Seid gegrüßt,
zunächst einmal mein Dank an die werte Laura und ihr Team, der Zugang zum Forum scheint wieder gewährleistet zu sein, merci beaucoup, toll dass Ihr Euch Zeit nahmet und uns so wundersam unterstützt, ich weiß das zu würdigen und wäre schon rein technisch nie dazu in der Lage, eine Seite am Leben zu erhalten.
Hier folgt nun meine Moonraker-Rezension, Part 1 in diesem Beitrag, Part 2 gleich darauf. LG
Moonraker hieß sie, die
vielleicht beileibe nicht die beste Filmdarbietung seiende Farce, ein
einziger Ulk?, nun, aber ein dafür auch nicht gerade lakonisch knapp
gehaltener, sondern in den fabulierenden Bildern hochgradig
intensiver Beitrag zur Filmgeschichte, welcher zeitlebens die Gemüter
spalten wird und Diskussionen en masse hervorriefe. Moonraker, das
ist die nunmehr 40-jährige Liaison (nicht etwa mit einer Person,
sondern mit dem GEDANKEN an einen Höhepunkt in anderen Sphären,
Hauptanker ist u.a. die äußerst überzeichnete, obzwar
psychologisch stimmige bzw. „realistische“, Figur einer
wahrhaften Koryphäe abgehobenen Geschwätzes: Hugo Drax), der
irritierend bildverträumte Film konsterniert uns, FASZIniert uns
aber auch gleichermaßen, ein Film so seltsam wie ein Trugbild, für
Bondileinchen werden seitens unbehaglicher Unruhestifter die
entzückendsten Todesfallen arrangiert, Moonraker ist der visuell
amouröse, in superbem Schweben flatternde Flug durch Gottes Lüfte,
absonderliche Figurationen und buchstäblich abermals abgehobene (!)
Orkane der Gefühle im Weltraume, fordern nachhaltig unsere
schmunzelnde Andacht, der Film akquiriert -und gewänne mich
gewissermaßen als Fan, gleichwohl macht er es mir keineswegs leicht,
falls er gewillt sein sollte, nicht negativ kritisiert zu werden –
was Sie zu Gesicht und Antlitz bekommen werden, ist einerseits nichts
Geringeres als das globalste, umfassendste und visuell komplexeste
Werk ALLER Bondfilme, andererseits aber stellenweise ein
seinesgleichen suchend' Trashreigen und Unfugsquatsch, dessen 'Logik'
dem Kopfe eines 'Gott und die Welt' spielenden Kleinkindes mit Hang
zu Machtspielereien und sterbenden Spielfiguren entstammen könnte.
Tatsächlich mutet Drax an, als sei er ein hochintelligenter kleiner
Junge, seine Pläne sind brillant und schwachsinnig zugleich.
Die drakonischen Methoden
des streng konstruierten Vorhabens eines gewissen bereits mehrfache
Erwähnung gefunden und erlangt habenden Hugo Drax – kontrastierend
hierzu aber gepaart mit einer unendlich verträumten Aura diverser
Szenen außerhalb des seinigen Gehirns – , erzeugen einen wahrlich
einmaligen und unvergesslichen Filmsegen, bedauerlicherweise aber
stellenweise nur bedingt einen Guten...
Sei dem wie dem wolle:
Erstmals erforscht Bond ungeahnte Höhen des Galaktischen, mir
persönlich fehlen jedoch in erster Linie Unterwasseraufnahmen, denn
bei einem derart kontrastreichen Filme der Extreme, wäre es nur
konsequent gewesen, Bond obendrein auch noch in die tiefe See zu
senden, sofern sich dieser zugegebenermaßen durchaus bizarre
Vorschlag mit der Geschichte des Drehbuches hätte vereinbaren
lassen, doch wie gesaget: Logik ist fürwahr ohnehin nicht des Mondes
Domäne, nicht wahr?
