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ollistone

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  • »ollistone« ist männlich
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Beiträge: 1 223

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1

Mittwoch, 5. Juni 2013, 09:16

DER FILM: Lizenz zum Töten

Hier die archivierte Diskussion.

[img]http://www.filmica.com/hardasmal/archivos/Licence_To_Kill_256436.jpg[/img]

Zitat von »Kronsteen«


Der 2. und letzte Dalton-Bond.



Zitat von »Carsten«


Der Film wechselt in meiner Gunst ständig hin und her. Meistens überwiegt jedoch das Positive.

Dalton gibt hier eine starke Leistung ab. Sein Bond ist eine reale Figur und kein Comic-Held mehr. Er reagiert emotional und macht daher viele Fehler. Bei seinem privaten Rachefeldzug hat er teilweise mehr Glück als Verstand. So erbeutet er Sanchez Geld eher zufällig. Nur weil er versehentlich der Anti-Drogenbehörde von Hongkong in die Quere kommt und zufällig genau zu dem Zeitpunkt bei denen gefangen ist, als Heller die Leute alle umnieten läßt, gewinnt Bond Sanchez Vertrauen, der zuvor äußerst misstrauisch war. Geschickt nutzt Bond die Zufälle für sich aus. Bringt so Krest, Heller und Truman-Lodge auf Sanchez Abschussliste.

Die Action-Szenen sind wieder einmal großartig und trotz der recht bodenständigen Handlung bigger than life. Sie sind im Film jedoch nicht immer gut verteilt. So kommt zwischen der Szene, in der Bond das Geld erbeutet und der Endschlacht mit den Tanklastzügen keine wirklich aufregende Actionszene. Dies macht den Film in der Mitte fast ein wenig langatmig - zumindest für Action-Fans.

Ein großer Nachteil dieses Films sind die unglaublich schlechten Rückprojektionen bei der Tankerverfolgung. Insbesondere die längere Einstellung von Sanchez Wagen, als Sanchez per Funk Anweisungen gibt, ist mit dem stark wacklenden Hintergrund wahnsinnig störend.

Auch der Schluss gefällt mir nicht. Die Naivität aller darin vorkommenden Einstellungen ist mir völlig zuwider und passt nicht zum Film. Leiter ruft fröhlich aus der Klinik an, der Leguan wird durch Lupe bestohlen, Lupe erbeutet den Präsidenten als neuen Lover, Bond erhält noch einen Abschiedskuss von Lupe, dann die Eifersucht von Pam, Bonds Sprung ins Becken, Kutschen mit Puprosten von Q und als Gipfel des Kitsches noch ein blinzelnder Kulissenfisch ! Och nee ! Das war ein bischen viel Happy End.

Positiv:
- Song
- Drehorte
- Glamour im Casino
- gute Darsteller
- gute Story, die gut zu Fleming passt
- Pam Klettverschluss Kleid (!)
- "Stellen sie die verdammte Maschine ab"

Ärgerlich:
- blinzelder Fisch
- Eifersüchteleien der sonst so starken Pam, was nicht zu ihren Charakter passt
- Rückpros bei Tankerjagd
- die Olympus Schleichwerbung im Titeldesign (der Firmenname war im Kino riesig)
- der Röntgen-Laser-Fotoapparat-Bitte-lächeln-Gag



Zitat von »ollistone«


Ich glaube, unter den Bond-Freaks genießen alle Filme besonders hohes Ansehen, die "anders" sind und von den üblichen Wegen abweichen. OHMSS, CR und auch LTK. Den Massen gefällt es nicht immer, und so ist LTK ein eher erfolgloser Bond geblieben - völlig zu Unrecht!

Dass Bond hier gerade nicht im Auftrag Ihrer Majestät unterwegs ist, sondern einen privaten Rachefeldzug unternimmt, war schon mal ein überraschender und mutiger Schachzug. Dunkler, unkomischer und brutaler war kein Bond, weder vorher noch nachher. Nicht umsonst stellte man Bond den lieben alten Q an die Seite, um dem Film wenigstens ein paar sympathische, liebenswerte Züge zu geben. Ohne Q wäre wohl auch für die hartgesottenen Fans die Grenze des Erträglichen erreicht gewesen: Leiter wird von Haien verletzt, Killifer gefressen, Milton Crest explodiert, Dario wird zerhäckselt, Sanchez verbrennt bei lebendigem Leib - schon harter Tobak, die wenigen Lacher bleiben einem im Halse stecken. Deshalb finde ich auch das Ende ziemlich versöhnlich und nicht kitschig. Ein bisschen Harmonie am Ende tut dem Film ganz gut.

Aufgewogen wird die explizite Brutalität - nicht ganz untypisch für Filme der späten '80er - durch hervorragende Drehorte und Superstunts. Der Pre-title mit dem Flugzeug-Angeln inklusive Absprung zur Hochzeit - das ist Bond, genau das. Die Wasserski-Szene - grandios. Die Settings, vor allem Sanchez' Villa und die Kokain-Fabrik, ganz herrlich.

Ich bin extrem zufrieden, ein Top-Bond, hat weder die schwachen Besucherzahlen noch die schlechten Kritiken verdient.



Zitat von »Sanchez«


LTK ist mein Lieblingsbond. Obwohl er extrem aus der Reihe tanzt, wurde hier (beinahe) alles richtig gemacht. Timothy Dalton gibt hier die beste schauspielerische Leistung eines Bond-Darstellers in einem Bond-Film zum besten und jagt mir manchmal mit seiner bloßen Mimik einen kalten Schauer über den Rücken. In vielen Punkten erreicht dieser Film die Superlative. So hat er den IMHO besten Gegenspieler Bonds, die beste finale Action-Szene, überhaupt die Perfekte Mischung aus Action und Handlung, zwei Spitzen-Bondgirls, den besten Q-Auftritt und den zweitbesten Nicht-Barry-Score (nach George Martins LALD).

Am wichtigsten ist aber, dass dieser Film es wie kein anderer schafft eine durchgehend intensive Atmosphäre aufzubauen. Als Mittel dafür dient auch die teilweise recht heftige Brutalität und der gewöhnungsbedürftige Soundtrack. Resultat dessen ist, dass ich in diesem Film wie in keinem anderen um Bond gebangt habe (besonders extrem war das in der Szene, in der Bond und Pam das Geld in der Druckkabine versteckten, da dachte ich mir schon "Scheiße, was passiert, wenn Sanchez die beiden entdeckt und Bonds Tarnung auffliegt?").
Was den wahrscheinlich häufigsten Kritikpunkt an dem Film angeht, das kitschige Ende, da bin ich 100%ig mit ollistone einverstanden - das Ganze stellt einen Kontrast zur angespannten Stimmung des Filmes dar und ist somit ein versöhnlicher Abschluss.

Wenn mich überhaupt etwas an dem Film stört, dann liegt das im Detail. Etwas verstörend finde ich es zB, wenn Bond nach seiner Gefangenschaft bei der Hongkonger Drogenbehörde - bei der er sich einiges an Wunden und Schrammen im Gesicht zuzog - ohne einen Kratzer im Gesicht in Sanchez´ Villa aufwacht. Solche Kleinigkeiten ärgern mich kurzweilig dann schon an diesem ansonsten grandiosen Bond-Film.



