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Scarpine

Verschlagener Korse

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Freitag, 16. August 2019, 23:30

Im Jahrzehnt der Achtziger ist die Diskrepanz zwischen Zuschauer- und Fan-Wahrnehmung wohl insgesamt am größten, bis hin zur paradoxen Gegensätzlichkeit. Für das Normal-Publikum war es in der ersten Hälfte wohl Moore-Business as usual, bis hin zur echten Ermüdung. In der zweiten dann bemühtes Wannabe-Connery mit einem mauen Darsteller, dem es an Erotik und Augenzwinkern fehlte.
Perfekt auf den Punkt gebracht. Und ich bewege mich mit meiner Einschätzung gewissermaßen zwischen diesen Polen. Ich sehe die Nuancen, die kleinen Highlights, die die fünf Filme dem Franchise gebracht haben, finde aber auch, dass die Massenwahrnehmung nicht trügt und die Fans vor den problematischen Aspekten der Glen-Ära gerne die Augen verschließen. Ich stimme dir soweit zu, dass Glen schon seine Verdienste hat und gute, solide Arbeit ablieferte, aber für mich ist er immer ein Mann der zweiten Reihe gelieben. Es mag sein, dass auch Cubbys Beharren auf dem Produktionsturnus und den Veteranen und die größere Konkurrenz durch McClory und andere große Action-Filme eine Rolle gespielt haben, aber auch Glens Regieleistungen sind eben durchweg alles andere als prickelnd. Seine Schauspielführung und sein Szenentiming finde ich zum Beispiel schlechter als bei seinen Vorgängern, er hat keinen ausgeprägten Sinn für große, ikonische Bilder wie Gilbert und Ausleuchtung und Cinematographie können auch nicht mit den Vorgängern mithalten. Auch finde ich, dass die Glen-Filme häufig zu lang geraten sind. Thunderball wird ja mit seinen 130 Minuten immer gerne vorgeworfen sich unnötig in langen Vulkan- und Unterwassersequenzen zu suhlen, aber solche Szenenfolgen finde ich dem Sujet und der Atmosphäre zuträglicher, als diverse verzichtbare Szenen in den Glen-Filmen, wo man sich als Zuschauer immer wieder mit überflüssigen Subplots, schwachbrüstigen Nebendarstellern, lauen Gags und faden Szenerien herumschlagen muss. Spürte man in den letzten Gilbert-Bondfilmen förmlich den Elan Bond wieder überlebensgroß zu machen und Sensationelles zu bieten, tragen die meisten Achtziger-Bonds scheinbar den Subtext "Wir machen mal wieder einen Bondfilm..." vor sich her. Meiner Ansicht nach wird die kreative Kraftlosigkeit der Neunziger schon ein Jahrzehnt vorher vorgeprägt, als das Franchise hier erstmals echte, gravierernde Ermüdungserscheinungen zeigte.

Die Fans sehen gerade die zweite Hälfte der 80er dagegen völlig anders. Der herausragende, sensationelle Film, der in neue Gewässer aufbricht, ist für viele TLD. Und ich schließe mich da ehrlich gesagt so ziemlich ein. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich den zum ersten Mal gesehen habe und alle fünf Minuten ein absolutes 'Boah'-Gefühl hatte, bis einschließlich des Finales auf dem Flugzeug-Gepäcknetz. Und ich liebe ihn bis heute, und wünsche mir oft, dass ihn die Allgemeinheit der Zuschauer ähnlich wahrnehmen könnte. Tut sie aber bis heute leider nicht. Die Fans sehen dann konsequenterweise auch LTK als den mutigen Ausnahme-Film, der seiner Zeit - und seinem Publikum - zu weit voraus war. Innerhalb des Fandoms haben Dalton und LTK daher manchmal einen geradezu messianischen Nimbus. Der Märtyrer-Bond, der zuviel wollte und konnte, die tumbe Masse der Popcornmampfer überforderte und dafür bestraft wurde.
Auch das ist für mich mittlerweile eine Art Fandom-Legende. Weder erfindet The Living Daylights irgendwo das Rad neu, noch hat er etwas überragend "Sensationelles" wie die Glanztaten von Connery & Moore an sich. Vielleicht wird die Fleming-Seele etwas mehr gestreichelt, ja; aber auch hier vollzieht sich alles im typischen Glen-Einerlei. Bei Licence To Kill frage ich mich immer, wieso der seiner Zeit so voraus gewesen sein soll. Daltons Interpretation war doch letztlich auch nur eine Mischung des Connery - und Lazenby-Bonds mit einer Prise mehr Romancharakter. Dass die Zuschauer nur noch auf Moore-Gags eingestellt waren, ist doch auch so eine Mär, die Tesche in seinen Bondbüchern postuliert hat. Tatsächlich liefen seinerzeit doch noch diverse ältere Bondfilme als Wiederaufführungen im Kino und einige hatten auch schon ihre TV-Premiere gefeiert. Die ernsthaftere Herangehensweise kam also auch für die jüngeren Zuschauer nicht aus dem Nichts. Zumal man mit diesem knallharten Drogen-Abenteuer-Racheplot an südamerikanischen Schauplätzen doch kaum näher am Atem des 80er Action-Kinos hängen konnte und man damit den Finger voll am Puls der Zeit hatte. Ich glaube, mit Brosnan hätte auch das besser und erfolgreicher funktioniert. Folglich waren weder Daltons Interpretation, noch der Ton seiner Filme seiner Zeit voraus, sondern seine Ära hat wegen ihm nicht gezündet. Craig, der ja gerne als Daltons "Erbe" gesehen wird, hat nämlich genau das publikumsbindene Charisma wie Connery, Moore und Brosnan. So bitter es klingt: Dalton war und ist eben nur aus Fansicht ein guter 007. Und seine zwei Filme hatten meines Erachtens auch nie den "Impact" auf die Serie, der von vielen Fans immer so "messianisch" beschworen wird. Auch wenn GoldenEye sicher nicht zu meinen Lieblingsfilmen gehört (nebenbei: Mein dritter "Neurosen"-Bond), muss ich doch zugeben, dass er weit mehr Fan-generierendes und Ära-prägendes Potenzial in sich birgt als die beiden Dalton-Filme zusammengenommen.

