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161

Donnerstag, 14. Mai 2020, 18:43

Leider teile ich aber die Meinung über Craig nicht. QoS (den ich als Film letztens wieder mehr genossen habe) ist der einzige Bondfilm, in dem ich einen Bondcharakter in paar Szenen unsympathisch finde. Er wirkt da einfach zu sehr angepisst und das nervt mich ungemein.


Angepisst finde ich ihn eigentlich nur in der Schlußszene mit Yusuf, und die finde ich gerade deswegen richtig gut. Ansonsten wirkt er auf mich eher desillusioniert, manchmal traurig bis sarkastisch. Aber gerade nimmt er sein Spiel auch ein bisschen zurück, was ich gut finde. In den beiden nachfolgenden Filmen hat Craig teilweise etwas aufgesetzt und plakativ wirkende Nuancen. Und in CR wirkt er streckenweise zu kaltherzig und grausam auf mich, etwa bei der Verfolgung von Molakka. Das ist in QOS nicht so.

Mister Bond

Felix Leiter

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162

Freitag, 15. Mai 2020, 13:07

Gerade die Schlussszene mit Yusuf finde ich gut, weil Bond da endlich ganz souverän und bedacht wirkt. Professionell halt. Davor ist er für mich halt angepisst (was bei dir eben traurig wäre).
Die Szene wie er mit M am Handy redet, Slate abfertigt, eher genervt den Schlüssel beiseite wirft (kommt mir halt eher genervt als cool vor). Dann das mit Mathis, egal was man als Ausrede finden möchte, als er ihn in seinen Armen hält, finde ich toll, aber dass man ZEIGT, wie er Mathis anschließend in den Container wirft, finde ich eines Bonds unwürdig :thumbdown:
Und ihm fehlt in diesem Film der Witz, zumindest kommt es nicht so souverän auf mich rüber, wie in den anderen Filmen. Sehr gequält halt.
Ansonsten hatte der Film bei meiner letzten Sichtung auch Pluspunkte. Ich sollte mal weiter mit den Resümees machen :)

Scarpine

Verschlagener Korse

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Mittwoch, 8. Juli 2020, 00:08

James Bond 007: Ein Quantum Trost

Bond Marathon # 00…23; Originaltitel: Quantum Of Solace, GB 2008, Regie: Marc Forster, Drehbuch: Paul Haggis und Neal Purvis & Robert Wade nach Ian Fleming, Darsteller: Daniel Craig, Olga Kurylenko, Mathieu Amalric, Judi Dench, Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini, Gemma Arterton, David Harbour, Anatole Taubman, Joaquín Cosio, Fernando Guillén Cuervo, Tim Pigott-Smith, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Paul Ritter u. a., Premiere: 29. Oktober 2008

Zitat von »James Bond 007: Ein Quantum Trost«

Nach dem Tod seiner Geliebten Vesper Lynd bringt James Bond den gefangenen Dunkelmann Mr. White unter erschwerten Bedingungen in ein MI-6-Safe House in Siena. M hält 007 für befangen und erklärt, dass man die Buchhalterin vom könglichen Schatzamt mit ihrem Freund Yusef Kabira, der in Marokko entführt wurde, erpresste. Obwohl eine Leiche aufgetaucht ist, denkt die Chefin des Secret Service, dass der Algerier noch lebt. Im Verhörraum verhöhnt der alte Fuchs White den Agenten und M und erklärt, dass sie keine Ahnung hätten, mit wem sie es zu tun haben. Seine Organisation agiert im Schatten und hat weltweit überall ihre Leute installiert. Und tatsächlich erweist sich Ms Leibwächter Mitchell als Verräter, der die Wachen erschießt. Bond kann seine Chefin retten und verfolgt den flüchtenden Mitchell. White bleibt nach dem Schusswechsel getroffen zurück. Im Zuge einer halsbrecherischen Jagd durch den Palio und die Altstadt von Siena kommt der Spitzel zu Tode. Als der Doppel-Null-Mann zum Safe House zurückkehrt, ist alles verlassen. M wurde evakuiert und White ist spurlos verschwunden. Zurück in London wollen Nullnullsieben und seine Vorgesetzte die zurückliegenden Ereignisse aufklären. Le Chiffre ist tot, aber durch seine Finanzspekulationen hat er Spuren hinterlassen. Durch markierte Geldscheine finden sie die Verbindung zu einem Edmund Slate, der sich gerade in Haiti aufhält. Bond reist nach Port au Prince und durchsucht Slates Hotelzimmer. Dabei wird er von diesem überrascht und im folgenden Kampf kommt Slate um. Bond entdeckt, dass der Mann ein Auftragskiller in Diensten des Syndikats war und eine gewisse Camille Montes umbringen soll. Der Agent lernt die Frau unter Slates Tarnung kennen, aber als diese misstrauisch wird, schießt sie auf den Doppel-Null-Mann. 007 schaltet einen Beschatter aus und folgt der jungen Frau in den Hafen. Der dubiose Geschäftsmann Dominic Greene hat Slate beauftragt Camille zu töten. Er trifft sich mit dem im Exil lebenden Diktator General Medrano, dem er zu einem Staatsstreich in dessen Heimat Bolivien verhelfen will. Die ahnungslose Camille wird dem General als menschliche Ware zur Abrundung des gemeinsamen Geschäftes übergeben. In einer todesverachtenden Aktion gelingt es Bond Camille auf offener See zu befreien und Medranos Männer auszuschalten. Er bringt die bewusstlose Bolivianerin in Sicherheit. Derweil haben M und Tanner Greenes Identität ermittelt und herausgefunden, dass er unter dem Schutz der CIA steht. Der Doppel-Null-Agent folgt Greene nach Bregenz, wo dieser eine Tosca-Oper auf der Seebühne besucht. Tatsächlich hält die Organisation - deren Deckname "Quantum" lautet - hier während der Aufführung eine geheime Konferenz über Headsets ab. Bond sprengt das Treffen und Greene flieht. Zu den Verschwörern gehört ein Mann namens Guy Haines, der in der britischen Regierung großen Einfluss hat. M erkennt die Brisanz der Situation und will ihren besten Mann nach London zurückrufen. Der denkt aber gar nicht daran und wird daraufhin von seinen eigenen Leuten zur Fahndung ausgeschrieben. Mithilfe von René Mathis, den Nullnullsieben in Montenegro zu Unrecht des Verrats verdächtigte, gelangt er nach La Paz in Bolivien. Aber Greene, Medrano und die CIA ziehen das Netz um Bond rasch immer enger...