Zitat von »DoctorMoVe«


LTK war für mich stets einer der problematischeren Bondfilme. Und das nicht wegen seiner programmatischen 'Härte' und 'Ernsthaftigkeit'.
An die deutliche Veramerikanisierung - vorallem in der ersten Hälfte - muß ich mich stets erst aufs Neue gewöhnen.
Michael Kamen's Barry-Nachfolge tat damals im Zeitalter von Die Hard und Lethal Weapon sein übriges um diese Wahrnehmung noch zu verstärken.
Dazu kommt, das ich als jemand, der dem von Richard Nixon aus der Taufe gehobenen, und von Ronald (und Nancy) Reagan massiv ausgeweiteten - und heutzutage schwer umstrittenen - 'War on Drugs' gegenüber immer sehr kritisch eingestellt war, und jemand dem nicht nur deshalb der US-Polizei-TV-Serien-Boom dieser Epoche damals ziemlich auf den Keks ging, wahrscheinlich von Anfang an nicht der ideale Zielkonsument dieses Bondfilms werden konnte.

Außerdem fand ich die finale Drogen-Fabrik-Location schon immer etwas seltsam. Ebenso das Mini-Feuer das Bond entfacht, welches plötzlich das ganze Gelände vernichtet. Alles irgendwie ein wenig abstrus...

Über die Jahre freundete ich mich aber, trotz meiner anfänglichen Antipathie mehr und mehr mit dem Werk an. Hauptsächlich Dalton's souveräne Performance und der gute Cast sind es, die den Film für mich interessant machen.

Im Grunde hat es Carsten in seinem Beitrag schon sehr treffend umschrieben.
Kann mich seinen +/- Bewertungen eigentlich nur in allen Punkten anschließen. Es ist eben ein Film mit vielen Höhen und Tiefen.
Schade das der schöne Titelsong nicht in den Score eingearbeitet wurde.

Ein weiterer Kritikpunkt, den ich doch mal hinzufügen muß, ist das die beiden Dalton-Filme in ihren viel gerühmten Action-Final-Schlachten teilweise unverholen bei Spielberg's ersten beiden Indiana Jones-Abenteuern abkupfern.
Die Bildabfolge beim drohenden Absturz des Afghanistan-Flugzeug's ist fast die selbe wie in Temple of Doom. Noch gravierender sind die Ähnlichkeiten der LKW-Verfolgungsjagd von Raiders of the lost Ark mit der LTK-Tanklasterzug-Sequenz.
'Innovation' - ein Begriff der ja häufig im Zusammenhang mit LTK fällt - stell' ich mir jedenfalls anders vor...

Meine Lieblings-Szenen sind die gelungenen Froschmannkämpfe, Bond's Kündigung im Hemingway-Haus und die interessante Öffnung von Pam's Kleid in diesem wunderschönen, altmodischen Aufzug (nochmal Gruß an Carsten).[br][br][br][br][br][br][br][br]




Zitat von »felixleitner«


Gebe ich Dir prinzipiell recht, trotzdem fand ich das nie so störend oder offensichtlich. In OP zerschellt das Flugzeug ja auch am Felsen, ein Jahr vor TEMPEL DES TODES. Und wieviel Ski- und Motorboot-Jagden gabs den bei Bond? Neue Action-Szenen zu erfinden, ist halt wirklich schwierig. Die CR-Sequenz am Flughafen hat ja auch was von der Laster-Sequenz in JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES...

Zum Film:

Ich stimme Dir auch zu, dass die Amerikanisierung von Bond hier sehr weitgeschritten war. Und ehrlich gesagt: LTK ist für mich deshalb heute noch ein sehr zwiespältiges Vergnügen.

Auch wenn ich die Abwechslung und die verschiedenen Entwicklungsphasen der Bond-Reihe begrüsse (für mich ein Teil der Faszination der Serie, wie auch die Möglichkeit, über 40 Jahre Geschichte anhand EINER durchgehenden Filmreihe nachverfolgen zu können) und nicht zu den (CR-Thread)Puristen gehöre, die festlegen wollen wie Bond zu sein hat - Dieser Bond löst bei mir kaum Bond-Feeling aus (Grüße an KW12). Seien wir doch ehrlich - für diese (Rache-)Geschichte hätte es nicht unbedingt eines James Bond bedurft - Mad Mäxchen Mel Gibson, Bruce Willis oder Mickey Rourke hätten als CIA-Agenten das gleiche Werk mit der gleichen (amerikanischen) Wut erledigen können. Das Bond hier auf den Plan tritt, ist eh schon ein bisschen konstruiert. Und ich kann das damalige Publikum (zu dem ich wegen Altersfreigabe 16 im Gegensatz zu TLD nicht gehörte) verstehen, dass es etwas enttäuscht war.

Das, was man von Bond erwartete (und in TLD noch bekam), lieferte in diesem Kino-Sommer ironischerweise Steven Spielberg: Eskapismus, Charme, Humor und Sean Connery. Die Drehorte, das Feeling, die Härte, das Fehlen von Witz - diese Zutaten kannte man einfach zu gut von den amerikanischen Fernsehserien (Miami Vice) und den harten Drogen-Reißern jener Tage (nochmals Grüße an Herrn MoVe), als das man es in einem Bond-Film sehen wollte. Ein Unterwasser-Labor in die Luft jagen - das ist 100% Bond, einen Drogendealer-Ring hochgehen lassen, dass können andere auch...

Trotzdem gibt es auch typische Zutaten zu entdecken, die aber nicht so richtig reinpassen:

- Der Versuch, trotz allem etwas Humor einzubauen (Stichwort Schlusssequenz), was bei John Glen ja schon öfters etwas in die Hose ging und auch nicht so richtig funktioniert. Das der Humor nicht funzt, möchte ich auch Daltons kompromissloser Darstellung anrechnen, da ihm einfach jener Charme fehlt, den z.B. Craig trotz aller Härte jetzt schon mitbringt
- Der Auftritt von Q, für sich genommen recht gut, wirkt eher wie der hilflose Versuch, noch etwas altes Feeling einzubringen.
- Ich finde die Action des Films genial, aber für den bodenständigen Ansatz fast wieder zu Over-The-Top (z.B.: die Wasserskifahrt, Explosion der Fabrik).

Die positiven Aspekte haben die anderen aber schon sehr gut beleuchtet: Die Geschichte ist packend erzählt, die Action-Sequenzen (trotz obiger Vorbehalte) sehr gut, die Girls knusprig, Sanchez ein perfekter Drogenbaron, Krest ein perfekter schmieriger Helfer mit wohlverdientem Ende.

Übrigens gibt es Anleihen bei Kurosawa (DER LEIBWÄCHTER) und dessen amerikanischen Pendant FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR: Der Versuch, eine Organisation zu zerstören, in dem man einfach bei ihr anheuert... Aber das nur am Rande.

Fazit: Wenn ich einen gut gemachten, spannenden, amerikanisierten Action-Film sehen möchte, bin ich bei LTK goldrichtig. Wenn ich aber Lust auf einen Bond-Film habe, greife ich zu vielen anderen DVDs...



