Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das James Bond Forum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

Feirefiz

The Other Fellow

  • »Feirefiz« ist männlich

Beiträge: 644

Registrierungsdatum: 26. Mai 2013

  • Nachricht senden

161

Freitag, 26. August 2016, 19:01

Auch wenn er kein schauspielerisches Glanzlicht setzt, wird Hedison m. E. immer ein wenig hart beurteilt. Seine offen zur Schau getragene gute Laune in der Schlussszene wiederum ist doch formal wie inhaltlich durchaus erklärlich. Formal ist sie Bestandteil der Schlussharmonie, nachdem Bond Sanchez in die Hölle geschickt und damit die Ordnung wiederhergestellt hat. Im Übrigen war der Schluss von der eigentlichen Handlung bei Bond bis zur Craig-Ära ja meist etwas abgesetzt. Doch auch inhaltlich ist der aufgeräumte Felix verständlich, je nach Wahl (oder auch zugleich): a) durch seine „Erlösung“ durch Bond Rache, b) durch Felix‘ Charakter: Der Mann ist Agent, der ungezählte Tote gesehen hat, und weiß auch nach den schlimmsten Erfahrungen schnell wieder nach außen hin zu funktionieren und Haltung einzunehmen – ebenso wie Bond ja nur selten Einblicke in sein Innenleben zulässt, auch gegenüber Vertrauenspersonen. So unterschiedlich Leiter in all seinen Inkarnationen erscheint – ein wesentlicher Teil dergegenseitigen Wertschätzung Bonds und Leiters beruht stets auf dem Respekt vor der Professionalität des anderen.
"How do you make a hero logical? You don't, and you must accept that.
The illogic is what makes something like Superman. The more rational a
story you try to write about Superman, the more you kill him."
(Dan Barry)

162

Freitag, 26. August 2016, 22:26

Zitat

Der Schluß von LTK ist natürlich der gleiche Quark wie in TLD, da hast du recht. Es ist aber mehr oder weniger nur der Schluß und nicht immer wieder Momente im ganzen Film. Im übrigen empfinde ich Hedison sowieso als overactendes Ärgernis in LTK ("Wir sehen uns in der Hölle, Sanchez!").


Wobei man hier zu Hedisons Entlastung auch sagen muss, dass ihm aufgrund einer Panne nie das Drehbuch zugeschickt wurde. Er kam ans Set in dem Glauben, keinen Dialog zu haben. Umso entsetzter war er dann über seinen tragenden Part, bei dem er dann mehr oder weniger improvisieren musste. Bei der Szene mit ihm am Telefon stört mich eigentlich auch weniger sein Spiel, als vielmehr das Gefühl, dass verstörten Bondfans hier wohl noch einmal ein wohlwollender Knochen hingeworfen werden sollte, um sie nicht ganz so verstört aus dem Kino zu entlassen. Ich hätte diese Szene einfach weggelassen. Dass Leiter Bond wegen seines Einsatzes gegen Sanchez dankbar ist, kann man sich ja auch denken. Im Prinzip liegt das auch eher an Glens Regie.

Das mit Kara ist ein Kritikpunkt, den ich ganz gut nachvollziehen kann. Ich denke auch, man hätte Kara vor allem am Anfang ambivalenter anlegen sollen. In der Fleming-Kurzgeschichte ist sie immerhin ein KGB-Killer. Ein bisschen mehr Femme-Fatale-Feeling hätte man hier einbauen können. Ich hätte mir für den Part beispielsweise Nastassja Kinski sehr gut vorstellen können.

Auch die Kritik an den Gegenspielern kann ich verstehen, aber es stört mich jetzt nicht so massiv. TLD ist für mich sogar eher der Beweis, dass ein Bondfilm auch ohne einen klassischen Schurken mit entsprechender Screentime gut funktionieren und unterhaltsam sein kann.

Letztendlich ist es so, dass ich die Mängel im Konzept bei TLD eher tolerieren kann als die bei LTK, die für mich schon auch vorhanden sind. Ich finde beispielsweise die Heroisierung der DEA am Anfang immer etwas seltsam. Beispielsweise die Szene, als die Agenten in Zeitlupe auf Sanchez' Leute zurennen, die fast ängstlich zurückweichen. Das soll cool wirken, aber funktioniert für mich leider nicht so richtig. Ich habe weniger ein Problem mit Szenen, die witzig sein wollen, es aber nicht sind, als mit Szenen, die cool sein sollen, aber es eben auch nicht wirklich sind.

Feirefiz

The Other Fellow

  • »Feirefiz« ist männlich

Beiträge: 644

Registrierungsdatum: 26. Mai 2013

  • Nachricht senden

163

Samstag, 27. August 2016, 10:43

Wobei man hier zu Hedisons Entlastung auch sagen muss, dass ihm aufgrund einer Panne nie das Drehbuch zugeschickt wurde. Er kam ans Set in dem Glauben, keinen Dialog zu haben. Umso entsetzter war er dann über seinen tragenden Part, bei dem er dann mehr oder weniger improvisieren musste. Bei der Szene mit ihm am Telefon stört mich eigentlich auch weniger sein Spiel, als vielmehr das Gefühl, dass verstörten Bondfans hier wohl noch einmal ein wohlwollender Knochen hingeworfen werden sollte, um sie nicht ganz so verstört aus dem Kino zu entlassen. Ich hätte diese Szene einfach weggelassen. Dass Leiter Bond wegen seines Einsatzes gegen Sanchez dankbar ist, kann man sich ja auch denken. Im Prinzip liegt das auch eher an Glens Regie.

Bonds Mission in diesem Film geschieht gewissermaßen im Namen Leiters, deshalb ist es schon konsequent, dass Leiter in der Schlussidylle kurz zugeschaltet wird, um Bonds Erfolg "offiziell" zu bestätigen, wie auch seit der Moore-Ära bis zu Brosnan auch immer der MI6 bzw. M - ob per Telefon, Videoschalte, Wärmesensor oder persönlich - mit 007 in Kontakt tritt, um ihm zu gratulieren und Zeuge von Bonds Schäferstündchen zu werden. Insofern ganz klassisch, auch wenn man über die Art der Umsetzung streiten kann. Dass man hier nicht mit den Sehgewohnheiten brechen wollte, finde ich nicht verwunderlich, denn auch wenn Bond in LTK privat agiert, bedient sich er sich im Film seiner üblichen Methoden und Vorlieben, was durchgehend betont wird - ob man das nun inkonsequent findet im Vergleich zu den frühen Craigs oder einfach als gelungene Synthese - und ob man das von der Inszenierung immer für geglückt hält -, liegt natürlich wie stets im Auge des Betrachters.
"How do you make a hero logical? You don't, and you must accept that.
The illogic is what makes something like Superman. The more rational a
story you try to write about Superman, the more you kill him."
(Dan Barry)

Scarpine

Verschlagener Korse

  • »Scarpine« ist männlich

Beiträge: 693

Registrierungsdatum: 25. Mai 2013

  • Nachricht senden

164

Sonntag, 28. August 2016, 12:08

Auch die Kritik an den Gegenspielern kann ich verstehen, aber es stört mich jetzt nicht so massiv. TLD ist für mich sogar eher der Beweis, dass ein Bondfilm auch ohne einen klassischen Schurken mit entsprechender Screentime gut funktionieren und unterhaltsam sein kann.

Da muss ich dir wieder komplett recht geben. Whitaker, Koskov und Necros funktionieren sehr gut als Trio, ähnlich wie Kronsteen, Klebb und Grant in From Russia with Love. So fällt es gar nicht so sehr ins Gewicht, dass kein Überschurke ala Goldfinger vorhanden ist. Ich hoffe ja auch inständig, dass der Film bei der nächsten Sichtung seine alte Magie wieder entfalten kann. Die jüngste Sichtung war wirklich so ernüchternd, dass ich ein wenig geschockt war. Zu alten Razyboard-Zeiten war der Film bei mir immer auf den Plätzen 3-5 zu finden. Natürlich haben die Craig-Bonds da einiges verändert, aber auch gegenüber anderen, älteren Bondfilmen hat The Living Daylights leider an Strahlkraft verloren. So haben sich unter anderem Licence To Kill, On Her Majesty’s Secret Service, The Spy Who Loved Me und You Only Live Twice an ihm vorbeigeschoben. Wie gesagt, setze ich meine Hoffnung nun in die nächste Sichtung.

Letztendlich ist es so, dass ich die Mängel im Konzept bei TLD eher tolerieren kann als die bei LTK, die für mich schon auch vorhanden sind. Ich finde beispielsweise die Heroisierung der DEA am Anfang immer etwas seltsam. Beispielsweise die Szene, als die Agenten in Zeitlupe auf Sanchez' Leute zurennen, die fast ängstlich zurückweichen. Das soll cool wirken, aber funktioniert für mich leider nicht so richtig. Ich habe weniger ein Problem mit Szenen, die witzig sein wollen, es aber nicht sind, als mit Szenen, die cool sein sollen, aber es eben auch nicht wirklich sind.