Zitat von »Scarpine (2013)«

Rasant, sprunghaft, visionär. Das sind die Schlagworte, mit denen man Daniel Craigs zweite Mission treffend umschreiben kann. So ist "Quantum of Solace" der erste Bondfilm, der zwar inhaltlich eine waschechte Fortsetzung darstellt, visuell jedoch völlig neue Wege geht und sich von der Serienästhetik beinahe vollkommen löst. Marc Forster bringt ein völlig neues Sehgefühl in die Reihe. Neben der gehetzten Action können insbesondere die Darsteller und das Kamerateam den Streifen veredeln. Auch die anderen handwerklichen Sektionen leisten sehr gute Arbeit. Leichte Schwächen bietet das Werk dagegen in der Drehbuchausgestaltung und in der Spielzeit, die etwas zulasten von Nebenfiguren und Storytelling geht. So bleibt am Ende das Fazit: Niemals zuvor ist Bond so sehr aus seinem Standardkorsett ausgebrochen und hat sich so sehr von seiner gewachsenen Tradition entfernt, zugleich war er aber auch niemals so innovativ und aufregend.

Quantum Of Solace ist ein schwierig einzuschätzender Film. Bei seiner Veröffentlichung wurden viele Fans und Zuschauer mit dem neuen Werk nicht warm. Das betraf sowohl diejenigen, die den Vorgänger und Daniel Craigs Interpretation schon nicht mochten, als auch jene Konsumenten, die Casino Royale breit und ausgiebig gefeiert hatten. Da man von Seiten der Macher den Streifen als direktes, nahtloses Sequel konzipiert hatte, lasteten enorme Erwartungen bezüglich der Auflösung der losen Handlungsfäden aus Craigs Einstand und der formalen Machart auf diesem, denen er dann nicht gerecht werden konnte. Viele begeisterte Zuschauer und Fans hatten sich offensichtlich einen episch langen 'Casino Royale 2' erwartet. Das Ergebnis war jedoch ein gehetzter Film mit kurzer Laufzeit und rasantem Schnitt. Es wäre sicherlich müßig, die teils katastrophalen Umstände - unter denen der Beitrag entstand - ins Gedächtnis zu rufen bzw. ins Feld zu führen, aber immerhin liefern sie eine teilweise befriedigende Erklärung für das zwiespältige Endprodukt. Dennoch muss man den Machern auch Respekt dafür zollen, bei all diesen Schwierigkeiten und dem immensen Zeitdruck, noch einen soliden Film zustande gebracht zu haben. Von der rein inhaltlichen Seite her ist Quantum Of Solace durchaus vorzuwerfen, dass er sich zu sehr auf der Kenntnis seines Vorläufers und dessen Meriten ausruht und die offenen Fragen nur bruchstückhaft beantwortet. Die kurze Laufzeit ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass Regisseur Marc Forster die Dreharbeiten mit einem Script von nur 60 Seiten und ohne dritten Akt beginnen musste. Angesichts dieser Flickschusterei fand man immerhin einen runden Schluss. Die angewendeten Schnittfrequenzen sind dagegen sicherlich starke Geschmackssache, müssen aber innerhalb einer Serie, die nicht nur rein formal gesehen eine ganz klassische Mainstream-Erzählweise kultiviert hat, zwangsläufig als Novum erscheinen. Wo liegen nun konkret die Stärken und Schwächen dieses Beitrags? Über die Filmstruktur und die Erzähltechniken lässt sich streiten, aber richtige Negativpunkte kann ich darin nur bedingt erkennen. Sicherlich sind die Bildübergänge in den Actionsequenzen, gerade zu Beginn des Films, sehr kurz und sprunghaft getaktet, aber dadurch wirken die Stunts und Geschehnisse auch sehr direkt, lebendig und in rasanter Echtzeit auf den Zuschauer. Ausbaufähig wäre dagegen die reine Handlung. Das Script wirkt schon sehr zusammengeflickt und holprig, obwohl sich die Geschichte dafür trotzdem noch vergleichsweise stringent entwickelt. Auch einige konfuse Szenenfolgen und eingestreute CGI-Passagen trüben ein wenig den Genuss. Dafür kann man sich erneut an brachialer, handgemachter Action, grandiosen Darstellern, exquisiten Drehorten, stimmiger Musik und meist überdurschnittlicher Arbeit in den handwerklichen Sektionen erfreuen. Was dem Streifen am Ende ein wenig fehlt, sind ein paar Ruhepole, die ihn nicht ganz so atemlos wirken und runder erscheinen ließen. Trotz Drehbuchproblemen, Autorenstreik, örtlichen Schwierigkeiten, Budgetlimitierungen und einem unmenschlichen Zeitfenster geriet Quantum Of Solace zu einem soliden bis guten Bondfilm, der genug Eigenständigkeit besitzt und inszenatorisches Neuland beschreitet, um der Serie relevante Impulse zu geben.