Zitat von »Scarpine«


So mein Review zu Daltons zweitem Bondfilm:

Die Schauspieler:
Timothy Dalton gelingt es in seinem zweiten und letzten Auftritt erneut auf voller Linie zu überzeugen. Seine schauspielerische Leistung ist in meiner Wahrnehmung sogar noch einen Tick stärker als in seinem Erstling TLD. Carey Lowell kann als starke und selbstbewusste Pam Bouvier ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Für mich ist sie das beste Bondgirl der 80er Jahre und befindet sich stets in meiner TOP 5 der Hauptdarstellerinnen. Robert Davi spielt einen der brutalsten und gnadenlosesten Schurken der ganzen Reihe. Sanchez hat ebenfalls stetig einen Platz in meiner TOP 5 der Schurken sicher. Ihm zur Seite stehen Anthony Zerbe und der junge Benicio del Toro, welcher bereits in dieser kleinen Rolle seine schauspielerische Klasse unter Beweis stellt. Talisa Soto spielt den Part der Lupe Lamura ganz gut. Ihr Charakter hat im Film allerdings eine recht geringe Bedeutung. David Hedison spielt nach LALD ein zweites Mal Felix Leiter. Neben Jeffrey Wright ist er in meinen Augen der überzeugendste Interpret von Bonds altem CIA-Freund. Frank McRae gibt einen glaubhaften Helfer ab. Desmond Llewelyn hat als Q wohl seinen längsten Auftritt in einem Bondfilm und macht seine Sache mehr als gut. Caroline Bliss kann mich nicht überzeugen. An die große Lois Maxwell reicht sie bei weitem nicht heran. Robert Brown erreicht zwar nicht die Klasse von Bernard Lee, aber in den Szenen des Lizenzentzuges spielt er dennoch gut.

Die Musik:
Hm. Michael Kamen ist ein sehr guter Komponist. Dennoch erreicht sein Score kein so starkes Bondfeeling, wie die Soundtracks von Barry. Ähnlich wie bei seinem Nachfolger Eric Serra erinnern seine Kompositionen zu stark an seine Arbeiten für andere Filme, wie etwa "Stirb Langsam". Insgesamt ist Kamens Soundtrack für mich aber gelungener als der von Serra. Gladys Knights "License to Kill" ist zugleich klassisch und kraftvoll und gehört deswegen zu besten Titelsongs der Serie.

Die Regie:
John Glens letzte Regiearbeit bei Bond gehört in meinen Augen zu seinen besseren Arbeiten. Von allen Glen-Filmen würde ich ihn genau im Mittelfeld einordnen. Eigentlich kann man ihm nichts vorwerfen. Die Actionsequenzen, wie der Raub des Geldes und das Öllasterfinale, sind temporeich und stimmig umgesetzt. Nur die blinkende Fischfassade hätte er dem Zuschauer lieber erspart.

Die Titelsequenz:
Binders letzte Sequenz ist recht langweilig und schlicht geraten. Die meisten seiner anderen Arbeiten sagen mir mehr zu.

Die Schauplätze & Sets:
Da nahezu der ganze Film in dem fiktiven Staat Isthmus spielt, wohl weil man keinem südamerikanischen Staat zu nahe treten wollte, sind die Schauplätze an mehreren Motiven in Nord- und Südamerika gedreht wurden. Dabei ist zwar alles überzeugend, bietet aber auch nicht wirklich viel Neues oder Beeindruckendes. Die Sets sind Lamont ganz gut geglückt. Casino, Hotelsuiten, altmodischer Aufzug, Sanchez Büro und Villa sind allesamt sehr überzeugend. Nur die Drogenfabrik geriet etwas schlicht.

Insgesamt: Ein gelungener Film, dem ich nicht sehr viel vorwerfen kann. Daher hat Daltons Abschiedsbond eigentlich immer einen Platz in meiner Top 10 sicher, auch wenn sein Vorgänger TLD mir insgesamt besser gefällt.

8 von 10 Punkten



Zitat von »ollistone«


Ist das so ein "Love it or hate it"-Film? Ich jedenfalls liebe ihn. Kann auch damit zusammenhängen, dass ich beim Kinobesuch 16 war, anfälliges Alter für solche Filme, hat sich wie kaum ein anderer bei mir eingebrannt.

Ich habe an diesem Film niht das Geringste auszusetzen, kann mich allenfalls mit Pam Bouvier nicht so sehr anfreunden. Irrsinnig gute Stunts, traumhafte Locations, dichte Story, 1 A Darsteller (Sanchez entwickelt sich langsam zu meinem Lieblings-Villain), ein ausgedehnter Auftritt von Q, Dalton ganz groß in Form (agil, fit, stark, entschlossen), tolles Finale. Die Brutalitäten - nun ja, was soll man sagen: das war damals halt so? Ganz unabhängig vom Zeitgeist tickt eben auch Bond nicht...

Der letzte große Bond-Film (Glen, Binder, Maibaum, Dalton) für die nächsten 17 Jahre.
"You may be a lover but you ain't no dancer."

DrShatterhand

Ministerium für kulturelle und intellektuelle Tiefschläge

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Mittwoch, 12. Juni 2013, 16:50

Ich siedle "Licence to Kill" ziemlich weit oben an. Mit seinem Rachethema weicht er zwar ziemlich von der Linie ab, die sich bis dahin entwickelt hatte, aber auch deswegen finde ich ihn sehr interessant. Robert Davi kommt als skrupelloser Drogenboss, der so ziemlich ganz Isthmus in der Hand hat, gut rüber ("What did he promise you? His heart? Give her his heart!", oder seine Trennung von "Kostenfaktoren"), und als Agent in eigener Sache macht sich Dalton auch gut.

Andererseits darf man natürlich darüber streiten, wieviel Bond in LTK (und in Dalton) steckt. Hier macht Dalton im Smoking eher weniger Eindruck, und ohne Q und seine Gadgets wäre LTK nur schwer als Bond zu erkennen. Auch die vergleichsweise rohe Gewalt verwirrt etwas (Lupe wird ausgepeitscht, Milton Krest platzt buchstäblich der Schädel), wobei sie aber teilweise Fleming entnommen ist (Kilifers Tod im Haifischbecken).

LTK bleibt für mich aber ein sehenswerter Beitrag, der die Frage hinterlässt: Wie hätte wohl ein dritter Dalton-Bond ausgesehen?
The needs of the many outweigh the needs of the few or the one.
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james

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Mittwoch, 12. Juni 2013, 17:16

RE: DER FILM: Lizenz zum Töten

Ist das so ein "Love it or hate it"-Film? Ich jedenfalls liebe ihn. Kann auch damit zusammenhängen, dass ich beim Kinobesuch 16 war, anfälliges Alter für solche Filme, hat sich wie kaum ein anderer bei mir eingebrannt.Ich habe an diesem Film niht das Geringste auszusetzen, kann mich allenfalls mit Pam Bouvier nicht so sehr anfreunden. Irrsinnig gute Stunts, traumhafte Locations, dichte Story, 1 A Darsteller (Sanchez entwickelt sich langsam zu meinem Lieblings-Villain), ein ausgedehnter Auftritt von Q, Dalton ganz groß in Form (agil, fit, stark, entschlossen), tolles Finale. Die Brutalitäten - nun ja, was soll man sagen: das war damals halt so? Ganz unabhängig vom Zeitgeist tickt eben auch Bond nicht...

Der letzte große Bond-Film (Glen, Binder, Maibaum, Dalton) für die nächsten 17 Jahre.

Da geht also jemandem die Brosnan-Zeit etwas ab? Mir auch. ;)

Aber zu LTK: Etwas härterer, nicht typischer Bond mit sehr viel Fleming. Gute Darstellung von Dalton sowie die wohl 'coolste' Tötungsmethode (Krest) seit LALD.
Und dazu der tolle Score.

