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Der titelgebende Morgen stürbe
nie hinfort – und doch lasset uns leben als gäbe es kein (!)
Morgen, endlich ist Bond zurückgekehrt, du goldenes Aug‘ so weiche
von mir und lass den zweiten Brosnan-Bondfilm einen Besseren sein,
genau so geschah es auch, drum möchte ich meinen Rezensionsbeitrag
nicht weiter prokrastinieren und bin zu beginnen gewillt, situativ
kann diese zweite und indessen etwas sicherer gewordene Bondfigur
Brosnans sich (mal härter, mal sehr technisch, mal humoristisch, mal
snobistisch etc.) den einzelnen Momenten recht gut assimilieren, mit
einem breiter als das Grinsen von Magnus von Hagen seienden Kinde im
Manne steuert er die kompliziertesten Fahr- und Flugzeuge und Qs
Garage böte ihm nicht zum ersten Male belustigende Spielzeuge an,
zuvor jedoch dominiert momentweise der Ernst des Lebens, denn nach
Vollendung eines der besten gunbarrels erleben wir in tiefstem Schnee
und entlegenster Örtlichkeit eine der mit Abstand besten
Pre-title-Sequenzen der gesamten Reihe in bereits bedrohlicher Lage,
diesmal ihren Fokus auf viel high-tech richtend, anfangs noch nicht
allzu unmissverständlich andeutend, dass es sich im Gesamtbilde
schon bald eher um einen Easy-to-watch-Bond handeln wird, der er
wirklich butterweich wie aus einem Gusse daherkommt und insbesondere
in der ersten Stunde kaum eine nervtötende oder zu gestreckte Szene
beinhaltet, positiverweise hielten sich auch die zeitbedingt noch
etwas stümperhaften CGI-Übertreibungen noch weitestgehend in
Grenzen (in DAD gelang dies eher weniger…), Brosnans bereits
souveräner als in GE agierende Rolleninterpretation (welche an „Die
Welt ist nicht genug“ aber noch nicht heranreichet, teils auch dem
Drehbuche geschuldet) stimmt mich mit der seinigen und recht holprig
begonnen habenden Ära etwas versöhnlicher, schon der morgendliche
Titelsong ist mitnichten uninteressant (im Abspanne folget
gewissermaßen ein Zweiter, fast noch Besserer, in FRWL 1963 war es
eher umgekehrt: gegen Ende etwas schläfrig, die Musik aus der
Titelsequenz dagegen mehr als ungeschlagen), Titelsequenz sie sei ein
begrüßenswertes Stichwort: nun, diese ist diesmal etwas greller
geraten als in Goldeneye (dorten eher dunkel ausgefallen und
insgesamt besser, hier punktete Goldeneye also hingegen mal klarer),
in TND 1997 wirkt sie nicht mehr im ausreichenden Maße elegant
(gegen Ende dagegen schon eher in Form von „Juwelen im Weltall“),
lassen Sie sich nun einladen auf eine Reise durch den achtzehnten
offiziellen Bondfilm.
TND ist ein recht
schwimmfreudiger Film, viele der Schiffsparts erinnern an den 20
Jahre zuvor veröffentlichten „the spy who loved me“, in den
Synchronfragen erhöbe sich zunächst eine gewisse Verwirrung, Bond
wird selbstredend von Frank Glaubrecht synchronisiert, der Bösewicht
E. Carver seitens Lutz Mackensy, diesen aber assoziiere ich indirekt
ebenfalls mit Brosnan ob der 1989er Verfilmung von „In 80 Tagen um
die Welt“ (u.a. gar mit Rohmerlady und Regisseurin Arielle
Dombasle), die Dialoge (mitunter zwischen E. Carver und Bond)
erwiesen sich nicht selten als recht dürftig, aber es liegt so
gerade im Bereiche des Erträglichen und entraubet dem Film den
Fünftstern nur bedingt, die ersten Vier leuchten liebevoller, den
Fünften aber lasse ich dem Filme gleichwohl vorsichtig angedeihen,
darüber hinaus haben innerhalb der Brosnan-Ära die Werke TND und
Die Welt ist nicht genug ohnedies einen Sonderstatus inne, da es sie
in den späten 90er- bzw. frühen 2000er Jahren auch für die PSone
hat geben sollen, dorten ermöglichte es die CD-Technik
zwischenzeitlich Filmausschnitte abzuspielen, welche gewissermaßen
nach Belohnungsprinzip haben freigespielet werden können nach
jedwedem Level und sich zu jener Zeit durchaus hochmodern angefühlt