Erneut ist es den Verantwortlichen gelungen, ein hochkarätiges Ensemble zu versammeln. Der einzige Unterschied zum letzten Bondfilm liegt darin, dass die Rollen nicht derart vielseitig angelegt und in die Story eingebunden sind, was aber allein schon ein Blick auf die Meterlänge der beiden Beiträge veranschaulicht. Daniel Craig ist in seinem zweiten Einsatz ungeheuer souverän. Als harter, unerbittlicher, pflichtbewusster, sarkastischer, verschmitzter, cooler und empathischer Nullnullsieben liefert der Engländer hier nach meiner Auffassung den besten seiner Auftritte in der Agentenrolle ab. Im Gegensatz zu den folgenden Filmen zeigt Craig noch viel stärkeren physischen Stunteinsatz und wirkt in den Dialogszenen auch viel präsenter und engagierter. Zwar gibt es bis auf einige emotionale Momente mit Mathis und Camille nicht die ganz großen Gefühlsausbrüche wie in Casino Royale oder Skyfall, aber der sechste Amtsinhaber hält hier eindrucksvoll eine körperliche wie mimische Intensität aufrecht, die mir in den beiden Sam Mendes-Streifen fehlt. Zudem wird der Mann mit der Lizenznummer 006 durch Marc Forster auch erkennbar legerer und lässiger inszeniert als das noch unter Martin Campbell der Fall war. Das wird erkennbar durch den passenderen Haarschnitt, aber vor allem durch die Klamottage. Auch wenn Craig nicht weniger verschmutzt und blutig herumläuft, trägt er fast bei jeder Gelegenheit stilsichere Kleidung. Die Anzüge, Hemden und Lackschuhe sitzen erkennbar besser und lassen den etwas prolligen Eindruck aus Casino Royale fast vergessen. Selbst in der bolivianischen Wüste macht der Engländer in seinem overdressed Outfit eine extrem gute Figur. Das Kostümdesign von Louise Frogley ist ohnehin eine der besten Ausstattungen der ganzen Serie und verdient an dieser Stelle gesonderte Erwähnung. So erscheint die Quantum-Mischung mit einem Bond, der persönlich involviert ist, aber nicht zu emotional, der Stilbrüche begeht, aber nicht über das nötige Maß hinaus und der rustikal und physisch auftritt, aber dennoch einen gewissen Stil und eine gewisse Smartness zu wahren weiß, als die ideale Rezeptur für den Craig-Typus, an die man gewiss gewinnbringend hätte anknüpfen können. Leider beschritt man ab 2012 dann wieder andere Wege. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass Craig nach dem medialen Dauerfeuer im Vorfeld gegen ihn und dem breiten Erfolg von Casino Royale gelöster, sicherer und noch enthusiatischer und mit der Rolle verwachsener agiert und damit eine Klasse erreicht hat, die seinen späteren 007-Performances nur noch als Fallhöhe dienen sollte. Olga Kurylenkos Bondgirl war früher nicht so ganz mein Fall, aber mittlerweile finde ich ihre Figur und ihre Darstellung überaus geglückt. Man leidet als Zuschauer schon mit ihr. Für die kurze Screentime ist der Charakter passgenau beschrieben und es handelt sich um eine der dreidimensionalsten Frauenfiguren. Im direkten Kontrast zu Vesper kann Camille natürlich nicht bestehen, aber rein von der Persönlichkeit her ist sie dennoch eine der fünf am besten entwickelten Heroinen der Serie. Der Filmantagonist Dominic Greene wird im Fandom häufig – meiner Meinung nach zu unrecht – verrissen. Der Franzose Mathieu Amalric spielt den Fiesling herrlich schmierig, manipulativ, kaltherzig und feige. Anders als etwa Elliott Carver oder Gustav Graves kann man sich Greene tatsächlich als einen finsteren CEO vorstellen, der die Öffentlichkeit über seine wahren Absichten täuscht. Als Schwäche erweist es sich, dass Greene eben nicht der große Oberschurke ist, sondern wie beispielsweise Kristatos, Khan oder Koskov nur als Profiteur aus einem Geflecht mehrer Verschwörer hervorgehen will. Schauspielerisch sticht Amalric die genannten Konkurrenten jedenfalls mühelos aus. Giancarlo Giannini, Jeffrey Wright, Jesper Christensen und Judi Dench können ihre Rollen aus Casino Royale nahtlos fortführen und glaubhaft weiterentwickeln. Die Nebenrollen-Neuzugänge bleiben aber eher blass, auch wenn Rory Kinnear und Tim Pigott-Smith in ihren schmalen Parts angenehme Britishness versprühen.