7,5/10
Life's a Blast... even when you're different. :thumbsup:

"you dirty double-crossin limey fink, these god-damned diamonds are phoneys" X(

Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

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Mittwoch, 12. Juni 2013, 18:26

RE: RE: DER FILM: Lizenz zum Töten

Ist das so ein "Love it or hate it"-Film? Ich jedenfalls liebe ihn. Kann auch damit zusammenhängen, dass ich beim Kinobesuch 16 war, anfälliges Alter für solche Filme, hat sich wie kaum ein anderer bei mir eingebrannt.Ich habe an diesem Film niht das Geringste auszusetzen, kann mich allenfalls mit Pam Bouvier nicht so sehr anfreunden. Irrsinnig gute Stunts, traumhafte Locations, dichte Story, 1 A Darsteller (Sanchez entwickelt sich langsam zu meinem Lieblings-Villain), ein ausgedehnter Auftritt von Q, Dalton ganz groß in Form (agil, fit, stark, entschlossen), tolles Finale. Die Brutalitäten - nun ja, was soll man sagen: das war damals halt so? Ganz unabhängig vom Zeitgeist tickt eben auch Bond nicht...

Der letzte große Bond-Film (Glen, Binder, Maibaum, Dalton) für die nächsten 17 Jahre.

Da geht also jemandem die Brosnan-Zeit etwas ab? Mir auch. ;)


Eine Meinung, mit der man zumindest bei uns hier im Forum nicht ganz alleine dasteht. ;)

LTK - keine wirklich Rezension, sondern nur ein kurzes Statement von mir:

Ich stimme Euch mit nahezu allem zu, was Ihr an Lob für den Film übrig habt.
Nur ist es für mich eben kein wirklicher Bondfilm. Die klassischen Bondschemata kommen zu kurz - das dürfte den an sich tollen Film etliche Zuschauer in den Kinos gekostet haben.
Ähnlich wie in QUS hetzt Bond wie ein Getriebener durch den Film und verlässt erstmals so wirklich die Ebene, die man rechtfertigen kann. Für mich ist gerade die erwähnte Ermordung Krests durch Sanchez' Leute die erste Szene in der Bondserie, in der ich ein wirkliches Unrechtsempfinden gegenüber Bonds Handlung hatte.

Ein toller Film, der auf mich aber als Bondfilm nur bedingt wirkt und daher im unteren Mittelfeld der Bestenliste festsitzt.
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

Django

Der Andere

  • »Django« ist männlich

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Freitag, 21. Juni 2013, 09:41

LTK wird zu recht ziemlich ambivalent beurteilt. Zum einen gefallen die bodenständige Handlung und die schauspielerischen Leistungen (vor allem von Dalton und Davi). Auch die Action vermag zu überzeugen - das Truck-Finale ist ein Highlight der ganzen Franchise (vor allem, weil man weiss, dass das damals noch alles "von Hand" gemacht wurde). Zudem hat LTK einen grandiosen Titelsong. Andererseits fällt die zu starke Amerikanisierung negativ auf. Irgendwie passt das halt schon eher zu Arnie als zu Bond... Zudem dümpelt die Handlung im Mittelteil ziemlich unspektakulär daher.

Die durchaus vorhandene Brutalität in LTK hat mich nie gestört, obwohl etwas Vergleichbares in einem Bond-Film bis dahin noch nie zu sehen war. Ich finde es jedenfalls positiv, dass man den Mut hatte, das durchzuziehen und dafür auch eine verschärfte Alterfreigabe in Kauf nahm. Übrigens: LTK ist der Bond-Film, den ich bisher vermutlich am seltensten gesehen habe (mit Ausnahme von DAD, dem ich bewusst aus dem Weg gehe), da das Teil aufgrund der Altersfreigabe im Gegensatz zu anderen Bond-Filmen halt nicht im Nachmittags- oder Vorabendprogramm gesendet wird, sondern immer nur spät am Abend (zum Glück wurde LTK meines Wissens nie von irgendwelchen Privat-TV-Sendern "verstümmelt").

Auch die Charakterisierung von Sanchez wirkt sehr glaubwürdig: Er ist unglaublich brutal, hat aber trotzdem einen gewissen Stil. Dario hingegen finde ich eher lächerlich. Er erscheint wie ein halbstarker Möchtegern-Mafioso, der möglichst "böse" sein will. Erinnert mich an gewisse Typen aus Good Fellas oder den Sopranos.

Insgesamt ist LTK ein interessanter, mutiger, aber nur beschränkt geglückter Beitrag zur Franchise.

Noch was: Dass Bond den schleimigen Crest an Sanchez' Messer geliefert hat, finde ich jetzt nicht so verwerflich. Bond musste das tun, damit er Sanchez' Vertrauen gewinnen konnte - eine Alternative gab es nicht. Zudem war Crests Tod ja doch eher kurz und schmerzlos :D und Crest selber auch kein Unschuldslamm. Ich will das jetzt nicht rechtfertigen, finde aber, dass es in anderen Bond-Filmen durchaus Vergleichbares zu sehen gab...

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Django« (21. Juni 2013, 10:11)


Mister Bond

Felix Leiter

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Freitag, 21. Juni 2013, 12:58

So so, schmerzlos 8o

Django

Der Andere

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Freitag, 21. Juni 2013, 13:52

Er ist innerhalb von wenigen Sekunden "aufgeblasen" worden und dann einfach zerplatzt. Geht noch im Vergleich zu dem, was andere Leute in LTK durchmassen mussten... :devil:

8

Freitag, 21. Juni 2013, 23:02

Ja so ein Zerplatzen ist schon ein schöner Tod, das wünsch ich mir auch mal im Alter... :P

9

Samstag, 22. Juni 2013, 00:02

Ja so ein Zerplatzen ist schon ein schöner Tod, das wünsch ich mir auch mal im Alter... :P
You made my...evening! :dance:
"That's one hell of a Pilot!"

Mister Bond

Felix Leiter

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Samstag, 22. Juni 2013, 00:57

Aber dann eher wie Kananga. Die paar Fetzen gehen in Ordnung, sonst gib et zuviel Sauerei. Möchte ich keinem zumuten.
Die paar Sekunden, bevor ich endgültig platze, sollte ich ja noch aushalten :headbang:

Feirefiz

The Other Fellow

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Dienstag, 27. August 2013, 23:32

LTK gehört bei den nicht vom 007-Virus infizierten Zuschauern zu den eher vergessenen Bond-Filmen, doch auch unter uns Süchtigen ist er einer der umstrittensten Filme, sowohl in Bezug auf den Film selbst als auch, was die Charakterisierung Bonds angeht. Dabei werden LTK seine Qualitäten als Action-Thriller selten abgesprochen, seine geradlinige Story und kompromisslose Inszenierung, aber auch die Leistung der Darsteller werden kaum in Zweifel gezogen. Gleichzeitig hört man allerdings oft die Frage: Ist das – bei allen Qualitäten – noch Bond? Die Rede ist dann vom Rache-Bond, vom Rambond, vom Miami-Vice-007 etc… Da wir uns über die rein filmischen Qualitäten von LTK einigermaßen einig zu sein scheinen, möchte ich hier im Folgenden vor allem auszuführen versuchen, warum LTK in meinen Augen nicht nur ein brillanter Film ist, sondern weshalb er für mich von der Gunbarrel-Szene bis zum obligatorischen „James Bond will return“ allerechtester und –bester Bond ist und deshalb nicht zufällig seit Jahren auf Platz 3 meiner Bond-Bestenliste. Dazu werde ich zunächst einen anderen Bond-Film heranziehen, dessen „Bondigkeit“ zu Recht nie in Frage gestellt wurde: LALD.

LTK wird vorgehalten, der Plot sei zu geerdet und Bond-untypisch, weil Bond gegen einen schnöden Drogenbaron operiert. Nichts anderes macht Bond – wenn auch aus anderen Motiven, dazu später – in LALD. Zudem ist LALD der einzige Bond mit auch am Ende nicht völlig negierten übernatürlichen Elementen, was für Bond noch viel unpassender ist als persönliche Motive bei der Gangsterhatz, denn die gab es schon im letzten Drittel des zugegeben ebenfalls untypischen und umstrittenen OHMSS, auf den sich LTK ja auch ausdrücklich beruft („James war schon mal verheiratet.“). Ist LALD deswegen un-Bondig?