Wobei das auch immer so ein Kritikpunkt ist, den ich sehr ambivalent bewerten würde. Auslegungssache eben. Das gilt für beide Dalton-Filme. Die Mujaheddin werden ja auch romantisiert, eben weil sie auf Seiten der Guten kämpfen und Kamran Shah Bond bei seiner Mission hilft. Genauso ist die DEA auf der Seite der Guten, weil Felix jetzt eben für diese Behörde arbeitet. Und mit Kilifer wird immerhin angedeutet, dass es schon Korruption in dem Laden gibt. Letztlich gab es im Kino vor 30 Jahren eben auch noch nicht diese aufgeklärtere Weltsicht von heute; in manchen Filmen gibt es sie ja bis heute nicht. Vor Quantum of Solace wurde die CIA bei Bond ja auch nie wirklich kritisch dargestellt und dass obwohl sie Demokraten gestürzt und Diktatoren an die Macht verholfen hat. Kurioserweise käme niemand auf die Idee, diesen Umstand bei den Bondfilmen vor 2008 zu kritisieren. Man merkt der benannten Szene auch an, dass sie aus dem Dunstkreis des Achtziger-Kinos stammt. Das erinnert an die heroische Kraftmeierei eines Stallone oder Schwarzenegger, die seinerzeit mit Gewehr im Anschlag ähnlich durch die Gegend liefen; quasi die Ikonographie des 80er Jahre-Action-Kinos.

Und hier kann ich die Kritik der Amerikanisierung Bonds, die viele bemängeln, auch gut nachvollziehen. Es liegt gar nicht so sehr am Skript oder an den Schauspielern, sondern mehr an den Locations Miami und Mexiko, die optisch keine Abwechslung bieten und in der Tat an Miami Vice und Ähnliches erinnern, und eben an John Glens Regie, die ich im Gesamtkontext der Serie zunehmend kritischer sehe und die hier einfach zu sehr im Zeitgeist verhaftet ist. Insbesondere Dalton hätte ich auch mal einen anderen Regisseur gewünscht. Licence To Kill sollte ja auch ursprünglich in China und Hongkong und somit im ostasiatischen Drogenmilieu spielen (davon sind ja immerhin noch Sanchez` Plan der Vereinigung der Kartelle und Kwang & seine Agenten im Script übriggeblieben), was ja aufgrund von Verhandlungsproblemen nicht zustande kam. Ich denke, in dem Fall wäre dieser Amerikanisierungsaspekt auch nicht so stark zum tragen gekommen.
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

  • »Daniel Schweikert 1996« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

165

Sonntag, 28. August 2016, 17:26

LTK hätte in Asien spielen sollen?! :wtf:

Danke Dir für diese mir mitnichten bekannt seiende (beziehungsweise gewesene) Information, in der Tat hätte mir der Film dann wohl NOCH besser gefallen.
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

Scarpine

Verschlagener Korse

  • »Scarpine« ist männlich

Beiträge: 693

Registrierungsdatum: 25. Mai 2013

  • Nachricht senden

166

Sonntag, 28. August 2016, 19:08

LTK hätte in Asien spielen sollen?!

Yep. Als das nicht klappte, fasste man die entsprechenden Drehorte (China, Hongkong, Japan) für Daltons dritten Film (1990/1991) ins Auge, der dann ja auch nie realisiert wurde. Irgendwie hatte man mit dem Schauplatz Asien seitdem nie so richtig Glück, weshalb die einzigen asiatischen Handlungsorte der letzten Jahre (Tomorrow Never Dies, Die Another Day & Skyfall) entweder komplett mit Drehortdoubles gelöst wurden oder recht halbherzig umgesetzt wirken. Ein richtig breiter Asien-Bond wie You Only Live Twice oder The Man with the Golden Gun wäre mal wieder schön. :thumbup:
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

Django

Der Andere

  • »Django« ist männlich

Beiträge: 1 125

Registrierungsdatum: 30. Mai 2013

  • Nachricht senden

167

Sonntag, 28. August 2016, 19:14

Ja, das ist auch für mich neu...

Noch eine kleine Frage zu TLD, die sich mir neulich gestellt hat: Als Necros als Milchmann getarnt in Bladen's Safe House eindringt, um Ksokov zu kidnappen, wir er selbst zwar beim Eintritt zwar durchsucht, sein "Auto" aber nicht (siehe auch hier). Es wäre also ein Leichtes gewesen, da z.B. versteckt unter dem Milchflaschen Waffen reinzuschmuggeln (und die MI6-Sicherheitsleute haben sich auch völlig versagt). Necros wäre ja irgendwie blöd, wenn er diese Chance nicht genutzt hätte. Also: Regiefehler oder...?

Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

  • »Kronsteen« ist männlich

Beiträge: 4 344

Registrierungsdatum: 17. Mai 2013

  • Nachricht senden

168

Montag, 29. August 2016, 10:25

Ja, das ist auch für mich neu...

Noch eine kleine Frage zu TLD, die sich mir neulich gestellt hat: Als Necros als Milchmann getarnt in Bladen's Safe House eindringt, um Ksokov zu kidnappen, wir er selbst zwar beim Eintritt zwar durchsucht, sein "Auto" aber nicht (siehe auch hier). Es wäre also ein Leichtes gewesen, da z.B. versteckt unter dem Milchflaschen Waffen reinzuschmuggeln (und die MI6-Sicherheitsleute haben sich auch völlig versagt). Necros wäre ja irgendwie blöd, wenn er diese Chance nicht genutzt hätte. Also: Regiefehler oder...?

Ja, so habe ich es immer interpretiert.
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

Scarpine

Verschlagener Korse

  • »Scarpine« ist männlich

Beiträge: 693

Registrierungsdatum: 25. Mai 2013

  • Nachricht senden

169

Montag, 29. August 2016, 12:12

Ja, das ist auch für mich neu...

IMDB weiß dazu:

The film was originally to be set in China but production difficulties became insurmountable. Scriptwriters Richard Maibaum and Michael G. Wilson wrote two treatments set around drugs in the Golden Triangle with the villain being a Drug Warlord of the region. Ideas for the film included a motor cycle chase along the Great Wall of China and a fight sequence in the recently discovered museum of ancient terracotta statues at Xian. When the Chinese Government made a number restrictive demands such as veto rights over the script, the viability of the location fell through. Also, John Glen felt that Der letzte Kaiser (1987) had removed some of the novelty from filming in China.

Als Necros als Milchmann getarnt in Bladen's Safe House eindringt, um Ksokov zu kidnappen, wir er selbst zwar beim Eintritt zwar durchsucht, sein "Auto" aber nicht (siehe auch hier). Es wäre also ein Leichtes gewesen, da z.B. versteckt unter dem Milchflaschen Waffen reinzuschmuggeln (und die MI6-Sicherheitsleute haben sich auch völlig versagt). Necros wäre ja irgendwie blöd, wenn er diese Chance nicht genutzt hätte. Also: Regiefehler oder...?

Wenn da nichts rausgeschnitten oder Szenen von vorne herein gekürzt wurden, dann wäre es wohl ein Fehler der Regie/des Drehbuchs. Da ich selbst schon Drehbücher geschrieben habe, weiß ich, dass solche Fehler einem Autor durchaus unterlaufen können, auch wenn man es natürlich zu vermeiden sucht. Letztlich handelt es aber auf der anderen Seite ja immer noch um einen (Bond-) Film und nicht um einen komplett logisch nachzuvollziehenden Kriminalfall. Da sollte man dann auch nicht zu streng urteilen. Solche Szenen sollte man einfach nicht bis letzte Detail logisch hinterfragen.

Wenn man sich doch mal auf die filmische Realität einlässt: Das Milchauto dient im wesentlichen wohl nur der Gesamttarnung. Mich hat immer eher gestört, dass man den unangekündigten Ersatzmann des Milchmannes da einfach so passieren lässt, anstatt das vorher mal telefonisch mit dessen Zentrale abzuklären. Necros hatte ja zudem auch noch den Vorteil - dank des Hintereingangs für Bedienstete - nicht die zwei Sicherheitsstufe, wo Bond seine Waffe abgeben musste, passieren zu müssen. Die Waffe, die er ja dann bei der Flucht verwendet, hatte er dem MI-6-Agenten (Butler) abgenommen. Vielleicht ist es ja auch einfach nicht sein Stil und somit auch von Vorteil ohne klassische Waffen auszukommen (minimiert die Gefahr frühzeitig entdeckt zu werden). So verlässt Necros sich ja eigentlich allein auf seinen Kopfhörer und seine Kampfkünste. Neben der Entführung Koskovs und der Vergegenwärtigung einer vielleicht doch realen KGB-Bedrohung ("Smiert Spionem") dient die ganze Sequenz aus Zuschauersicht ja auch dazu, Necros als brandgefährlichen Killer einzuführen (ähnlich wie bei Grant in der Pretitlesequenz von From Russia with Love).
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

Mister Bond

Felix Leiter

Beiträge: 1 914

Registrierungsdatum: 26. Mai 2013

  • Nachricht senden

170

Sonntag, 11. Dezember 2016, 12:53

@Scarpine:
Also die Entwicklung der Mujaheddin hat in den 80ern ja kaum einer kommen sehen. Verstehe deshalb die Kritik überhaupt nicht. Genau wie bei Rambo III. Klar wurden die glorifiziert, weil die bösen Buben die UdSSR waren, die Besatzer. Wenngleich man in Rambo III bezüglich der Glorifizierung wesentlich mehr auf die Kacke gehauen wurde (die Russkies als astreines Böse).

