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Die Beziehung Bond / Silva ist aber für mich nur unzureichend entwickelt. Hier will SF intelligent sein, bleibt aber alles schuldig was ihn intelligent machen könnte. Das da nicht viel ist zwischen Bond und Silva, bzw. so getan wird als sei da was, das ist eines der vielen Probleme von SF. Und deswegen ist SF am Ende nur ein OK Bond für mich.
Die erste Szene zwischen Bond und Silva verlangt nach einem anderen Film als das was dann danach noch so kommt.
Mein erstes Posting seit über einem Monat möchte ich gerne dir widmen.Meines Erachtens ist die wichtigste "Botschaft" von SF, dass sowohl Bond als auch Silva mit den gleichen Voraussetzungen beginnen:
a) Beide sind Waisen - d. h. völlig ohne Wurzeln. Sie kompensieren das, indem sie ihren ganzen Lebenssinn in den MI6, personifiziert durch M, hineinlegen. Ganz ohne Bindung, ganz ohne Sinn ist Leben eben nicht möglich.
b) Beiden wird dieser Sinn genommen, die "Nibelungentreue" wird an einem bestimmten Punkt nicht erwidert.
Nun aber die Verarbeitung dieser Krise:
Bond säuft, nimmt Tabletten, läßt sich gehen, ist desorientiert und ziellos.
Silva ist auf Rache und Selbstmord aus. Völlig zerbrochen und sinnentleert.
Bond ist dann in der Lage zu vergeben: "Ich war nie weg."
Silva nicht.
Wenn man so will, kann man hier echte Lebenshilfe ernten. Wie gehe ich mit der ganz großen Krise um? Welcher Weg ist besser?
Ich möchte mir an dieser Stelle gestatten, darauf hinzuweisen, dass ein ähnliches Typenpaar an klassischer Stelle anzutreffen ist:
In dem Spielfilm "Moby Dick" (1956):
Im Laufe der Handlung begegnen uns zwei Kapitäne, die beide vom selben Wal verstümmelt wurden.
Kapitän Ahab von der "Pequod" und Kapitän Boomer von der "Samuel Enderby".
Ahab sinnt auf Rache und setzt sein Leben und das seiner Mannschaft und sein Schiff aufs Spiel.
Boomer dagegen hätte den Wal "am liebsten umarmt und geküsst" für das schöne Stück Walknochen an Stelle seines Arms. "Wer noch alle Gliedmaßen hat, weiß gar nicht, was er versäumt."
Letzterer hat die Krise gemeistert, wahrscheinlich musste ja auch er daran arbeiten. Er konnte dem Wal "vergeben", Ahab hat das nicht geschafft.
Vergebung ermöglicht "Heilung"!
Das, meine ich, macht die Größe von Skyfall aus.
Und das stammt 1:1 aus "Mr. Arkadin" von Orson Welles, der besagte Fabel in dem Film auch selbst zum besten gibt.
Wozu mir ein schönes Zitat aus einer der besten Folgen von "Voyager" einfällt, in der Chakotay Janeway die für einen selbst oft irrationalen Entscheidungen von Lebewesen anhand eines Gleichnisses zu erklären versucht:
Ein Skorpion lief am Ufer eines Flusses entlang und wollte gerne hinüber auf die andere Seite.
Plötzlich sah er einen Fuchs. Er bat den Fuchs ihn auf seinem Rücken über den Fluss zu bringen.
Der Fuchs sagte:"Nein, wenn ich das tue, wirst du mich stechen und ich werde ertrinken."
Der Skorpion entgegnete ihm: "Wenn ich das täte, würden wir beide ertrinken."
Der Fuchs dachte darüber nach und willigte schließlich ein.
Der Skorpion kletterte also auf seinen Rücken und dann schwamm der Fuchs los.
Aber in der Mitte des Flusses stach ihn der Skorpion.
Als das Gift in seine Adern floß, fragte der Fuchs erstaunt: "Warum hast du das getan? Jetzt wirst du auch ertrinken!"
"Was sollte ich machen?" sagte der Skorpion, "Es ist meine Natur."