Eine durch und durch famose Leistung vollbringt der neue Kameramann Roberto Schaefer. Niemals war die Cinematographie innerhalb der Franchise-Historie so sprunghaft dynamisch und schwindelerregend nah dran an den Akteuren, Schauplätzen und Situationen. Auch in optischer Hinsicht bleiben kaum Wünsche offen. Die warmen, hellen Stimmungen aus Casino Royale werden fortgeführt und durch starke, klare Farben in einen staubigen, erdigen Look ergänzt. Es gibt viele großartige Schwenks, interessante Winkel, malerische Großaufnahmen und spektakuläre Kamerafahrten. Die Eingangssequenz und die Bregenzpassage sind jeweils ein kleines Kabinettsstückchen für sich. Besonders die Lichtsetzung in den Innenraum-Szenen muss ich hervorheben, die dahingehend zur absoluten Spitze im Kontext der Gesamtreihe gehört. Der einzige Malus der Kamerarbeit ist sicherlich das unvorteilhafte Verschmelzen mit einigen CGI- und anderen Trickszenen. So wirken die Szenenfolgen mit dem Absturz der DC-3 und dem Fallschirmsprung schon etwas unausgegoren, obwohl diese beinahe komplett real-life gefilmt wurden. Aber das fällt unterm Strich nicht sonderlich ins Gewicht und Schaefer zählt sicherlich zu den vielseitigsten cineastischen Fotographen der Bond-Serie. Bei dem Vorspann des Kollektivs MK12 fällt die Einordnung schon schwerer. Zwar hat die Sequenz mit den Wüstendünen, Sandfrauen, Kartographie und Himmelszelt tolle Themen und kreiert einige ikonische Bilder, aber im Gesamtbild fällt die Abwesenheit der animatorischen und geistreichen Klasse eines Daniel Kleinman doch schmerzlich ins Auge. Auch über den Soundtrack kann man geteilter Meinung sein. David Arnolds Score ist für mich der formvollendste seiner Bond-Karriere, auch wenn die meisten anderen Fans dem Casino Royale-Album den Vorrang einräumen. Der Leadsong von Alicia Keys und Jack White ist dagegen unbestritten eine der schwächsten und austauschbarsten Gesangsnummern der ganzen Serie. Ausdrücklich loben muss man dagegen die reichhaltige und treffsichere Auswahl der Locations. In Großbritannien, Österreich, Italien, Venezuela, Mexiko, Panama und Chile wurden viele charakteristische und atmosphärische Drehorte gefunden. Mit Dennis Gassner wurde ein exzellenter Production Designer verpflichtet, der vor allem in den Interieurs gut erkennbare, neue stilistische Akzente setzen kann. Über das mit der heißen Nadel gestrickte Script fällt eine Beurteilung schwer. Man merkt überdeutlich, dass die Grundstruktur des ursprünglichen Drehbuchs von Neal Purvis & Robert Wade übernommen wurde, aber man diese bei der Anpassung erheblich zusammenkürzte. Dadurch wirkt die Handlung fahrig, aber sie wird durch die Darsteller und die Action noch recht kompakt zusammengehalten. Wasser als begehrter Mangelrohstoff anstelle von Öl, erinnert nicht nur an Chinatown, sondern bedient auch ein Thema, das mit den Jahren noch an akuter Dringlichkeit gewonnen hat. Auf einem guten Niveau bewegen sich die Dialoge, auch wenn sich die mangelnde Entwicklungszeit partiell auch hier bemerkbar macht. Ein kleines Highlight ist allerdings die Adaption der Kurzgeschichte 007 in New York am Ende des Films, die seinerzeit fälschlicherweise als verkapptes Bourne-Plagiat geschmäht wurde. Alles in allem eine eher durschnittliche Drehvorlage, deren Potenzial nicht voll ausgeschöpft werden kann. Der Regiestil Marc Forsters ist im Fandom noch immer ein großer Reizpunkt. Bei der Schauspielführung, in Dialogszenen und beim Einfangen von stimmungsvollen Außenszenen beweist der Deutschschweizer jedenfalls enormes Können. Viele, teils auch kurze Einstellungen und Augenblicke bescheren dem Zuschauer ein derart intensives on-loaction-Feeling, wie man es sonst höchstens noch in den Terence Young-Streifen findet. In einigen Stuntszenen und Verfolgungsjagden wird ersichtlich, dass teils die gleichen Second Unit-Team-Mitglieder wie bei den Jason Bourne-Filmen hinter den Kulissen wirken, aber Forsters Action-Inszenierung mit der Tempovariation, dem Parallelschnitt und den Catch-Frames hat schon ihre ganz eigene Handschrift. Gewiss kann man den Stakkato-Schnitt kritisieren, aber dann kommt man – wie ich finde – trotzdem nicht umhin, die Regie zumindest als engagiert, konzentriert, belebend und auf der Höhe der Zeit stehend zu bezeichnen. Rundherum ist Quantum Of Solace ein Bondfilm mit einigen Neuerungen, der zwar auf Casino Royale aufbaut, aber auch eigene Wege beschreitet. Zwar bleibt im Gesamtbild ein kurzweiliger, atemloser Standard-Action-Reißer haften, aber anders als der typologisch ähnlich gelagerte Tomorrow Never Dies hat Craigs zweiter Streich bei allen Schwächen auch diverse Qualitäten und eine frische Gangart zu bieten, die ihm diesbezüglich den Primat vor einigen anderen Bondfilmen sichert.

"The villains are the heroes." – In klassischer Fleming-Manier entpuppt sich ein grüner Naturschützer als monströser Monopolist in einer Welt voller Masken, undurchsichtigen Geheimnissen und gegenseitiger Täuschung. Und einer bewahrt sich seinen instinktiven Durchblick, bleibt bis zum Ende geradlinig und entledigt sich nebenbei eines seelischen Traumas: Daniel Craig in seiner stilsichersten 007-Darbietung. Lag der Stilbruch des Vorgängers vor allem in einer personellen und inhaltlichen Neuausrichtung, wagt Quantum Of Solace diesen nun auch in der Filmstruktur und der Inszenierung. Mit zwiespältigem Ausgang. Zwar offenbaren sich viele Ansätze als hochqualitativ und wegweisend, aber angesichts tonaler Unstimmigkeiten in der cinematographischen Gliederung und dem Fehlen einer ausgezeichneten Geschichte, bleibt der ganz große, entscheidende Einfluss auf das Franchise in letzter Konsequenz aus. Was aber nicht bedeuten muss, dass der Jahrgang '08 nicht in Zukunft ein zu rekapitulierender Referenzpunkt für etwaige Nachfolger sein könnte. Oder wie heißt es an anderer Stelle so treffend: "Well, a door left open.".

00 00 00 00 00 Doppel-Null-Lizenzen
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Django

Der Andere

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Mittwoch, 8. Juli 2020, 07:32

Danke für das Review - wie immer ein Genuss zu lesen :thumbup:

Zitat

Zudem wird der Mann mit der Lizenznummer 006 durch Marc Forster auch erkennbar legerer und lässiger inszeniert als das noch unter Martin Campbell der Fall war.