Zum Thema astreiner Asien-Bond:
Also da gibt es schon so einige Flecken, Städte der Erde, wo Bond noch nie war. Selbst Europa bietet da einiges, wie Lissabon, Madrid (und ich meine wirklich Madrid inklusive Stadtzentrum), Athen, Marseille oder mal in Skandinavien (Stockholm, Helsinki). Warum nicht mal sogar Australien? Afrika? Außer Marokko und Ägypten plus etwas Madagascar. Ok, Nordafrika bietet heute zuviel Risiko, aber mal IN Johannesburg drehen.
Was ich wirklich für eine lange Zeit nicht mehr brauche, vermutlich so lange ich lebe: Österreich, Istanbul und Venedig :)

Zur Milchmann-Szene:
Ulkig, habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Vermutlich ist es so, als wenn wir uns auch nicht fragen, ob der eine oder der andere jetzt mal auf die Toilette muss.

171

Montag, 23. Januar 2017, 00:31

.
Ein ORF-Fernsehkurzbeitrag zu einem Making of am Weissensee während der Dreharbeiten zu DER HAUCH DES TODES.

.

Daniel Dalton

Felix Leiter

  • »Daniel Dalton« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

172

Sonntag, 1. Dezember 2019, 12:54

1.1

TLD 87,

Nr.
160 seit dem NEUbeginne im Jahre 2019,


ein
besonderer Mensch (d.h. eine besondere Menschin), eine besondere
Zahl, eine besondere Filmauswahl, ein besonderer Tag
(anti-unfrohgemut ereile euch der Erstadvent des Jahresbildes 2019)



The
living daylights --- Betreten Sie die Gefilde der Vergangenheit und
das Jahr der Jubiläen, erleben Sie eine hervorragende DVD/BD-Ausgabe
und diese nicht ohne ein längeres (25 Jahre 007, der 15. offizielle
Bondfilm, die Reihe avancierte bereits damaligen Tages längst zum
Weltkulturerbe und Klassiker) Special, moderiert von Roger Moore
(weiland in den 80er Jahren gar synchronisiert mit Herrn Clausnitzer
auf VHS erschienen, hier nun einige Minuten kürzer und nur auf
Englisch verfügbar),


auch
weitere mitnichten unspannende Details gelobt (zumindest wenn eine
moderne Ausgabe) die Daylights-Scheibe für Sie bereitzuhalten im
Dienste eines bondigen Eskapismus fernab des Profanen, des Weiteren:
ich klickte mich (wenngleich, wie ich gleich sagen und zum Ausdrucke
bringen werde, Daltons Original an der Spitze bliebe und klar
hervorhöbe, dass sein Bond ein entschlossener Profi ist, der
wahrlich nur wenige Fehltritte zuließe) gespannt durch die
verschiedensten Sprachlandschaften, Daltons spanische Stimme
überzeugte mich nur bedingt, Lutz Riedel in der deutschen Variante
zwar arbeitet mit herber Klangfarbe, klänge dabei aber stets sehr
anders als Daltons „Moore-sonore“ Originalstimme – Dalton,
dessen gesamte Rhetorik hervorragenderweise im Original noch klarer
zur Geltung kommet, sodass ich meine gegenwärtige Rezension auch auf
Basis einer O-Ton-Sichtung verfasse – , die portugiesische Stimme
empfand ich als akzeptabel bis gut, unter den Nicht-Dalton-Stimmen
auf Dalton sagte mir aber am Ehesten zu, zumindest in TLD: Der recht
junge Edgar Givry aus Frankreich, der er den Ton der Rolle in TLD
nach meinem Dafürhalten in nicht wenigen Szenen sehr gut traf, ….und
da wir, ehe wir mit dem Hauptfilme begännen, noch dem Thema SOUND
beiwohnen: TLD 87 wohnt meines Erachtens der mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit beste ALLER Bondsoundtracks inne (was
natürlich stets auch/gerade im geschmäcklerischen Bereiche läge),
inhärent ist einem nahezu jedweden Stücke ein Ausmaß an
Faszination, das seinesgleichen suchet, John Barry‘s
Abschiedsgedicht und ein Geschenk an seine Anhänger, als
Abschlussarbeit kredenzte er aus all den Qualitäten seiner bereits
zuvorig in Erscheinung getretenen Klanggebilde diesmal den wohl
geheimnisvollsten, sphärischsten Score seiner gesamten Bondkarriere,
auf ebendieser tonsensiblen und von anmutiger Aura geprägten
Kompositionsbasis gelang ein brillanter Meisterwurf mit magischer
Gefühlspracht und von hohem Wiedererkennungswerte bestimmt, im
Vorfelde noch: der deutsche Titel „Der Hauch des Todes“ steht in
keinster Weise mit „Tenebrae – der kalte Hauch des Todes“
(1982) in Verbindung, gemein haben die beiden Werke lediglich, dass
sie jeweils fünf Sternen zu Ehre gereichen und über eine Musik
verfügen, die ihresgleichen selten fände.



Das
Filmwerk und seine Pforten öffnen sich nunmehr, Timothys wölfisch‘
Gesicht mit intensiven Blutaugen, fixiertem und hochkonzentrierten
Blick es überzeuget in dieser perfekt auf solcherlei Details
zugeschnittenen Rolle von der ersten Minute an und stellt, obgleich
Teile des Films durchaus noch Moore-Elemente beinhalten (da dieses
Erbe auch schwer von Heute auf Morgen schwände, obschon AVTAK 85
gefühlt definitiv eher ein Dalton-Film ist), von vornherein klar,
dass dieser Bond, sähe man von seinen eigenen Fortschritten nach
vorn und dem häufig bemühten „seiner Zeit voraus“ einmal ab,
wieder stärker die ursprünglichen Wurzeln der Rolle packt, was sich
nicht nur auf den literarischen Part bezöge (diesbezüglich ist
seine Sachkenntnis höher als die seiner Mitgenossen, Recherche liegt
ihm seit jeher), sondern auch auf die darstellerischen Entbietungen
eines George Lazenby und insbesondere frühen Sean Connery (Dr. No,
From Russia WITH LOVE), der gunbarrel er führet uns sodann direkt in
mysteriöse Gibraltarwelten unbeschreiblicher
Klanguntermalungskünste, die Geräusche begatten sozusagen Ihr
Gehör, wabernde Nebelschwaden gräulichen Himmelreiches erzeugen
eine Atmosphäre nur vage ins Bläuliche deutbarer und ungewisser
Geschehnisse, der bizarre Berg ergreift Besitz von unserer
Reiseseele, mehrere phantomschwarz gekleidete Agenten mit jeweils
bondigem Touch lassen aus der Ferne zunächst nur unklärlich
erscheinen und erahnen, „wer wer ist“, ein Klettermax entschwände
im ewiglichen Felsenreiche des Todessprungs, der sogleich als solcher
zu erkennen sein werdende Mister Dalton (40) befindet sich genau im
richt‘gen Alter, um der Rolle den richtigen Stempel aufzudrücken
und sie weder unerfahren noch ältlich auftreten zu lassen, Roger
Moore und Pierce Brosnan wirkten auf mich bei ihrer ersten Mission
trotz jeweils höheren Alters tatsächlich einen Hauch zu jung, bei
allen anderen Darstellern (jeweils/allesamt ausnahmslos jünger) ist
meines Erachtens der richtige Zeitpunkt getroffen worden, TLD
schlösse (Bond und der Fahrer zwisten ein wenig, schießwütige
Nichtspäße knallen durch das Verdeck) in Bälde mit einer der
besten PTS-Passagen überhaupt und erfölglicht qualitativ somit
bereits in den allerersten Sequenzen mehr als angemessen, oder wie es
1963 hieße: „...ich verspreche Ihnen, es wird kein Misserfolg
sein.“



