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Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

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21

Samstag, 21. September 2013, 15:56

Berechtigte Frage! Ich habe "Never Say Never Again" in der Rewatched-Reihe bewusst nicht betrachtet, weil er eben nicht in die geschlossene Serienästhetik der EON-Reihe passt. Das hat eben mit den besonderen Produktionsumständen zu tun. Und daher wäre es unfair gewesen, ihn in die Jahrzehnte-Bewertung mit auf zu nehmen, weil er eben ein Ausreißer ist. Ich finde es außerdem schwer ihn in die direkte Konkurrenz zu den EON-Filmen zu stellen.


Anders wäre es bei mir auch nicht.
Daher denke, dass hier die Meinungen gar nicht so verschieden sind. Es gibt wohl nur die Diskrepanz bezüglich des Begriffs "inoffiziell", der für die einen formal falsch ist und für die anderen "halb so wild".
Ich denke aber, dass kaum jemand von uns NSNA selbstverständlich wie jeden anderen Film betrachtet.

Von meiner Warte aus im wesentlichen in der Figurenzeichnung. Maximilian Largo ist in der Rollenanlage ein eindeutiger Vorreiter für EON-Schurken wie Max Zorin, Alec Trevelyan, Gustav Graves und Dominic Greene. Fatima Blush ist zudem ein "Role-Model" für May Day und Xenia Onatopp (hier insbesondere in den "Geschlechterkampf"-Szenen) und "Never Say Never Again" bietet zudem den ersten dunkelhäutigen Felix Leiter auf. Letzteres wäre an sich nichts besonderes, steht jedoch im Widerspruch zu Flemings Figurenbeschreibung. Etwas, was EON mit der Verpflichtung von Jeffrey Wright für die Craig-Ära übernommen hat.


Für mich sind das eher Dinge, die den Zeitgeist widerspiegeln. Ich denke nicht, dass man sich bei AVTAK (May Day, Zorin) oder CR (Leiter) unbedingt an NSNA erinnert hat, sondern einfach dem Zeitgeist entsprach. Aber man muss NSNA natürlich lassen, diesen neuen Zeitgeist früh erfasst zu haben...
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

Maibaum

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22

Samstag, 21. September 2013, 20:23

Da es 23 Bonds gibt die von Eon produziert wurden, und nur einer bei dem das nicht so ist, gibt es natürlich schon ein paar kleine Unterschiede in der Betrachtung von NSNA als Bond Film. Zumal aus Copyright Gründen einige typische Bond Trademarks nicht verwendet werden durften. Und man sich dann auch wieder, wahrscheinlich um sich von den anderen Bonds ein wenig abzusetzen (und das waren gerade die Moore Bonds), in den Charakterisierungen der bekannten Figuren (M und Q) erlaubte ein paar andere Akzente zu setzen. Andererseits waren es die Eon Bonds die plötzlich einen weiblichen M aufboten (das hätte man NSNA bis heute unter die Nase gerieben), und mit einem schwarzen Felix Leiter steht NSNA, wie von anderen bereits erwähnt, nun auch nicht mehr allein da.
Insgesamt betrachtet ist NSNA im Vergleich aller 24 Bonds ein typischerer Bond Film als manch andere, als z.b. FRWL oder auch alle 3 Craiger.

NSNA passt einerseits durchaus als 7. Bond Auftritt von Connery, als der Film den dieser nach seiner Rolleninterpretation aus DAF machte, wie es auch andererseits inhaltlich wie auch ästhetisch ein absolut typischer 80ger Bond ist. Und insofern den ihn umgebenden OP und AVTAK sehr viel näher steht als der TB Film auf dem er basiert, aber eben nur lose basiert. So lose daß ich ihn praktisch nie mit TB vergleiche, außer wenn ich dies bewußt tue. Mich quasi dazu zwinge.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Maibaum« (21. September 2013, 20:29)


Django

Der Andere

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23

Samstag, 21. September 2013, 20:55

Ich kann Kronsteen voll und ganz zustimmen: Natürlich ist NSNA ein "richtiger" Bond-Film (und nicht mal ein schlechter). Trotzdem habe ich stets Mühe damit, ihn mit den EON-Produktionen zu vergleichen. Es gibt einfach zu viele etablierte, liebgewonnene Elemente, auf die in NSNA verzichtet werden mussten. Von daher muss NSNA bei mir im Vergleich mit praktisch allen Filmen der Franchise ziemlich unten durch. Des kommt mir einfach vor, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen: Beide Obstsorten sind sehr ähnlich und es gibt bei den Äpfeln diverse Sorten, die sich teilweise erheblich unterscheiden. Trotzdem kann eine Birne nie ein Apfel sein (auch wenn einem eine Birne besser schmeckt als manche Apfelsorte). Oder ein Weisswein nie ein Rotwein (selbst ein weisser Merlot nicht).

Dennoch finde ich es weniger falsch, NSNA hier jeweils mit zu berücksichtigen als wenn man ihn nicht berücksichtigen würde.

Mister Bond

Felix Leiter

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24

Sonntag, 22. September 2013, 22:17

Ein wenig Ignorant von euch jetzt Scarpine abzuwatschen, weil er NSNA vorerst nicht berücksichtigt hat. Das kann er jederzeit nachholen. Und somit hat sich das Thema auch erledigt.
Ich hätte NSNA auch extra eingeordnet und gut ist.

Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

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25

Sonntag, 22. September 2013, 22:46

Ich erkenne da nirgends ein Abwatschen. Es sollte nur darauf hingewiesen werden, dass es - wenn ich da für mich spreche - bei mit da auch nicht viel anders ist als dieses "gesondert behandeln".
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

Scarpine

Verschlagener Korse

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26

Montag, 23. September 2013, 22:09

Tatsächlich habe ich mir die Diskussion um die Rolle dieses Werks etwas zu Herzen genommen, aber mehr in der Hinsicht, dass ich mein eigenes Verhältnis zu Connerys Schwanensang überdacht habe. „Never Say Never Again“ war in der Tat der Bondfilm, den ich am längsten nicht mehr gesehen hatte und ich dachte mir infolge des Streits in diesem Thread: Warum eigentlich? Ich hatte den Film bei meinem Bond-Marathon kategorisch ausgeschlossen, aber nicht weil ich ihn etwa als einen „inoffizielles“ Experiment wahrgenommen hätte, sondern weil ich ihn nicht in die direkte Konkurrenz zu den EON-Filmen setzen wollte. Das war eine Fehleinschätzung, die aber allein schon zu einer gewissen Abgrenzung führt. Der Streifen hält einem solchen Vergleich – gerade in den Achtzigern – durchaus stand. Er konnte mich bisher noch nie so sehr überzeugen wie bei dieser Sichtung und ich habe viele kleine Nuancen dieses Werks (neu) schätzen gelernt. Daher nun der letztmalige Eintrag in die Reihe…


James Bond Rewatched

Sag niemals nie (1983)

OT: Never Say Never Again; USA/GB 1983; 134 Min.; R: Irvin Kershner; D: Sean Connery, Kim Basinger, Klaus Maria Brandauer, Barbara Carrera, Max von Sydow, Bernie Casey, Rowan Atkinson, Alex McCohen, Pamela Salem und Edward Fox

1983 war das Jahr der zwei Bonds. Nach langen juristischen Querelen brachten Kevin McClory und Jack Schwartzman mit "Never Say Never Again" ihre Version des "Thunderball"-Stoffes in die Kinos und nach zwölf Jahren Abstinenz Ur-Bond Sean Connery zum siebten und letztem Mal als 007 auf die Leinwand. Es sollte eine souveräne Abschiedsvorstellung für den Schotten werden. Und tatsächlich erwies sich der Film als Publikums- und Kritikerliebling. Heute wird das Werk unter Fans eher kritisch gesehen und aufgrund seiner Andersartigkeit als "inoffiziell" oder gar als ein verunglücktes Remake bzw. als ein überflüssiger Aufguss eines Originalbondfilms betrachtet. Tatsächlich bietet der Streifen – bei aller nachvollziehbaren und berechtigten Kritik – jedoch weit mehr als es vordergründig erscheint und kann mit einigen hochkarätigen Passagen aufwarten.