Guter Hinweis. So sehr ich CR schätze, ist mir dort Bond etwas zu düster, verletzlich und emotional dargestellt (ja, ich weiss - das gehört zur Auslegung des Drehbuchs mit einem Rookie-Bond :D ). QoS verbreitet hier eine deutlich "optimistischere" Grundstimmung - Craigs Bond ist hier schon fast wieder der "Alte", nicht mehr weit weg z.B. vom LTK-Bond: verbissen und wütend einerseits - cool, selbst- und stilsicher andererseits 8) . Zudem ist es QoS anzurechnen, dass er die CR-Story ohne grössere Schnitzer und doch recht stringent zu ihrem Ende führt. Leider zum definitiven Ende, denn nach dem diesbezüglich begangenen Frevel in SP wissen wir, dass da in Sachen Quantum nichts mehr kommen wird ;(

Dr. moVe

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Mittwoch, 8. Juli 2020, 15:58

Chapeau für diese Besprechung Scarpine ! :party:

Als derzeit überwiegend passives Forumsmitglied fühle ich mich, aufgrund Deines wunderbaren Textes, verpflichtet mich hier doch mal wieder kurz zu Wort zu melden. Als bekennender Fan des Films bin ich über die Jahre ernsthaft müde geworden, dieses Werk gegen die breite Front seiner 'ewigen' Basher zu verteidigen. Zu massiv ist die allgemeine Verachtung die dem Produkt entgegengebracht wird, als das es Spaß machen würde, immer wieder aufs neue die selben Vorwürfe gegen den Film zusammen durchzukauen.

Angenehmer Weise hat die Bondreihe das Zepter der 'maßlos enttäuschtesten bis wütendensten Fan-Community' trotz rekord-brechender Gedultsproben mittlerweile längst an andere Großfranchise-Labels abgegeben. So wirkt der Umgang der Bondfans mit Forster's 2008er Bondwerk im Rückblick fast schon 'fair' und geradezu 'sachlich' wenn man an die teilweise maßlos fanatischen Hass­ti­ra­den ihrer jeweiligen Fandoms gegenüber Produkten wie z.b. Batman v Superman: Dawn of Justice oder die letzten beiden Star Wars-Episoden denkt. In dieser Hinsicht muß ich unserer eigenen Fangemeinde mittlerweile tatsächlich mal ein Lob aussprechen: Bei all der Ablehnung die Craig in der Bondrolle von gewissen Fraktionen erhalten hat und all der Kritik die - objektiv gesehen - schwächelnden Werken wie DAD, QoS oder SPECTRE entgegengebracht wurde: So dermaßen daneben hat sich die Bondfancommunity niemals benommen. (Ich weiß, das Wort 'nie' hat franchsie-wissenschaftlich stets einen doppeldeutigen Klang, aber ich denke mal: Ausnahmen bestätigen in diesem Fall tatsächlich die Regel.)

Daher freue ich mich hier nun einen Text über Craig's umstrittenen zweiten Einsatz zu lesen, der in buchstäblich SÄMTLICHEN Punkten meine eigenen Meinungen wiederspiegelt. Gerade bei diesem Bondfilm ist das nämlich ein sehr seltenes Vergnügen. Neben den zahlreichen Auslobungen der schauspielerischen und visuellen Aspekte, freute mich besonders darüber, das Du auch die ungemein stilsichere Arbeit von Kostümdesignerin Louise Frogley als eine der besten der ganzen Serie wertest, Scarpine. Auch das empfinde ich nämlich genauso. Aber zu Protokoll gebracht hat das imho bisher kaum jemand.

Auch die angeführten Kritikpunkte am Film kann ich in dieser Form nur unterschreiben und lassen den Text in meinen Augen betont objektiv und sachlich wirken - auch wenn das gewiss die Fan-Fraktion die den Film als 'unterirdisch' bewertet, anders empfinden wird.

Ich denke aber auch, das es unter den Bondfans sehr viele 'schwarz-weiß'-Maler gibt, die ihre Kultobjekte in einschränkender 'alles-oder-nichts'-Manier bewerten. Da wird der eine Film trotz etlicher legitimer Kritikpunkte die man anführen könnte als wahrhaftiges 'Meisterwerk' eingestuft, während ein anderer - objektiv gesehen - in unbedeutendem Ausmaß schwächerer Film als 'totaler Müll' gebrandmarkt wird. Zumindest begegnet man solchen Menschen, die auschließlich mit Extrem-Bewertungen aufwarten doch erstaunlich oft in Fankreisen. Und darin könnte auch eine Erklärungen für das merkwürdige QoS-Polarisierungsphämomen liegen. Es ist offenbar, neben all den anderen Konfrontationspunkten, eben auch ein Streit zwischen den Bondfans, denen Filme in denen sie gewisse Mängel ausmachen, aufgrund ihres Perfektionswunsches einfach nicht ans Herz wachsen können und Menschen die sich trotz - oder vielleicht sogar WEGEN diversen Schwachstellen (die nebenbei bemerkt ja nichtdestotrotz interessante, oder sogar bereichernde Begleitwirkungen haben können) in gewissen Bondjahrgänge verlieben.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Dr. moVe« (8. Juli 2020, 16:48)


Mister Bond

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Donnerstag, 9. Juli 2020, 13:52

Ah, sorry, sehr viele Punkte kann ich nachvollziehen, aber bei einem bin und bleibe ich bei meiner Meinung:
Dies ist für mich die Daniel Craig Bondinterpretation, welche für mich am unsympathischsten ist. Zu verbissen, zu krampfhaft auf cool. Nein, in CR ist er vielleicht rau, aber er entwickelt sich im Film und offenbart charmantere Seiten als hier. Und Skyfall & Spectre werden mir in letzter Zeit hier wieder zu schlecht gemacht. Dort ist Craigs Leistung nämlich am souveränsten.
Wie gesagt: zu verbissen, zu cool oder besser gesagt, zu gleichgültig wollend.

Dr. moVe

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Donnerstag, 9. Juli 2020, 15:04

Und Skyfall & Spectre werden mir in letzter Zeit hier wieder zu schlecht gemacht.

