Auch ich halte George Lazenby für einen guten und – gerade angesichts seiner immer wieder ins Spiel gebrachten „Unerfahrenheit“ – für einen absolut vollwertigen Bond, der, ohne an der Spitze zu stehen, sich hinter seinen Kollegen nicht verstecken muss. Sicher schwankt seine Darstellung zwischen seiner Interpretation des cool-lässigen Connery-Bond (und hier bleibt er hinter dem Original deutlich zurück) und dem emotionaleren Bond dieses Films, den er insgesamt überzeugend, stellenweise gar glänzend verkörpert (v.a. natürlich in der Schlussszene) – in den Actionszenen ist er sowieso eine Bank. Dass sein Bond dadurch nicht ganz stringent wirken mag, liegt weniger an ihm als am Drehbuch, das mitunter deutlich schwankt zwischen dem neuen, menschlichen Bond und dem (kurz gesagt) klassischen Superagenten, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Auch andere Bond-Darsteller brauchten mehr als einen Film, um zu ihrer Auslegung des Bond zu finden, namentlich Brosnan, der allerdings stets mit besonders unentschlossenen Drehbüchern geschlagen war, daraus aber immer noch das Beste machte. Nicht nur für einen Debütanten schlägt sich Lazenby eindrucksvoll, und auch ich hätte ihn prinzipiell noch gerne in einigen Filmen gesehen, die Entwicklung seines Bond hätte spannend werden können. Andererseits ist es vielleicht auch ganz gut, dass er nach einem Film ausstieg. Warum?
1. Es ist immer wieder zu lesen, dass OHMSS eigentlich mit Bonds Hochzeit enden sollte und Tracys Tod eigentlich als PTS für DAF (vor)gedreht wurde, dann aber nach Lazenbys frühem Ausstieg doch noch an sein Debüt angehängt wurde. Gerade dieser ebenso schockierende wie ergreifend-schöne Schluss ist es aber nicht zuletzt, der OHMSS so außergewöhnlich macht, der Film ist für mich nicht anders vorstellbar.
2. Dass Bond die 70er überstand (was nicht selbstverständlich war, auch deshalb war Lazenby ja eben ausgestiegen), ist der selbstparodistischen (Neu-)Konzeption des Franchise geschuldet, die mit DAF (z.T. schon in YOLT) entworfen und in den ersten Moore-Jahren trotz einiger ernster Zwischentöne bis zu MR immer weiter gesteigert wurde, ehe FYEO die geerdeten 80er Jahre einläutete. Ich glaube zwar, dass dieser Weg auch mit George Lazenby möglich gewesen wäre (in OHMSS beweist er durchaus Sinn für die komischen Elemente), doch hätte DAF mit ihm in der Titelrolle und erst recht mit dem Schluss von OHMSS als PTS nicht einmal ansatzweise so aussehen können wie der Connery-Film gleichen Namens. Es wäre eher ein Film wie LTK oder QOS (auch jeweils die zweiten, dazu höchst umstrittenen Filme ihrer Hauptdarsteller) geworden; das hätte zwar auch in den 70ern – siehe z.B. Dirty Harry – für einen Film funktionieren können, aber dann einen derart ernsten Bond – überspitzt gesagt – in den Klamauk von Schnickschnack, Goodnight und Beißer zu überführen, wäre nach meinem Empfinden kaum vorstellbar und auch bei einem erneuten Darstellerwechsel derart abrupt nur schwer vermittelbar gewesen, erst recht, wenn Lazenbys zweiter Streich kommerziell funktioniert hätte: Denn auch dann hätte man Bond ja kaum zum englischen Charles Bronson machen wollen, gleichzeitig wäre es nach einem düsteren zweiten Auftritt fast unmöglich gewesen, Lazenby in die DAF-Connery- bzw. Moore-Linie zu pressen. In der Realität war es ja immerhin Über-Bond Connery, der den Stilwechsel einleitete, der Bond dann durch die 70er brachte.
3. Bei aller Wertschätzung für OHMSS und George Lazenby möchte ich die Bond-Filme nach ihm, so wie sie sind, einfach nicht missen.
Dennoch bleibt es dabei: Es gibt sechs Bond-Darsteller, und 002 gehört ohne jede Einschränkung dazu!
Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Feirefiz« (31. Mai 2013, 19:21)