Interessant dass gerade dieser Film doch ganz schön polarisiert. Also ich kann die Pro-TB-Argumente objektiv alle gut nachvollziehen. Vom Aufwand her ist TB natürlich krasser und beeindruckender, und aus heutiger Sicht wirkt es schon verblüffend, dass das in nur einem Jahr Produktionszeit bewältigt wurde. Man muss allerdings auch sagen, dass dieses höhere Budget dadurch ermöglicht wurde, dass GF das Publikum so verzaubert und Massen von Geld eingespielt hat.
Von den Schauplätzen her ist GF innerhalb der 60er tatsächlich der am wenigsten beeindruckende. Kentucky ist größtenteils ähnlich gefakt wie viele Locations seit den 90ern, aus Pinewood-Aufnahmen und Second-Unit-Szenen aus Florida. Ist aber auch handlungstechnisch bedingt durch das Setting in Fort Knox. Und dessen Nachbau finde ich dann doch so genial, dass das die zweite Hälfte wieder enorm aufwertet. Die Ranch hat tatsächlich etwas ländliches und vielleicht "piefiges", aber das passt auch zum Charakter von Goldfinger, der im Gegensatz zu Largo weniger weltmännisch und mondän auftritt. Aber gerade das macht für mich auch seinen Reiz aus.
Frauentechnisch sehe ich Domino auch weit vor Pussy, allerdings passt der reifere und herbe Charme auch zu einer Gangsterchefin. Fiona fährt Motorrad, Pussy ist aber auch immerhin Pilotin. Dann gibt es ja auch noch Jill, deren Zusammentreffen mit Bond in Miami ich enorm sexy finde. Auch Dink finde ich attraktiv.
Beim Marathon ist mir auch aufgefallen, wie völlig unterschiedlich die Herangehensweise von Young und Hamilton war. Young nahm die Bücher und die Agentenwelt von Bond insgesamt sehr ernst, was auch der Sichtweise der meisten Fans entspricht. Hamilton dagegen hatte eher einen ironischen und leichteren Zugang, was eher der Perspektive der Normalzuschauer entspricht und ihnen entgegenkam. Das merkt man bei der Figur von Leiter, bei der der Romanhintergrund Hamilton völlig egal war. Insofern ist es verständlich, dass die drei Youngfilme bei Fans relativ hoch angesehen sind, während GF als Liebling der Gelegenheitszuschauer oft als überbewertet wahrgenommen wird.
Wo ich GF dann auch weit vor TB sehe ist die Art des Erzählens. GF flirtet mit dem Zuschauer. Den Gag mit der netten alten Lady, die später ein MG abfeuert, sehe ich dafür als Musterbeispiel. Auch Bonds Überrumpeln der Wache. Diese Leichtfüßigkeit mit einem großen Augenzwinkern bezieht den Zuschauer viel mehr mit ein, während TB über weite Strecken einfach seinen Technik-Bombast abspult. Die ganzen Unterwasserszenen sind reine Schauwerte, die dem Zuschauer nichts weiter als Staunen abverlangen wollen.