Um noch eine blasphemische Schlussbemerkung zu wagen: Ich glaube, dass eine längere Pause nach OP und dann ein Debüt von Pierce Brosnan eben jenen Event-Bond in den 80ern hätte schaffen können. Bei aller Liebe zu Tim Dalton... Brosnan hatte dann doch diesen magischen Draht zum Publikum, der so wichtig ist. Und in den späten 80ern hatte er auch noch diese Attraktivität der jugendlichen Arroganz und Unbeschwertheit, während er in den 90ern dann unterschwellig immer etwas angepisst und bemüht wirkte.
Da wäre ich voll bei dir, obwohl ich Dalton in der Rolle sehr mag. Aber mit Brosnan als 007 ab 1985 wäre der Reihe insgesamt mehr gedient gewesen. Soweit sollte man die rosarote Fan-Brille schon abnehmen können.
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

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Feirefiz

The Other Fellow

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Sonntag, 18. August 2019, 20:02


Um noch eine blasphemische Schlussbemerkung zu wagen: Ich glaube, dass eine längere Pause nach OP und dann ein Debüt von Pierce Brosnan eben jenen Event-Bond in den 80ern hätte schaffen können. Bei aller Liebe zu Tim Dalton... Brosnan hatte dann doch diesen magischen Draht zum Publikum, der so wichtig ist. Und in den späten 80ern hatte er auch noch diese Attraktivität der jugendlichen Arroganz und Unbeschwertheit, während er in den 90ern dann unterschwellig immer etwas angepisst und bemüht wirkte.
Es mag vielleicht manche der verbliebenen Foristen überraschen, aber auch ich stimme dem zu, ebenso wie vielem anderen, was in den letzten Beiträgen zu lesen ist. Hier gilt es zwischen eigenen Vorlieben und der Macht des Faktischen zu unterscheiden. So großartig ich die Dalton-Filme auch und gerade wegen ihres Hauptdarstellers finde, ist es nicht zu leugnen, dass er das Publikum nicht neu für Bond gewann, wie es Brosnan oder Craig gelang. Und so gerne ich mir Dalton in einigen GE-Szenen vorstelle – mit M und mit Alec –, ist klar, dass der Film mit ihm nicht dieser kommerzielle Triumph geworden wäre. Das Verkaufsargument von GE war Brosnan. Zwar halte ich GE für qualitativ misslungen, aber zweifellos ist er einer der 5 wichtigsten Filme der Franchise-Geschichte, und er ist bis heute der letzte Bond, der Szenen im popkulturellen Gedächtnis verankern konnte (Bungee, Panzerfahrt). Das ist weder Brosnans Vorgänger noch seinem gefeierten Nachfolger gelungen (Letzterem am ehesten noch in der Schlussszene von CR).

Bond ist kein Kammerspiel und kein Shakespeare-Drama, sondern eine Actionsause, durch die der jeweilige 007 sein Publikum führt – deswegen ist es zweitrangig für das Massenphänomen Bond, wie vollendet er gespielt wird. Wichtig ist, ob das Publikum den Helden bewundert bzw. anschmachtet, ob es ihm gerne über den Rummelplatz folgt. Regelmäßig durchbricht Bond die 4. Wand, etwa bei seinen One-Linern, die er auch vom Stapel lässt, wenn kein anderer da ist – keiner aus ihm und eben uns. Bei Dalton gibt es das nicht oder er fremdelt damit – vielleicht aus Unvermögen, vielleicht aus Unwilligkeit, da es seinem Wunsch, den Charakter ernstzunehmen, widersprach. Aber der Film-Bond ist weniger Charakter als Projektionsfläche. Und dazu taugte Dalton ganz offensichtlich nicht so wie seine Kollegen, Lazenby mal ausgenommen. Dass Dalton aufgrund seiner „seriösen“ Herangehensweise, seines Fleming- bzw. Connery-Bezugs (also eher aus traditionalistischen als „progressiven“ Gründen) und was weiß ich ein „guter Bond allein für Fans“ war – sprich: wegen Dingen, für die sich der normale Kinogänger mit jedem Recht nicht interessiert –, ist kein schlechtes Argument; da ich Dalton allerdings schon gut fand, bevor ich auch nur eine Zeile Fleming gelesen habe, gehöre ich hier wohl einfach zu der Minderheit, die es bei jeder Mehrheit eben auch geben muss.