Beide Filme spielen gänzlich bzw. (LALD) fast ausschließlich in der Sphäre des amerikanischen Doppelkontinents, beide bieten zudem die, wenn ich jetzt nichts vergesse, einzigen fiktiven Handlungsorte des Franchise.

In beiden Filmen tritt David Hedison als Leiter auf.

Beide Filme wurden nicht, wie es die Zuschauer damals eigentlich erwarten konnten, von John Barry orchestriert, sondern von gänzlich anders klingenden Komponisten.

Wie so viele Bonds (TMWTGG, MR etc.) orientieren sich beide offensichtlichst am Zeitgeist. LALD zitiert die Blaxpoitation-Welle dabei m.E. noch deutlicher als LTK Miami Vice. Bond in Harlem in der präsentierten Weise erscheint mir dabei stets für das Franchise nicht weniger „exotisch“ als alle„Señor Bond“-Szenen in LTK, manche Passagen in LALD dafür als deutlich schlechter gealtert als in dem natürlich jüngeren LTK. Ist deswegen LALD weniger Bond? Wieder ist die Frage natürlich rhetorisch. Ähnliches gilt für die explizite Gewalt, die LTK die Jugendfreigabe nahm und somit am kommerziellen Ergebnis des Films alles andere als unschuldig ist.

Und dass Bond hier ein emotionales, privates Motiv antreibt? Auch das gab es schon, wie gesagt in OHMSS und mit etwas Phantasie immerhin in der PTS von DAF. In der vorliegenden Intensität war dies sicher neu (aber wer sagt denn, dass Bond sich nicht weiterentwickeln durfte, das hatte er unter jedem Darsteller getan, wenn auch, zugegeben, bis dahin nie so abrupt wie in LTK?!), aber es war nicht nur ein Bruch, sondern, wie ja schon wiederholt hier wie im alten Forum betont, der eigentliche Startschuss für die Neuausrichtung Bonds. Brosnans „menschelnde“ Szenen sind nicht zuletzt Rückbezüge auf Dalton (GE war zu Beginn ja noch für ihn konzipiert worden) und insbesondere auf LTK, doch auch Craigs Bond setzt, wie oft und oft vollkommen richtig betont, direkt bei Daltons Interpretation an. Wenn wir nicht einfach Dalton für fehlbesetzt (m.E.: Quatsch!), uncharismatisch (m.E.: noch größerer Quatsch!) oder für schauspielerisch schwach (m.E.: größter anzunehmender Quatsch) halten: Wie kann man Craig - auch wenn man ihn völlig legitim schauspielerisch wie als „Typ“ besser findet als Dalton – für Dinge preisen, die man Dalton fast im gleichen Augenblick vorwirft?

Dass sich hingegen Franz Sanchez anders als Mr. Big zumindest unter Bond-Fans recht großer Beliebtheit erfreut, ist nicht nur dem vorzüglichen Robert Davi zu danken, sondern auch Glens Inszenierung: Sanchez ist einer der sehr wenigen Haupt-Villains, die bereits in der PTS auftreten (sonst: TMWTGG und mit Einschränkung DAF und DAD). Anders als in TLD, der damit auch weitgehend Neuland betrat, ist in LTK von Anfang an nie die Frage, wer der Schuft ist, und Sanchez kann so in eine interessante Beziehung zu Bond treten: Ihre „Geistesverwandtschaft“ (nichts zählt mehr als Loyalität, ein Hang zum luxuriösen Leben) ist dabei ebenfalls ziemlich stilprägend für das Franchise, allenfalls präfiguriert im OHMSS-Blofeld (beide wollen ins Privatleben, beide umwerben Tracy) und in Scaramanga, wobei dies bei Letzterem eher Wunsch denn Wirklichkeit ist. Seit LTK ist uns dies aber wiederholt begegnet, im direkten Nachfolger GE ebenso wie (eher behauptet) in DAD (Bond als Blaupause für Graves) und im jüngsten Beitrag SF (wie in GE ein ehemaliger Kollege).

Wahrscheinlich war Dalton in LTK – sein ebenso ausgewogenes wie brillantes Debüt TLD kam bei Publikum und Kritik ja gleichermaßen gut an – seiner Zeit voraus. Bei allen Anleihen an 80er-Jahre-Moden war LTK gerade für Bond-Verhältnisse ein radikaler Film mit einem noch nicht gänzlich etablierten Hauptdarsteller. Der Rest war Pech und Ungeschick, ich erwähne nur die Stichworte: Starttermin, Altersfreigabe, Konkurrenz, Werbekampagne. Nicht umsonst nennt John Glen LTK ja immer wieder als seinen gelungensten Bond-Film.

Bisher ging es mir darum aufzuzeigen, wie sehr LTK bei aller Andersartigkeit sowohl in der Franchise-Tradition steht (v.a. OHMSS und LALD) als auch das Franchise seitdem beeinflusst hat. Deshalb noch ein paar Gedanken, warum auch ohne diese Überlegungen LTK FÜR MICH ein grandioses Bond-Feeling verströmt, und das nicht nur wegen Michael Kamens fast inflationären Gebrauchs des Bond-Themas:

So verbissen und fokussiert Timothy Dalton Bond spielt, so sehr sein Bond hier auch Fehler macht und sich manche schon im Film geäußerten Vorwürfe mit Recht gefallen lassen muss: Er ist absolut mitreißend, gerade im Original mitunter Gänsehaut auslösend, etwa in seiner Abrechnung mit Killifer und natürlich am Ende mit Sanchez, dessen Höllenfeuer er selbst entzündet, um dann seinerseits physisch wie psychisch fast zusammenzubrechen (ich erinnere mich an noch an die Presseberichte: „Bond blutet!“ – das war, man glaubt es heute fast nicht mehr, damals eine Schlagzeile wert …).

Auch Humor beweist Dalton in diesem Film, wenngleich subtiler und trockener als Moore und auch als er selbst in seinem Debüt: Wie er erst das Flugzeug und dann die Bank mit den Koffern voller Geld einnimmt: herrlich! Vor allem aber ist hier sein Verhältnis zu Pam zu nennen: So sehr ich Lutz Riedel im Allgemeinen wie auf Dalton im Besonderen mag: Hier spricht er Bond in manchen Szenen fast zu ironisch, lauschen wir nur der Szene, in der 007 Pam dem Hotelmanager als seine Chefsekretärin vorstellt. Riedel spricht dies als offensichtlichen Gag auf Pams Kosten, zweifellos witzig, aber Dalton macht das besser, indem er die Szene ernst spielt. Dies ist beispielhaft für seinen Humor im gesamten LTK: Gegenüber den Filmfiguren ist Bond völlig glaubwürdig, und doch schafft Tim Dalton durch den Wissensvorsprung des Publikums eine humoristische Wirkung, dies m.E. auch gezielt, hat er sich doch immer wieder als vorzüglicher Komödiant erwiesen, ob klassisch britisch wie in „Hot Fuzz" oder gar klamaukig wie in „Mein Liebling, der Tyrann“.