Das Darstellerensemble besticht leider nur in den Hauptrollen durch Erstklassigkeit. Der finale Auftritt von Sean Connery gleicht einem Triumphzug. Seine Bond-Aura wirkt noch immer, auch wenn er einen offensichtlich gealterten 007 verkörpert. Insgesamt wirkt Connery charmanter und gelöster als bei seinen letzten beiden Einsätzen. Man merkt ihm den wiedererstarkten Spaß an der Rolle an. Ein wenig blass erscheint da neben ihm Kim Basinger, die als Hauptbondgirl eine Spur zu unscheinbar bleibt, ansonsten aber eine solide Leistung abliefert. Voll aufspielen darf hingegen Barbara Carrera, die für sich beanspruchen darf, mit ihrer Interpretation der ruchlosen Fatima Blush das ausgeflippt-extravagante Bad-Girl im Bond-Kosmos geschaffen zu haben. Ohne ihre Darbietung hätte es spätere "Hexen" wie May Day oder Xenia Onatopp sicher nicht in solch vorpreschender Extrovertiertheit gegeben. Der Clou des Films ist aber der österreichische Ausnahmeschauspieler Klaus Maria Brandauer, der aus dem Villain Largo ein intelligentes Verbrechergenie mit soziopathischen Zügen macht. Brandauers Mimik und Stimme verleihen dem Charakter eine diebische Verschlagenheit und eine unverhohlene Arroganz. Kein anderer Bondschurke scheiterte bisher so tragisch an seiner eigenen Überheblichkeit. Max von Sydow kann als eher professoral auftretender Blofeld dagegen keine großen Akzente setzen. Bernie Casey und Rowan Atkinson präsentieren ebenso sympathische wie gegensätzliche Helfer, während Edward Fox einen äußerst übellaunigen M zum Besten gibt. Die Nebenrollen fallen leider dagegen deutlich ab. Alex McCohen, Pamela Salem, Gavan O`Herlihy und Saskia Cohen Tanugi bieten eher unterdurschnittliche Leistungen, während Pat Roach die Figur Lippe noch solide verkörpert.

Für die Regie verpflichtete man Irvin Kershner. Der Regisseur, der mit "The Empire Strikes Back" ein Meisterwerk geschaffen hatte, kann den ihm anvertrauten Bondfilm leider nicht zu einem solchen Highlight erheben. Manche Szenen setzt der Filmemacher schlicht zu beliebig und austauschbar um und die Nebendarsteller werden von ihm auch nicht optimal gelenkt. Zum Glück bleibt dies auf verhältnismäßig wenige Szenen beschränkt und Kershner legt ansonsten eine temporeiche und spannende Inszenierung an den Tag. Besonders in den Action-Momenten und im Zusammenspiel der Schurken kann der Regisseur hochklassige Augenblicke schaffen. Insgesamt eine zufriedenstellende Leistung. Mit dem Drehbuch ist es hingegen so eine Sache. Die Story hätte viel besser und geradliniger präsentiert werden können. Man hat den Stoff viel zu oft überarbeitet und zu viele Autoren daran werkeln lassen. Der letztlich allein genannte Lorenzo Semple, Jr. konnte mit dem Endergebnis zurecht unzufrieden sein. Neben einigen überflüssigen Gags fallen vor allem zwei Dinge negativ ins Auge. Zum einen ist das erste Treffen von Fatima und Bond völlig überflüssig für die Handlung und zum anderen geht dem Plot zum Ende hin leider etwas die Luft aus. Das Bedrohungsszenario wird im dritten Akt gar nicht richtig greifbar, was zulasten der Spannung geht, und die finale Konfrontation mit Largo fällt eher tempoarm aus und lässt diesen schillernden Schurken leider unspektakulär abtreten. Ansonsten kann man das Skript als grundsolide Drehvorlage bezeichnen.

Michel Legrands Score ist schwierig einzuschätzen. Er bietet einige reizvolle Arrangements, erscheint aber in seiner Gesamtheit sehr inhomogen und zeitgebunden. Dagegen kann Lani Hall mit ihrem Titelsong voll punkten und einige Lieder der EON-Serie klar hinter sich lassen. Ein eigenes Titeldesign kann der Streifen aus rechtlichen Gründen leider nicht bieten. Das Production Design von Stephen B. Grimes und Philip Harrison fällt leider so schlicht und unscheinbar aus, dass es keiner weiteren Erwähnung bedarf. Die Locations sind mit Frankreich, England, Malta, Spanien, Monaco, den Bahamas und den USA für einen Achtziger-Bond außergewöhnlich zahlreich und bieten viel Abwechslung. Leider bieten die einzelnen Drehorte im Detail eher Beliebiges. Auch Douglas Slocombes Cinematographie ist von einer Unverwechselbarkeit weit entfernt. Die Kamera zeigt zwar angenehme Farbpaletten, kann aufgrund der genannten Defizite aber nur wenig Reizvolles einfangen und verstärkt diesen Umstand durch den Einsatz des Weichzeichners auch noch. Die Action-Sequenzen werden hingegen mit passender Dynamik zelebriert. Tatsächlich dürfte neben den fehlenden Trademarks, die eintönig-beliebige Geschlossenheit aus Production Design, Drehortauswahl und Cinematographie dem geneigten Zuschauer eine wirkliche Andersartigkeit suggerieren. Davon bin ich nach dem erneuten Konsum mehr als überzeugt.

In den Bereichen "Konkurrenz" und "Neuverfilmung" kann man zudem interessante Querverbindungen konstatieren. So zeigen die Konkurrenzfilme beide eine ziemlich hohe Gagdichte. Wo Roger Moores Bond aus Pferdehintern wegdüst, aus Krokodilsrachen auftaucht, sich mit Lianen durch den Dschungel schwingt und von seinem Helfer mit einem Tennisschläger verteidigt wird, hält Connerys Alt-Bond einen Zeitgenossen mit einem albernen Zigarettenetui in Schach, verätzt seinen Gegner mit dem eigenen Urin und möchte die willige Gegnerin in seine Memoiren mit aufnehmen, während seine bessere Hälfte Nigel Small-Fawcett durch Nassau irrlichtert. Es lässt sich wohl keine andere Schlussfolgerung ziehen, als dass diese Art von Humor 1983 von einem Bondfilm gefordert und erwartet wurde. Eine Unterscheidung zwischen Ernst und Spaß kann man bei "Octopussy" und "Never Say Never Again" dagegen nicht treffen, weil die Situationen in den beiden Werken zu oft umschwenken. Beide Streifen durchzieht also neben der atomaren Bedrohung ein einheitliches Grundkonzept. Mag der EON-Beitrag auch souveräner produziert sein, bietet das Gespann Brandauer-Carrera doch ein ungleich höheres und reizvolleres Villain-Potenzial als die Clique um Orlov und Khan. Den Vergleich mit "Thunderball" kann das Remake eigentlich nur verlieren, weil das Original in die goldene Bond-Ära gehört und als Sixties-Thriller natürlich unweit glamouröser und souveräner wirkt, als ein vergleichbarer Film aus den trashigen Achtzigern. Dennoch kann die Neuverfilmung immerhin in der Ausgestaltung des Dreiecksverhältnisses Bond-Domino-Largo und in der Schurkencharakterisierung neue und frische Akzente setzen.