Mag TLD für eine Reihe von Fans der Event-Bond der 80er sein, dem allgemeinen Gedächtnis ist er längst entschwunden; das Einzige, was die Dalton-Filme noch immerhin ihren Namen nach vor dem Vergessenwerden bewahrt, sind ihre nach wie vor ganz gern gespielten Titelsongs. Wenn die 80er einen Event-Bond hatten, ist es wohl ironischerweise der Konkurrenzfilm NSNA, obgleich einzig wegen des Connery-Comebacks, das jenseits des EON-Fließbandes als bemerkenswertes Ereignis wahrgenommen wurde (und in Erinnerung geblieben ist), auch wenn der Erfolg dann doch nicht überragend war und der Leumund des Endprodukts nicht der beste sein mag. Der Film genießt sicher nicht den Status eines GF, TSWLM und CR, dürfte aber von den 80er-Filmen noch am ehesten derjenige sein, bei dessen Titel es bei den meisten klingelt. Für nicht wenige wohl ein besonders zwingendes Indiz für die vermeintliche Tristesse dieses gescholtenen Jahrzehnts.

Mit Freude deklinieren wir hier die Unterschiede der einzelnen Filme, Darsteller etc. durch; doch natürlich bewegen wir uns hierbei in einer Blase, die dem Publikum, für das die Filme zu 99 % gemacht werden, völlig fremd ist – und damit ist das Publikum der Quintessenz der Filme unterm Strich näher als wir, die wir häufig Gefahr laufen, das Ganze zu ernst zu nehmen und himmelschreiende Diskrepanzen zu konstatieren, wo der Gelegenheitsgucker bestenfalls von Nuancen sprechen würde. Wir Fans leiden mehrheitlich an dem Tarzan-Schrei in OP – der normale Zuschauer findet das lustig oder auch nicht, aber für ihn gehört Albernheit eben zu Bond wie die Gunbarrel-Sequenz. Wir Fans sind mehrheitlich begeistert, wie Dalton in TLD den Ballon zum Platzen bringt, aber das ist nicht der Grund, weswegen Millionen in die Filme gehen. Wer menschliche Dramen und hohe Schauspielkunst sehen will, schaut sich keinen Bond-Film an. Allenfalls bei CR lag eine gewisse feuilletonistische Aufwertung des Franchise in der Luft (weil es hier vielleicht zum einzigen Mal gelang, einen verhältnismäßig menschlichen Bond zu zeigen, ohne ihm den Superhelden-Appeal zu nehmen: Das wird Craigs Verdienst bleiben, so kritisch ich ihn inzwischen sehe), wobei zu fragen ist, ob man sich das überhaupt wünschen soll. Ansonsten gilt seit eh und je: Es muss knallen, es muss Spaß machen, die zwei Stunden müssen wie im Flug vergehen, der Rest ist, wenn überhaupt, B-Note: für das Massenphänomen Bond weitgehend bedeutungslos, für uns Fans aber Quell schöner und ergiebiger, wenn auch elfenbeinerner Diskussionen.
"How do you make a hero logical? You don't, and you must accept that.
The illogic is what makes something like Superman. The more rational a
story you try to write about Superman, the more you kill him."
(Dan Barry)

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Spree

Bondforumswissenschaftlicher Forscher & Mitglied der QOS-Splittergruppe

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Montag, 19. August 2019, 02:30

Wow!
Da haben die Herrschaften eine superspannende Diskussion entfacht, zu der ich leider gar nichts mehr beitragen kann, da alles, was ich hätte sagen wollen, schon jemand anders vorher und besser geschrieben hat.
Danke!!
JAMES BOND WILL RETURN!

Django

Der Andere

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Montag, 19. August 2019, 09:12

die meisten Achtziger-Bonds scheinbar den Subtext "Wir machen mal wieder einen Bondfilm..." vor sich her.

Das ist zwar kein Kompliment, aber heute würde ich mir dennoch wünschen, es wäre wieder so... Damals hat man - wenn es auch gewisse als zu routinehaft betrachten - wenigstens alle zwei Jahre einen neuen Bond-Film ohne allzu grosse Geburtswehen herausgebracht. Heute hingegen müsste es eher heissen "Wir machen mal wieder einen Bond-Film... oder auch nicht. Oder später. Wobei wir eh' nicht mehr wissen, wie das geht. Wobei - die letzten beiden Filme liefen ja erfolgreich und somit ist es eigentlich egal, was wir machen. Hauptsache grosse Namen, viel Geld und dass möglichst viele Köche den Brei 'veredeln' dürfen" :thumbdown:

Mister Bond

Felix Leiter

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Montag, 19. August 2019, 09:20

Haha, Guten Morgen. Spree schrieb das nieder, was ich auch fühle, aber Django schrieb mir dann nochmal von der Seele. Exakt dasselbe denke ich auch, spätestens seit den letzten drei Jahren.