Das
Bondthema wird regelmäßig nahezu perfekt in den eigentlichen
Soundtrack eingebettet, so als verflöchte man ZWEI Welten zu einer
erhabenen Einheit, Bond arbeitet hartnäckig und zielgerichtet mit
bestens orientierten Argusaugen und abstrahiert sehr genau, was um
ihn herum geschieht, auch das klischeehafte „Bond, James Bond“
trüge er (als er gefraget wird, ob er der Tennisdame Gesellschaft zu
leisten gewillt ist und wer er sei) in einer faszinierenden
Selbstverständlichkeit vor, ja gar gänzlich ohne Show, ich selbst
würde da sicherlich eher zu einer „Trommelwirbel-Rhetorik“
neigen so nach dem Motto „jetzt darf ich es endlich sagen“ (ein
Problem, welches insbesondere bei Brosnan negativ ins Gewicht fiel
und augenfälliger kaum sein könnte – aus snobistischer Sicht
sicher recht belustigend, aber für einen
Berufskiller/“Problembeseitiger“ schlichtweg zu blumig, auch die
Gesichtszüge sind zu „weich“ und würden, zumindest ohne Bart,
eher einer Schaufensterfigur zu Ehre gereichen), Daltons Ansagen
jedoch bleiben bemerkenswert unaufdringlich, weitaus bunter ereilen
uns da vielmehr die Klänge des herausragenden Titelliedes, welch
Song von Aha-Effekt, töllichst schwimmend im Zeitgeiste , während
die Titelsequenz eine stilvolle Sonnenbrille als Schattenspiegel und
Bühne verwandt hat, die Kontraste werden spannend sein, trotz vieler
teils deplatzierter „Gags“ (welche nicht immer in Perfektion
zünden) erlebet ihr einen Film von durchaus dunkler Aura, besagte
Moore-Elemente ließen einen zwar befürchten, das Werk sei noch
nicht vollends auf Dalton zugeschnitten, zuweilen träfe das auch zu,
doch das Gesamtbild könnte besser kaum ausfallen, chapeau, hier
ersann man Großes.



Die
eigentliche Geschichte des Films umkreiset u.a. Themen wie Opium und
Waffenhandel, ist unschlecht geschrieben und überragend umgesetzt
worden, die erste Filmhälfte fungiert dabei ansatzweise tatsächlich
als eine Art Thriller, die Zweite dagegen würde in ähnlicher Form
zusehends zweifelsohne auch einem (Liebes-)Märchen aus 1001 Nacht zu
Ehre gereichen, wie bereits angekündigt orientieren sich Teile der
Dalton‘schen Rollenauslegung am frühen Connery (gegenwärtig würde
man hingegen, mit dem Wissen von heute, sagen, er habe viel vom
frühen Craig vorweggenommen, dem stimme ich partiell zu, aber auch
nicht blind, Daltons Bond handelt trotz einer gewissen Härte –
selbst im impulsiven LTK – in meinen Augen mit mehr Bedacht,
wohingegen der frühe Craig, aber ohne dass dadurch Sensibilität
verlorenginge, szenenweise in enormer physischer Präsenz tatsächlich
wie eine Art „Schläger“ handelt, etwas plump auf den ersten
Blick, aber auch er vermag im Kern beides), die Rolleninterpretation
ist trotz klarer Erinnerungsherkünfte definitiv sehr eigen und
verleiht dem Film ein in einigen wenigen Szenen unverkennbares Profil
(gerade auch Kara hätte ich mir an wenigen anderen Seiten vorstellen
können, der hiesige Bond weiß sie zu beschützen, Moores Bond z.B.
hätte ihr zwar wohlwollende Blicke zugeworfen, wahrscheinlich
Hunderte, und sich ihrer Lieblichkeit erfreut, im Endeffekt aber,
hart gesprochen, „mangels Nerv“ nicht sonderlich viel für sie
getan – ein Stück weit wäre ihm schon an ihr gelegen gewesen,
aber nur bis zu einem gewissen Grade, vom etwas kühlen Connery-Bond
ganz zu schweigen, obzwar ich auch gerade diesen in der Rolle für
sehr gut halte), Daltons Bond zudem lebet nicht völlig witzlos zwar,
scherzt aber nur sehr selten mit der Intention, sich selbst aus der
ganzen Mission einen ironischen Spaß zu machen, sondern verwendet
Humor eher „aus der Not heraus“, u.a. um seelisch mit den
bisweilen durchaus brutalen Herausforderungen eher zurechtzukommen
als es gänzlich pointenlos mitunter der Fall wäre, wie gesaget eine
Art Notlösung, bei welcher er ganz genau um die Tatsache weiß, dass
sie nicht immer ideal ist, aber hoffentlich annähernd ausreicht, um
der eiskalten Realität vereinzelt Paroli bieten zu können oder ihr
nur TEILWEISE ins Auge sehen zu müssen, auf der anderen Seite
gleichwohl, ist es gerade SEIN Bond, welcher ihr in GÄNZE ins Auge
sieht und eben hierdurch automatisch offenbar weniger „Spaß“
ausstrahlt als es dem Publikum der zweiten 80er Hälfte lieb gewesen
wäre, Oneliner funktionieren hier nicht in derselben
Schwerelosigkeit wie bei Sir Roger, sollen sie aber auch gar nicht,
Daltons Bond wirkt auf einige Gemüter kalt, übersehen wird dabei
aber gern, dass er kalt reagiert, gerade WEIL ihn das Thema
interessiert, sein „Kalt“ bedeutet: Es lässt mich nicht kalt,
kurzum: Seine Kälte ist im Detail nicht völlig unwärmlich und
somit auf eine verquere Art schon fast wieder sympathisch, bei
genauem Hinsehen wirken Moore-Sprüche im Stil von „Ein
hoffnungsloser Fall“ (1977) fast zynischer als die
offensichtlich-evidente Deutlichkeit Daltons.



Turboaufgeladenerweise
stattete man Bond für diesen Film dank eines BBS-befelgten Audi 200
(einen V8 aus selbem Hause gab es noch nicht zu jener Zeit, also
musste sich unser Doppelnullherr mit dem mittelmäßigen
Kaltstartverhalten des turbiösen Fünfzylinders zufriedengeben,
unser ach so armer Agent, ...leider Gottes verwandte man den von
einem hervorragenden Allradantrieb profitierenden Ingolstädter nicht
im Rahmen der Winterszenen, was ich außerordentlich bedaure, aber
allzu viel Product-placement-Geld stand Audi wohl schlichtweg noch
nicht zur Verfügung da damals noch keine Prestige-Marke) mit seinem
bis dato besten und faszinierendsten Kraftfahrzeug aus, auch sein
Aston Martin V8 (etwas dunkler, aber ebenfalls mit gräulichen
Elementen versehen) weiß insofern zu gefallen, als er an Lord Brett
Sinclair‘s DBS erinnert, welcher 1969 als Bonds Hochzeitsfahrzeug
fungierte, die DB5-Modelle sowie die modernen Kaleschen ab Brosnan
und Craig (vom 750 in der 126er Senatorengarage einmal abgesehen)
haben mich seit jeher nicht abgeholt, wodurch TLD 87 in meiner
Wahrnehmung auch zu den letzten und einzigen erwähnenswerten
Mobilitätswundern der gesamten Reihe gehöret.



The
sniper was a woman“, die Aura Karas wirket auf Bond nun so
entwaffnend wie der Anblick eines weinenden Mädchens auf Jerome aus
Claires Knie, „I only kill professionals“, so lautet seine
Devise, Kara bleibt vollkommen zu Recht verschont, leider Gottes hat
er mit der Ansicht, sie sei in ihrem Tun nicht professionell, gelinde
gesagt, nicht ganz Unrecht, tatsächlich wird es ihr erstaunlich
häufig mit Bravour gelingen, die gesamte Operation maßgeblich zu
gefährden und die Situation gerät zur Farce, doch genau wie Bond
fühle ich: Man(n) muss sie einfach liebhaben ;-), Bonds Verzicht auf
ihren Tod brächte ihn hier und da natürlich in Bedrängnis, zwar
wird Bond (wie indessen fast „üblich“ geworden…) noch nicht
feurig entlassen, sondern behielte seine Befugnis zu arbeiten, aber
einige unsanfte Befehle befolgt er („smiert spionem“) nur extrem
widerwillig und er vertraut, -eiskaltes Instrument der Regierung hin
oder her-, in erster Linie seinem eigenen Instinkte, welcher ihn
erstaunlich selten nur vollends in die Irre leitet, einen durchaus in
Richtung Ebenbürtigkeit gehenden Gegner findet er in dieser Mission
erstmals in dem genialen Handlanger Necros („für DICH, Kamerad!“,
„wheeeeeeeere….has everybody gone?“, wenn der Milchmann
kommt...), Bond wirkt physisch noch sehr dünn und scheint, mal so
aus dem Bauche heraus argumentiert, in LTK 89 noch besser in Form zu
sein, dorten etwas kraftvoller, weiterhin treffen wir in the living
daylights auf bekannte Gesichter, so etwa Mister Crane aus „Seine
Lordschaft Danny Wilde“ (nicht zu verwechseln mit „Ah, der Crane
ist mein Schicksal“, dies war in der Episode mit der toten
Tänzerin, „nur Danny und die bunte Vogelwelt“, „der Jaguar ist
zum Sprunge bereit“, „nanu, der ist ja angesprungen heute“),
die musikalischen Wunder nehmen sich wundersam viel Zeit und ertönen
oftmals lang am Stücke, strahlen stellenweise durchaus Romantik aus,
die es im Laufe des Films de facto tatsächlich auch geben wird,
gleichsam aber überwöge in nicht wenigen Augenblicken auch das
Bittere, wir sprachen von der widerwilligen Art des
Befehle-Befolgens, diese Haltung manifestiert sich in vielerlei
Hinsicht, doch wenn es eng wird (ab LTK schlüge die Reihe
diesbezüglich eine andere Richtung ein, ursprünglich als
Kompromisslosigkeit angedacht, inzwischen abgenutzt), hält Bond an
der Nähe zu seinem Arbeitgeber annähernd fest:


No,
Sir, if it HAS to be done, I‘d rather do it.“, ein wenig
Appeasement und Beschwichtigung scheint es in Bond also noch zu
geben, er domestiziert und diszipliniert seine Gedanken, handelt
gegen seinen Willen, erspart sich im Wagen aber immerhin mitnichten
ein „Ich werde mich bei ihm bedanken“, als es darum ging, wie es
denn wäre, schmisse M seinen Bond nun doch noch raus.