haben dürften, die Nähe zur interaktiven Welt jedoch fände ihren
Höhepunkt wohl anderswo, lustig nämlich mutete für mich an, das
Wort „stealth boat“ (ship träfe es eher) ausgerechnet aus dem
Synchronmunde des werten Martin Kessler (Renard im Nachfolger) zu
erhören, denn gerade im Stealth-Bereiche und dessen Genre spielte
dieser ob seiner Sprachrolle des Sam Fisher in Splinter Cell zu jener
Zeit stets eine wichtige Rolle in meinem Leben, zumal: 2002 war dies
die teils bondähnliche – wenn auch teils realistischere – Rolle,
welche stimmlich schnell zu seiner Domäne wurde und zuweilen selbst
die tiefe Darbietung des Michael Ironside aus dem Originale
überträfe, die Werke waren extrem gut und extrem schwer, ein
besseres Geschenk hätte man dem 40-jährigen Bondjubiläum im Jahre
2002 mitnichten überreichen können, denket nur an die Musik im
Präsidentenpalaste, an die erbosten Hunde in der chinesischen
Botschaft, an die einsamen nächtlichen und im Schatten liegenden
Altstadtstraßen Georgiens und vieles mehr!, genau damit wären wir
aber bereits bei TNDs Problem angelangt: Fisher löste die Dinge
lautlos, war der „echte“ Geheimagent der leisen Töne, wohingegen
die Brosnan-Ära zu äußerst lebhaften und teils austauschbaren
Schießereien neigte, eines Bondes bisweilen unwürdig, aber immerhin
böte das Werk mit einigen sich unterhalb der Wasseroberfläche
zutragenden Szenen und weiteren Raffinessen ausreichend Ausgleich,
überragende Fahrszenen runden das dann doch teils recht
formvollendete Bild adäquat ab, der gelegentlich leuchtende visuelle
Stil lebt ebenso von Künstlichkeit wie von Absurdem, ist dem
Vorgänger aber in vielerlei Hinsicht haushoch überlegen, oder auch
nicht und es fühlet sich nur so an, gerade das genügt mir bereits
vollends, dass der Film „sympathisch“ ist.
Bezüglich Mister Carver war,
meines Zeichens Gentleman, mein erster Gedanke stets: Fast noch
schlimmer als seine unsanften Morde und unerträglichen Methoden
empfand ich seine beim Reden erklungene Anrede ans Publikum: „Meine
Herren und Damen“, es heißt MEINE DAMEN UND HERREN, für derlei
uncharmante Aussprache habe ich wenig Verständnis, da bin ich
hochgradig eigen (und nicht nur hier), der Kavalier in mir kann eine
Verdrehung der Geschlechtsreihenfolge beim besten Willen nicht
verkraften, schon bei „Adam und Eva“ bekomme ich zu viel, doch
zurück zum Filme und seinen Damen, pardon, zu den Damen und ihrem
Filme, die werte Samantha Bond bedauerlicherweise muss, mag es zu
meinem ebigen Gentleman-Bekenntnis auch nicht passen wollen, abermals
Kritik erleiden, oder nicht sie per se, sondern die Schreibung ihrer
Rolle beträfe es schon eher: Nach wie vor haben wir es mit der
unsympathischsten Miss Moneypenny zu tun, der zuvorige Zauber
verflog, die Chemie schwand, die heutige „Gift-ist-sexy“-Mentalität
teile ich nur ab und zu, freilich ist Miss Bond schon einmal weniger
zickig als in Goldeneye, aber übermäßig freundlich auch
gegenwärtig noch nicht, es geht mir nicht darum bestimmte Bond auch
etwas Gegenwind verschaffende Frauen abzulehnen, im Gegentümlichen:
das kann durchaus funktionieren, aber bei ihr gelang es mitnichten
und erst mit der augenblicklichen Money-Honey Miss Harris ist die
moderne Rechnung aufgegangen ohne Sympathiepunkte zu verschenken,
apropos starke Frauenfiguren: Im positiven Sinne unterhaltsam sind in
TND die Zeilen Ms, sie setzt sich in einer männerdominierten Welt
schlagfertig durch und denkt sehr klar, da sie nicht mit dem denkt,
was ihr „fehlt“, ihr Verhältnis zu Bond indes ist nicht mehr von
derselben Härte geprägt wie noch in Goldeneye, wärmer und
tragender bis intensiver hat es sich aber erst im Nachfolger aus dem
Jahre 1999 manifestieren und ausgestalten sollen, ähnlich Skyfall
übernahm sie dorten eine bedeutsame, größere Rolle und bekleidete
diese stets mit Bravour.