Tja, das läßt sich nicht bestreiten. Vielleicht liegt das aber daran, dass Ahab Kapitän eines Walfängers im 19. Jahrhundert war und Silva ehemaliger Geheimagent Ihrer Majestät. Wäre das möglich?Der Vergleich mit Moby Dick scheint mir etwas sehr weit hergeholt. Silvas Bessenheit äußert sich ganz anders als die von Ahab. Und findet im gediegenen Stil von SF ohnehin keine Entsprechung.
Ich bedanke mich herzlich für Deine freundlichen Worte!Tatsächlich könnte man fast meinen, der Klassiker von Herman Melville bietet die Grundlage für diesen Film. Aus dieser Warte betrachtet ist es ein wahrhaftig literarischer Bond.
M, die sich nur der Natur ihres Schicksals entsprechend verhält, wird dabei zum Schicksal zweier Agenten von denen danach lediglich Bond noch seinen freien Willen benutzt und wählt, sich von den Rachegefühlen zu befreien.
Denn er erkennt, dass M von Ihrem Standpunkt aus gar keine anderen Optionen hatte. Sie folgte nur ihrer Natur.
Tja, das läßt sich nicht bestreiten. Vielleicht liegt das aber daran, dass Ahab Kapitän eines Walfängers im 19. Jahrhundert war und Silva ehemaliger Geheimagent Ihrer Majestät. Wäre das möglich?Der Vergleich mit Moby Dick scheint mir etwas sehr weit hergeholt. Silvas Bessenheit äußert sich ganz anders als die von Ahab. Und findet im gediegenen Stil von SF ohnehin keine Entsprechung.
Wie speziell müßte es denn sein? In einer solchen Interpretation geht es doch gerade um substantielle Haltungen und Eigenschaften der Protagonisten:Tja, das läßt sich nicht bestreiten. Vielleicht liegt das aber daran, dass Ahab Kapitän eines Walfängers im 19. Jahrhundert war und Silva ehemaliger Geheimagent Ihrer Majestät. Wäre das möglich?Der Vergleich mit Moby Dick scheint mir etwas sehr weit hergeholt. Silvas Bessenheit äußert sich ganz anders als die von Ahab. Und findet im gediegenen Stil von SF ohnehin keine Entsprechung.
Kaum.
Es gibt ja immer wieder Werke die von Moby Dick inspiriert sind, und die können überall und zu jeder Zeit spielen. Aber da wird dann auch die Besessenheit der Figur nicht nur thematisiert, sondern sie schlägt sich auch im Stil nieder. Das wäre mir bei Silva zu allgemein um es mit Moby Dick zu verbinden.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Scarpine« (23. September 2013, 22:30) aus folgendem Grund: Nachträgliche Einfügung von "Never Say Never Again" (3,5 von 5 Punkten) - siehe entsprechender Thread - Die Achtziger-Wertung wird aus genannten Gründen zweifach ausgewiesen, bleibt aber ohnehin auf dem gleichen Rang.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Mr. Fogg« (16. September 2013, 22:23)
Sehr interessante Recherchen, Phileas! Skyfall hat einige sehr schöne historische und literarische Bezüge. Sozuagen DAD für denkende Menschen. In dem Zusammenhang möchte ich auch auf einen Blogbeitrag meines verehrten Kollegen Benjamin Lind hinweisen, sowie einen thematisch etwas weiter entfernten von mir.Ein Nachtrag:
Soeben fiel mir auf, dass auf dem Foto von Mallorys Büro die beiden Löwen auf dem Schreibtisch stehen, die schon früher im Film in seinem anderen Büro zu sehen sind. Es sind Miniaturen der 4 kolossalen Bronzelöwen, die um Nelsons Column auf dem Trafalgar Square stehen. Mallory trägt seinen Arm bandagiert und im Schulterband. Er steht - könnte man sagen - ebenfalls wie Nelson, flankiert von den Löwen und mit nur einem Arm vor Bond. Aber das nur am Rande.
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Bondforumswissenschaftlicher Forscher & Mitglied der QOS-Splittergruppe
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