Gesamtwirkung: Sean Connerys Abschiedsstreifen ist ein Film, der nicht nur in der Dekade, in der er entstand, aus der Reihe fällt. Die EON-Konkurrenzproduktion bietet ästhetisch und teils auch inhaltlich ein völlig anderes Programm als die Beiträge des Broccoli-Clans. Man merkt "Never Say Never Again" seinen unruhigen Produktionsverlauf an. Dennoch ist der Streifen rundherum eigentlich gelungen und kann mit einem zeitaktuellen Bedrohungsszenario, einem ordentlichen Plot und meist sehr guten darstellerischen Leistungen aufwarten. Ärgerlich fallen dagegen einige zu alberne Einlagen, wenige austauschbare Passagen und schwachbrüstige Nebenakteure ins Auge. Die Spannung kann leider bis zum Ende nicht voll gehalten werden und die handwerklichen Sektionen halten einem EON-Vergleich nicht im geringsten stand. Trotz allem servierte Irvin Kershner dem Zuschauer 1983 das wohl eindrucksvollste filmische Comeback des Jahres. Sean Connery ist definitiv mit einem würdigen Film abgetreten.

Meine Wertung: 3,5 von 5 Punkten
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Scarpine« (23. September 2013, 22:20)


Spree

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27

Montag, 23. September 2013, 22:29

Auch hier nochmal danke für die Reviews. Ich muss aber schon sagen, dass mir diese filmische Gurke in der Bewertung selbst im Vergleich zu TND, DAD und DAF deutlich zu gut wegkommt.
JAMES BOND WILL RETURN!

Scarpine

Verschlagener Korse

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28

Montag, 23. September 2013, 22:47

@ Spree

Das ist dein gutes Recht. Der Film hatte bisher auch noch nie einen so guten Stand bei mir, aber gerade im Kontrast zu "Octopussy" und "Thunderball" konnte er bei der neuen Sichtung gewisse Stärken ausspielen. Er ist verspielter und schillernder als "Thunderball", der zwar erstklassig aber auch etwas bieder daherkommt, und stellt bessere Schurken als "Octopussy" mit dem er in der Grundkonzeption einiges gemein hat. Insgesamt irgendwie ein Gute Laune-Bond mit einem coolen Connery und einem herrlich fiesen Brandauer. :thumbup:

In der Gesamtrangliste hat "Never Say Never Again" bei mir übrigens folgende Filme (aufsteigend) hinter sich lassen können: TND, DAD, DAF, OP, TMWTGG, AVTAK, MR, GE, TWINE und YOLT. Jetzt findet er sich auf Platz 14 wieder. Mal sehen ob er diese Position längerfristig halten kann...

EDIT: Ich habe gerade mal meine vorherige Rangliste gecheckt. Da befand sich der Film auf Platz 20.
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

  • »Mr. Fogg« ist männlich

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29

Dienstag, 24. September 2013, 06:42

Ich hatte jüngst bezüglich der Figur Bonds einen Lernzuwachs zu verzeichnen, der einerseits dem Film NSNA - und ausschließlich diesem Bond-Film - zu verdanken ist und andererseits der scharfen Beobachtung und Analyse unseres Freundes Feirefiz: Im Thread über "Die private Seite Bonds" stellte ich Überlegungen an, welche letzte Motivation Bonds Leben hätte. Diesem Erkenntnisgewinn möchte ich auch hier kurz, da er zugleich eine anerkennende Verneigung vor diesem "Ausnahmewerk" darstellt, Raum verschaffen, daher sei es erlaubt, noch einmal Feirefiz zu zitieren:

Zitat Feirefiz:
Was Flemings Bond angeht, bin ich
bzgl. seines Schicksals im Ruhestand in der Tat skeptisch, aber da
Fleming selbst seinen Bond nicht beerdigt hat, wird dies immer
Spekulation bleiben; was sich andere Autoren da ausdenken mögen, ist
interessant, aber nicht entscheidend. Was den Ruhestand des Film-Bond
angeht, der ja prinzipiell souveräner ist als der Fleming-Bond, könnte
Deine Einschätzung allerdings zutreffen, eine mir sehr sympathische
Vorstellung: Vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich NSNA so sehr
mag, denn es ist der einzige Film, der sich dieser Frage stellt (und wie
oben angedeutet, erfasst gerade dieser schalkhafte Film durchaus seriös
Bonds Psyche), und er zeigt uns Bond im Ruhestand auf genau die Art,
wie Du es skizzierst. Auch wenn Bond hier ebenso gut im Urlaub sein
könnte: Vielleicht wäre das die Art des gereiften Bond (auch deutlich
älter als 45jährig), mit dem Ruhestand umzugehen. Tolle Gegend, tolle
Frau, Cocktail zur rechten Zeit, doch wenn mal wieder Good Old England
ruft, zieht man die Reaktivierung doch in Erwägung. Wie sonst wäre
Connerys Augenzwinkern zum erneuten Einsatz des Titelliedes zu erklären
(zumal McClory ja eigentlich eine Fortsetzung wollte)? Eben: "Never say
never again ..."
God save the Queen!

30

Montag, 7. Oktober 2013, 20:15

.


Ich möchte mich hiermit erst einmal beim Kollegen Martin auf seinem Blog für den ausführlichen Beitrag zum 30. Geburtstag von „Never say never again“ bedanken. Wer diesen noch nicht kennt und gerne nachlesen möchte, findet Martins informativen Ausführungen auf http://bond-and-beyond.blogspot.de/2013/…alte-krieg.html.


Von meiner Seite möchte ich noch zusätzlich gerne anfügen, dass ich persönlich des Weiteren die Ansicht vertrete, dass „Never say never again“ (1983) das von EON Productions Limited geprägte offizielle James Bond-Franchise nicht nur nach seinem Erscheinen beeinflusst hat, sondern schon im Vorfeld seiner Entstehung zu Vorgängen innerhalb der Filmreihe geführt hat, die ansonsten vermutlich anders gekommen sein dürften.

Da wäre sicherlich zum einem der Nachtragsauftritt eines auf einmal namenlosen Bösewicht in der Vorspannsequenz in „For eyes only“ (1981) zu erwähnen, dessen unrühmlicher Abgang im wahrsten Sinne des Wortes erst aus einer späteren Rückschau wahrnehmen lassen kann, dass die Preisgabe der Lächerlichkeit hinsichtlich des doppeldeutig gemeinten Abgangs eine Retourkutsche gegen Kevin McClory darstellte, da die eigene Firma die Recht an S.P.E.C.T.R.E. und Blofeld nicht mehr besaß und man mit diesem kleinen Seitenhieb versuchte, den Mann mit der Katze endgültig im Vorfeld einer Neubelebung des „Thunderball“-Stoffes beim nachgewachsenen Massenpublikum als ad absurdum einzuführen und symbolisch aus dem Verkehr zu ziehen, der dieser Mastermind des Bösen dann gar nicht mehr existieren dürfte und somit zu gezielter Verwirrung beim Zuschauer führen sollte.

Hinsichtlich der Besetzung des Bond-Hauptdarsteller bei „Octopussy“ ist der Gedanke zwar nur ein angedachter, jedoch lässt sich nicht trefflich nachweisen, ob Roger Moore definitiv von Albert R. Broccoli zu einem weiteren Leinwandabenteuer verpflichtet worden wäre, wenn parallel die Konkurrenzproduktion mit dem Alt-Bond-Darsteller nicht in der Startlöchern gestanden hätte.

