Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das James Bond Forum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.
Denen allerdings, die diesen Film immer wieder als Meisterwerk loben, seien hier meine Kritikpunkte entgegengehalten: Zunächst einmal hat die Bond-Vesper Story eben NICHTs mit dem gleichnamigen Ur-Bond von Fleming zu tun. Flemings Bond ist nie unsterblich verliebt in Vesper, meines Erachtens investiert er in sie sogar weniger Gefühle als etwa in Tiffany Case in DAF. Er spürt ferner selbst an den Höhepunkten ihrer Affaire ihre deutliche Reserve und Ambivalenz gegen ihn. Und schließlcih trauert er niemals so schmalzig Kate Winslet-artig über ihren kuriosen titan(ic-)schen "Suizid" im versinkenden Palazzo, sondern ist vor allem verärgert darüber, dass dieses "Biest" ihn und den Secret Service verraten hat. Und das ist sein letztes Wort in dieser Angelegenheit. Am unerträglichsten finde ich es hier aber, dass Bond gerade im Film die entgegengesetzte Botschaft mitbekommt, die er im Buch empfängt: Dort kommt er zu dem Schluss, dass man am besten tut, alle Feinde Merry Old Englands ohne nutzlose Grübeleien zu bekämpfen (ein Weltbild, mit dem man sich ja nun nicht identifizieren muss), dass aber auf die Frauen kein Verlass ist. Im Film lernt er (natürlich durch Judi M), dass es aus PR-Gründen der Terrorismusjagd abträglich ist, Botschaften in die Luft zu jagen (das hätte der Originalbond ohnedies auch in jungen Jahren gewusst, denn blöde war 007 nie, ebensowenig wie übrigens primitiv), dass sich die ansonsten so grundlos zickige Eva aber "für ihn aufgeopfert" hat.
Conclusio: Die Liebesaffaire im Film ist letztlich nichts als ein maßlos überkanditeltes, political korrektes, Rosamunde-Pilcher imitiierendes Remake des ohnedies aus anderen Gründen problematischen Lacenby-Rigg Plots aus OHMSS. Überhaupt wird bei DCs Erstauftritt klar, dass nunmehr nicht allein das Ziel ist, weibliche Seher zu gewinnen, dies war ja schon das durchaus legitime Ziel der PB-Ära. Nein, es existiert nunmehr längst eine ausschließliche weibliche (oder besser, barbara broccolische) DEFINITIONSHOHEIT über Bond. Craig ist nichts anderes als der exemplarische postfeministische Macho-Softie, der Muskeln an den richtigen Stellen hat, viel mehr Fleisch zeigt als das Bondgirl, sehr machohaft tut, aber nach innen, da ist er ohnedies ganz weich, wenn die Richtige kommt, nicht wahr? (Ob allerdings "Du bist eine blöde Kuh" der approbate Weg ist, stilvoll seine Männlichkeit zu artikulieren? Aber ok.)
Ad. Stilbruch: Bond nach Ian Fleming ist vielleicht nicht so ganz Lord Sinclair mäßig wie der unvergleichlicher Sir Roger (Fleming selbst allerdings hielt anfänglich Connery für zu "proletenhaft" für die Rolle). Aber er ist doch bitte jedenfalls von ADEL, er hat den Stil seiner Klasse oder seines Milieus einmal aufgesogen und dass er ein Waisenkind ist bzw. aus Eaton veriwesen wurde tut, tut dem keinen Abbruch. Ein Mann, der seine gute Kleidung "mit Verachtung" trägt ist er einfach nicht, ebensowenig jemand, dem im Film egal ist, wie sein Drink ihm verabreicht wird während er im Originalbuch diesen Drink erst ERFINDET und lang und breit erklärt, warum er so eine besondere Vorliebe für equisites Essen und Drinken hat.
Schließlich: das Kartenspiel: schon im Buch ist das für jemanden, der nicht selbst sein Leben dem Spieltisch verschrieben hat, eine ziemlich Durstrecke, die auch durch das Reichen vergifteter Cocktails und das Ansetzen von Defilibratoren viel erträglicher wird. Aber bitte, warum in aller Welt kann Bond nicht Bakkarat spielen? Warum um alles in der Welt muss er ausgerechnet pokern? In MR spielt er Bridge, na gut, in GF Canasta, aber pokern? Irgendwo wird einmal erwähnt, dass er dabei was verloren hat, aber ansonsten nimmt Poker im Unviersum der beliebtesten Bondspiele einen äußerst subalternen Rang ein.
Abgesehen aber davon, dass Bakkarat nun einmal Bonds Spiel ist, sind die Regeln für Zuschauer, die das Spiel bis dato nicht kannten, in einem Satz erklärt. Bei Texas Holdem Poker ist das bestimmt nicht zu machen.