Allerdings möchte ich erwähnen, dass TLD unter Otto-Normal-Bürger bestimmt nicht der Event-Bond der 80er ist. Aus eigener Erfahrung vernahm ich immer, dass die beiden ersten 80er Bonds tatsächlich bis heute die denkwürdigsten sind, alleine durch ihre Filmtitel präsenter sind. Das gilt dann auch für Lizenz zum töten, wobei da nur der Filmtitel geläufig ist, weniger einzelne Szenen wie die Ski-Stunts in FYEO oder Bond am Zug oder Flugzeug hängend in OP.

Scarpine

Verschlagener Korse

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Dienstag, 20. August 2019, 00:16

Das ist zwar kein Kompliment, aber heute würde ich mir dennoch wünschen, es wäre wieder so... Damals hat man - wenn es auch gewisse als zu routinehaft betrachten - wenigstens alle zwei Jahre einen neuen Bond-Film ohne allzu grosse Geburtswehen herausgebracht.
Da gebe ich dir - bezogen auf die heutige Situation - gerne unumwunden und vollumfänglich recht. Der Unterschied ist nur, dass man bei den Sechziger und Siebziger Jahren fast durchweg den Eindruck hatte, dass alle voll bei der Sache sind und ihr Bestes geben wollen. In den Achtzigern dagegen spürt man zum ersten Mal in der Breite eine "business as usual"-Haltung, wo die halbe Kraftanstrengung auch ausreicht. Sicherlich hat das viel damit zu tun, dass das Team (Barry, Binder, Maibaum, Moore) inklusive des Produzenten in die Jahre gekommen war und Broccoli viele Veteranen eben nicht rechtzeitig austauschen konnte oder wollte. Auch ohne Ken Adam hätte man aber weiter in das Production Design investieren können, hat man aber nicht wirklich; und das Franchise damit eines seiner souveränen Alleinstellungsmerkmale beraubt. Auch ein anderer Regisseur Mitte der Achtziger Jahre hätte vielleicht etwas Abwechslung und Frische reingebracht.

Somit sehe ich die Action-Konkurrenz des Jahrzehnts nur bedingt als das eigentliche Problem. Sie konnte mehrheitlich auf die Überholspur wechseln, weil die Serie in einen gewissen Verwaltungsmodus überging, jahrelang auf der Stelle trat und dem Zeitgeist bisweilen nur noch hinterherhechelte. Man hat gar nicht mehr versucht, der Branchenprimus zu werden, sondern sich bequem mit dem dritten oder vierten Platz zufrieden gegeben. Diese Unwilligkeit und die lange Pause von 1989 bis 1995 haben Bond dann einen Teil seiner magischen Aura bei Publikum genommen, die er seit seiner Rückkehr auf die Leinwand - auch unter Craig - nie wieder zurückerlangt hat. Der Reiz des Besonderen wich der "üblichen Vorgehensweise". Wenn ich vor allem die späteren Glen-Filme mit den "goldenen" Filmen von 1962-1979 vergleiche, habe ich häufig den Eindruck nur Hausmannskost serviert zu bekommen. Aber vielleicht ist das auch mit ein Problem des Kinojahrzehnts an sich. Die Achtziger sind ja als eine merkwürdig schlichte, blasse und oberflächliche Dekade in die Filmgeschichte eingegangen...

Aus eigener Erfahrung vernahm ich immer, dass die beiden ersten 80er Bonds tatsächlich bis heute die denkwürdigsten sind, alleine durch ihre Filmtitel präsenter sind.
Das deckt sich haargenau mit meiner persönlichen Erfahrung. Gerade Octopussy ist ein Film, der, obwohl er einen sehr, sehr schweren Stand im breiten Fandom hat, beim Gelegenheitskonsumenten erstaunlich präsent ist. Während die Dalton-Filme kaum einer kennt oder es halt die Filme mit dem "komischen Bond" sind, die man unter ferner liefen abhakt. Hier sind die Unterschiede in der Wahrnehmung der Fans und der allgemeinen Zuschauermasse schon sehr frappant.
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Felix Leiter

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Dienstag, 20. August 2019, 08:36

Aber vielleicht ist das auch mit ein Problem des Kinojahrzehnts an sich. Die Achtziger sind ja als eine merkwürdig schlichte, blasse und oberflächliche Dekade in die Filmgeschichte eingegangen...

Ui ui ui ui, für mich, ja, ich bezeichne mich gerne als Cineast, mein absolutes Lieblings Jahrzehnt was Kino betrifft.
Gefolgt von den 70ern, dann 50er UND 60er, 90er, Rest.