Über Daltons Womanizer-Qualitäten mag man geteilter Meinung sein, nur so viel: Sicher ist er diesbezüglich nicht Connery oder Craig, vielleicht auch nicht Moore (aber hier will ich mal sinngemäß Lois Maxwell zu der Frage, welchen der damals drei Bonds sie favorisieren würde, zitieren: „Roger als Ehemann, Sean als Liebhaber“ (George hätte wohl die Milch bringen dürfen)), doch wann immer ich den Film in den letzten ca. 20 Jahren mit Frauen verschiedensten Alters aus dem Verwandten- und Freundeskreis gesehen habe, fanden sie ihn sehr attraktiv und zogen ihn etablierteren Bonds durchaus vor. Das ist nun nicht repräsentativ, aber zum Quasimodo-Bond taugt Dalton offensichtlich auch nicht.

Ich gestehe aber zu, dass der LTK- Bond gerade in Nachbarschaft zur Ära Moore für deren Fans verstörend wirken kann: Vor einiger Zeit habe ich direkt nach einem Moore-Marathon LTK gesehen und dachte mir dann auch: Könnte Bond nicht wenigstens im Casino etwas mehr Spaß haben? – Nein, könnte er wohl nicht, siehe den Plot, aber den Eindruck kann ich nachvollziehen. Doch nicht zuletzt wegen dieses Bruchs weg vom Spaß-Bond waren wohl auch die ersten Reaktionen auf Craig so heftig. Dass sie nicht Allgemeingut wurden, war dem schnell einsetzenden Negativ-Image von Brosnans Abschied und der sofort als herausragend anerkannten Qualität von CR zu danken.

Über Inszenierung, Action etc. will ich, wie gesagt, gar nicht erst sprechen. Auch die Bond-Girls finde ich toll, zudem glückte mit Pam Bouvier eine Heroine, wie sie als fast gleichberechtigte und zudem unaufdringliche (ja, Sie sind gemeint, Fräulein Jinxx, so schön Sie auch sind) Gefährtin zwischen TSWLM und CR / QOS nicht ihresgleichen hatte. Dass Q hier seinen zumindest bis SF (hat schon jemand die Zeit gestoppt?) längsten Auftritt hat, sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Zudem erreicht hier Bonds Verhältnis zu M betont beiläufig seine bis dato zwischenmenschlichste Qualität, wenn M die kugelreiche Verfolgung Bonds durch einen menschenleeren Garten mit den Worten „Zu viele Leute“ abbläst.

PTS und Schluss: Nicht umsonst wird dieser so untypisch scheinende Bond geradezu klassisch eingerahmt. Trotz der brutalen Sanchez-Lupe-Szene ist die PTS witzig, stunttechnisch spektakulär und endet in aller Leichtigkeit. Die Kehrseite offenbart sich erst nach dem nur scheinbar entspannten, dabei klassischen Titellied. Auch die Schlussszene mit dem viel kritisierten Zwinker-Fisch zeigt eben an, dass LTK nie der Startschuss für einen dauerhaften Problem-Bond sein sollte, dass der Film zwar die relative Ernsthaftigkeit etablieren sollte, aber es im Anschluss wohl eher wieder in die dann gänzlich auf Dalton abgestimmte Mischung im Stil von TLD (bzw. GE mit besseren Dialogen) gegangen wäre (die Over-the-Top-Entwürfe für Dalton III sollte man wohl wirklich für nichts anderes nehmen, als sie waren).

Langer Rede kurzer Sinn: In der wiewohl für damalige Verhältnisse eher ungewöhnlichen Charakterisierung wie in seinen Aktionen wie bezüglich seiner Motivation fußt der Bond aus LTK in der Vergangenheit, wie er in die Zukunft weist, und so außergewöhnlich er hier und da erscheinen mag, fühlen sich LTK und sein Protagonist für mich absolut „echt“ und „typisch“, dabei aber stets „frisch“ an. Deswegen auch sein bei mir bislang fest zementierter Platz auf dem Podest. Danke: Tim!

Und jedem, der dies tatsächlich von A bis Z gelesen hat: Danke für die Geduld!
"How do you make a hero logical? You don't, and you must accept that.
The illogic is what makes something like Superman. The more rational a
story you try to write about Superman, the more you kill him."
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Mister Bond

Felix Leiter

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Mittwoch, 28. August 2013, 00:51

Man merkt ja förmlich, dass Timmy dein Bond ist :D

Wenn wir nicht einfach Dalton für fehlbesetzt (m.E.: Quatsch!), uncharismatisch (m.E.: noch größerer Quatsch!) oder für schauspielerisch schwach (m.E.: größter anzunehmender Quatsch) halten: Wie kann man Craig - auch wenn man ihn völlig legitim schauspielerisch wie als „Typ“ besser findet als Dalton – für Dinge preisen, die man Dalton fast im gleichen Augenblick vorwirft?

Diese Frage stelle ich mir auch ab und zu.

Feirefiz

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13

Mittwoch, 28. August 2013, 01:10

Nicht ganz: Meine Nummer 1 ist und bleibt Sean Connery! Aber Tim Dalton folgt ihm auf dem Fuße!

Und noch eine kleine Parallele: In LALD wie in LTK bringt Bond böse Menschen zum Platzen! :rolleyes:
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Dalton ist Bond

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14

Mittwoch, 28. August 2013, 08:49

Erneut danke für einen genialen Text Feirefiz! :thx:

Da es allen hier klar sein müsste welcher Bond meine ewige Nummer 1 ist erfreut mich dein überaus positiver Text zu LTK besonders. Endlich mal jemand der diesen Film versteht.

Bei mir ist LTK genau wie bei dir auf Platz 3. Nach GE und CR.

Ich finde, dass das der bessere Dalton-Bond ist. TLD ist auch großartig, aber erst dieser Film war wirklich perfekt auf Dalton zugeschnitten.

Die einzige Schwäche im Film ist der schwache Soundtrack (nicht der Titelsong, der ist super)
"Ich helfe Menschen, die Probleme haben." - "Ein Problemlöser." - "Ich würde sagen, mehr ein Problembeseitiger." 8)

Kronsteen

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Mittwoch, 28. August 2013, 09:10

Schöne Rezension voller Herzblut, Feirefiz! :thumbup:
Man merkt Dir die Leidenschaft an, wenn es um LTK geht. :)
Aber findest Du LTK wirklich so ähnlich zu LALD? Klar, die von Dir aufgeführten Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen und durchaus interessant (Schauplätze in Amerika, fiktives Land, "übernatürliches" Ende, Drogen-Geschichte usw.), aber rein dramaturgisch würde ich LALD viel eher an DN angelehnt sehen (wie ich ja hier im LALD-Thread bereits schrieb).

Ich persönlich rechne mich zu der angesprochenen Fraktion jener, die LTK nicht so wirklich bondig empfindet. Vielleicht hängt es bei mir aber auch damit zusammen, dass LTK der 1. Bondfilm ist, den ich als Junge als "aktuellen Bondfilm" erlebt habe. Und beeinflusst durch die damalige Wahrnehmung der Öffentlichkeit, dass Bond nicht mehr zeitgemäß sei und LTK vermutlich der letzte Beitrag zur Serie werden würde, haftet beim mir evtl. noch dieses Klischee nach.

In LTK ist Bond für mich zu verbissen und zu wenig locker. Das erste Rendezvouz mit Pam nach der Ballerei in der Bar wirkt etwas aufgesetzt. Zudem mag ich diese Brutalität in einem Bondfilm mit einem verstümmelten Leiter, einem platzenden Krest, einem zerstückelten Dario und einem brennenden Sanchez nicht so unbedingt.
Hinzu kommt noch der meiner Meinung nach recht mittelmäßige Soundtrack Michael Kamens, der zum Großteil aus seicht dahin plätschernde Spät-80ern bestand.