Nach
LTK 89 und OHMSS 69 handelt es sich meiner bescheidenen Meinung nach
(knapp vor for your eyes only) um den wohl drittbesten Bondfilm,
Cellistin Kara wird von anmutiger Ausstrahlung getragen, „etwas“
naiv wie gesaget ist ihre Rolle gezeichnet und angelegt worden und
trotz einer gewissen visuellen Ähnlichkeit wird sie nie auch nur
annähernd so enigmatisch und rätselhaft erscheinen wie es
beispielsweise eine geheimnisumwobene Nastassja Kinski vermocht
hätte, aber – und darauf kommt es an – sie harmoniert lieblich
mit ihrem Bonde, sodass in diesem – man kann fast sagen
„singulären“ – „Beziehungsfilm“ nirgends „negativ“
auffiele, dass es (bedächte man nun nicht jene Bootsdame der
Anfangssequenz, welche nur wenige Sekunden im Bilde ist) „nur“
eine einzige zwischenmenschliche Verbindungsdame in diesem Filme gibt
(eigentlich nur fair, denn es gibt ja auch nur einen Bond pro Film,
aber welcher Bondfan ist schon gewillt das zu hören? :D), Karas
anfangs leicht kindlich verklärter Blick auf Georgi (ein
eigentümlicher Zeitgenosse…) entbehrt im Endeffekte nicht einer
gewissen schwarzhumorigen Komik, der Zuschauer weiß genau dass sie
sich im Irrtum befindet und freut sich trotzdem für sie, er (die
„Diplomatenasche“ Georgi u.a.) plant sie allesamt unsanft in
jenseitige Gefilde zu versetzen und zu befördern, während sie
(Kara) vorläufig damit fortfährt, von seiner unendlichen
Herzensgüte schwärmend zu erzählen („Sie mögen ihn sehr,
nicht?“, ihr Schmachten ist Bond nicht entgangen), die romantische
Reise präsentiert ein Wien mit vielen Konzertsälen (leider tritt in
dem Werke kein Falco in Erscheinung), wundersamen Schneeaufnahmen und
nicht wenigen weiteren Attraktionen, im Originaltone rollt, wie Kara,
zuweilen auch Dalton das R, bei ihm jedoch selbstredend klingt es
strenger.


Apropos
streng: Die Maßnahmen der Gegenseite sind nur selten samten, daher
sitzen wir abermals in einem recht ungewöhnlich ausgestatteten
Fahrzeuge und aus Bonds Munde ertönen (die Herren der Schöpfung
müssen hier schlichtweg grinsen, Hand aufs Herz) die latent
angeberischen Worte:


I‘ve
had a few optional extras installed“, so schwungvoll und nicht
anders fand der elegant mit Wurzelholzapplikationen versehene Aston
13 Jahre darauf auch seinen Weg in das interaktive PSone-Werk „007
Racing“ (Geheimtipp: teilweise außerordentlich gut, stellenweise
miserabel), auch die Verfolgung auf dem Eissee wurde 15 Jahre darauf
zum 40-jährigen 007-Jubiläum (in „Stirb an einem anderen Tage“
stünden die Gemüter dem Thema „Eis“ ja etwas gespaltener
gegenüber…, direkt aus dem Eise stammet wohl auch die kalte „Miss
Frost“, „ein Eispalast, Sie müssen sich hier wie zuhause
fühlen“) in „nightfire“ (NGC, PS2, Xbox) erneut aufgegriffen,
TLD mag des ernster agierenden Darstellers wegen eine neue Richtung
herbeigeführt haben, doch des Astons Skielemente gepaart mit der
nitriös angehauchten Raketenantriebsgeschichte und dem Feuer im
Hecke, all dieses wirkt, vollkommen gleich inwieweit nun technisch
immerhin möglich, stellenweise doch etwas albern (in einem späßlich
nächtlichen Neonmeisterwerke wie nfs underground 1 kann ich solche
Feuerstöße „ernstnehmen“, in einem Daltonfilm aber bin ich
nicht willens, so etwas zu sehen), zwar ist im Gesamtbilde die Nähe
zu Fleming (wenngleich der Film nicht direkt auf einem der „typischen
Hauptromane“ basiert und fußt, Romane wie Liebesgrüße aus Moskau
z.B., der meines Erachtens Beste) und auch weiteren Ursprüngen nicht
abwesend, doch in vielerlei Hinsicht arbeitete man bewusst mit
Kalkül, gedachte auf „Nummer sicher“ zu gehen, was sich auch in
einem deutlich erfreulicheren Einspielergebnis widergespiegelt hat,
vergliche man das Werk nun mit seinem insgesamt doch deutlich
kompromissloser erscheinenden Nachfolger Licence to Kill.



Under
den Akteuren treffen wir alsbald, hier noch als unappetitlicher
Kriegsfanatiker agierend, auf einen ab Brosnan-Zeiten
Bond-Verbündeten (grundverschiedene Rollen, ein- und derselbe
Schauspieler), der unangenehme Schlachtenfreund gibt sich regelrecht
verspielt in seinem eigenen kleinen „Brutalitätsparadies“ und
wird, Spoiler du seist erwähnt worden, auch auf eben derselben
Spielwiese kongenial untergehen, besagter Georgi hingegen wird von
Jeroen Krabbé gemimt, diese Krabbe war aber noch arg- und
hinterlistiger in dem Filme „Gnadenlos“ (perfekt auch dank der
Synchronisation von Volker Brandt!, Gordon Gekko) und überzeugt in
James Bond zwar immerhin ÜBERWIEGEND, aber gleichwohl eben nur
partiell, zumal seine hiesigen Drohungen für einen Bösewicht keine
ausreichende Agonie ausstrahlen.
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

Daniel Dalton

Felix Leiter

  • »Daniel Dalton« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

173

Sonntag, 1. Dezember 2019, 12:57

1.2


Auf
dem Rummelplatze (einer Örtlichkeit, die die jüngeren Parts in mir
eher an Werke wie „unfabulous“ oder „Bully – die Ehrenrunde“
denken ließe) kommt es zu der genialen, legendären Ballon-Szene
nach Saunders Tod, kontrastierend hierzu wirken Passagen wie „Lass
es einfach geschehen“ wiederum äußerst sanftmütig, das Riesenrad
assoziiere ich natürlich selbstredend mit dem zartfühlenden
Schnee-Meisterwerke „Das süße Jenseits“ von Atom Egoyan, die
gesamte Szene rundum Saunders ist brillant,
dramatisch-inszenatorische Erhöhung ergreift die Gesichtsausdrücke
in „Yes, I got the message“, unweit danach erleben wir einen
klaren Szenenwechsel des Settings, verlassen sozusagen den visuell
ernsteren Kosmos und (nicht dass die späteren Szenen weniger
dramatisch wären, aber sie „spielen“ etwas farbenfroher)
erfreuen uns unserer Ankunft im 1001-Nacht-Gedichte („Hotel ILE DE
FRANCE“), wunderbärlichst wird all dieses untermalt von äußerst
gefühlvollen Klängen, genial gespielt auch gerade Bonds Szene beim
General im Hotelzimmer:


If
I trusted Koskov we would not be talking!“,


in
Bälde auch sein Schuss auf den Scheinwerfer, dieser erinnerte mich
an die bockschwere Mission 8 aus Splinter Cell 1: „Schlachthof“
(oder Pandora Tomorrow: „Ich soll mich in den Lichtkegel
stellen?!“, so die erschrockenen Worte in der anfänglichen
indonesischen Botschaft, welche wir infiltrierten), über den Dächern
der Teppichreiche beginnt in the living daylights trotz gewisser
Drastik (nennen wir die Dinge beim Namen: trotz kriegerischer
Geschehnisse) bizarrerweise etwas ganz Liebliches aufzublühen: ein
MÄRCHEN tatsächlich, insbesondere Kara scheint diesen absurden
Kontrast, wenn auch anders, konstatiert zu haben, inmitten
bitterernster Situationen blickt sie ihrem Agentenprinzen freudig
entgegen und saget:


James,
wir sind frei!“, seine nüchterne Reaktion hingegen lässt, sagen
wir gelinde, andere Theorien entstehen:


Kara,
wir sind auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt mitten in
Afghanistan!“




ABER:
Kara überlebt, immerhin schrieb sie etwa 15 Jahre darauf das Büchnis
„bond girls are forever“ und wirkte auch in der gleichnamigen
Dokumentation mit.