Wie angespannt Cubby im Endeffekt mit dem Gegenprojekt umgegangen ist, offenbarte schließlich seine Reaktion zur Londoner Filmpremiere von „Never say never again“ Mitte Dezember `83 als er am gleichen Tage über die Ticker verkünden lies, dass Roger Moore ein siebtes Mal als James Bond auf die Leinwand zurückkehren würde. Auch hier kann man spekulieren ob dies ohne den Connery-Bond ansonsten der Fall gewesen wäre – vor allem wo die Vertragsparteien Broccoli / Moore ansonsten immer bis kurz vor Drehstart um Gagen und Konditionen verbissen gekämpft hatten und der Fan daher erst kurz vor Beginn anstehender Dreharbeiten damals erst aus den Printmedien erfuhr, wer im neuen BOND der aktuelle Hauptdarsteller (wieder) geworden war.


.

31

Montag, 7. Oktober 2013, 23:00

Danke für den Link zum Artikel! Die Entsorgung Blofelds in FYEO hab ich auch immer als taktisches Manöver gegen das McClory-Projekt empfunden.

kananga

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32

Donnerstag, 12. Dezember 2013, 10:00

ich habe in der heftigen Diskussion über die "Offizialität" dieses Bondes einiges gelernt. Für mich ist dieser letztlich ins Reich juristischer Haarspaltereien zu verweisende Thema absolut sekundär. Fakt ist, NSNA ist durchwegs professioneller Bond und genau wie TB ein Streifen, der immer dann, wenn eigentlich geschauspielert wird, köstliche Unterhaltung (vor allem auch in der Synchro) und darstellerische Glanzleistungen bietet. (Übrigens durchaus auch eine Parallele zu OP). Irgendwie sind die ganzen Bombenentführungs und versteckungsszenen für mich zu fade, aber das ist wirklich rein subjektiv. Ich finde es einfach herrlich, wie sich Sean Connery genußvoll-selbstironisch bei praktisch jeder Szene selbst auf die Schaufel nimmt, auch wenn anderen dazu nur Albernheit und Klamauk einfallen. Auch meinem Landsmann Brandauer, von dem ich nicht durchgehend gar soviel halte, gebührt hier verdienter Lorbeer. Für viele übrigens beginnt ja erst mit diesem Film, mit dem sich Connery selbst aus der Flaute spielte, die Zeit seiner eigentlichen schauspielerischen Meisterleistungen. Selbst Kim Basinger muss man ja immerhin doch zugute halten, dass sie sehr gut tanzen kann (war ja, wenn ich mich nicht irre, ihre ursprüngliche Profession).

Noch ein Wort zum Thema Klamauk: ich finde es interessant, wie viele Kritiker hier Connery mit diesem Thema in Verbindung bringen. Da haben sich die Zeiten sehr geändert, denn für etwa einen Dr. Tesche war Klamauk ein synonym für Moore-Bonds, ihn mit Connery in Verbindung zu bringen, wäre jedoch Majestätsbeleidigung gewesen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »kananga« (12. Dezember 2013, 10:11)


  • »Mr. Fogg« ist männlich

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33

Donnerstag, 12. Dezember 2013, 11:19

ich habe in der heftigen Diskussion über die "Offizialität" dieses Bondes einiges gelernt. Für mich ist dieser letztlich ins Reich juristischer Haarspaltereien zu verweisende Thema absolut sekundär. Fakt ist, NSNA ist durchwegs professioneller Bond und genau wie TB ein Streifen, der immer dann, wenn eigentlich geschauspielert wird, köstliche Unterhaltung (vor allem auch in der Synchro) und darstellerische Glanzleistungen bietet. (Übrigens durchaus auch eine Parallele zu OP). Irgendwie sind die ganzen Bombenentführungs und versteckungsszenen für mich zu fade, aber das ist wirklich rein subjektiv. Ich finde es einfach herrlich, wie sich Sean Connery genußvoll-selbstironisch bei praktisch jeder Szene selbst auf die Schaufel nimmt, auch wenn anderen dazu nur Albernheit und Klamauk einfallen. Auch meinem Landsmann Brandauer, von dem ich nicht durchgehend gar soviel halte, gebührt hier verdienter Lorbeer. Für viele übrigens beginnt ja erst mit diesem Film, mit dem sich Connery selbst aus der Flaute spielte, die Zeit seiner eigentlichen schauspielerischen Meisterleistungen. Selbst Kim Basinger muss man ja immerhin doch zugute halten, dass sie sehr gut tanzen kann (war ja, wenn ich mich nicht irre, ihre ursprüngliche Profession).

Noch ein Wort zum Thema Klamauk: ich finde es interessant, wie viele Kritiker hier Connery mit diesem Thema in Verbindung bringen. Da haben sich die Zeiten sehr geändert, denn für etwa einen Dr. Tesche war Klamauk ein synonym für Moore-Bonds, ihn mit Connery in Verbindung zu bringen, wäre jedoch Majestätsbeleidigung gewesen.
Und wieder eine Kostprobe Deiner nüchternen, jedoch scharfen Beobachtungsgabe. An Deinen Beiträgen bedaure ich oft nur eines: Ich kann nichts mehr hinzufügen!
God save the Queen!

Kronsteen

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Samstag, 11. Januar 2014, 02:56

Habe mir heute nach längerem mal wieder NSNA angeschaut. Das erste Mal auf Blur-ray und das erste mal auf englisch 5.1.
Die Erwartungen waren dementsprechend hoch und ich hatte mal wieder so richtig Lust auf den Film.
Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es für NSNA gut war, dass der Film im Marathon erst in einem halben Jahr dran ist. Zu schwach wäre heute die Benotung gewesen.

Bis auf die Frankreich-Szenen wirken die Locations seltsam blutleer (Bahamas, Shrublands) oder künstlich (Unterwasser-Aufnahmen, Palmyra).
Selbst das eigentlich prächtige Shrublands wirkt eher wie ein Kriegslazarett.
Leider ist bei NSNA nicht nur das Akustische (über Legrands Score wurde schon genug gesagt, das will ich jetzt gar nicht nochmals wiederholen) weit hinter der EON-Reihe, sondern auc die Optik kann in Sachen Oppulenz, Glanz und Exotik bei weitem nicht mithalten. Und dies meine ich jetzt nicht einmal unbedingt nur im Vergleich zum überragenden Original von NSNA, meinem Lieblingsbondfilm TB (wie hat dieser Film eine ähnliche Handlung zeitlos und bildgewaltig einfangen können. - da wirkt NSNA 20 Jahre älter, obwohl er knapp 20 Jahre jünger ist), sondern auf die gesamte EON-Reihe.
Schwach empfand ich auch das Ende. Die antiken Bauten wirken wie aus Pappmaché (waren sie vermutlich auch) und die Bedrohung wird zu keinem Zeit wirklich real. Auch der Schlusskampf Bonds mit Largo, bei dem Largo durch Domino getötet wird, wirkt uninspiriert. Ich brauchte früher lange, um mir bewusst zu werden, dass es Largo war, der auf diese unspektakuläre Art und Weise getötet wird, weshalb der Film so belanglos endet (bis auf den spaßigen Aufguss im Pool).

