Ich gebe zu, ich bin gegenüber diesem Film voreingenommen, weil ich eine
gleichsam romantische Beziehung zu ihm habe und er mir gewissermaßen
half, die Pubertät zu überleben
. Aber auch 18 Jahre nach dem ersten
LALT Genuss halte ich den Film für ein Meisterwerk und mit GF für den
definitiven Höhepunkt der Serie. Voreingenommen, wie ich bin, möchte ich
beteuern. Es beglückt mich sehr, dass in diesem Forum die hohe Qualität
sehr wohl erkannt wurde und es an anerkennenden Stimmen nicht mangelt.
Ich versuche, bei aller Subjektivität, die solche Bewertungen immer in
sich bergen, mein Urteil zu begründen: Das Tempo ist einfach
atemberaubend, der Spannungsaufbau für einen Bond ungewohnt gekonnt. Ich
verweise hier schon auf den Vorspann, der der erste ist, in dem man
Bond nicht zu sehen bekommt (auch nicht als "Maske" wie in FRWL), man
muss das durchaus auch mit der Erwartungshaltung der damaligen
Kinozuseher verbinden, die gespannt auf den neuen Bond Roger Moore warteten. Es mangelt
nicht an raffinierten Doppelbödigkeiten in der Story (Mr. Big/Kananga,
Rosie Carver, Voodoo-Thematik). Der Score von George Martin ist meiner
Ansicht nach von aufpeitschend-exotischer Genialität. Jane Seymour ist,
wieder ein zugegebener Subjektivismus, eines der allerallerschönsten
Bondgirls.
Roger Moore ist supercool, überzeugend beliäufig ironisch
britisch, dabei aber keineswegs immer souveräner Herr seiner eigenen
Story, man gesteht ihm, wie hier richtig gesagt worden ist, sogar Fehler zu ("ein weißes Gesicht in
Harlem - sehr clever Bond"). Yaphet Koto ein überzeugend-facettenreicher
Bösewicht, die Fassade eines schwarzen Gentleman-Politikers, der
bedrohliche Gangster mit ungeheurer körperlicher Präsens, zugleich eifersüchtig-kalkulierender Wächter über
die mit ihrer Jungfräulichkeit verknüpften Fähigkeiten Solitaires und
gleichzeitig ihr schmachtend-schüchterner Verehrer.
Und dabei diese
Fülle und Dichte von kraftvoll-originell gestalteten Szenen, die man einfach
nicht oft in anderen (auch Bond)Filmen gesehen hat. Beginnend bei der
schwarzhumorigen lustigen Begräbnis-Szene, die ja dann wiederholt wird. Der originell-ironischen Einführung
der Zuseher und Ms in Bonds Junggesellenbehausung. Der von Solitaire
komentierten Ankunftszene...ich möchte nur etliche meine persönlichen Favoriten
nennen: Harlem-Verfolgungsjagd, später in TND kopiert, Bond trifft auf Solitaire mit diesen grandiosen Dialogen "Namen sind was für Grabsteine, baby?". Diese Dialoge sind im Deutschen sogar noch eine Spur besser als im Englischen(irgendwer hat behauptet, der Satz Mein Name ist Bond, James Bond fällt in diesem Film nicht, hier fällt er, und wie (!!), die Ankunft in San Monique "ungeheuer romantisch, diese Mrs. Bond", die berühmte Schlangen Szene (großartig, wie hier die Spannung gesteigert wird, man denke weiters an RMs nur ganz kurzes Erschrecken, als er die Schlange sieht, und dann die sofort wiederkehrende Coolness), die Verführungsszene mit Solitaire (Kartentrick!!!), nicht zu vergessen etwa die Szene "Bond gerät zum zweiten Mal in Mr. Bigs Hände", wo die Begräbnisszene wiederholt und der MacCartney Song von einer anderen Interpretin Roger Moore vorgespielt wird , natürlich Krokodilsszene. Die Bootverfolgungsjagd ist für mich keine Länge, da sie einfach grandios gefilmt ist. Die Kritik an Kanangas Ende kann ich halb und halb nachvollziehen. Aber man darf nicht vergessen, dass die von Moore gewollte Comic-Scrip-Violence ja auch zB bei TSHLM vorkommt, man denke nur an die vorläufig finale Abrechnung mit Beißer. Ich persönlich sehe gerade in heutigen Vorabendprogrammen mehr als genug Gurgeln aufgeschnitten usw., also ich muss gestehen, ich bin da ein wenig auf Sir Rogers Seite.
Das Buch von Fleming hat durchaus auch Qualität, ist allerdings für die 70er schon sehr politcal incorrect. Davon abgesehen hat man ja auch immer aus dem Buch zurückgegriffen, etwa in FYEO oder LTK. Aber ich möchte hier die freie Interpretation niemandem zum Vorwurf machen, weil ich den Film nach wie vor überragend finde. Übrigens noch ein letztes Wort zum Thema Rassismus: Es gab da zwar tatsächlich Vorwürfe gegen den Film. Ich denke allerdings, dass man sich da einerseits sehr versucht hat abzusichern, immerhin sind auch zwei von Bonds Helfern, darunter Quarrel junior alias "der Mann, der alles mit mir teilt, notfalls sogar die Zahnbürste"
schwarz. Und weiters war Yaphet Kotto der erste schwarze Bondschurke, und darauf laut eigenem Bekunden sehr stolz.