Trotz all meiner Begeisterung für QoS inkl. Craig's Performance darin, muß ich mich Dir allerdings hier anschließen. Mister Bond!
Dies ist aber auch nicht sonderlich überraschend, da Skyfall bereits seit Jahren meine Favoritenliste anführt.
Es ist eben die Abwechslung die ich an den ersten 3 Werken der Craig-Ära besonders schätze.
In diesem Aspekt sehe ich eine gewisse Parallele zu den ersten 3 Filmen der Connery-Ära. Auch diese 'Trilogie' beinhaltet ein beeindruckendes Spektrum an Abwechslung, durch 3 erfrischend unterschiedliche Ansätze das Genre anzugehen.
In der jungen Connery-Ära ist dies wohl gewiss noch faszinierender (mal abgesehen davon das sich hier im Gegensatz zur Craig-Ära alle 3 Filme als allgemein anerkannte Klassiker entpuppten), da hier nur ein Wechsel des Regiepostens erfolgte. Dennoch begeistern mich - man möge man mir diese 'Blasphemie' verzeihen - die ersten 3 Craig-Filme tatsächlich auf ähnliche Art durch ihre - in meinen Augen - gelungene Unterschiedlichkeit.
Damit stehe ich natürlich bezüglich QoS genau auf der anderen Seite des Bewertungsskala den die gefühlte Mehrheit ansetzt: Nämlich das ich es mich nicht stört, sondern das ich es vielmehr begrüße das das Sequel von CR stilistisch völlig andere Wege als der Vorgänger geht (ähnliche wie die Sequel-Regisseure der Alien-Quadrilogy). Aber ich will natürlich nicht unerwähnt lassen, das auch die erste 3 Moore-Filme einiges an Abwechslung beinhalten. Wobei hier gewiss auch eine Rolle spielt das gerade die oft angeführten, objektiven 'Schwächen' von TMWTGG eine erfrischend, verspielte Divergenz zur reinen, stringenten Plot-'Funktionalität' zum Vorgänger und Nachfolger darstelllen. Daher vergleiche ich TMWTGG bezüglich seines Status innerhalb seiner Ära auch gern mit QoS: schon allein deswegen weil diese beiden Filme deutlich öfter in meinen Player wandern, als ihre beliebteren und allgemein als 'funktionaler' verbrieften Vorgänger. Womit ich wieder bei dem Punkt bin, das struktuelle filmische Schwächen auch was sehr attraktives und interessantes mit sich bringen können.
Bezüglich den hinter den allgemein hohen Erwartungen gebliebenen Spectre habe ich auch nie Mendes (mal abgesehen von den eingesetzten Farbfilter/-paletten) einen Vorwurf gemacht.
Sondern primär den Produzenten, die ihn unbedingt zu einem weiteren Film überreden mußten. Ein Filmemacher der keine Lust hat, ist nunmal eine ganz schlechte Voraussetzung wenn man ein möglichst sensationelles Endergebnis propagiert.
Und ich denke das es nur Mendes Professionalität zu verdanken ist, das das fertige Produkt - trotz all der Kritik die diesen Film bis heute umweht - dennoch insgesamt rein fromal einen soliden Eindruck macht.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dr. moVe« (9. Juli 2020, 16:43)


Scarpine

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Donnerstag, 9. Juli 2020, 22:14

Einen ganz herzlichen Dank für das freundliche Feedback, werte Mitforisten! :prost:

Ich habe mich auch sehr über deinen Kommentar gefreut, Dr. moVe! Deine Beiträge bieten stets sehr pointierte und aufschlussreiche Sichtweisen, auch wenn sie leider selten geworden sind. Von daher finde ich es sehr schön, dass du dich gerade zu diesem Thema ausführlich zu Wort meldest. :thumbup:

Es ist offenbar, neben all den anderen Konfrontationspunkten, eben auch ein Streit zwischen den Bondfans, denen Filme in denen sie gewisse Mängel ausmachen, aufgrund ihres Perfektionswunsches einfach nicht ans Herz wachsen können und Menschen die sich trotz - oder vielleicht sogar WEGEN diversen Schwachstellen (die nebenbei bemerkt ja nichtdestotrotz interessante, oder sogar bereichernde Begleitwirkungen haben können) in gewissen Bondjahrgänge verlieben.
Wirklich sehr treffend ausgedrückt. Diamonds Are Forever befindet sich zum Beispiel nicht nur im Zuge des Marathons ziemlich weit unten in meiner Rangliste, aber ich mag ihn trotzdem - mit seinen Schwächen. Und der Score und das Production Design dieses Werks gehören nach meiner Meinung sogar zum Allerbesten, was die Serie zu bieten hat. :kneel:

Und Skyfall & Spectre werden mir in letzter Zeit hier wieder zu schlecht gemacht. Dort ist Craigs Leistung nämlich am souveränsten. Wie gesagt: zu verbissen, zu cool oder besser gesagt, zu gleichgültig wollend.
Das ist wohl Ansichtssache. Genauso wie die 'ewige' Frage, ob Connery in Thunderball nun standardmäßig gelangweilt oder souverän cool agiert. In Skyfall ist Craig doch auch den halben Film über verkrampft, nervös, verbissen und schlecht gelaunt. Allein die Szene am Schießstand spricht hier doch Bände. Und ab der Ankunft in der Heimat ist er dann auch wieder nur grummelig und grimmig. Und Momente, wo er kramphaft cool rüberkommt gibt es auch; etwa, wo er Eve so entnervt und bedeutungsvoll das Lenkrad aus der Hand nimmt. Ich finde, es gehört sogar zu seinem Typus, dass er etwas zynisch gequält rüberkommt und Dinge, die die früheren Bonds lässig erledigten, eher mit trockener, physischer und humorloser Effizienz löst. Da ist für mich Quantum Of Solace keine große Ausnahme im negativen Sinne. Nach meinem Eindruck kommt er hier einfach legerer und schnittiger rüber, was - wie ich schrieb - auch am Kostümdesign liegt. In Skyfall hat Craig diesen sehr unvorteilhaften, kurzen Haarschnitt und in den Anzügen kommt er wieder breiter und 'bulliger' rüber. Ich verlinke mal zwei der jeweiligen Poster und hoffe, es wird deutlich, was ich meine. Ich stimme dir aber voll zu, dass Craig in Spectre dann tatsächlich merklich anders, will sagen klassischer und nonchalanter, auftritt. Ob die beiden Mendes-Filme zuletzt zu sehr gescholten wurden, weiß ich nicht. Vielen stößt nach meinem Eindruck auf, dass Mendes diese Psycho-Nummer mit einem Oberbösewicht, der aus der Vergangenheit stammt, etabliert hat, die uns augenscheinlich nun in No Time To Die ein drittes Mal droht. Silva, Blofeld, Safin als Ms, Bonds, Madeleines Nemesis mit einem Racheplot. Und zudem kommt Bond ja wieder aus dem (un-)freiwilligen Ruhestand und muss sich als alter Mann beweisen. Klingt für mich auch eher nach dem Aufwärmen eines 'Erfolgrezepts' als nach innovativem Story-Input. Und wenn man diese ausgelutschte Masche als Irrweg betrachtet, färbt das natürlich auch negativ auf die Filme ab, die diese etabliert und weitergeführt haben. Viele, die die Brosnan-Filme nicht mögen, machen ja auch GoldenEye für die Blockbuster-Maschinerie der Neunziger verantwortlich, da dessen Erfolg die Macher zu einem "Weiter so!" veranlasste. Passenderweise stehen die beiden Mendes-Filme bei mir im Marathon ja noch an... ;)
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Django