Die wenigen Gründe, weshalb ich mir den an sich schwächeren NSNA doch noch lieber anschaue als die 3 Brosnan-Filme TND, TWINE und DAD, liegen einzig und alleine in den Darstellern begründet. Diese sind phantastisch und spielen für sich alleine gestelllt fast jedes Ensemble der EON-Reihe an die Wand (in diesem Zusammenhang bin ich mal besonders auf die Unterscheidung in Kopf- und Bauchnote gespannt, wenn NSNA im Rahmen des Marathons an der Reihe ist).
Sean Connery mimt einen grandios aufgelegten Bond, der in seiner Überheblichkeit perfekt in den irnoisch angelegten Film passt. Bezeichnend sind hierbei die 2, 3 Szenen, wenn er mit dem Zuschauer spielt, indem er ihn (bzw. die Kamera) anschaut. Meine Lieblingsszene ist das Domination-Spiel (und vorab das "Eierbecher-Gespräch" mit dem Ordner am Einlass).
Ebenfalls großartig ist Klaus Maria Brandauer als Maximilian Largo. Auf Palmyra, wenn er so richtig seine verrückte Ader durchblitzen lässt, Dominos Namen stammelt (als die Kostbarkeit zu Bruch geht) und er dann auch noch Schuberts Forellenquintett pfeift, sind für mich Highlights aus 50 Jahren Bond, die es bei mir in ein 10-minütiges Best-Of schaffen würden.
Ebenfalls stark sind für mich Barbara Carrera und mit Abstrichen noch Kim Basinger.
Rowan Atkinson hat bei mir den Mr.Bean-Bonus, der mir seine ansonst recht überflüssige Figur Nigel Small-Fawcett zumindest sympathisch macht.

Leider wiegen diese charakterlichen Stärken die Schwächen im Filmischen (belanglose und schlecht ausgeleuchtete Schauplätze, Musik, Optik) und in der Handlung nicht auf.

Platz 21 meiner Bestenliste - noch hinter QOS.
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

AnatolGogol

Supernase

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35

Samstag, 11. Januar 2014, 09:55

Ich sehe NSNA da doch deutlich positiver als du, Kronsteen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fans, die sich an den diversen Unterschieden zu den EON-Produktionen stören war dies für mich eigentlich auch nie ein Problem. Im Gegenteil empfand ich gerade diese vielen kleinen Unterschiede als erfreuliche Abwechslung und spannende Alternative zu den allseits bekannten Filmen, für mich also ein echter Pluspunkt. Dazu zähle ich auch Legrands Musik. Sicherlich empfinde ich den NSNA-Score auch nicht als Krone der Soundtracks, aber in seiner beschwingten, ausgefallenen Art passt er irgendwie sehr gut zum Rest von NSNA.

Auch was die Produktionswerte des Films angeht sehe ich das weniger kritisch. Zwar stimme ich darin zu, dass gerade das Set der unterirdischen Grotte doch recht unecht wirkt, dafür punktet aber gerade dieses Set bei mir wiederum dadurch, dass es so herrlich phantastisch ist in seiner Konzeption – eine unterirdische, antike Grotte mit einem Zugang durch einen Brunnen, das hat mich bei Erstsichtung als kleiner Knirps schwer beeindruckt und ist für mich auch heute noch eine tolle Idee. Die Locations empfinde ich durch die Bank als gelungen.

Was ich ebenfalls an NSNA sehr schätze ist sein oftmals quasi-parodistische Ansatz. Die vielen Szenen, in denen der Film das Image und die Standards der Bondfilme auf die Schippe nimmt sind für mich durch die Bank gelungen und tragen in erheblichem Maße zur entspannten Stimmung des Filmes bei wie auch zu seinem für mich hohen Unterhaltungswert.

Ich poste als Abrundung mal meine schon etwas ältere Komplett-Review zu dem Film. Ich hoffe mal, dass die Tatsache, dass ich NSNA den Verzug gegenüber dem hier im Forum offenbar sehr hoch geschätzten TB gebe nicht als eine Art „Majestätsbeleidigung“ empfunden wird. :)

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NSNA markierte das Comeback von Ur-Bond Sean Connery nach 12jähriger Rollenabstinenz. In dieser Zeit hatte sich innerhalb des Bond-Universums unter der „Ägide“ seines Nachfolgers Roger Moore eine ganze Menge verändert und NSNA kann mit Fug und Recht als deutliche Reaktion auf diese Veränderung angesehen werden. Obwohl der Film ja ein Remake des Klassikers TB ist hat er dennoch auf vielen Gebieten wesentlich mehr Ähnlichkeiten mit den Filmen der Moore-Ära als mit seinem Vorbild oder den ersten fünf Filmen mit Connery.

Im Jahr 1983 kam es dann also zu dem großangekündigten „Duell der Bonds“, des langjährigen Platzhirsches (oder je nach Standpunkt Lückenbüssers) Moore gegen den rückkehrenden Urbond Connery. Die Erwartungen wurden von nahezu allen Seiten geschürt, die Moorefans die jahrelang unter der Missbilligung der Conneryenthusiasten zu leiden hatten hofften auf einen deutlichen Direktvergleich zu Gunsten von Moore während die Conneryfans durch die Bank sicher waren, dass der Bond der 60er Jahre den weichgespülten Clown Moore ein für alle mal auf die Plätze verweisen würde. Was allerdings viele damals übersahen: Connery war 1983 nicht mehr der Schauspieler, der er in den 60ern gewesen war (was sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Rolle Bond haben sollte). Vor allen Dingen war es aber auch gar nicht Connerys Absicht gewesen „seinen alten Bond“ aufzuwärmen. Ein nicht kleiner Teil seiner Begeisterung für das Projekt NSNA war ja auch der Tatsache geschuldet, dass er hier Gelegenheit dazu hatte zum einen seine alte Rolle, die ihn über so viele Jahre verfolgt und schauspielerisch in gewisser Weise auch eingeengt hatte zu parodieren. Darüber hinaus bot sich ihm aber auch die Chance weit mehr Einfluss auf die Rolle zu nehmen, als ihm das in den 60ern als reiner Schauspielangestellter von Broccoli und Saltzman je möglich gewesen wäre. Die Erwartungshaltung vieler Fans nun endlich wieder den „alten Bond“ zu sehen konnten also von Beginn an nur enttäuscht werden. Denn Connery legte seine Rolle weit gelassener an als in den 60ern, sein Spiel wirkt den ganzen Film über sehr entspannt und hat so gar nichts mehr mit dem zynischen Testosteronbolzen der frühen 60er gemein. Dies ist aber alles andere als ein Nachteil, denn gerade dieses für Connery in den 80ern sehr typische entspannte Spiel verleiht seinem Bond in NSNA einen absolut souveränen, fast schon altersweisen Touch. Darüber hinaus orientierte er sich beim Humor seiner Figur deutlich mehr an der Rollenauslegung Moores als an seinem eigenen sarkastischen Humor der 60er. Das alles passt aber wunderbar zur insgesamt sehr entspannten Stimmung von NSNA und lässt den Film wie einen sommerlich-leichten Nachtisch wirken (TB hingegen war eher ein über-üppiges 5-Gänge-Menü).

Da aufgrund rechtlicher Restriktionen die TB-Story weitestgehend unverändert übernommen werden musste blieb auf diesem Gebiet wenig Raum für echte Neuerungen. Dennoch empfinde ich die Änderungen gegenüber dem Original nahezu durch die Bank als gelungen. So wurden etliche Szenen im Vergleich zu TB deutlich verkürzt und auf das wesentliche beschränkt. Das tut dem Tempo des Films gut und lässt ihn insgesamt deutlich weniger behäbig wirken als das Original. Besonders auffällig ist dies natürlich beim Unterwassershowdown, aber genauso lässt sich dieser Effekt auch bei der Entführung der Bomben oder bei den Zusammentreffen von Bond und Largo bemerken. NSNA wirkt als Film auf mich dadurch auch deutlich weniger überladen als TB ohne dabei aber in Punkto Glamour und Exotik wesentlich schlechter abzuschneiden.