Indiana Jones, Star Wars, E.T., The Thing, Aliens, The Terminator, Predator, Die Hard, Lethal Weapon, Es war einmal in Amerika, Scarface, The Untouchables, Raging Bull, Platoon, Full Metal Jacket, An American Werewolf in London, Zurück in die Zukunft, Falsches Spiel mit Roger Rabbit, Der Bär, Batman, Highlander, Robocop, First Blood....
für mich und viele alles andere als blass. Dagegen stinken die 90er schon ab, ganz zu Schweigen vom aktuellen Jahrzehnt mit den Comic Superhelden Einerlei.

Scarpine

Verschlagener Korse

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Dienstag, 20. August 2019, 22:43

Ui ui ui ui, für mich, ja, ich bezeichne mich gerne als Cineast, mein absolutes Lieblings Jahrzehnt was Kino betrifft.
Das fiele jetzt unter "persönliche Präferenzen"; ich vermute mal, dass das generationsmäßig genau dein Kino-Jahrzehnt ist und will da keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen. Allerdings finde ich schon, dass die Achtziger in Sachen Cinematographie und Lichtsetzung reichlich blass aussehen; hier merkt man erstmals in voller Breite auch im Kino die Allgegenwart des TV-Looks. Viele Kinofilme der Zeit wirken recht trashig und sehen von der Kameraführung her auch nicht viel anders aus als Miami Vice oder A-Team im Fernsehen. Echter Glamour ist das nicht; die wunderschönen Technicolor-Zeiten scheinen da weiter weg zu sein als jemals zuvor. Und das Production Design der Zeit wirkt häufig etwas rumpelig und trist, weshalb gerade viele der Science-Fiction-Filme schlechter gealtert sind als die der Sechziger oder Siebziger Jahre. Das ist oft der gleiche Effekt, wie wenn man sich die ganz alten PC-Grafiken und Spiele wieder ansieht. Das wirkt häufig schon wie von vorvorgestern. Und von den vielen Action-Filmen namentlich etwa von Stallone oder Schwarzenegger, die damals so Publikumsknüller waren, haben auch nur ganz wenige den Test der Zeit wirklich bestanden. Das ist zumindest mein persönlicher Eindruck. ^^ Um den Bogen zu Bond zu schlagen: Ich finde, gerade deswegen hätten die Glen-Filme mit einem visionäreren Production Design (im Gegensatz zu vielen 80er Setbauten in den anderen Blockbustern haben Adams Dekors eine zeitlose Schönheit) und einer edleren Bildgestaltung in der Tradition von Young, Reed, Renoir und Tournier sich merklich von der Konkurrenz absetzen können.
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Felix Leiter

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Dienstag, 20. August 2019, 23:00

Also bei vielen TV Serien der 80er ist das so. Da sind Bonanza, The Saint, The Avengers tatsächlich wesentlich farbenfroher und schicker als einige 80er Serien,
Bei den Filmen kann ich aber nicht vollends zustimmen, gerade meine Beispiele sind ja Gegenargumente. Der look von The Thing, Aliens, Zurück in die Zukunft, Jäger des verlorenen Schatzes, DIe Rückkehr der Jedi-Ritter The Untouchables sind unsterblich.
Da gefallen mir mehrere 90er Filme optisch wesentlich weniger. Vielleicht denkst du auch zu viel an 80er Videothekenware oder B-Actioner oder TV Serien, welche auf billigen Material gedreht wurden.
Aber das gilt auch nicht für alle 80er TV Serien. Hart aber herzlich, Ein Colt für alle Fälle, Dallas bis Mitte der 80er oder Magnum wurden ja hochwertig gedreht.
Und auch in den 70ern gab es visuell minderwertige Ware.
Und generationsmäßig mein Kino Jahrzehnt...geht so. Bin Jahrgang 1980 und durfte die Erwachsenen Filme damals noch nicht auf der Leinwand gucken.
Dass die Bondfilme der 60er und 70er schicker aussehen, da bin ich bei dir. Adams, Renoir, Tournier, Freddie Young waren in der Tat Garanten.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Mister Bond« (20. August 2019, 23:07)


130

Mittwoch, 21. August 2019, 06:14

Allerdings finde ich schon, dass die Achtziger in Sachen Cinematographie und Lichtsetzung reichlich blass aussehen; hier merkt man erstmals in voller Breite auch im Kino die Allgegenwart des TV-Looks. Viele Kinofilme der Zeit wirken recht trashig und sehen von der Kameraführung her auch nicht viel anders aus als Miami Vice oder A-Team im Fernsehen. Echter Glamour ist das nicht; die wunderschönen Technicolor-Zeiten scheinen da weiter weg zu sein als jemals zuvor. Und das Production Design der Zeit wirkt häufig etwas rumpelig und trist, weshalb gerade viele der Science-Fiction-Filme schlechter gealtert sind als die der Sechziger oder Siebziger Jahre.