Deliziös uns mundende
Bilder vom großen Ken Adam, der er hier zum letzten Male den
EinfaLLspinsel des production designs schwang, gegenübergestellt
aber einer derart absurd überzogenen Geschichte samt ihrer
entsprechenden Umsetzung, verleihen dem magischen Filme etwas
einzigartig Kontrastreiches (wobei: besagte Kontraste schweben eher
anderswo, das übertriebene Setting harmoniert mit Adam eigentlich
geradezu glänzend, wenn ich auch seine Arbeiten für Doctor No bis
zum heutigen Tage für seine Besten halte), Moonraker ist etwas
derart Extremes, wie es uns selbst im Rahmen des Bonduniversums in
anderen Werken so überbordend noch nicht beschieden war, in den
Folgejahrzehnten erst recht nicht, nicht uninteressant ist dabei
auch, dass das sich zusehends zum Über-Klischee entwickelt habende
Vorurteil, ein Bondfilm handele ja stets sowieso nur von einem
Irrwicht, dessen Plan es sei, die ganze WELT zu vernichten und alle
Macht zu erobern, eigentlich nur auf einen einzigen Film wortwörtlich
zutraf, nämlich eben Moonraker, was zwar mitnichten bedeuten soll,
die anderen Werke seien ein Musterbeispiel an Realismus, jedoch
erachte ich es immer wieder als faszinierend, wie all jene, die
möglicherweise noch nicht einmal diesen einen einzigen
Weltvernichtungsfilm Moonraker sahen, die Botschaft aus ihrem Munde
purzeln lassen, in einem Bondfilme ginge es einzig darum und um
nichts anderes, Weltvernichtung walten zu lassen...., auch andere
Klischees wie „Bond, James Bond“ tauchen genau genommen allzu
häufig gar nicht auf, Nichtexperten reagieren auf selbige aber
interessanterweise deutlich emotionaler und extremer als der Kreis
der tatsächlichen Fans, selbstredend ist dieser dritte und letzte
Gilbert-Bond abermals ein Fundus für Parodisten ob der zahllosen
weltfremden Spielereien, deretwegen all diese Klischees erst geschürt
werden, MR '79 ist ein Werk, welchem mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit insbesondere Männer und Kinder recht viel
abgewännen wohl, diesem erhabenen „Kunstwerk der Blödeleien“
kann man selbst die gröblichsten Fehler nicht übelnehmen, der die
Welt zerschlagende Frechling Hugo Drax nennt obendrein die wahrlich
besten „lines“ aller Villains sein Eigen gar, mit Stolz und
ungnädigem Urteile verkündet er all das, was ihm buchstäblich
„vorschwebt“, Drax' verbale Größe verbunden wiederum mit der
Visuellen Ken Adams fürwahr, erzeugte den vielleicht
faszinierendsten Bondfilm überhaupt, in der über alle Maßen
albernen Gesamtumsetzung aber auch einen der „Schlechtesten“,
hierin läge auch nach 40 Jahren die Ironie..., Charme und Unfug
gehen Hand in Hand, viele Passagen sind kaum erträglich, doch die
wenigen Szenen, die den einzigartigen Charakter des Films ausmachen,
zeigen uns dennoch, dass es sich rentiert, den Rest zu überstehen.
Äußerst positiv fiel mir
ins Auge, dass dieser einerseits moderne, andererseits aber auch
Ähnlichkeiten zur Stummfilmzeit offenbarende Bondfilm
überdurchschnittlich viele weibliche Villains einband, tatsächlich
sind die Todesengel Hugos, im Gegensatze etwa zu jenen „Erzwungenen“
aus OHMSS '69, teils von betörend bedrohlicher Ausstrahlung und in
ihren verführerischen Exzessen eine Gefahr für jedweden Mannes
Innen- und Außenwelt, ein weiteres Element der Unruhe stellt
selbstredend der auch diesmal nicht meinen gegnerischen Geschmack
treffende, jedoch zum übertriebenen Gesamtcharakter des Films
passende „Beißer“ dar, dessentwegen das Werk ab einem bestimmten
Punkte sogar nicht Halt davor macht, eine „Liebesgeschichte“ zu
erzählen, d.h. zwischen ihm und einem weiblichen Menschen bunten
Zopfes, welcher ungefähr 12 Etagen unter ihm seine Behausung fände
(Beißer ein Leuchtturm, das „Mädchen“ ein Bungalow, doch die
Kombination scheint zu harmonieren), es ist die magische Kreuzung
beißenden Angriffs und gleichwohl wärmlicher ausfallenden Humores,
die den Film auszeichnet, da diesmal besagte Liebe so süßliche
Anwendung fände, all dies stünde dem Film unter „normalen“
Umständen alles andere als gut zu Gesicht, genösse aber meine
Akzeptanz, da die Ideen immerhin nett sind und außerdem an
Albernheit eben DOCH zu übertreffen sein dürften, zumal so richtig
munter wird es erst dann, wenn Hugo das Wort ergreift..., Blondi und
Beißi bilden und sind eine Liebesbande, welche somit noch nicht
einmal den größten „Unfug“ des Gesamtfilms einnimmt, der
Fremdschämfaktor ist generell Moonrakers größte „Stärke“,
kaum ein anderer Film ließ uns derart oft mit dem Kopfe eine
geschüttelte (für die Klischee-Fans: nicht gerührte) Bewegung
vollführen, mein Nacken schmerzt schon fast vor Fuchtelei meiner
Gedankenmurmel, besagtes Fremdschämen aber vermag es stets, ab einem
gewissen Punkte dann wieder mit Erstaunen und Hochachtung zu
changieren, konträre Szenen sind allgegenwärtig, Kunst und Kommerz
küssen sich sinnlich und beide Lippen leuchten so schön wie Neon,
Szenen von Bild- und Klangpoesie erzeugen eine Symbiose, ein
wankelmütiges Wechseln zwischen erdentrückt verträumten Spielen
der Göttlichkeit und im Gegensatz hierzu aber unüberlegt unlustigen
Ulkklopfern des Lustig-sein-Wollens, belustigt zunehmend die Aura
eines jeden Augenblicks, Kunst für Kinder eben, unentschlossen
einerseits, aber andererseits gerade dadurch so kompromisslos.