Auch dass man im Gegensatz zu TB die Handlung auf mehrere Locations verteilt hat tut dem Film sehr gut, man hat so nie das Gefühl sich doch etwas zu lange an einem Ort aufzuhalten wie es für mich in TB aufgrund der sehr langen Konzentration auf die Bahamas der Fall ist (oder in noch größerem Maße in OP mit Indien). Die Locations sind klug gewählt, die Cote d´Azur passt wunderbar zu den Bahamas. Auch Nordafrika kann durchaus überzeugen, das NSNA-Palmyra mag zwar nicht so mondän sein wie sein Luxus-Namensvetter in TB, dafür hat es aber genau den rauen und verwegenen Abenteuerfaktor, der TB in all seiner Opulenz doch etwas abgeht.

Groß auftrumpfen kann NSNA durch seine sehr gute Besetzung. Mit dem auf ausdrücklichen Wunsch von Connery als Schurke besetzten Klaus-Maria Brandauer tat man einen echten Glücksgriff. Brandauers Mischung aus Charisma, Professionalität und blankem Irrsinn ist absolut furios, man sieht ihm den Spass an der Darstellung dieses Larger-than-Life-Schurken in jeder Minute an. Die Mixtur aus ernsthaftem, hochklassigem Schauspiel und übertriebener, sich hart am Rande der Parodie befindlicher Darstellung macht Brandauers Schurken so einzigartig und sichert ihm einen Platz unter den allergrößten Bondgegenspielern. Genauso gut ist der Rest der Spectre-Führungscrew besetzt, Barbara Carrera als mannstolle, exaltierte Killerin ist eine Wucht und steht ihrer ebenfalls herausragenden Quasi-Vorgängerin Luciana Paluzzi in nichts nach. Ebenfalls eine sehr gute Figur macht Max Von Sydow als kriminelles Mastermind Blofeld. Seine Darstellung erinnert stark an den stilisierten, unsichtbaren Blofeld aus FRWL und TB, da sie dieselbe ruhige geschäftsmäßige Skrupellosigkeit aufweist wie in besagten Filmen. Schön zu sehen, das man Blofeld auch mal seiner Bedeutung entsprechend inszeniert und nicht nur als Dr Evil-Clown. Kim Basinger als Domino ist ein hübscher Blickfang, wirklich Tiefe kann sie ihrer Rolle aber zu keinem Zeitpunkt verleihen. Die Betroffenheit über das Schicksal ihres Bruders und die Wahrheit über ihre Beziehung zu Largo nimmt man ihr nicht so wirklich ab, in dieser Beziehung gleicht sie Claudine Auger.

Das man sich getraut hat typische Bondrelikte wie M, Q oder auch Felix Leiter auf eigene, ganz unterschiedliche Art zu interpretieren halte ich für sehr gelungen. Edward Fox als völlig überzeichneter Juniorboss ist einfach herrlich, die Art wie er naserümpfend Bond zu Beginn des Films zurechtweist nur um im Schlussdrittel dann sich wieder schleimerisch einzuschmeicheln ist toll gespielt und passt wunderbar in den Gesamtkontext der Quasi-Parodie NSNA. Gleiches gilt auch für McCowans Q bzw Algy. Es mutet zwar zunächst etwas befremdlich an einen ohne Punkt und Komma vor sich hin quasselnden Q zu sehen, aber genau diese eigene Interpretation verleiht der Rolle eine eigene Identität. Dies lässt sich auch über Bernie Casseys Darstellung von Felix Leiter sagen, nie waren der alter Felix und Bond so enge und gute Buddys wie in NSNA. Was passiert wenn man etablierte Figuren einfach nur kopiert sieht man an Pamela Salems Miss Moneypenny sehr deutlich: ihre Figur entwickelt zu keinem Zeitpunkt eine eigene Identität und ist nur Staffage (ähnlich wie später bei Caroline Bliss in TLD/LTK).

Leider hat NSNA auch einige nicht zu übersehende Schwachpunkte. Trotz der Straffung der TB-Story und vieler gelungener kleinerer Änderungen leidet auch NSNA eigentlich über die komplette Laufzeit etwas unter seiner völligen Spannungslosigkeit. Nun ist dies bei Bondfilmen nun wirklich kein neues Phänomen, aber dennoch gelang es in vielen Filmen immer wieder zumindest in einzelnen Szenen eine nicht unbeträchtliche Spannung aufzubauen (zum Bleistift die Bombenentschärfung in TSWLM). Dies fehlt NSNA aber gänzlich. Der Film plätschert vergnügt vor sich hin ohne wirkliche Höhepunkte. Auch hat man natürlich gerade in NSNA mehr noch als in allen anderen Bondfilmen ein Deja-Vu-Gefühl (Kunststück, schliesslich hat man in TB ja auch schon alles gesehen). Die Actionszenen halte ich für durch die Bank gelungen, allerdings lässt sich nicht übersehen dass man im Gegensatz zu den EON-Produktionen dieser Zeit keine absolute Topnummer im Angebot hat wie es zB der Sprung vom Asgard, der Spiralsprung oder die PTS von MR waren. Michel Legrands Musik ist für mich zwar weit entfernt vom häufig zitierten Totalausfall und passt in ihrer Art auch zum Rest des Filmes. aber es gelingt ihr auch zu keinem Zeitpunkt dem Film eine Identität zu geben wie es bei so vielen der Barry-Scores der Fall war.

Aber nichtsdestotrotz halte ich NSNA unterm Strich für einen gelungenen und vergnüglichen Bondfilm, der für mich im übrigen genau so zur Reihe dazu gehört wie jeder der EON-Filme. Ich finde es spannend zu sehen, wie in NSNA viele der in den 70er und 80er Jahren unter Moore eingeführten Sachen (harmloserer Humor, wesentlich mehr und verspieltere Gadgets)
aufgenommen und adaptiert wurden. Connerys Kokettieren mit seinem Alter zu Beginn des Films ist eine nettes und gelungenes Kontrastprogramm zum „alterslosen“ Moore (wenn gleich man auch sagen muss, dass spätestens ab seiner Ankunft in Shrublands das Thema Alter bzw Bonds Einschränkungen dadurch eigentlich keines mehr war). Der Film lebt eindeutig von seinen tollen Darstellern, die nahezu alle in großartiger Spiellaune sind. Die Tatsache dass sich der Film zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt und immer eine herrlich entspannte Stimmung vermittelt spricht ebenso für ihn. Leider führt auch genau das zu einer nahezu spannungsfreien Inszenierung und einem „Vor-sich-hin-Plätschern“ mit zahlreichen Attraktionen, aber ohne richtige Höhepunkte. Dennoch ist für mich NSNA in Summe sogar der etwas bessere und stimmigere TB und erhält daher von mir folgerichtig unterhaltsame 7,5 Punkte.