Die
arabischen Paläste sind weniger opulent als vier Jahre zuvor in
Octo-P (aus Gründen der Zensur stünde das P allein, doch jedweder
halbwegs bei Fantasie seiende Mensch wird sich den Rest wohl
unmissverständlich zusammenreimen können), ob einer rauschgiftigen
Droge werden die Bilder in einer bestimmten Szene deutlich
halluzinatorischer und verschwämmen für einen Moment zu einer neuen
Ästhetik, Diamanten umschlängen das Herz eines Lebewesens und ein
gewisses Maß an Unbehagen ist nicht völlig abwegig, weitere
Geschehnisse können ebenfalls nicht nur als „Unannehmlichkeiten“
abgetan werden, sondern sind mit deutlich mehr Leidenskämpfen
verbunden, ich dächte hier gezielt an den Machtmissbrauch in den
Gefängnissen (zum Glücke pfeift sich Bond elegant aus dieser
Schlinge heraus), die alsbaldige Wüstenpoesie hoch zu Rosse erinnert
in den Lokalitäten an den bereits 1977 von Bond aufgegriffen worden
seienden Film „Lawrence von Arabien“ (77 musikalisch, 87 visuell,
in beiden Werken sind die Analogien offenkundig), erneut arbeitet der
Film faszinierend kontrastreich, böte einerseits die wundersamsten
Vorhänge als Zeichen optischer Extravaganz, auf der anderen Seite
reißen Szenen wie das „Pferdehinterteil“ die Eleganz wieder auf
eine etwas alberne Ebene, die Örtlichkeiten könnten kunstvoller
nicht sein, die Dialoge jedoch glauben, sie bedürften stellenweise
ebensolcher Witze, um möglichst viele verschiedene Zuschauer
zufriedenzustellen, das Resultat mag auf den ersten Blick
unausgewogen und unausgegoren erscheinen, ergäbe aber am Ende des
Tages doch irgendwo unsagbar viel Sinn und weiß zu gefallen, sehr
sogar.



Die
Sonne streifet charmant den Sand, orientalische Tracht schmückt
Gestalt und Antlitz, die gesamte an klassische Abenteuer wie „Der
Dieb von Bagdad“ erinnernde zweite Hälfte des Films mag lebhafter
erscheinen, jedoch bleibt Tim auch in solchen Szenen (klar: mit Brett
Sinclair wirkten sie in gewisser Weise souveräner, aber man wusste
selten nur, welcher Art Film man gerade beiwohnte, wohingegen unter
Dalton die Nähe zum Spionage-Genre tatsächlich spürbar erscheint)
der meines Erachtens glaubwürdigste Bond, Timothy Peter Dalton hat
seine Rolle förmlich inhaliert, in gewisserlei Hinsicht wurde ihm
bedauerlicherweise gerade das eher zum Vorwurfe gemacht, er wurde zum
„Fan-Bonde“, zum „Insider“, welcher aber keine massiven
Massen für sich hat mobilisieren können, zumindest nicht weiland in
den 80er und 90er Jahren, langsam nähert sich das kinematographische
Eichhörnchen der Szenen dem Finale, die Geschütze werden schwerer
und fahren härter auf, das wehende Netz am Flugzeuge ist der
Atmosphäre maßgeblich dienlich und lässt uns abermals mit Necros
in bissigen, unliebsamen Kontakt treten, späteren Momentes spielt
Regisseur John Glen erneut mit seinem Identifikationsmerkmale und
Bond (selten auf den Kopf gefallen, aber auch nicht völlig fehlerlos
ALLES steuern könnend) scheuchet Vögel auf, unser Freund Felix ist
diesmal, sagen wir, ein recht „lockerer“ Typ mit kessen Ladys an
seiner Seite, an den Entspannungsgrad seines 83er Pendants aus „Sag
niemals nie“ kommet er vielleicht nicht gänzlich heran, aber er
ist äußerst nah dran, leider wirkt er gelangweilt, wohingegen die
83er Variante eher wie ein sportlich ambitionierter Spaßurlauber
anmutet, wie dem auch sei, in Kürze sind wir bei Whitaker angelangt,
hier erwiese sich Bond ausnahmsweise als minimal unvorsichtig, eine
der wenigen Szenen des Kein-absoluter-Profi-Seins, eine ausfahrende
Schublade ist in einem solchen Irrgarten in meinen Augen kein
völliger Überraschungseffekt, doch sei dem wie dem wolle, gelänge
es dem Meister der finalen Improvisation auch diesmal seine Haut und,
wichtiger noch, jene anderer Menschen (!) adäquat zu erretten,
anschließend erleben wir in den heiligen Hallen der Kara‘schen
Konzertklänge noch einen Gastauftritt des brillanten John Barry (als
Dirigent) und 130 überwiegend magische Minuten der Filmkunst fänden
ihr Ende….



So
lieblich die Sonne,


ein
Orient des Lichts,


das
Bildnis als Wonne,


Natur
des Gesichts.



Zuvor
jedoch ein Thriller,


die
Äuglein bitter und entschlossen,


ein
sich verliebend‘ Killer,


...hat
sie nicht ERschossen, sich vielmehr VERschossen,


die
Zuschauerseele wird haben es genossen,


leise
Tränen flossen,


die
200er Karosse sie für Bond nur ward verzinkt gegossen.
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

174

Montag, 30. Dezember 2019, 03:03

Letzte Besprechung des Jahrzehnts: Der Hauch des Todes. Seit den ersten VHS-Sichtungen ein konstanter, persönlicher Favorit. Die erste Hälfte finde ich immer wieder extrem gelungen, und ich beschließe jedesmal, dass er es eigentlich mal auf Platz 1 schaffen könnte. Aber insgesamt fehlt dann doch immer etwas für den Thron. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau.

Im Zuge der chronologischen Sichtung wirkt die Rückkehr zu einem gewissen Anspruch und einer erdigeren Heransgehensweise erfrischend, auch wenn ich die Moore-Ära schätze. Bei Dalton gibts weniger Augenzwinkern, wenn er ein Auge zudrückt, dann um zu zielen. Seine Filme lösen immer eine doppelte Nostalgie aus: Es ist nicht nur lang her, es hätte auch gern länger dauern können.

Daniel Dalton

Felix Leiter

  • »Daniel Dalton« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

175

Montag, 30. Dezember 2019, 11:25

Ein herausragendes Werk zum 87er gelang dir hier, lieber Martin, interessant auch die Spekulation darüber, inwieweit ein dritter Dalton eine Synthese der zuvorigen Stärken beider Filme hätte darstellen können.
Ich habe ein wenig auf deiner Seite gestöbert und las auch den "Über-mich"-Part, viele Punkte bezüglich des Films sehen wir durchaus ähnlich - und ja, bei Kara störe ich mich (obgleich wir die liebliche Kara ja sehr nett finden) an derselben Sache: Sie wird mysteriös und geheimnisumwoben eingeführt, die anschließende Auflösung aber entböte dann mehr als ein Kontrastprogramm, vielmehr nämlich ist sie das Gegenteil, nämlich die personifizierte Naivität, die süße Frage in Person. Mein Lieblingsbeispiel hierfür:
"James, wir sind frei!"
"Kara, wir sind auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt mitten in Afghanistan!"
Nun gut, war aber auch der Rausch des Augenblicks, der sie hier Freiheit wahrnehmen ließ, die Errettung aus dem Knaste glich zumindest einem ersten Lichtblicke.
Dir scheint die erste Hälfte des Films besser zu gefallen, du erwähnst zu Recht eine etwas bunte Verklärung der zweiten Abenteuerhälfte, doch gerade dieses 1001-Nacht-Setting liebe ich an diesem Film, es verleiht ihm einen Glanz ohnegleichen, auch wenn es nur bedingt zu Daltons nüchternerer Rollenauslegung passet. Nochmals mein Rezensionslob, TLD: meine persönliche Nr. 3 unter den Bondfilmen
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

Mister Bond

Felix Leiter

Beiträge: 1 914

Registrierungsdatum: 26. Mai 2013

  • Nachricht senden

176

Donnerstag, 2. Januar 2020, 11:39

Auch hier mag ich mich zum TLD Resümee anschließen. Ist bei mir bisher auch ein Top 5 Kandidat.
Die Aspekte an Dalton treffen ins Schwarze. Die Oneliner finde ich bei Connery & Moore besser, aber Dalton hat andere Stärken, besonders seinen Blick betreffend :thumbup:

Django

Der Andere

  • »Django« ist männlich

Beiträge: 1 125

Registrierungsdatum: 30. Mai 2013

  • Nachricht senden

177

Donnerstag, 2. Januar 2020, 13:41

Sehe ich auch so - für mich definitiv mit einer der Allerbesten-Bonds, die alle zusammen Platz 1 innehaben könnten. Der Film stimmt für mich einfach rundum :thumbup: . selbst das Taliban-Zeugs sehe ich als dem Zeitgeist entsprechend und somit gut verschmerzbar :)

178

Donnerstag, 2. Januar 2020, 21:20

Danke Euch! :flower:

Dir scheint die erste Hälfte des Films besser zu gefallen, du erwähnst zu Recht eine etwas bunte Verklärung der zweiten Abenteuerhälfte, doch gerade dieses 1001-Nacht-Setting liebe ich an diesem Film, es verleiht ihm einen Glanz ohnegleichen, auch wenn es nur bedingt zu Daltons nüchternerer Rollenauslegung passet.