In nicht allzu ferner Bälde
treffen wir auf Q, er sieht („In diesem Aufzug sehen Sie zum
Schießen aus“, „können Sie doch gar nicht beurteilen, Sie
schossen doch noch nicht“, seine Lordschaft Danny Wilde,
Synchronfassung 1984) in seinem roten Anzuge aus wie ein
motivationsfördernder Zirkusdirektor („Wie heißt der
Hüpfdirektor?“, Danny Wilde, Synchronfassung 1972), besagter Q
führt Bond nun in die Eigenheiten seines neuen BMW 750i---L--- ein
(neben dem Audi 200 aus the living daylights Bonds mit Abstand bestes
Fahrzeug der gesamten Reihe – eine wie immer unorthodoxe Ansicht
meinerseits, aber sie ist pur, ehrlich und hält ein Leben lang), in
der sechsten Mission fahren Sie den unauffällig grauen und ein Wolf
im Schafspelze seienden 750 auch im gleichnamigen Videospiele (nach
einer nachtbeleuchteten Sniper-Einleitung, welche eher an
Taktik-Werke wie etwa spec ops erinnerte), Fahrzeugszenen sind in den
Brosnan-Werken vor allen Dingen deswegen besser als bei den anderen
Darstellern, da kein anderer Darsteller derart dreist auf die
„Ich-habe-solche-Spielchen-nicht-nötig“-Haltung verzichtet, er
schämt sich nicht des kindlichen
Spaß-an-der-Übertreibung-Zeigen-Wollens und macht technische
Verspieltheit zu Highlights, offen und ohne künstlich aufgesetzte
„Reife“ oder Langeweile zeigt er das fahrende Kind im Manne und
so war seine Ära für völlig over the top sich präsentierende
Videospiele und abgedrehten Eskapismus geradezu prädestiniert, was
aber nur noch deutlicher die Ironie offenlegt, dass ausgerechnet
Brosnan nach eigener Aussage nach mehr Ernsthaftigkeit in der Rolle
dürstete und diese schien in den 90er Jahren schlichtweg nicht
zulässig gewesen zu sein, nach dem ambitionierten Mr. Dalton musste
zunächst alles Kommerzielle doch noch errettet werden, damit auch
Nicht-Insider, Nichtkenner und „normale“ Fans ihren Zugang finden
und nicht nur Fleming-Profis und Individualisten in
Begeisterungsstürme geraten, nach den beiden Erfolgen Goldeneye und
TND konnte man sich mit der nicht genug seienden Welt wieder erstmals
ein „komplexeres“ Projekt gestatten, natürlich wurde dieser
Ansatz im Jahre 2002 wieder zunichtegemacht, 2006 und 2008 kehrte er
wieder, seit 2012 und insbesondere 15 ist er wieder hinfortgeeilt.
Der zuvor noch meinerseits
gelobte Leuchtlook leider, nun, er überzeugt letztlich doch nicht,
wirkt wie eine viel knapper budgetierte Viertelversion von Miami Vice
(dort hören Sie Carver ebenfalls, aber als Rico Tubbs und in
geradezu DePalmascher Umgebung und Lokalität), dafür aber bezüglich
der Damen ist der Film wieder vollständig auf der Höhe, Michelle
Yeoh harmoniert sehr gut mit ihrer deutschen Stimme Arianne Borbach
(Lady Sinclair in Am Morgen danach, ein weiteres Morgenwerk mit ihr,
Synchronfassung 1994) und auch das Zusammenspiel mit Brosnan will
nicht misslingen, ferner reüssiert auch Teri Hatcher (Paris Carver),
ebenfalls hervorragend ihre Stimme findend in der sphärischen, hohen
Wiedererkennungswert innehabenden Marion von Stengel (Lara Croft
u.a.), Bond derweil lässt es sich keinesfalls nehmen, sich schon in
seinem ersten Dialoge mit Mr. Carver recht weit vorzuwagen, mehrfach
verwandte er das Wort „Schiff“, die kleinen Spitzen wissen zu
wirken, insgesamt reicht die Szene aber nicht annähernd an
Ur-Pendants wie etwa die mehrfache Phantom-Erwähnung in Feuerball
gegenüber Largo (1965, 55 Jahre der bondig kinematographischen
Unterwasser-Künste) heran, auch Brosnans Gestik ist einmal mehr
nicht selten nur noch als übertrieben zu bezeichnen, doch gerade das
Übertriebene darf diesmal sehr passgenau sein, die Theatralik, denn
alsbald betreten wir ein wunderhübsches Hotel (Atlantic: Hamburg,
Udo Lindenberg lässt grüßen), genial und Flemingiesk nun wie Bond
trinkenderweise tränksam im Hotel wartet und sichtlich betroffen ist
(aus LTK schnitt man eine ähnliche Szene im Jahre 1989
bedauerlicherweise raus), des Filmes Carver ist wohl mit der letzte
wahre „Größenwahn“-Villain der diesbezüglich anschließend
bodenständiger gewordenen Reihe und seine Gattin und Gemahlin Paris