Nachtrag: Wer hat denn nun den „Kampf der Bonds“ gewonnen? Lassen wir die Einspielergebnisse mal aussen vor, die wohl eh jedem bekannt sein dürften. Von meinem persönlichen Standpunkt aus betrachtet ist NSNA der deutlich bessere Film als OP. Zwar haben beide Filme gemein, dass man echte Spannung (und wenn man so will dadurch auch echte Höhepunkte) nahezu vergeblich sucht, aber NSNA trumpft dafür wenigstens mit einer viel unterhaltsameren und abwechslungsreicheren Story sowie insgesamt der besseren und passenderen Besetzung auf. Der hohe Klamaukfaktor von OP tut sein übriges, um gegen den auf diesem Gebiet deutlich zurückhaltenderen NSNA zu verlieren. Dennoch sind für mich weder NSNA noch OP wirklich besonders herausragende Bondfilme. Beide rangieren in meiner persönlichen Einschätzung deutlich unter ferner liefen, OP sogar ziemlich weit am Ende. Im Hinblick auf die Leistung von Connery und Moore würde ich persönlich sogar ein Remis sehen, vielleicht mit leichten Vorteilen für Connery gegenüber dem in OP so hüftsteif und alternd wie nie wirkenden Moore. Ich mag Connerys entspannte Darstellung und sein reifer Bond ist um einiges besser als seine satte DAF-Interpretation, die in mancher Hinsicht wie ein nicht mehr richtig passen wollendes Kleidungsstück wirkte. Aber seine Darstellung in NSNA zeigt auch deutlich, wie sehr Connerys Bonddarstellung in den 60ern auch von seiner physischen Ausstrahlung lebte, vermutlich mehr als bei jedem anderen Bonddarsteller. So gesehen war seine Entscheidung nach YOLT, spätestens dann aber nach DAF (wo es eigentlich ja schon zu spät war) die Rolle sein zu lassen absolut richtig, da alles andere seinem Nimbus als „der Bond schlechthin“ wohl ziemlich geschadet hätte. NSNA hingegen ist in der Beziehung nur ein netter, gern gesehener Nachschlag.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Mister Bond

Felix Leiter

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36

Samstag, 11. Januar 2014, 13:06

Bei aller Lobhudelei, NSNA steht momentan bei mir auch etwas besser im Kurs:
Claudine Augers Reaktion nachdem Sie über den Tod ihres Bruders erfährt, unterscheidet sich doch deutlich, und das meine ich in diesem Fall, positiv über Basingers Reaktion.
Max von Sydow mag ich gerne, aber sein Blofeld wirkt doch eher wie ein netter Opa und eben nicht so bedrohlich wie der Gesichtslose Blofeld aus FRWL und TB.
Und dafür, dass NSNA einiges aus TB "verkürzt", bringt NSNA dann doch wieder Sachen rein, die uninspiriert wirken.
Wie Kronsteen schrieb: Shrublands wirkt kaum. Bis auf dem Kampf und Bonds Urinprobe (Von hier aus?), hätte man alles weglassen können. Das macht TB besser.
Nordafrika wirkt auch nicht. Hätte auch Arabien, der nahe Osten sein können.
Was ich an NSNA mag ist eben die Entspanntheit, da stimme ich Gogol zu.

Ahab

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37

Samstag, 11. Januar 2014, 13:14

Platz 21 meiner Bestenliste - noch hinter QOS.
Ach du meine Güte, so schlecht gleich? :P

38

Samstag, 11. Januar 2014, 13:50

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Ein nicht unwichtiger Aspekt in der Bewertung von „Never say never again“ (1983) sollte meines Erachtens in der Beurteilung des eigenen Kopfkinos vielleicht die Spielregel sein den Film nicht mit seinem 18 Jahre alten Vorgänger zu vergleichen.
Auch die offizielle Beitragsreihe aus dem Hause EON hat genügend Blaupausen gefertigt die über die Jahre in Kopie immer wieder das Franchise bereichert haben. Bewerte ich beispielsweise bei „Octopussy“ (1983) oder „A view to a kill“ (1985) automatisch die oft plumpen Goldfinger-Anleihen mit fallen diese Filme auch um einiges nach hinten über in einer Bewertungsskala.

„Never say never again“ stellt eigentlich einen interessanten Abschluss-Canon der 21-jährigen Ära der Schauspielepigone Connery dar, die für mich persönlich einen geschlossenen Kreis zu den Anfängen Dr. Nos darstellt. Auch der Einstiegsbeitrag lässt vieles noch missen gerade hinsichtlich der bemängelten Kriterien die den Abschlussfilm auch kennzeichnen:

  • Die Musik Monty Normans profitiert ausschließlich vom Leitmotiv des Helden im überbordenden Maße. Ansonsten ist es die ironische Intonierung und der Lokalkolorit der gesungen Musikstücke die neben jazziger Verspieltheit sich auch in Teilen von Michel Legrands Werkbeitrag wiederfinden.

  • Die Action, die in „Dr. No“ (1962) zu sehen ist, gehört sicherlich nicht zu den Aspekten, die Filmgeschichte geschrieben haben. Grandios absurd ist sicherlich das Overacting des Hauptdarstellers bei einer Autoverfolgungsjagd in den Blue Mountains, in der dieser die Schwächen des Moments durch überzogenes Grimassieren wegzuspielen hat.
    „Never say never again“ kann hinsichtlich der Actioneinlagen bei einer bescheidenen Auto-Motorradverfolgungsjagd punkten sowie bei der Schlägerei am Filmanfang, in welcher der Agent seinem Alter entsprechend eingeführt wird. Hier macht sich besonders das Kontrastprogramm der Moore-Ära in den Regie-Werken John Glens bemerkbar, wo der Geheimagent förmlich in jeder sportlichen Disziplin die weltbesten Olympioniken dieser Welt alt aussehen lässt.
    Der Rest der Actionszenen ist bei „Never say never again“ sicherlich für die meisten Zuschauer als Debakel anzusehen – aber auch hier ließe sich wieder ein Vergleich zu „Octopussy“ und „A view to a kill“ ziehen. Etwa die Tuk-Tuk-Szene, die Elefantenjagd auf Kamal Khans Grund und Boden, der zerlegte Renault auf den Straßen von Paris, die Pferdespringfeldein-Nummer in Chantilly oder die Harold Lloyd-Nummer auf dem Feuerwehrtruck des Nachts in San Francisco müssen auch nicht automatisch jedermanns Entzücken finden.


  • Hinsichtlich der Sets hat „Never say never again“ kaum Gehalt. Gerade mal Ms Besprechungszimmer und Bonds Kaminzimmer in Shrublands haben die Klasse der offiziellen Beitragsserie, wogegen auch vieles direkt vor Ort gedreht wurde, was gerade auch als innovative Leistung der Produktion angesehen und auch mal honoriert werden sollte. Die Kuraufenthaltszenen in Shrublands oder die Casinoaufnahmen in Monaco sind hervorragende Bilddokumente die sich vor einem Pinewood–Set nicht verstecken müssen und aufgrund ihrer Authentizität auch in einer Wertung zu ihrem Recht kommen sollten. Zähle ich dann noch den Einsatz der damals größten Luxusjacht Nabila zu, sehe ich persönlich einen Vorgang, der sich die Waage hält. Desaströse Sets werden durch zum Teil hochwertige Location-Innenaufnahmen vor Ort aufgewertet so dass hier fair betrachtet eine Form von Ausgleich entstanden ist.


  • Die Außendrehs vor Ort haben meines Erachtens bei „Dr. No“ und „Never say never again“ ähnliche Breitenwirkung. Während der Lokalkolorit Jamaikas in der ersten Stunde gut zu funktionieren weiß driftet Bonds anschließende eigene Crab-Key-Reise in „das Herz der Finsternis“ ab, so dass der Hardcorefan nach mehrfachem Konsum hier doch eher anfängt abzuschalten. „Never say never again“ hat den Flair der Côte d’Azur grandios eingefangen während die anderen Schauplätze sich unter ferner liefen befinden.