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Freitag, 10. Juli 2020, 07:43

Ich verlinke mal zwei der jeweiligen Poster und hoffe, es wird deutlich, was ich meine.

Ja, danke. Extrem - war mir bisher so gar nicht bewusst :huh:

Zitat

Viele, die die Brosnan-Filme nicht mögen, machen ja auch GoldenEye für die Blockbuster-Maschinerie der Neunziger verantwortlich, da dessen Erfolg die Macher zu einem "Weiter so!" veranlasste.

Sah ich damals auch irgendwie so, aber im Nachhinein finde ich alles halb so wild und zudem wurden wir da noch alle 2 oder mindestens 3 Jahre mit einem neuen Bond-Film "beglückt" ^^

Dr. moVe

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Freitag, 10. Juli 2020, 15:14

In Skyfall hat Craig diesen sehr unvorteilhaften, kurzen Haarschnitt und in den Anzügen kommt er wieder breiter und 'bulliger' rüber.

Das nehme ich auch so war. Daher muß ich mich bezüglich den Mendes-Bondfilmen nochmal konkretisieren: Nur filmisch gesehen finde ich, das sie von vielen Fans unterbewertet werden. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Ihre film-handwerkliche Klasse (die erzählerische sei hier mal ganz bewußt ausgeklammert) fällt mir zu oft aufgrund der Wünsche der Fans bezüglich Tonalität und Funktionalität der klassischen Genre-Ingredienzen, sowie Bond's Souveränität und lockerer Coolness unter den Tisch.
Was allerdings die Wirkung von Craig selbst angeht, muß ich mich der Fraktion anschließen, die in den Mendes-Filmen von ihm weniger beeindruckt ist, als in seinen ersten beiden Filmen.
Campbell und Forster scheinen auf die optische Präsenz und Wirkung ihres Bonddarstellers einen essenzielleren Wert gelegt zu haben, als Mendes, der in dieser Hinsicht über eine gwisse 'Demontage' (Skyfall) und 'Retro-Bemühungen' (Spectre) nicht wirklich hinauskommt.
Aber vielleicht liegt dieser - durch den direkten Vergleich mit CR und QoS - Eindruck eines verlorenen 'Saftes' bezüglich Bond's physischer Präsenz in den Mendes-Werken auch an dem Aspekt, das hier mehr und mehr das 'Team' in den Vordergrund rückt.
Ich glaube es ist recht offensichtlich, das hier ein gewisser Einfluß des Mission: Impossible-Franchise spürbar wird. Besonders plakativ wird das meiner Meinung nach beim beruflichen Knopf-im-Ohr-'Flirt' zwischen Bond und Moneypenny im Casino in Macau in Skyfall, der doch stark an den Plausch von Superagent Hunt mit Agent Carter, während ihres gemeinsamen Einsatz auf einer glamorösen Party in Mumbai in Brad Bird's Mission: Impossible - Ghost Protocol erinnert.

Mal eine Theorie in den Raum geworfen: Könnte es vielleicht sein, das Craig in CR und QoS eher seine ganz speziellen (und ohne Frage polarisierenden) Stärken in der Rolle ausspielen konnte als in SF und SPECTRE, in denen die Figur unterstreichend humaner (einleitend mit Bond's starkem Widerwillen den schwer verletzten Kollegen Ronson im Stich zu lassen) und betont klassisch-ironisch (z.B. Craig's geradezu connery'esk angehauchter Präsenz an der Bar der Hoffler Klinik) ausgerichtet ist. Ganz einfach weil dieses Spektrum der Rolle eben NICHT seine Stärke ist. Ähnlich wie es einige Dalton vorwerfen das TLD ein zu 'leichter', zu 'moore'-mäßiger Film für ihn sei und er dann darstellerisch erst in LTK zu richtiger Hochform auflaufen konnte ?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dr. moVe« (10. Juli 2020, 16:18)


Scarpine

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Samstag, 11. Juli 2020, 15:26

Daher muß ich mich bezüglich den Mendes-Bondfilmen nochmal konkretisieren: Nur filmisch gesehen finde ich, das sie von vielen Fans unterbewertet werden. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Ihre film-handwerkliche Klasse (die erzählerische sei hier mal ganz bewußt ausgeklammert) fällt mir zu oft aufgrund der Wünsche der Fans bezüglich Tonalität und Funktionalität der klassischen Genre-Ingredienzen, sowie Bond's Souveränität und lockerer Coolness unter den Tisch.
Rein handwerklich kann man Mendes jedenfalls nicht viel vorwerfen. Da stimme ich mir dir überein. Die Frage ist wohl, wie man da die rein filmische Umsetzung gegenüber der inhaltlichen/erzählerischen Komponente gewichtet. Ich glaube, auch hier fällt viel unter persönliche Präferenzen und den individuellen Geschmack. Mir gibt zum Beispiel die 'Eine Einstellung'-Fingerübung in der Pretitle von Spectre nicht wirklich was, störend ist sie aber auch nicht. Andere finden so etwas großartig, wiederum andere werden sagen, dass Mendes hier nur selbstverliebte Arthouse-Kunststücke vollführt.