Carver wird nach Bonds soeben beschriebener Szene im Hotelzimmer
auftauchen, die Szenen mit ihr (zuvor noch smalltalk auf der an
Festivitäten reichen Party, nun jedoch entsteht endlich ein
RICHTIGER Dialog, leider selten zu finden in einer Welt, in welcher
tatsächliche rohmerisch geschwätzige Gefühle oftmals als
„peinlich“ empfunden werden und das Einsilbige zunehmend
obsiegt…, räusper) sind sehr gut, der Film vermag sehr harmonisch
die Balance zu finden und sie auch zu halten, mal entsteht zwischen
Paris und 007 ein uns berührendes Gespräch, in anderen Momenten
hingegen bietet der Film auch auf humoristischen Ebenen genau die
richtigen Pointen, etwa das komischer als komisch daherkommende
Gadget-Mobiltelefon (apropos mobil: „Rufen Sie den Automobilclub
an“, köstlich, da haben wir es wieder: der 750 ist
hochtechnisiert, die Technik ist vom Feinsten, absolute Wertarbeit,
da können die albernen Bösewichter wenig ausrichten – und kaum
jemandem ist es gewahr: die weiland vor 25 Jahre mehr als 150.000
Mark verschlungen habende und mit einem 240kW-V12-Aggregat
ausgerüstete Wohnzimmer-Limousine ist heutzutage bereits zu
vierstelligem Kaufpreise zu haben, angesichts der Unterhaltskosten
ginge dergleichen zwar nur für 2-3 Wochen gut, doch ein schlechtes
Preisleistungsverhältnis kann man den 5k-Exemplaren definitiv
mitnichten vorwerfen, im Gegenteil, komisch nur im Filme: Das
Fahrzeug hört sich stellenweise fast eher nach einem V8 an,
verwandte man zusätzlich auch einen 740?), wie wir es in ähnlicher
Form auch im TWINE-Videospiele zu Gesichte bekamen, aber auch einige
Oneliner sind nicht gänzlich unalbern und sind dem Filme schnell
verziehen, weil er einfach einen gewissen Charme ausstrahlt und trotz
sich nicht zu ernst nehmender Leichtigkeit in den richtigen
Augenblicken auch auf gefühlvoller Ebene den richtigen Ton zu
treffen vermag.
„Die Nachrichten von morgen
schon heute“,
„...denn schlechte
Nachrichten sind die besten Nachrichten“,
Carver sandte uns zwecks
unserer Beseitigung, die schon am heutigen oder morgigen Tage eine
Meldung sein könnte und sozusagen zwischen Paris und Hamburg
changiert und pendelt, den einen oder anderen Unruhestifter herüber,
etwa den von „Thaddeus“ („Taddel“, seine Stimme ruhe in
Frieden, sie weilt nicht mehr unter uns) synchronisiert werdenden Dr.
Kaufmann, Bond weiß es zu regeln und ist „nur ein Profi, der seine
Arbeit erledigt“, sich selbst rettete er nun, doch Paris in ihrem
anmutigen Kleide leblos vor sich zu sehen, es trifft –
ironischerweise reagieren Menschen auf Trauerereignisse aber sehr
unterschiedlich, wenige Minuten später dominiert wieder sein
Adrenalin und die Spaßgene kommen zum Vorscheine, fröhlich führt
uns die Fernbedienung durch das Parkhaus und alle Abwehrmechanismen
scheinen voll in Fahrt zu geraten, Senator B (!) und W126 geben sich
frohgemut die Ehre und gleiten durch das Parkanwesen (bzw. der Opel
schösse eher nach hinten, leider, auch noch in meiner Lieblingsfarbe
– und die Strolche schrotten den!), mit freundlichem
Navigationssystem und nie verrutschender Föhnfrisur entkommt Bond
seinen Widersachern auch diesmal recht stilvoll, in Kürze sodann
führet uns der Wegpfad des Agentenlebens ins südchinesische Meer,
die Sets bedauerlicherweise sind etwas langweilig geraten (ein
Over-the-top-Bond ohne Ken Adam?, läge das überhaupt im Bereiche
des Möglichen?, Nein, die 60er- und 70er Jahre bleiben in dieser
Disziplin Spitzenreiter), abermals erleben wir einen Film der
Kontraste (die aber halbwegs angenehm in Einklang gebracht werden
können), einerseits hat das Werk hervorragende Szenen, gleichsam
überwöge szenenweise die Anwesenheit relativ stupider Momente, das
Actionkino der 90er Jahre erschien anstrengend im wie ich finde
negativsten Sinne, Bumbumkrawall flach und voller Krach, stumpfe
Unterhaltung aus der Dose, was gerade bei einem
(35-Jahres-)Jubiläums-Bonde bisweilen zu bedauern ist, verzeihlich
erscheint es trotzdem, das Gesamtergebnis wird nur selten
niedergerissen und gerade das Platte kann ab und an auch sehr
erfüllend sein, oder fast...