Der Reiz von „Never say never again“ liegt meines Erachtens in der Performance der Akteure wobei das Schauspiel in vielfacher Hinsicht außerhalb des Leinwandgeschehens abläuft. Nur aus dem Konsens der popkulturellen Bedeutsamkeit der Agentenfigur, die Sean Connery Mitte der Sechziger mit seiner Interpretation erlangt hat, zeichnet sich ein Großteil scheinbarer 4th wall-Ironie ab, die besonders Klaus Maria Brandauer in seinen Spielszenen mit Sean Connery zu Hochform auflaufen lässt. Dialoge wie „Wodka Martina. Natürlich!“ oder „Sie waren ein guter Geheimagent!“ ergeben aus dem Kontext heraus gewertet einen tieferen Bedeutungsschub, wenn der ikonenhafte Stellenwert, den die Filmreihe in der Öffentlichkeit ab Mitte der Sechzigern hatte, beim Zuschauer mit in dieses Sehvergnügen miteinbezogen wird. So erhalten dann viele Dialogpassagen eine Tiefenbedeutung, die als verklärte Anspielung und Art Liebesbeweis an vergangene Tage gewertet werden können, wie ein Teil der Kommentare von „Q“ Algy, der stellvertretend für die Zuschauer der Sechziger Dekade, das abfragt was das Publikum seiner Zeit bei Connerys Bond fasziniert hat. Besonders die finale Konfrontation mit Fatima treibt dies noch einmal gekonnt auf die Spitze wenn es noch um einmal dem sexuellen Magnetismus Sean Connerys in seinen ersten vier Bond-Einsätzen aus vergangenen Tagen geht. Gleichzeitig erweist sich diese Szene auch als geschicktes Zitat und gelungene Umkehrung zur berühmten Zugpassage im Orient-Express aus „From Russia with love“ (1963).


Wenn man den Film unter Aspekten sich verstärkt ansieht kann man viel Spaß haben und eine Menge Qualitäten für sich entdecken.


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Maibaum

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39

Samstag, 11. Januar 2014, 14:24

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  • Die Action, die in „Dr. No“ (1962) zu sehen ist, gehört sicherlich nicht zu den Aspekten, die Filmgeschichte geschrieben haben. Grandios absurd ist sicherlich das Overacting des Hauptdarstellers bei einer Autoverfolgungsjagd in den Blue Mountains, in der dieser die Schwächen des Moments durch überzogenes Grimassieren wegzuspielen hat.
    „Never say never again“ kann hinsichtlich der Actioneinlagen bei einer bescheidenen Auto-Motorradverfolgungsjagd punkten sowie bei der Schlägerei am Filmanfang, in welcher der Agent seinem Alter entsprechend eingeführt wird. Hier macht sich besonders das Kontrastprogramm der Moore-Ära in den Regie-Werken John Glens bemerkbar, wo der Geheimagent förmlich in jeder sportlichen Disziplin die weltbesten Olympioniken dieser Welt alt aussehen lässt.
    Der Rest der Actionszenen ist bei „Never say never again“ sicherlich für die meisten Zuschauer als Debakel anzusehen – aber auch hier ließe sich wieder ein Vergleich zu „Octopussy“ und „A view to a kill“ ziehen. Etwa die Tuk-Tuk-Szene, die Elefantenjagd auf Kamal Khans Grund und Boden, der zerlegte Renault auf den Straßen von Paris, die Pferdespringfeldein-Nummer in Chantilly oder die Harold Lloyd-Nummer auf dem Feuerwehrtruck des Nachts in San Francisco müssen auch nicht automatisch jedermanns Entzücken finden.




Die sonstige Action in OP (PTS, Zug, Flugzeug) zählt für mich aber ganz klar zum Besten was Bond in der lauen Phase zwischen TSWLM und LTK zu bieten hatte. Und ist da NSNA und seinem schlaffen Nachfolger AVTAK insgesamt weit überlegen. Und OP funktioniert für mich als Actionfilm auch besser als seine beiden Vorgänger.

Gerade als Actionfilm betrachtet hat NSNA bemerkenswert wenig zu bieten.

Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

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40

Sonntag, 12. Januar 2014, 12:13

Ich hoffe mal, dass die Tatsache, dass ich NSNA den Verzug gegenüber dem hier im Forum offenbar sehr hoch geschätzten TB gebe nicht als eine Art „Majestätsbeleidigung“ empfunden wird. :)

Ich denke, dass TB schon hochgeschätzt ist, aber es durchaus auch etliche Kritiker gibt (gell, Spree? ;) ). Da Don-Corleone und ich leidenschaftlich Lobbyarbeit für TB betreiben, erscheint seine Wertschätzung im Forum fast größer als sie ist. :D

Edward Fox als völlig überzeichneter Juniorboss ist einfach herrlich, die Art wie er naserümpfend Bond zu Beginn des Films zurechtweist nur um im Schlussdrittel dann sich wieder schleimerisch einzuschmeicheln ist toll gespielt und passt wunderbar in den Gesamtkontext der Quasi-Parodie NSNA.

Gerade Fox geht mir irgendwie auf den Zeiger. Sein ständiges Rummäkeln an Bond übertrifft noch das von Judi Dench. Seine Antipathie gegenüber Bond wirkt mir zu aufgesetzt und unbegründet.

Connerys Kokettieren mit seinem Alter zu Beginn des Films ist eine nettes und gelungenes Kontrastprogramm zum „alterslosen“ Moore

Das ist eines der Argumente für NSNA. Der Film musste geradezu so angelegt werden, um ihn für Connery zurechtzuschneidern. Connery spielt, als ob DAF der letzte Bondfilm gewesen wäre und es die Ära "Moore" nicht geben würde.

Nachtrag: Wer hat denn nun den „Kampf der Bonds“ gewonnen?

Für mich eindeutig OP. Ich mag OP sehr gerne, da er den (schwierigen) Spagat zwischen Humor und guter Story schafft. Dazu noch mit Indien ein toller Schauplatz und mit dem deutsch-deutschen Thema ein zeitgeschichtlich wichtiger Aspekt. OP wirkt weniger künstlich und trägt die für mich wichtigen Bond-Elemente wesentlich geschickter (Locations, Action, Score,...). NSNA kann lediglich bei der Besetzung punkten.
Ich stimme aber zu, dass beide nicht zu den Topfilmen des Franchise gehören.

Eine tollte Rezension, Anatol! :thumbup: Auch wenn ich inhaltlich natürlich manches anders sehe, so verstehe ich Deine Argumente sehr gut!


Ein nicht unwichtiger Aspekt in der Bewertung von „Never say never again“ (1983) sollte meines Erachtens in der Beurteilung des eigenen Kopfkinos vielleicht die Spielregel sein den Film nicht mit seinem 18 Jahre alten Vorgänger zu vergleichen.

Aber genau das ist das Problem von NSNA. Die Nonchalence und die Ironie mit der Connery spielt, und auch die kleinen Anspielungen, die Du erwähnst, sind nur verständlich, wenn man sich die früheren Filme vor Augen hält. Und genau dann ist man schon beim Vergleich.
Z.B. gerade bei jenen Szenen, die ich auch als mit die stärksten des Filmes ansehe:

Nur aus dem Konsens der popkulturellen Bedeutsamkeit der Agentenfigur, die Sean Connery Mitte der Sechziger mit seiner Interpretation erlangt hat, zeichnet sich ein Großteil scheinbarer 4th wall-Ironie ab, die besonders Klaus Maria Brandauer in seinen Spielszenen mit Sean Connery zu Hochform auflaufen lässt.

[...]

So erhalten dann viele Dialogpassagen eine Tiefenbedeutung, die als verklärte Anspielung und Art Liebesbeweis an vergangene Tage gewertet werden können, wie ein Teil der Kommentare von „Q“ Algy, der stellvertretend für die Zuschauer der Sechziger Dekade, das abfragt was das Publikum seiner Zeit bei Connerys Bond fasziniert hat.

Kann mich aber insgesamt Deinen Ausführungen mal wieder nur anschließen. :thumbup:
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"