Das trifft auf viele Filme zu, aber es gibt auch Ausnahmen, wie Blade Runner, Highlander, Der Club der toten Dichter, E.T., Im Rausch der Tiefe, ... Gerade aus dem Bereich der Musikvideofilmer kamen hier viele visuelle Innovationen. Was ich in den 80ern sogar besonders liebe sind mythisch wirkende Naturaufnahmen, wie in Excalibur, Greystoke, Gorillas im Nebel, E.T., ... Das ist etwas, was den 70ern - mit Ausnahmen wie Beim Sterben ist jeder der Erste - eher abging.

Ein Musterbeispiel für diesen seltsam TV-mäßigen, blassen Look ist für mich dagegen übrigens ein Bondfilm, aber keiner von John Glen. NSNA hat genau diese maue Optik. Teilweise wirkt es, als ob man extra Vaseline auf die Linse gestrichen hat, damit es besonders weich und blass aussieht. Und der Film ist ja immerhin von einem Regisseur, der einen der erfolgreichsten und beliebtesten Filme aller Zeiten gemacht hat. Vielleicht ist das ein Zeitgeist-Phänomen.

Die mit Abstand schlichteste, blasseste und oberflächlichste Dekade der Filmgeschichte - vor allem in Bezug auf große Kino-Unterhltung - ist für mich die, die gerade zu Ende geht. Dagegen empfinde ich die 80er als Ära der sprudelnden Innovation und des goldenen Filmhandwerks.

Zitat von »Scarpine«

Man hat gar nicht mehr versucht, der Branchenprimus zu werden, sondern sich bequem mit dem dritten oder vierten Platz zufrieden gegeben. Diese Unwilligkeit und die lange Pause von 1989 bis 1995 haben Bond dann einen Teil seiner magischen Aura bei Publikum genommen, die er seit seiner Rückkehr auf die Leinwand - auch unter Craig - nie wieder zurückerlangt hat. Der Reiz des Besonderen wich der "üblichen Vorgehensweise".


Aber auch da sehe ich das Hauptproblem eher bei Herrn Broccoli. Ich hab sogar das Gefühl, dass das genau das war, was er eigentlich immer wollte. Ein Goldesel mit regelmäßigem Stuhlgang. Ein TV-serien-erprobter, beliebter Darsteller, ein routinierter Schreiberteam und ein Regisseur, der die Serie in und auswändig kennt und froh über die Chance ist, Regie führen zu können. Im Prinzip war das wie eine Fernsehserie im Kino, mit einer neuen Folge alle zwei Jahre. Das Duell gegen McClory hatte er im Grunde ja schon mit SPY gewonnen, dem gigantischen Unterwasserspektakel, was McClory immer machen wollte.

Man muss bezüglich der Frage Dalton oder Brosnan auch bedenken, dass die Zwangpause in den 90ern das Franchise so oder so getroffen hätte. Zusammen mit dem Ende des Kalten Krieges hätten viele Kritiker da auch das Ende des Frachise' beschworen, auch wenn Brosnan mit zwei Filmen größeren Erfolg gehabt hätte.

Zitat von »Scarpine«

Auch das ist für mich mittlerweile eine Art Fandom-Legende. Weder erfindet The Living Daylights irgendwo das Rad neu, noch hat er etwas überragend "Sensationelles" wie die Glanztaten von Connery & Moore an sich. Vielleicht wird die Fleming-Seele etwas mehr gestreichelt, ja; aber auch hier vollzieht sich alles im typischen Glen-Einerlei. Bei Licence To Kill frage ich mich immer, wieso der seiner Zeit so voraus gewesen sein soll. Daltons Interpretation war doch letztlich auch nur eine Mischung des Connery - und Lazenby-Bonds mit einer Prise mehr Romancharakter.


Daltons Herangehensweise, Bond als Rolle ernsthaft zu spielen, war schon neu. Lazenby hat sich ja mehr oder weniger in der zwinkernden Connery-Präsentation versucht. Damit ist Dalton zwar gescheitert, aber für mich ist das schon eine eigene, bis dahin nicht wirklich erforschte Facette. Manchmal hilft es einem Franchise auch, zu wissen, was nicht funktioniert. Der Tanz um das Goldene Kalb Aston Martin als Beschwörung frührer Connerytage gehört seit TLD ja auch zum Ritus. Auch dass Bond wirklich direkt nur losgeschickt wird, um eine Person zu töten, wie hier den KGB-Schützen oder Pushkin, gab es vorher nicht so oft. Insofern kann ich die Meinung, dass das nur ein Moorefilm mit kleinen Änderungen ist, nicht nachvollziehen.

Und LTK ist im Prinzip auch die Ur-Blaupause des 'This time it's personal'. Innerhalb der Reihe gab es da schon gewisse ‚First times‘.