„Schon wieder ein
Carver-Wolkenkratzer, ...man könnte fast sagen, er hat einen
übertriebenen Hang zu Phallussymbolen“, humoristische Spitzen
seitens Bond machen aus der Figur Carvers gefühlt eine Art Donald
Trump, was den eigentlich längst gealterten Film schon wieder
irgendwo aktuell machet, auch bezüglich Verlogenheit passen die
Dialoge in dieses Bild: „Worte sind die neuen Waffen“ (nicht dass
sie es indirekt nicht schon immer waren, aber ihr Stil ist wohl
„revolutioniert“ worden…., freilich: das Thema
Medienmanipulation ist moderner und umfassender denn je), Carver
himself ist gewillt es gelassen zu sehen und besänne sich auf Zeilen
à la „Der Unterschied zwischen Wahnsinn und Genie definiert sich
lediglich aus dem Erfolg“, selbst Vergleiche mit Gott kommen ins
Spiel, dieser habe neben Carver reichlich wenig fertiggebracht und
auf die Beine gestellt, ein Medienmogul an der Macht und in gewisser
Weise näher am Pulse des Jahres 2020 als an seinem ursprünglichen
Jahrzehnt, die fünf Sterne widmen sich einem weitgehend
unterschätzten und im Detail eben doch so gut funktionierenden Filme
(gleichwohl: so gesehen hätte ich auch Moonraker eine fliegende
Höchstwertung angedeihen lassen können und vergab dennoch nur
magere 3/5), Bonds Zusammenarbeit mit Michelle wirkt zwar für den
einsamen Wolf schon fast ZU partnerschaftlich, verleiht aber auch den
späteren Szenen, speziell nach Paris‘ Von-dannen-Schleichen, das
richtige Profil des Inniglichen, einfühlsamerweise necken sich
Michelle und 007 (die Verschmelzung geht gar SO weit, dass Sie im
bockschweren und nach Cheats förmlich trachtenden, Michelle leider
nur bedingt zusagenden, Spiele beide Figuren steuern können) fast
wie ein betagtes Ehepaar, aber lieblicherweise nicht zwei Tage vor
der Scheidung, sondern während die Bindung noch halbwegs Bestand zu
haben scheint, allerdings sei gesagt: Da insbesondere auch Kampfkunst
in den späteren Szenen eine zunehmend wichtiger werdende Rolle
einnimmt, hätte ich mir auch insgesamt (und ob der ihrigen
Besetzung: Michelle) eine etwas asiatischer angehauchte
Visualisierung ebensolcher Szenen gewünscht, hier bliebe der Film
stets etwas blass, der Japan-Bond you only live twice vermochte all
dies hingegen glänzend und entführte uns 30 Jahre zuvor
buchstäblich in eine andere Welt, in solchen Augenblicken würden
einem Filme wie TND zweifelsfrei auch stets die John-Barry-Klänge
fehlen (sowieso, aber wohnten dem Film YOLT-Bilder inne, der
musikalische Verlust seit Barry‘s Abschiedskonzert wäre noch
drastischer zu spüren, da große Bilder auch auf große Klänge
angewiesen sind und umgekehrt, sie brauchen einander und ergänzen
sich prächtig), es fehlt das Epochale, der Eskapismus nahm ab und
fiel teils recht alltäglichen Sounds zum Opfer, doch auch hier: Es
stört nur partiell, der Film funktioniert sehr reibungslos, macht
wenig „falsch“ und vieles richtig, ein rundum gelungener Wurf in
die richtige Richtung.
Der letzte Satz im nächsten Beitrage, dort also Part 1.2 , LG