Beim Titel und der Schriftart hatte ich noch Ambitionen, mir das schön zu reden, obwohl ich beides auch schon erschreckend hohl fand. Fan-Sein heißt für mich auch, sich auf das Positive zu konzentrieren, was da ist, nicht auf das Negative oder das, was sein könnte. Aber bei diesem Poster ist bei mir die Grenze erreicht. Ich kann daran beim besten Willen nichts Gutes finden.
Craig vor einer blauen Betonwand (!), mit einem 08/15-Gesichtsausdruck, abgeschnittenen Händen... what the f*ck?! Wie kann jemand, der sich auch nur ansatzweise für Fotografie interessiert, so ein Bild mit abgeschnittenen Händen herausgeben? Für ein Poster eines Millionen-Dollar-Franchises? Sowas lernt man in der ersten Stunde in einem Volkshochschulkurs. Michael G. Wilson ist Experte für Fotografie, wie kann der sowas abnicken? Ist der mittlerweile völlig senil, oder lässt er sich von Broccoli und irgendwelchen Schlipsträgern völlig unterbuttern? Die Dinger zu QOS oder SF waren ja Meisterwerke dagegen, obwohl die eigentlich auch schon ein Witz waren, angesichts der Postertraditionen bei diesem Franchise...
Ich stelle mir sowas bei Star Wars vor. Ein Schnappschuss von Han Solo vor einer blauen Betonwand mit abgeschnittenen Händen als Teaserposter am 4. Mai. Ich glaube ehrlich, dass es da einen Shitstorm geben würde. Völlig zu recht! Ich mag die ersten drei Craigbonds sehr, aber ich bin Bondfan, nicht Craigfan. Ein Foto von Craig im Smoking erzeugt bei mir noch lange kein Bondfeeling. Da bedarf es noch ein bisschen mehr. Aber bei vielen Bondfans scheint das wunderbar zu funktionieren. Das ist mittlerweile wie in irgendeinem Helene-Fischer-Fanclub, wo jeder noch so mittelmäßige Schnappschuss zig Likes und Herzchen bekommt.
Es geht ja noch nicht mal um gezeichnete Poster versus Photoshop-Arbeiten, oder Detailreichtum versus Minimalismus. Einige der besten Poster der Filmgeschichte sind fotografisch und sehr simpel. Vor ein paar Tagen ist Philip Gips verstorben, der die Poster zu Alien oder Rosemary's Baby designt hat. Die sind auch nicht gezeichnet und eher einfach, aber genial! Weil man da das Gefühl hat, dass sich jemand mit künstlerischen Fähigkeiten Gedanken gemacht hat. Die Ära der gezeichneten Poster ist wohl leider vorbei, obwohl man es bei anderen Franchises wie Star Wars oder Indiana Jones irgendwie hinbekommen hat, die Tradition guter klassischer Motive beizubehalten. Aber man muss den Stil früherer Tage doch nicht mit voller Absicht in die Tonne treten... Was nützt ein "Global James Bond Day", wenn man sich dabei selbst unter Druck setzt, irgendeinen Mist rauszuhauen? Ganz ehrlich, ich brauche so einen Tag nicht unbedingt. Mir reicht es, wenn man einfach regelmäßig gute Arbeit abliefert und ein bisschen Respekt für die Fans zeigt.
Vielleicht wollte man tatsächlich einen Teaser veröffentlichen, irgendwas hat nicht geklappt, und man hat kurzfristig irgendein Foto aus dem Stapel gezogen und den Schriftzug draufgepappt, um irgendwas an diesem Tag zu machen. Ich hoffe es irgendwie. Wenn dieses Poster Absicht war und der Qualität des Films entspricht, könnte das der Scheideweg sein, an dem ich mir überlege, ob ich diesem Franchise und seinen "Machern" in Zukunft noch die Treue halten will.