nannte man das "Regressus ad infinitum" (Rückschritt ins Unendliche) - und ist verboten! Folglich muss es den letzten Grund/ die letzte Motivation geben und kann gefunden werden: Freude! Freude an Schönheit, Freude an Anmut! Alles Fragen nach Sinn muss mich doch letztlich zu der Frage führen, "Warum hat Gott die Welt erschaffen?" oder, neutraler formuliert, "Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts ?" (Die Grundfrage der Philosophie). Und wenn diese Frage beantwortet ist, ist das Ziel erreicht. Es ist wahrscheinlich nur ein Etappenziel, aber mir scheint der Neutestamentler Klaus Berger die (bislang?) letzte Antwort auf diese Frage gegeben zu haben:
Er wurde nach einem Vortrag gefragt, was der Grund Gottes für die Erschaffung der Welt gewesen sein könnte. Berger antwortete (etwas flapsig): "Weils ihm Spaß gemacht hat. Denken Sie daran, wieviel Spaß es macht , ein Kind zu zeugen - und übertragen dann diesen Prozess auf das Universum." Statt Spaß würde ich lieber Freude sagen, auf griechisch: Hedona. Womit wir beim eigentlichen Hedonismus (jetzt nicht negativ besetzt) wären. Gott ist Hedonist. Die Nachfolge Christi muss im Hedonismus münden. Es gibt dann keinen weiteren Grund mehr. Deswegen entscheide ich mich dafür, Bond als geglückte Existenz zu sehen (und damit das so bleibt, sollte ein Mann wie er die Finger von der Ehe lassen!)
God save the Queen!

Feirefiz

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39

Mittwoch, 4. September 2013, 20:12

@ Mr. Fogg: Da haben wir uns partiell falsch verstanden, was allerdings meiner unpräzisen Formulierung geschuldet ist. In meinem letzten Beitrag meinte ich in Reaktion auf Dein Gegensatzpaar „Familienleben – einsamer Wolf“ mit „Glück“ in erster Linie die Glücksvorstellung im (klein)bürgerlichen Sinne: Partner, Kinder, Haus, geregeltes Einkommen etc. Und dafür ist weder der Bond der Filme noch Flemings gemacht.

Dies gilt ebenso, wenn wir mit „Glück“ den Gemütszustand meinen, in dem wir zufrieden sind und zur Ruhe kommen („Verweile doch, du bist so schön“), denn Ruhe ist für Bond vielleicht der größte anzunehmende Schrecken. Wenn Bond bei Fleming nichts zu tun hat, weiß er nicht viel mit sich anzufangen. Er säuft, er versucht Frauen aufzureißen etc. Beim Film-Bond haben wir deutlich weniger Anteil sowohl an Bonds Innen- als auch an seinem Privatleben, doch führt er wohl letztlich die gleiche Existenz, allerdings befreit von sichtbaren bzw. mitgeteilten Selbstzweifeln. Wenn wir seine Wohnung sehen, ist diese für die Zeit jeweils geschmackvoll, aber in etwa so persönlich eingerichtet wie eine Hotel-Suite, und wenn wir ihn mal kurz privat erleben (etwa in DN, FRWL, LALD oder GE), dann tut er in seiner Freizeit auch nichts anderes als während der Berufsausübung: Er fährt schnelle Autos, er flirtet bzw. schläft mit schönen Frauen, er geht ins Casino oder lässt es sich munden. Nun heißt das nicht, dass Bond unglücklich ist, wer käme angesichts der beschriebenen „Hobbys“ auch auf so einen abstrusen Gedanken – sonst wäre Bond ja auch nicht seit 50 Jahren die Projektionsfläche von Millionen Männern in aller Welt: inklusive, wie man annehmen darf, aller Herren hier im Forum!