Mithilfe einer unbändigen
Utopie, eines ALLumfassenden Alls und einer Geschichte ungekannter
Größe, ist Moonraker bis zum heutigen Tage der (eher letzte als
erste, in jedem Falle aber fast einzige) GIGANTOMANISCH monströs
gewaltige ÜBER-Bondfilm, harmonierend mit einem vergnügt souverän
und anti-unentspannt agierenden, nonchalant seines Amtes waltenden
Roger 'Sinclair' Moore, als Agent zwar ist er wahrhaftig nicht immer
ein Garant für Glaubwürdigkeit und so schien der darauffolgende
(ehe Dalton diese 'Korrektur' im selben Jahrzehnt noch
perfektionierte) 80er Jahre Neustart einer Rückkehr zum
„Bodenständigen“ sinnvoll zu sein, doch unter allen Umständen
ist Moonraker der (bis zu einem gewissen Grade auch erfolgreiche)
Versuch, die experimentierfreudigen und nach den Sternen greifenden
70er Jahre so umfänglich wie möglich ausklingen zu lassen, keine
Frage: Moonraker ist der Jaguar Xj-12 unter den Bondfilmen, eben noch
nicht ganz so perfekt wie des Bondes 750 oder dergleichen, aber von
unvergleichlicher Aura, auch die Residenz des Drax ist ein Anwesen
wie kein Zweites (wobei: unangefochten mein persönliches
Lieblingshaus der Filmgeschichte ist immer noch jenes, zehn Jahre
darauf, von Jake Manning in der brillanten Miami-Vice-Episode „Das
Gefängnis in mir“ / the cell within, oder wie Tubbs so treffend
sagte: „nette Hütte“, ein vergleichbares Anwesen gibt es nicht,
glaubet mir, die Episode ist sogar selbst in Deutschland
ungeschnitten), Moonraker ist ein grotesker und verblüffender Film
über Größenwahn wie er im Buche steht, ganze psychologische
Seitensammler ließen sich theoretisch diesen Film betreffend
verfassen, alles Abgehobene und teils auch Unerfreuliche wird zur
Kunstform, alles Ungesunde zur zweifelhaften Schönheit, der
altehrwürdige Synchrongroßvater Heinz Petruo ist nunmehr nach
„guten“ Rollen innerhalb der Bondreihe (ob als Sprecher früher
Trailer, ob als Q in Liebesgrüße aus Moskau, ob als Sir Hilary
Bray, das Original, in OHMSS '69) erstmals finsterlich als Wüterich
besetzt worden und darf in seiner Rolle als Hugo Drax alle
sprachrhetorischen Register ziehen, angefangen bei schräg-harmlosen
Sätzen wie „Darf ich Sie vielleicht zu einem Gurkensandwich
überreden?“, später weitergeführt von noch belustigenderen
Aussprüchen im Stile von „Auch was den Tod angeht, bin ich über
alle Maßen großzügig“.
Großzügig möchte auch
ich sein, indem noch einige Worte hinzugefügt werden, dies geschähe
aber erst dann, würde man in den Kommentaren Part 1.2 betrachten,
Part 1.1 der Rezension ist nunmehr geschlossen.