Mister Bond

Felix Leiter

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Mittwoch, 21. August 2019, 08:27



Die mit Abstand schlichteste, blasseste und oberflächlichste Dekade der Filmgeschichte - vor allem in Bezug auf große Kino-Unterhltung - ist für mich die, die gerade zu Ende geht.‘

Oh ja, freilich gibt es Ausnahmen. Ich liebe die letzten drei M:I Filme und halte denen schon neue Innovationen zu Gute, genau wie "damals" bei Bond. Die neue Planet der Affen Trilogie ist in visueller und dramaturgischer Hinsicht auch grandios. Nolan holt dann alle 2 bis 3 Jahre einen raus, aber insgesamt bleibt dieses Jahrzehnt das der nimmer müde werdenden MCU und DCEU Filme, Fast & Furious, Transformers. Und da sehe ich, bis auf ein paar Ausnahmen dieser Franchises mehr 08/15...gerade im Storytelling,in der Dramaturgie und Charakterzeichnung.
Ein Großteil der anspruchsvollen Filme der letzten 10 Jahre wirken dann auf mich auch zu gewollt und gekünstelt. Selbst Horrorfilme wollen Kunst sein, habe da aktuell 2 Beispiele, und scheitern imo krachend daran.
Die Comicverfilmungen der Jahre 2000 bis 2010 sind auch wichtiger und wertvoller als die der darauf. Beispiele: Batman Begins und The Dark Knight, Del Toros Hellboy Filme, Raimis Spider-Man, Watchmen, X-Men 1 und X-Men 2.

ollistone

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Mittwoch, 21. August 2019, 10:20

Blass finde ich die Optik der 80er-Filme auch nicht, im Gegenteil ist das Bild oft geprägt von satten Tönen und einem wirklich "schwarzen Schwarz", wenn ihr wisst, was ich meine. Das fällt mir u.a. immer bei TLD und LTK auf. Oder auch bei "Die Unbestechlichen" von Brian De Palma, da gibt es in puncto Farbsättigung nichts zu meckern.

Lethal Weapon, Beverly Hills Cop 2, Die Unbestechlichen, Die Nacht hat viele Augen, Hauch des Todes, Der letzte Kaiser, Wall Street, Gorillas im Nebel, Roxanne, Blind Date, Spaceballs, Die Braut des Prinzen, Overboard, Die Reise ins Ich, Das Reich der Sonne, Hope & Glory, Wolfsmilch, Auf Wiedersehen Kinder, Schrei nach Freiheit - das war meine Kino-Ausbeute allein 1987 (bzw. 1987 produzierter Filme). So schlecht war die Dekade nicht. Die Filme, die mich in den letzten Jahren ins Kino gelockt haben, kann ich an zwei Händen abzählen.
"You may be a lover but you ain't no dancer."

Scarpine

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Mittwoch, 21. August 2019, 12:01

Dagegen empfinde ich die 80er als Ära der sprudelnden Innovation und des goldenen Filmhandwerks.
So schlecht war die Dekade nicht.
Ich meinte auch gar nicht die Qualität an sich, sondern in erster Linie nur die äußere Erscheinung bzw. den Look. Das hat vielleicht auch mit der Mode und dieser flirrenden, krümeligen Video-Clip-Ästhetik zu tun, die sich bis in die frühen bis mittleren Neunziger fortsetzte. Und hier finde ich schon, dass die Achtziger beliebiger und weniger zeitlos erscheinen als etwa die Sechziger Jahre. Dass die Achtziger Jahre Trends gesetzt haben, steht außer Frage: Immerhin weisen das ganze Franchise-Wesen, die vielen Fortsetzungen und die meisten "Kult"-Remakes unserer heutigen Zeit im wesentlichen in dieses Jahrzehnt zurück. Gleichwohl habe ich die Achtziger nicht live miterlebt, weswegen mir die massive Begeisterung für fast alle in dieser Dekade begründeten Kultreihen und Kultfilme inklusive des Spielberg-/Zemeckis-Kosmos weitgehend fremd geblieben ist. Von daher hat das Jahrzehnt denkbar schlechte Karten bei mir; ist quasi schuldlos schuldig. Wie gesagt, das fällt jetzt unter "persönliche Präferenzen". ;)
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134

Samstag, 31. August 2019, 17:57

Weiter geht es mit In tödlicher Mission. Diesmal habe ich besonders auf Optik, Schnitt, etc. geachtet. Ich glaube, ich weiß was du mit überflüssigen Subplots zumindest in diesem Film meinst, Scarpine. Der Part mit der österreichischen Gräfin trägt hier beispielsweise nicht allzu viel zur Handlung bei. Ich habe sogar das Gefühl, dass die Sequenz hauptsächlich an OHMSS erinnern soll.