Ein weiterer Punkt, der mich bei LTK sehr stört: Die an sich sehr realistische und bodenständige Handlung wird durch das fiktive Land Isthmus mit der Hauptstadt Isthmus City sehr gestört. Bondfilme zeichneten sich immer durch einen gewissen realistischen Rahmen aus. D.h. dass der Inhalt zwar extrem unwahrscheinlich, aber dennoch irgendwie theoretisch möglich ist. Mit dem fiktiven Staat Isthmus verlässt man diese Ebene. Und das passt nicht zum restlichen Film. Für meine persönliche Wahrnehmung ist es da einfach wichtig, ein reales Land - sei es Mexiko, Panama oder Nicaragua o.ä. - geliefert zu bekommen.

Somit lässt LTK für mich leider vieles vermissen, was einen Bondfilm ausmacht, auch wenn er als Film an sich wunderbar funktioniert. Aber im Jahre 1989 war der Bondfilm eben "nur" einer von mehreren Action-Krachern und auch nicht der beste. Zudem hat der Kinostart im Sommer zusätzlich zur FSK-Eingruppierung sein Übriges getan, um den Film nicht besonders erfolgreich zu machen.

Ich denke aber hingegen schon, dass Dalton durchaus ein hohes Ansehen genießt. Gerade auch bei Craig-Fans. Da hat eher Brosnan Schwierigkeiten. So wie der Film LTK an sich. Gerade in der Bondesliga ist gut zu erkennen, dass gerade die Craig-Liebhaber auch gut mit LTK klarkommt, während eher das Moore-Lager und allgemein die Freunde der Over-the-Top-Bonds eher Probleme damit haben.

Bei den Nicht-Hardcore-Fans schauts da evtl. anders aus. Denen ist Dalton eben zu "normal" und mit 2 Filmen evtl. auch zu wenig in Erinnerung. Da ist es schon fast usus, Dalton doof zu finden. Zumal er ja mit einem wenig erfolgreichen LTK abtrat und aus Unwissen heraus von vielen gerne für die lange Unterbrechung der Reihe nach LTK verantwortlich gemacht wird.
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

macon

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16

Mittwoch, 28. August 2013, 12:21

Wirklich ein wunderbarer Text, Feirefiz! Vor allem weil Du rausarbeitest warum LTK nicht nur ein guter Film, sondern ein guter Bond-Film ist. Das ist nämlich auch genau meine Meinung. Ich fand es immer gerade interessant, dass das Bond ist - mit all seinem Hintergrund - der sich da anders als sonst verhält. LTK ist locker meine Nummer 2.

Feirefiz

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17

Donnerstag, 29. August 2013, 09:57

@ Dalton ist Bond, Kronsteen & Macon: Besten Dank! :thx:


Aber findest Du LTK wirklich so ähnlich zu LALD? Klar, die von Dir aufgeführten Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen und durchaus interessant (Schauplätze in Amerika, fiktives Land, "übernatürliches" Ende, Drogen-Geschichte usw.), aber rein dramaturgisch würde ich LALD viel eher an DN angelehnt sehen (wie ich ja hier im LALD-Thread bereits schrieb).


So war das nicht gemeint. Stimmungstechnisch wie vom Handlungsaufbau und natürlich auch vom Auftritt Bonds her trennt LALD fraglos viel von LTK. Mir ging es darum aufzuzeigen, dass viel, was LTK als unbondig und unpassend vorgeworfen wird bei LALD auch vorhanden ist, ohne dass dem Film seine „Bondigkeit“ abgesprochen würde. Hinzu kommen bei LALD – anders als bei LTK – das Fehlen von Q sowie Bonds geänderte Rauch- und Trinkgewohnheiten. In diesen Punkten ist LTK also sogar „klassischer“ als Moores Debüt. Insofern sind diese Formalia – Schauplätze, Zeitgeist-Anpassungen etc. – wohl für die Wirkung der beiden Filme auf Teile des Publikums eher nebensächlich – ein Grund mehr, sie in LTK nicht als extraordinäre Schwäche zu betrachten, sondern als typische Variation (auch wenn sie nicht jedem gefallen muss). Tatsächlich finde ich die Schauplätze in LTK – Casino, Sanchez‘ Anwesen – sogar etwas typischer als in einigen Passagen von LALD. Liegt es also doch an der Bond-Interpretation? Wie ich zu zeigen versucht habe, schwebt diese in LTK sowohl bezogen auf die Vergangenheit als auch auf die Zukunft (v.a. Craig) nicht im luftleeren Raum. Es mag vielen hier – ähnlich wie in QOS – „too much“ sein, das ist dann (wie alles Andere) einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks. Zudem lastet LTK, Du erwähnst es ja auch, ein Negativ-Image an, dass gerade beim Durchschnittszuschauer zu einer voreingenommenen Haltung führen kann („ach ja, dieser Brutalinski-Bond mit diesem komischen Nicht-Brosnan").

Der fiktive Schauplatz hat mich hingegen noch nie gestört, denn immerhin reist Bond ja nicht nach Mittelerde oder Narnia. Es handelt sich um ein realistisches Setting in einem geographisch hinreichend bestimmten Teil der Welt; wenn dann das Kind einen anderen Namen hat, finde ich das nicht weiter schlimm, zumal es in LTK nicht (oder nur ganz am Rande) um internationale politische Konflikte geht, sondern eben um eine „Privatangelegenheit“ Bonds. Kann man aber sicher anders sehen. In LALD passt der fiktive Handlungsort wiederum ganz gut zu den partiell „übernatürlichen“ Plotelementen. Die sind für mich zwar hart an der Grenze, aber letztlich zu geringfügig, um dem Film wirklich zu schaden. Ebenso wenig wie mich wissenschaftlich unmögliche Gadgets aus der Abteilung Q (wenn nicht zu offensichtlich übertrieben) auch in ernsthaften Bond-Filmen stören (in den Over-the-Top-Bonds natürlich noch viel seltener), denn gänzlich realistisch war noch kein Bond-Film – und muss das Franchise auch nicht werden.
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Kronsteen

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Donnerstag, 29. August 2013, 10:27

OK, dann hatte ich den Brückenschlag zu LALD missinterpretiert. :prost:

Klar, LALD ist auch "untypisch", aber es gibt vermutlich wenige Bondfilme, die so wirklich "typisch" sind. Ich hatte ja bereits mit dem Thread um den "typischsten Bondfilm" versucht, diese Frage zu erörtern.
Dennoch - und da stimme ich Dir natürlich zu - zweifelt vermutlich niemand daran, dass LALD kein "Außenseiter-Bond" ist wie LTK.
Woran liegts also? Gerade ich als jemand, der dieser Fraktion angehört, die LTK eine Sonderrolle zuschreibt, müsste da doch Ansätze bieten können. Ich versuche mich daher mal an einer Auflistung von Gründen, die aus meiner - rein subjektiven (um dieser aktuell diskutierten Begriff aufzgreifen) - Sicht dafür sprechen, dass LTK "anders" ist:

  • Persönliches Motiv - es gibt bis heute keinen Bondfilm, in dem Bond ausschließlich durch persönliche Motive getrieben ist, gänzlich ohne Auftrag und Legitimation.
  • Der MI6 schießt auf Bond und M interveniert nur deshalb, weil "zu viele Leute" da sind - das alles geht mir angesichts der Verdienste Bonds viel zu schnell. Außerdem dürfen Bond und der MI6 einfach keine Gegner sein. Das geht nicht!!
  • Der bereits angesprochene fiktive Schauplatz Isthmus ist für mich persönlich einfach eine schlechte Wahl. Zumal LTK den Anspruch eines realistischeren Bonds hat. Ich will Bond als Helden in unserer Welt sehen, d.h. mir irgendwie noch vorstellen können, dass es Bond in der weiten Welt da draußen geben könnte. Und das ist mit Isthmus nicht mehr gegeben. San Monique als (General Medrano aus QOS würde sagen: ) "Fliegenschiss in der Karibik" geht da noch eher.
  • Die Amerikanisierung Bonds. Der Film wirkt auf mich sehr amerikanisch, d.h. vom US-Action-Kino der späten 80er sowie durch "Miami Vice" beeinflusst. Bond war zwar auch schon früher durch andere Blockbuster beeinflusst (MR durch "Star Wars"), aber so viel aus der eigenen Tradition wurde nie aufgegeben wie in LTK.
  • Die Verbissenheit Bonds. Ich persönlich mag es, wenn Bond mit einer gewissen Leichtigkeit durch den Film geht. Das wirkt sich sowohl auf sein Verhalten als auch auf seinen Humor aus. LTK lässt jeglichen Humor gänzlich vermissen. Dieser hätte vermutlich auch nicht gepasst. Aber für mich ist das eben eine wichtige Zutat in einem Bondfilm - wichtiger als z.B. die Casino-Szene oder der Auftritt des MI6-Staff.
  • Die Brutalität. Bond ist für mich - v.a. auch aus der Tradition Moores heraus - ein edler Ritter der Moderne. Wie er z.B. Krest draufgehen lässt, ist für mich für Bond too much.
  • Der Soundtrack ist gar nicht meiner. Auch das Titellied ist für mich das schwächste der Historie.
  • Dem Film fehlt etwas Überzogenes. Er muss nicht "übermenschlich" sein, aber etwas (ich nenne es mal so) "Grenzmenschliches" wäre schön gewesen. D.h. irgendwas Verrücktes, Abgedrehtes und nicht allzu Bodesntändiges. Etwas, das sehr unwahrscheinlich wäre, aber dennoch möglich.
  • Die Schaupätze wirken auf mich sehr fad und blass. Es bleibt wenig in Erinnerung. Auch das "Versteck" des Schurken (die atztekische Anlage) wirkt künstlich und wenig inspiriert.
  • Sanchez ist aus meiner Sicht ein toller Villain - aber eben nicht für einen Bondfilm. Er ist auf seine Art sogar irgendwie sympathisch und menschlich. Etwas zu sehr an Pablo Escobar angelehnt, d.h. einem realen Vorbild. Ich hingegen habe gerne durchgeknallte Typen.
  • Bonds Leistung im Film liegt in der Zerstörung der Vertrauensverhältnisse innerhalb von Sanchez' Organisation. Er schürt das Misstrauen und spielt alle gegeneinander aus, so dass nach und nach durch Bonds Intrigen Sanchez seine eigenen Leute opfert. Dies ist zwar durchaus nachvollziehbar, aber es fördert eben die Eigenständigkeit dieses Films gegenüber anderen, in denen Bond aktiver eingreift und nicht nur intrigiert. Bond ist in einem "typischen" Bondfilm dem Schurken auch schon wesentlich länger als "Geheimagent 007" bekannt und bleibt nicht bis kurz vor Schluss in der Deckung. Man kann es natürlich auch positiv sehen: In LTK wird Bond einem Agenten mehr gerecht als in anderen Filmen - und das, obwohl ihm die Lizenz entzogen wurde. Aber es ist eben nicht typisch und klassisch.


Dies sind jetzt mal meine persönlichen Gründe, warum ich LTK eine besondere Rolle im Franchise zuschiebe.
Das alles hört sich jetzt vermutlich furchtbar negativ an. Ich mag den Film an sich, aber ich wollte einfach darstellen, warum er für mich in einer Bondliste nicht über das letzte Drittel hinauskommt.
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Felix Leitner

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19

Donnerstag, 29. August 2013, 11:17

Insgesamt viel Zustimmung, Kronsteen, aber Bond wird wohl nie ein "Ritter". Der kaltblütige Mord an Professor Dent hat diese Interpretation sicher verhindert. Bei Moore wurde das zwar abgemildert, aber auch in seinen Filmen gab es Szenen, die mit "Ritterlichkeit" so gar nichts am Hut haben.

Was mich ein bisschen stört, ist das Argument, dass das Publikum damals halt noch nicht soweit war. Auch heute, nach drei Craig-Filmen, wirkt LTK auf mich hart und brutal und etwas, naja, sagen wir "unsymphatisch", obwohl ich die Qualitäten des Films durchaus zu schätzen weiss (rein handwerklich gesehen ist es sogar Glens bester!).

Dalton ist zweifellos ein sehr guter Schauspieler, aber hier hat er nicht verstanden, dass auch ein Racheengel eine Identifikationsfigur für das Publikum bleiben muss. Klassische Rächer wie etwa Clint Eastwood ziehen das Publikum mit einer Extraportion Coolness und Charisma auf ihre Seite und irgendwie klappt das hier nicht. Wenn Dalton im barschen Ton Pam zum zigsten mal nach Hause schicken will, obwohl sie sich doch so gut bewährt hat oder er unwissentlich eine Geheimdienst-Aktion gegen Sanchez vereitelt, dann stehe ich einfach nicht mehr auf Bonds Seite. Und das sollte ein einem Bond-Film nicht passieren.

Ein Kniff der Franchise war immer, das Publikum mit Humor und Charisma so zu ködern, dass es auch fragwürdige Aktionen des Helden belacht und beklatscht. Und das ist hier halt nicht gegeben. Da hilft auch der dämliche Zwinke-Fisch am Schluss nicht mehr.
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Kronsteen

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Donnerstag, 29. August 2013, 11:34

Insgesamt viel Zustimmung, Kronsteen, aber Bond wird wohl nie ein "Ritter". Der kaltblütige Mord an Professor Dent hat diese Interpretation sicher verhindert. Bei Moore wurde das zwar abgemildert, aber auch in seinen Filmen gab es Szenen, die mit "Ritterlichkeit" so gar nichts am Hut haben.


Das ist natürlich richtig.
Ich hab es natürlich etwas überspitzt ausgedrückt.
Vielleicht wäre der Begriff "Held" passender. Heldenhaftes muss nicht immer Mutter-Teresa-Handlungen beinhalten.
Aber der LTK-Bond ist für mich auch kein Held mehr, der die Moral evtl. einem hehren Ziel unterordnet, sondern ein persönlich getroffener Privatmann, der in seinem Rachefeldzug sämtliche Konventionen vergisst.
Im Grunde genommen müsste Bond nach diesem Film vor ein internationales Gericht gestellt werden, während er nach den anderen Filmen von mehreren Seiten hochdekoriert werden dürfte.

Außerdem geht mir die Freundschaft Bond-Leiter etwas zu weit. Klar, beide sind Kollegen und beide haben viel gemeinsam erlebt. Aber dass Bond nun zu diesem Feldzug für Leiter ausrückt, geht mir persönlich etwas zu weit. Ich bin ohnehin kein Freund davon, wenn die typischen Figuren zu viel Präsenz bekommen (gilt also auch z.B. für M in TWINE oder SF).
Und in LTK hat man mit Leiter und Q (der indirekt von Bond zum Landesverrat animiert wird und eigentlich aus dem MI6 geschmissen werden müsste) gleich 2 dieser Nebenfiguren, die über außerordentlich viel Screenplay verfügen.
Bezüglich Leiter gehe ich da also mit M: Leiter kannte das Risiko!
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