Objektiv gesehen liefert Mendes definitiv eine sehr saubere und qualitative Inszenierung ab. Eine Schwäche bei ihm ist meiner Meinung nach, dass Action- und Stunt-Sequenzen nicht mehr so direkt und intensiv wirken, weil auch Craig nicht mehr den vollen Körpereinsatz zeigt. Wenn unter Bond in perfekter CGI-Manier ein ganzes Haus zusammenkracht und er auf einem staubigen Sofa landet, dann hat das fast die öde Physis von Marvel-Kostümhelden vor der Greenscreen und ist meilenweit von der schweißtreibenden Köperlichkeit der Madagaskar-Verfolgungsjagd entfernt. Oder man setze die Rom-Auto-Action gegen die am Gardasee. Oder den Treppenhauskampf mit Obanno gegen den Fight im Zug gegen Hinx. Und das schließt - meiner Meinung nach - auch den Kreis zu deiner Theorie. Je mehr Craig versucht klassischer zu sein oder auf diese Art inszeniert wird, desto mehr verliert sein Bond-Typus an Relevanz und 'Impact'.
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Sonntag, 12. Juli 2020, 15:18

Noch was zu Daniel Craigs Optik in den Filmen:
Seine Anzüge in QoS sind wohl tatsächlich die besten, sein Hasrschnitt in SF zu kurz, aber sein Hasrschnitt in QoS ist doch eine Katastrophe!!! Mit Daltons Casino Frisur in LTK das übelste was man einem Bonddarsteller verpassen konnte. Craig stehen einfach längere Haare nicht und diese Frisur besitzt überhaupt keine Konturen.


Im Übrigen stört es mich auch, dass Bonds "Team" seit SF zu sehr in den Fokus rückte. Das soll doch bitte dem IMF vorbehalten werden.

Scarpine

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Sonntag, 12. Juli 2020, 20:42

aber sein Haarschnitt in QoS ist doch eine Katastrophe!!! Mit Daltons Casino Frisur in LTK das übelste was man einem Bonddarsteller verpassen konnte.
Da wäre ich sogar bei dir. Aber zum Glück beschränkt sich das - wie ich finde - nur auf ganze wenige Szenen, wie Bonds Zusammentreffen mit M in London, die Flugzeug-Szene mit Mathis und die Kazan-Endsequenz. Im restlichen Film sitzt die Frisur bei Craig eigentlich ganz gut oder ist zumindest in dem fraglichen La Paz-Part (Hotel- und Party-Szenen) nicht weiter störend.

Im Übrigen stört es mich auch, dass Bonds "Team" seit SF zu sehr in den Fokus rückte. Das soll doch bitte dem IMF vorbehalten werden.
Auch hier sind wir einer Meinung. Darin sehe ich auch den maßgeblichen Grund, warum die Bondfilme seit Skyfall alle Überlänge haben. In No Time To Die kommen ja jetzt auch noch Nomi und dieser Ash hinzu. Alle diese Figuren und ihre Interaktionen untereinander brauchen Zeit, die man in einem klassischen Bondfilm einfach eingespart hätte. Einige Szenen und Dialoge in Skyfall und Spectre sind deswegen für die reine Filmhandlung, die ja um Bond kreisen sollte, eigentlich komplett überflüssig.
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Django

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Montag, 13. Juli 2020, 07:06

Im Übrigen stört es mich auch, dass Bonds "Team" seit SF zu sehr in den Fokus rückte. Das soll doch bitte dem IMF vorbehalten werden.

Das habe ich mir bisher noch gar nie so überlegt. Aber klar: Es stimmt! Und ich finde es auch störend. Bond war in seinen Einsätzen immer eine One-Man-Show.

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Montag, 13. Juli 2020, 12:11

aber sein Haarschnitt in QoS ist doch eine Katastrophe!!! Mit Daltons Casino Frisur in LTK das übelste was man einem Bonddarsteller verpassen konnte.
Da wäre ich sogar bei dir. Aber zum Glück beschränkt sich das - wie ich finde - nur auf ganze wenige Szenen, wie Bonds Zusammentreffen mit M in London, die Flugzeug-Szene mit Mathis und die Kazan-Endsequenz. Im restlichen Film sitzt die Frisur bei Craig eigentlich ganz gut oder ist zumindest in dem fraglichen La Paz-Part (Hotel- und Party-Szenen) nicht weiter störend.

Ja, gut, auch wenn ich diese Frisur nicht prall finde, durchgängig stört es mich jetzt auch nicht.
Selbst in meinem Lieblings Bondfilm mit meinem Lieblings Bonddarsteller könnte ich kritisieren, dass sich der Haarschnitt im Film paar mal ändert. Ich rede freilich von Moore in TSWLM. Die Szenen im Mojave-Klub, da hat Moore doch wesentlich mehr Wolle auf dem Kopf als im restlichen Filme (Seite, Nacken).
Da lasse ich mich auch nicht von den nicht so tollen Frisuren in LTK und QoS abschrecken :)

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Im Übrigen stört es mich auch, dass Bonds "Team" seit SF zu sehr in den Fokus rückte. Das soll doch bitte dem IMF vorbehalten werden.
Auch hier sind wir einer Meinung. Darin sehe ich auch den maßgeblichen Grund, warum die Bondfilme seit Skyfall alle Überlänge haben. In No Time To Die kommen ja jetzt auch noch Nomi und dieser Ash hinzu. Alle diese Figuren und ihre Interaktionen untereinander brauchen Zeit, die man in einem klassischen Bondfilm einfach eingespart hätte. Einige Szenen und Dialoge in Skyfall und Spectre sind deswegen für die reine Filmhandlung, die ja um Bond kreisen sollte, eigentlich komplett überflüssig.

Da ist was dran. So Interaktionen wie zwischen M und "C" gäbe es normalerweise nicht in einem Bondfilm im klassischen Sinne.