Schließlich: das Kartenspiel: schon im Buch ist das für jemanden, der nicht selbst sein Leben dem Spieltisch verschrieben hat, eine ziemlich Durstrecke, die auch durch das Reichen vergifteter Cocktails und das Ansetzen von Defilibratoren viel erträglicher wird. Aber bitte, warum in aller Welt kann Bond nicht Bakkarat spielen? Warum um alles in der Welt muss er ausgerechnet pokern? In MR spielt er Bridge, na gut, in GF Canasta, aber pokern? Irgendwo wird einmal erwähnt, dass er dabei was verloren hat, aber ansonsten nimmt Poker im Unviersum der beliebtesten Bondspiele einen äußerst subalternen Rang ein.
Hier kann ich die Kritik nicht so ganz nachvollziehen. Du schreibst, dass das Kartenduell schon im Buch eine Durststrecke ist. Genau das war aber der Grund, warum man sich für Poker entscheiden hat, weil da im Gegensatz zu Baccarat wenigstens viele Zuschauer die Regeln kennen, und das Spiel somit nachvollziehbarer und damit spannender wird.
Aber letztendlich hat dieses Schockieren der langjährigen Zuschauererwartung auch super funktioniert. Ich denke, die Craigfilme funktionieren vor allen bei den Zuschauerschichten, die früher bei Bond dachten "Kennste einen, kennste alle".
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »kananga« (28. November 2013, 18:19)
Benutzerinformationen überspringen
Bondforumswissenschaftlicher Forscher & Mitglied der QOS-Splittergruppe
Registrierungsdatum: 25. Mai 2013
Hochgeschätzter Kananga,(...) Das hängt ganz eng mit der eigenen Spielart von Konservativismus zusammen, die Fleming nun einmal eigen war und der schon zum Zeitpunkt der Bond-Filme ein ähnlicher Anachronismus ist wie für viele eine Queen im 20. Jahrhudnert. Aber sie reagiert ja immer noch, oder? (Nicht umsonst trank Fleming mit seinem Freund, dem alten empireverliebten Whig Sir Winston, gerne eine Tasse Tee oder Hochprozentigeres).
(...) er ist ein Angehöriger einer im Grunde nihilistischen Lost Generation.(...) Aber während andere mit linksliberaler Äquidistanz zu beiden Supermächten durch und durch gebrochene Antihelden zeichnen, die sich hoffnungslos in ihren eigenen Selbszweifeln verirren, sagt Flemings Charakter ganz bewusst: Zum Teufel mit den Zweifeln, alles für Old England! (...)
Die Frau hat ihr Vaterland verraten, basta. Weiter zu denken weigert er sich einfach. Man muss es nicht möge, man kann diesen Standpunkt spätpubertär nennen, aber eben deshalb ist er eben Bond, James Bond. Und deshalb wurde er es. Snob, Aristokrat, Macho, Frauenheld.(...)
Aber eben diese unendliche Vielfalt der Fasern der weiblichen Seele, der sich so viele Weltliteraten in großen Kunstwerken angenähert haben, interessiert Bond nicht. Die Frau hat ihr Vaterland verraten, basta. Weiter zu denken weigert er sich einfach. Man muss es nicht möge, man kann diesen Standpunkt spätpubertär nennen, aber eben deshalb ist er eben Bond, James Bond. Und deshalb wurde er es. Snob, Aristokrat, Macho, Frauenheld. Ihn anders zu zeigen, kann gewiss versucht werden, ich halte es grundsätzlich für dasselbe, wie einen gewissen Prinzen von Dänemark als Sanguiniker aufzuführen.
Zum Thema Bond und Zeitgeist möchte ich nochmals anmerken, dass meiner Ansicht nach ALLE Bondfilme anachronistisch waren und Bond der Popkultur, zu deren Teil er wurde, in vieler Hinsicht von ANBEGINN an entgegenstand. Es ist ja bezeichnend, dass ein Mitglied der berühmten Band, die man laut GF nie ohne Ohrenschützer zuhören darf, später für einen der poplärsten Bondsongs verantwortlich zeichnete. Schon in den 60ern rannten die jungen Leute nicht mehr mit Anzügen herum wie sie der große Sir Sean Connery trug. Auch die politische Mentalität entsprach nicht mehr der der 50er Jahre, was ja auch in den Filmen zum Ausdruck kommt. Dennoch wurden von Connery und, wie ich behaupte, auch Moore grundlegenden Intentionen des Autors entsprochen (wenn auch auf verschiedene Weise). Dies gilt auch noch, wenngleich mit Abstrichen, für die Brosnan-Filme, vor allem GE gefällt mir in dieser Hinsicht. lg
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »kananga« (29. November 2013, 14:26)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Felix Leitner« (29. November 2013, 15:01)
Benutzerinformationen überspringen
Bondforumswissenschaftlicher Forscher & Mitglied der QOS-Splittergruppe
Registrierungsdatum: 25. Mai 2013
Benutzerinformationen überspringen
Bondforumswissenschaftlicher Forscher & Mitglied der QOS-Splittergruppe
Registrierungsdatum: 25. Mai 2013
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Spree« (24. Dezember 2013, 00:09)
Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Feirefiz« (24. Dezember 2013, 00:29)
Benutzerinformationen überspringen
Bondforumswissenschaftlicher Forscher & Mitglied der QOS-Splittergruppe
Registrierungsdatum: 25. Mai 2013