Die Abenteuer-im-Orient-Atmosphäre gefällt mir an sich auch super. Was für mich in der zweiten Hälfte eher etwas unrund wirkt ist, dass die Verschwörung aus der ersten Hälfte etwas verpufft.

Daniel Dalton

Felix Leiter

  • »Daniel Dalton« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

179

Sonntag, 5. Januar 2020, 14:08

Den Punkt unterschreibe ich wiederum, Martin :)
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

Scarpine

Verschlagener Korse

  • »Scarpine« ist männlich

Beiträge: 693

Registrierungsdatum: 25. Mai 2013

  • Nachricht senden

180

Mittwoch, 5. Februar 2020, 00:06

James Bond 007: Der Hauch des Todes

Bond Marathon # 00…16; Originaltitel: The Living Daylights, GB 1987, Regie: John Glen, Drehbuch: Richard Maibaum und Michael G. Wilson nach Ian Fleming, Darsteller: Timothy Dalton, Maryam d'Abo, Jeroen Krabbé, Joe Don Baker, John Rhys-Davies, Art Malik, Andreas Wisniewski, Thomas Wheatley, John Terry, John Bowe, Geoffrey Keen, Robert Brown, Caroline Bliss, Desmond Llewelyn u. a., Premiere: 27. Juni 1987

Zitat von »James Bond 007: Der Hauch des Todes«

Während einer Trainingseinheit in Gibraltar kommt es zu einem verhängnisvollen Zwischenfall. Die Übungsmission der 00-Agenten wird sabotiert. Es gibt Tote. James Bond verfolgt den eingeschleusten Killer, der jedoch auf der Flucht umkommt. Lediglich der rästelhafte Schriftzug "Smiert Spionam" bleibt als Erklärung zurück. In Bratislava soll 007 einen nächtlichen Seitenwechsel als Scharfschütze absichern. Der Luftwaffengeneral Georgi Koskov, einer der führenden Offiziere des KGB, will bei einem spätabendlichen Konzert seine Bewacher abschütteln und überlaufen. Der Agent und der Sektionsleiter Saunders koordinieren und überwachen Koskovs Flucht. Der Doppel-Null-Mann erkennt in der Sniperin, die auf den überlaufenden General anlegt, eine blutjunge Cellistin des Orchesters wieder. Bond verzichtet auf eine Tötung und schießt der Blondine lediglich das Gewehr aus der Hand. Saunders ist außer sich. Durch Nullnullsiebens geschickte Intervention gelingt es, Koskov über die Grenze nach Österreich zu schleusen. Saunders will M die Autragsverletzung berichten, aber Bond gedenkt dennoch ungerührt bezüglich der mysteriösen Frau Ermittlungen anzustellen. In England berichtet Koskov, dass der KGB-Leiter General Leonid Pushkin das "Smiert Spionam"-Programm aus der Stalin-Ära reaktiviert hat, um wieder in Konfrontation mit dem Westen zu gehen. Kurz nach der Abreise von Minister Gray, M und 007 wird der Russe in einem Handstreich von dem Attentäter Necros aus dem streng bewachten Safe-House gewaltsam entführt. Wieder gibt es Tote und Schwerverletzte. In London ist man entsetzt und verbucht Koskovs Entführung als Disaster. Auf keinen Fall will man die Entspannungspolitik gefährdet sehen. Daher will die britische Regierung General Pushkin als Drahtzieher der Aktionen liquidieren lassen. Der Doppel-Null-Agent bekommt den Auftrag, will diesen aber nur widerwillig ausführen. Seiner Meinung nach steckt weit mehr dahinter. Im Geheimen reist er nach Bratislava und findet die Cellistin wieder, die auf Koskov schießen wollte. Tatsächlich ist Kara Milovy eine unbedarfte junge Musikerin und Koskovs Freundin. Sie benutzte Platzpatronen; der Seitenwechsel des Sowjetgenerals war nur vorgetäuscht. Bond bringt die unwissende Kara unter erschwerten Bedingungen nach Wien. Hier findet er durch die Hilfe von Saunders heraus, dass Koskov eine Verbindung zu dem Waffenhändler Brad Whitaker unterhält. Dieser residiert in Tanger, wo 007 kurioserweise auch Pushkin, der sich dort auf Staatsbesuch befindet, töten soll. Saunders wird von Necros auf hinterhältige Weise ermordet. Der Doppel-Null-Mann reist mit Kara, die die Zusammenhänge nicht kennt, nach Marokko. Allmählich werden die Dinge klarer. Koskov und Whitaker haben ein illegales Waffengeschäft abgeschlossen und wollen Pushkin als unliebsamen Mitwisser loswerden. 007 versucht die Verschwörung aufzudecken, aber er und Kara werden von Koskov und Necros in eine Falle gelockt...

Zitat von »Scarpine (2013)«

Die beabsichtigte und überfällige Erneuerung des Franchise findet mit "The Living Daylights" einen passenden, qualitätsvollen und zeitgemäßen Ausdruck. Eine gute Besetzung, eine zupackendere Regie, ein intelligenter Plot, kontinuierliche Spannungs- und Action-Passagen, die sich weitgehend harmonisch in die Handlung einfügen, grandiose Locations und John Barrys bester Achtziger-Score erheben den Film zu einem der besten des Jahrzehnts. Vereinzelte Störelemente wie die teils deplatzierten Humoreinlagen, die leichten darstellerischen Schwächen und die Fragwürdigkeit der Kollaboration mit den Mudschaheddin können den Gesamteindruck nur unerheblich schmälern. Somit geriet Daltons Erstling zu einem der besseren Bondabenteuer, das mit einer dichten Atmosphäre und teils epischen Momenten aufwarten kann.

"Timothy Dalton never got a handle on the role. He took it seriously in the wrong way." - Mit diesen Worten beschrieb Urbond Sir Sean Connery rückblickend die Dienstzeit des vierten Nullnullsieben-Amtsinhabers. Mag man diese Kritik Connerys auch nicht teilen, muss doch selbst der geneigteste Anhänger des Walisers zugeben, dass der Sexiest Man of the Century damit zumindest einen Nerv trifft: Dalton spielte mehr den Romanbond als den Film-007, er gab mehr den grimmigen Profi als den weltmännischen Womanizer und er war mehr ein Liebling der Fans als der Zuschauer. Auch wenn das Fandom es sich häufig schönredet: Für das Massenpublikum ist Dalton genau wie Lazenby letzten Endes mehr oder minder ein profilloser Niemand geblieben. Nicht umsonst fristen seine beiden Bondfilme in der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend ein Schattendasein. Früher war Dalton beinahe mein Lieblingsbond, heute sehe ich seine Interpretation und sein Wirken für die Serie deutlich kritischer. Entsprechend kann ich auch die Aufbruchsstimmung, die ein Großteil seiner Anhänger in seinem Erstling erkennen will, beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen. Aus der Sicht der Zeitgenossen mag das nach der langen und zuletzt trägen Moore-Ära verständlich gewesen sein, mit dem heutigen Blick hat diese Einschätzung freilich kaum mehr Berechtigung. Sicher Dalton ist ein dynamischerer, virilerer Interpret als Moore, was sich vor allem in den rasanteren Action-Momenten bemerkbar macht, aber die ganze Atmosphäre, in die man seinen Einstand gehüllt hat, atmet doch die pure Standard-08/15-Herangehensweise, wie sie Glen, Maibaum, Wilson und Broccoli schon seit Beginn des Jahrzehnts kontinuierlich kultiviert haben. Bemerkenswerte Neuerungen sucht man über weite Strecken vergebens. Es ist eigentlich nur der frischgebackene Hauptdarsteller, der andere Töne anschlägt und Nullnullsieben um zusätzliche Facetten bereichert, wobei jedoch andere essenzielle Seiten der Figur bedauerlicherweise zu stark vernachlässigt werden. In positiver Hinsicht gilt es zu betonen, dass der Streifen sehr schöne, romantische Stimmungen entwirft, abwechslungsreiche Drehorte einbindet, Spannungsmomente und Verfolgungsjagden geschickt variiert und rundherum einen stimmigen Gesamteindruck macht. Demgegenüber machen das Ensemble, die handwerklichen Bereiche, der Plot und die Inszenierung eher einen durchwachsenen Eindruck. Es fehlen ein wenig die großen Aha-Momente und Highlights. Zu selten ist der Film über die gesamte Laufzeit wirklich mitreißend und vermittelt auch kein sonderlich modernes Seherlebnis. Wie der Vorgänger ergeht sich The Living Daylights bisweilen – wenn auch nicht so extensiv - in reizloser, biederer Tristesse. Dagegen kann man John Glen für die für ihn so typische lange Screentime dieses Mal keinen Vorwurf machen, denn durch den geradlinigeren Aufbau der Geschichte und die im Filmverlauf gut platzierten Kurzweilaktionen kommt das Werk ohne größere Abstriche ins Ziel. Alles in allem ist Daltons Debüt ein ansprechender Bondfilm; keine Offenbarung zwar, aber ein ebenso so unterhaltsamer wie sicherer Anwärter für einen der Plätze im mittleren Klassement.