Bond führt eben ein Leben im völligen Adrenalin-Rausch, doch hat er den mal nicht (in den Filmen kommen diese Passagen faktisch nicht vor, und nicht zuletzt deshalb ist der Kino-Bond wohl viel populärer als seine literarische Vorlage), dann langweilt er sich fast zu Tode. Im Kino brachte das ausgerechnet Connery im inoffiziellen NSNA zum Ausdruck: Als er beim Anfangstest versagt, sagt er sinngemäß zu M: „Der wirkliche Einsatz ist immer noch etwas anderes. Ich habe zuletzt meine ganze Zeit mit Unterrichten vertrödelt.“ Heißt wohl: Ein „solider“ Lebenswandel (wie hier z.B. als Lehrer; ein Beamter dürfte Bond immerhin beim Finanzamt ironischerweise gleichwohl sein), der Voraussetzung für „bürgerliches“ Glück wäre, ist nichts für Bond. Er kann vielleicht mal in Urlaub fahren und da außer Töten dasselbe tun wie während seiner Missionen - deswegen verschwinden ja die Bond-Girls mit dem Abspann stets auf Nimmerwiedersehen, um anders als hier und da in den Büchern keinerlei Erwähnung mehr zu finden. Doch wäre selbst dies im Korsett geregelter Arbeitszeiten Bonds Alltag, fiele er wohl sofort in ein Loch, wie es Fleming ja auch hier und da andeutet. Ein Bond-Regisseur oder -Drehbuchautor sagte einmal, er könne sich bei einem Menschen wie Bond nicht vorstellen, er ginge z.B. freiwillig ins Ballett. Ginge Bond vielleicht aus eigenem Interesse ins Kino? Griffe er zu einem Roman? Hat er jenseits des Berufs überhaupt Freunde? Diese Fragen sollen nicht zuletzt den Gedanken relativieren, Bürgerglück sei – gerade in unseren Tagen – zwingend an die Institution Familie gebunden.

Anders gesagt: Bei Fleming werden Doppel-Null-Agenten, glaube ich, mit Mitte 40 aus dem aktiven Dienst abgezogen. Was würde in dem Moment aus Bond? Die Ahnung einer Antwort hat Connery im obigen NSNA-Zitat angedeutet, und das meinte ich damit, als ich schrieb, Bond sei mit sich und seinem Beruf im Reinen. Natürlich genießt er sein Leben, deswegen ist er auch nicht unglücklich im Wortsinn, doch diese stete Grenzexistenz, dieses allgegenwärtige Alles-oder-nichts am Spieltisch, bei den Damen wie ums eigene Leben, das wir zuschauend bewundern und genießen, ist letztlich nicht lebbar, allenfalls um den Preis der Aufgabe der eigenen Persönlichkeit. Das sagt Bond selbst in CR zu Vesper, als er den Ausstieg versucht: Er müsse versuchen, das letzte Bisschen Menschlichkeit, das ihm noch geblieben sei, zu retten. Vespers Tod verhindert das (ähnlich wie am Ende von OHMSS die Ermordung Tracys, wobei sich konsequenterweise der emotionale Lazenby-Bond zu Beginn von DAF wieder in Connery verwandelt, auch wenn das in Wahrheit andere Gründe hatte), und Craig-Bond sagt dies nicht umsonst zu Beginn seiner Reboot-Karriere, also in der ersten Hälfte des zwei Streifen umfassenden Prozesses, den wir gerne die Bond-Werdung nennen (sprich: bevor Bond gänzlich Bond ist). In SF, der Craig als etablierten Bond zeigt, der sich nicht mehr seine Unerfahrenheit oder seine Emotionen, sondern sein Alter vorwerfen lassen muss (während der Dreharbeiten war Craig alterstechnisch ja auch fast schon an der oben genannten Pensionsgrenze), sehen wir, dass er sich diese Fragen nicht mehr stellt, sondern dass er seine Persönlichkeitsvereinnahmung durch den MI6 akzeptiert: „Ratte frisst Ratte“ …Genießen kann er sein Leben nichtsdestotrotz, solange es ihm zu führen erlaubt ist.

Zumindest im Kino möge er uns also - in welchen Inkarnationen auch immer – alle überleben!
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story you try to write about Superman, the more you kill him."
(Dan Barry)

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40

Donnerstag, 5. September 2013, 19:46

Verehrter Feirefiz,


Du hast mir eine große Freude gemacht mit Deinem großartigen Psychogramm Bonds, basierend auf einer tiefen Kenntnis von Flemings Werk. Ich kann Dir auf dieser Ebene schlichtweg nicht das Wasser reichen und verzeichne daher einen Wissenszuwachs. Um sicher zu gehen, dass ich Dich richtig verstanden habe, möchte ich (ganz kurz!) mit eigenen Worten zusammenfassen, was
Du gesagt hast.


Du präzisierst „Glück“ in mehreren Formen: a)„kleinbürgerlich“/ familiär und b) „Zur Ruhe kommen“ – beide kommen für Bond nicht in Frage.


Glück empfindet Bond im c) „Adrenalin-Rausch“, in der Ausübung seines Berufs, im Ernstfall, im Kitzel der Grenzerfahrung.


Aber auch diese Empfindung kennt Grenzen, in gegenwärtiger Untätigkeit oder/ und im zukünftig drohenden Ende seines Berufs. Bonds „Glück“ hat demnach eine brüchige Substanz und ein knappes Mindesthaltbarkeitsdatum.


Dein Fazit (und hier zitiere ich Dich wörtlich, weil es wesentlich ist): „nicht lebbar, allenfalls um den Preis der Aufgabe der eigenen Persönlichkeit.“ Letztere vollzieht Bond dann auch, wie Du
beneidenswert verknüpfst, im Film Skyfall durch die Akzeptanz seiner Persönlichkeitsvereinnahmung.