Die Riege der Darsteller präsentiert sich in der Breite recht ausgewogen. Die Rollen sind meist passend besetzt und werden kompetent gespielt. Als vierter Mann hinterlässt Timothy Dalton einen guten Eindruck. Sein 007 ist erkennbar ernster und rauhbeiniger angelegt. Trotzdem hat dieser Bond bei aller abgeklärten Professionalität einen Sinn für Kulinarik, Musik und Kunst. Dalton agiert zupackend und einfühlsam, zugleich gibt er sich – im Kontrast zu seinem Vorgänger - mürriger und sperriger im Umgang mit seinen Vorgesetzten. Tatkraft, Emotionalität und physischer Einsatz wirken belebend, demgegenüber erweisen sich die vielen süffisanten Momente als verhaltene Pflichtaufgaben. Dalton versäumt es, so souverän und lässig aufzutreten wie die vorangegangenen Amtsinhaber. One-Liner kommen nicht so selbstverständlich über seine Lippen, humorvolle Passagen wirken bei ihm häufig gezwungen und im Umgang mit dem anderen Geschlecht zeigt sich, dass der Waliser einfach kein glaubhafter Ladykiller ist. Dalton ist vielleicht der beste Schauspieler, der je als Nullnullsieben berufen wurde, aber publikumsbindendes Charisma kann man sich nicht erspielen. Das hat man oder man hat es eben nicht. Daltons stärkere Orientierung an der literarischen Figur Ian Flemings mag die Fans begeistern, aber als Kinoheld bleibt er ein Unvollendeter. Darin liegt eine gewisse Tragik und vielleicht auch die Antwort auf die Frage, weshalb seine Ära die einzige blieb, die mittendrin abgebrochen wurde. Eine mittelschwere Enttäuschung ist Maryam d'Abo als Love Interest. Ehrlich gesagt frage ich mich immer, wieso ihre Vorgängerin stets so verrissen wird; ist Kara doch keinen Deut besser: Blond, naiv, hilflos, tollpatschig und mehr Klette als Unterstützung. Und genauso dröge, wie die Autoren den Part geschrieben haben, spielt die Britin ihn auch. Schlimmer noch: Da es keine nennenswerte zweite Frauenrolle im Film gibt, muss sie als ausgenutzte Cello-Spielerin allein die weibliche Komponente abdecken. Kurioserweise zeigen die Bildstrecken aus der damaligen Promotion, dass d'Abo sehr wohl in der Lage ist, verrucht und verführerisch aufzutreten. Ein Umstand, aus dem die Macher leider überhaupt kein Kapital schlagen. Das Schurkentrio gleicht dem aus Octopussy, ohne dabei einen genauso stimmigen Eindruck zu hinterlassen. Jeroen Krabbé ist als hinterhältiger Intrigant eigentlich passend besetzt, aber unter Glens Führung gerät die Figur leider beinahe zur völligen Karikatur. Der Charakter von Joe Don Baker erinnert an den Antagonisten von Steven Berkoff und ist genauso holzschnittartig angelegt. Im Gegensatz zum russischen Armeehardliner ist Whitaker aber nur ein abgehalfterter Sandkastengeneral. Andreas Wisniewski ist ein guter und präsenter Henchman und der überzeugendste Gegenspieler im Film. Als Verbündete machen John Rhys-Davies, Thomas Wheatley und Art Malik einen exzellenten Job. Das MI6-Team ist gut aufgelegt und Caroline Bliss müht sich redlich, vermag es aber nicht, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen.

Alec Mills beerbt seinen Vorgänger Alan Hume als Kameramann. Gewissermaßen ist Mills’ Arbeit auch eine Fortsetzung von Humes Stil mit leichten Akzentverschiebungen. Optik und Perspektiven sind vergleichbar; ebenso wie die leicht reduzierte Farbpalette. Postiv hervorzuheben sind bei Mills aber die atmosphärischen Nachtaufnahmen und die bessere Ausleuchtung der Szenerie. Zudem präsentiert sich die Cinematographie bei der Stuntarbeit und den Verfolgungsjagden wieder spürbar geschmeidiger und mitreißender. In nachlässiger Beliebigkeit und Einfallslosigkeit ergehen sich bedauerlicherweise die Arrangements der Titelsequenz von Maurice Binder. A-has Lead-Song ist stimmig konzipiert und passt zum Film, besitzt aber nicht den Erinnerungswert des Vorgängerlieds. Gleiches lässt sich von John Barrys Score sagen, der zwar erneut schwelgerisch-dynamische Tracks den bewegten Bildern gewinnbringend beisteuert, aber sein A View To A Kill-Album empfinde ich als eine Spur hochklassiger. Als besondere Zugabe erweist sich der eingängige Sound der Pretenders, der mit den beiden nuancierten Charakterthemen für Kara und Necros die weitgehende Profillosigkeit dieser Figuren gut auffängt. Sehr geerdet präsentiert sich die Arbeit von Peter Lamont, dessen Bauten durchweg gelungen sind. Dementsprechend ragt auch kein Set sonderlich heraus; alles muss sich dem - zum neuen 007 passenden - Down-to-earth-Ansatz unterordnen. Ein feines Händchen hatte man bei der Wahl der Locations. Gibraltar, England, Wien, Kärnten, Marokko und Tanger liefern jede Menge Lokalkolorit und ein kontrastreiches Flair. Besonders schwierig ist es in diesem Fall eine abschließende Einschätzung über das Drehbuch abzugeben; denn zu anders wäre wohl die filmische Wirkung gewesen, hätte man andere Hauptdarsteller als d'Abo und Krabbé verpflichtet. Die Handlung verläuft flüssig und nachvollziehbar und ist mit guten Dialogen gewürzt. Allerdings ist die ganze Thematik um das Killerprogramm etwas zu fadenscheinig geraten, und dass ausgerechnet die nüchternen, reservierten Briten auf einen nervösen Schmieranten wie Koskov hören und so schnell in (Kurzschluss-)Aktionismus verfallen, kann einem nur Altmeister Hitchcock schlüssig beantworten: Because it is in the script. Manche Humorbeigaben und Dialogszenen erscheinen etwas beliebig, aber das fällt kaum ins Gewicht. Der Schurkenplan und einige Action-Ideen sind gelungen und insbesondere ab Afghanistan erhöht die stetige Steigerung der situativen Spannung den Filmgenuss. Über John Glens altbekannte, stromlinienförmige Inszenierung gilt es festzuhalten, dass der Regisseur in seinem vierten Engagement wieder erkennbar engagierter zu Werke geht und der Stil dem Sujet dichter verhaftet ist. Rundherum darf der Jahrgang '87 als weitgehend gelungen bezeichnet werden, obgleich das Beharren auf die vertraute Machart und die in weiten Teilen verpasste Modernisierung kurz- und langfristig ihren Tribut fordern sollten.

"Duty has no sweethearts." – Timothy Dalton etabliert sich als würdiger Fackelträger des Franchise. Doch sein James Bond mag sich noch so kernig und kompromisslos gebärden, es fehlt seiner Erstmission an ausreichend ekstatischen Esprit, um eine neue Ära zu begründen. Abseits von leichten Misstönen, alten Meriten und eingeübten Marotten ist The Living Daylights aber ein lupenreiner 007-Thriller, der auf unterhaltsame Weise die elementaren Bestandteile der Bondformel abwandelt und gediegen neu interpretiert. Aus heutiger Sicht bleibt ein grundsolider Serieneintrag, der sich leicht über dem Standard der Reihe einpendelt, dem man aber mehr Mut und Innovationsfreude seitens der Macher gewünscht hätte.

00 00 00 00 00 Doppel-Null-Lizenzen
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"