James Bond ist eine fiktive Figur und es gibt Leute, die behaupten, dass es eine Überstrapazierung dieses „Geschöpfs“ bedeuten würde, an es die gleichen Gesetze anzulegen wie an real existierende Personen. Dieser Ansicht bin ich nicht, da jede gut entwickelte literarische Figur, die eine Leserschaft zu fesseln imstande ist, reale Merkmale und Eigenschaften haben muss. Wenn jemand anderer Ansicht ist, verweise ich einfach auf historische Personen, bei denen mir Ähnlichkeiten auffallen. Da wäre vor allem Ernest Hemingway. Alles, was Du über Bond ausgesagt hast – vor allem auf der Basis von Flemings Schriften – würde in Hemingway eine reale Entsprechung finden: Die ständige Suche nach dem Adrenalin-Rausch, aber auch die Verzweiflung an
und durch Langeweile. Wir wissen, dass Hemingway keine Erlösung finden konnte, wenn ich es so knapp formulieren darf. Er beging Selbstmord. Nach der Lektüre Deines o. a. Beitrags komme
ich nicht umhin, für Bond ein vergleichbares Ende zu prognostizieren. Tragisch! Solch Ende wäre abzusehen, da Bond, wenn er nicht im Dienst fällt, altern müsste und seine Befähigung zur Ausübung seines „Lebens-Elixiers“, seines Berufs verlöre. Dein Psychogramm(, das ich für sehr gelungen halte, ) betrachtet das “Jetzt“ Bonds, es lässt uns aber im Stich, wenn nach der potentiellen Zukunft gefragt wird. Das wäre aber auch zu viel verlangt von einer Analyse, die sich auf eine die Gegenwart beschreibende Geschichte bezieht. Der Grund/ die Motivation für Bonds Leben, Dasein, Handeln ist sein Beruf, dem er sich bis zum Persönlichkeitsverlust hingibt. Du ziehst den Schluss: „nicht lebbar“. Und hättest damit Recht! Wenn nicht eine andere Motivation diese erste ( des Berufs)
in den Schatten stellte. Und genau da, meine ich, muss bei Bond noch etwas sein – mehr sein!
Letzten Endes kann ich dafür nicht so exakt Belege anführen wie Du. Ich kann nur Schlüsse ziehen aus Überlegungen, die sich aus Bonds mir bekannten Eigenschaften ergeben. Am wichtigsten erscheint mir in diesem Zusammenhang seine Fähigkeit und sein Wille zu überleben. Genau in diesem Punkt baut sich das große Fragezeichen auf bei Deiner Analyse. Ich bin mir des sehr
theoretisierenden Charakters solcher Gedankenspiele durchaus bewusst, führe sie aber doch durch, da Bond sonst nichts weiter wäre als die „adäquate Erholung überragender Geister“ (Anthony Shaffer, „Sleuth“). Bond ist Überlebenskünstler und das kann sich nicht bloß auf die Fähigkeit zur Ausübung seines Berufs beziehen. Sonst wäre er verurteilt, an Verzweiflung und Langeweile zu sterben. Oder er würde versuchen das Ende seines Lebens auf eine berufsbedingte Weise herbeizuführen (wie John Wayne in „Der letzte Scharfschütze“). Was Bond tut, wie er lebt IST m. E.
lebbar. Eines Tages wird so jemandem ausreichen müssen, als letzten Grund Freude oder Genuss anzustreben. Bei Bonds Allgemeinbildung und Kenntnis verschiedenster Völker, Kulturen und Mentalitäten vermute ich sogar erheblich weitere Erkenntnisse. Immer aber wird seine hervorstechendste Eigenschaft sein, mit Improvisationstalent den Herausforderungen des Lebens in jedem Alter zu begegnen. Mir fällt da auch ein Jim Kirk ein, der im Angesicht des Todes seines besten Freundes Spock bemerkt, dass er sich bis dato nie dem Tod gestellt hat. Er vollzieht eine Korrektur. Bond und Kirk sind die gleichen Typen. Das soll jetzt erstmal reichen. Ich will niemandem auf die Nerven fallen.


Nur noch eins: Es mag manchem lächerlich erscheinen, jedoch halte ich die Suche nach Antworten auf die hier diskutierten Fragen für einen Überlebenskampf, den Überlebenskampf einer großartigen Figur, die vielen ein Vorbild ist und durchaus sein darf. Und dann wollen wir auch nicht das Motto vergessen, das Fleming in das Wappen der Bonds geschrieben hat:


Orbis non sufficit!
God save the Queen!