Beim Timing ist mir jetzt nichts negatives aufgefallen, das müsste man vielleicht anhand einzelner Szenen besprechen. Da bin ich auf Deine Bewertung gespannt. Aber es fällt mir auch schwerer, auf Schnitt, Szenenübergänge, etc. zu achten als auf Dialoge und Dramaturgisches. Insgesamt sehe ich hier aber auch viel Positives, mehr als bei OP beispielsweise.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Martin« (12. November 2019, 16:54)


Mister Bond

Felix Leiter

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135

Samstag, 31. August 2019, 23:06

Der deutsche Titel von For Your Eyes Only finden auch einige nicht so gelungen, aber durch deinen Beitrag weiß ich wieder, warum ich den Titel In tödlicher Mission eigentlich immer mochte:
Nämlich die vermehrten Angriffe auf James Bond! Ja, Bond ist eigentlich immer in tödlicher Mission unterwegs, aber in diesem Film wird es doch sehr verdeutlicht.
Und Stunttechnisch gehört er bis heute zu den besten, 1981 war er da seinen Vorgängern weit voraus. Da passt der deutsche Titel für mich auch nochmal gut.
Wie wir wissen hätte man den Film sonst nur "Streng geheim" benennen können, ohne lächerlich zu wirken, aber da waren einige deutsche Titelgeber zwei Jahre früher zu schlau.

Scarpine

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Sonntag, 1. September 2019, 23:06

Sehr schöne Bewertung, Martin! :thumbup: Vielleicht schon mal ein wenig vorab (Review folgt bald)... ;)

Ich glaube, ich weiß was du mit überflüssigen Subplots zumindest in diesem Film meinst, Scarpine. Der Part mit der österreichischen Gräfin trägt hier beispielsweise nicht allzu viel zur Handlung bei. Ich habe sogar das Gefühl, dass die Sequenz hauptsächlich an OHMSS erinnern soll. Beim Timing ist mir jetzt nichts negatives aufgefallen, das müsste man vielleicht anhand einzelner Szenen besprechen.
Das Szenen-Timing ist in der Tat solide und besonders bei den Action-Einlagen exzellent. Die großen Klöpse kommen da für mich erst in den späteren Glen-Filmen. Aber schon dieser Film ist - für die Geschichte, die er erzählen will - insgesamt deutlich zu lang geraten. Wie du richtig schreibst, gestaltet sich die Handlung recht episodisch und die Action-Szenen sind oft umständlich doppelt gemoppelt. Auch die ganzen Nebenfiguren sind fast reine Staffage: die Gräfin, Bibi & und ihre Trainerin, Krieglers halbgare "Ich werde es nicht aus den Augen lassen"-Involvierung. Alle irgendwie verzichtbar. Es ist im Kern ein reines 4 Personenstück zwischen Bond, Melina, Kristatos und Columbo; nur Locque huscht da noch ein paarmal durchs Bild. Da wäre ein richtiges Zweitgirl besser gewesen als die 10 Minuten-Lisl und das ermündende Geifern & Gekeife der Eislaufprinzessin. Auch Kristatos verpulvert da gegen Ende das bisschen Villain-Aura, das er noch hat. Gefühlte dreimal Misstrauensdialoge mit Kriegler und Zoff mit Brink & Bibi. Nunja, Spannung geht anders. Aber das sind eher Kleinigkeiten neben dem anderen großen Kritikpunkt, der in meiner Besprechung noch angesprochen wird. Insgesamt hat der Streifen den Test der Zeit auch bei mir gut bestanden. :)
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

Scarpine

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Dienstag, 3. September 2019, 22:04

Wie angekündigt... ;)

FYEO
alte/neue Wertung: 4/5 - 4,5/5 Punkten
Kurzfazit:
Bond back to earth – aber ohne ruhige Minute. Thrill, Action, Stunts und atmosphärische Highlights begleiten 007 auf seinem, nicht ganz sanften und störungsfreien Rücksturz in die Achtziger Jahre.
Ausführliche Besprechung.
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Scarpine« (3. September 2019, 23:24)


MilesM

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Mittwoch, 4. September 2019, 09:55

Nur eine kleine Anmerkung zu Martins toller Review: Bernard Lee starb, als die Dreharbeiten zu FYEO schon begonnen hatten, deshalb wirken die "M-Ersatz-Szenen" ein wenig zusammengeschustert.
You know what's great about you English? Octopussy. Man I must have seen that movie... twice.

139

Donnerstag, 5. September 2019, 23:42

Wieder eine sehr detailierte und tiefgehende Besprechung, Scarpine! :thumbup: Die Parallelen zu Colonel Sun wären tatsächlich noch mal ein Thema für sich.

@MilesM: Den Todeszeitpunkt hab ich mal geändert. Hatte nur in Erinnerung, dass Lee irgendwann zwischen MR und FYEO verstorben war. Dass die Szenen etwas darunter litten ist klar. Auch Cubbys Entscheidung, ihn nicht sofort zu ersetzen, sondern es so erscheinen zu lassen, als sei er noch im Amt, ist sehr respektvoll und nachvollziehbar. Aber die Bewertung würde sich für mich dadurch nicht ändern. Bei QOS beispielsweise sind die ganzen Gründe für die nicht ausgereifte Story ja auch verständlich und nachvollziehbar, aber deshalb kann man sich ja nicht als besser bewerten als sie ist.

Mister Bond

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Samstag, 7. September 2019, 14:53

Mich hat als Kind die Briefing Szene mit Tanner nie gestört. M war halt im Urlaub und gut ist. auch wusste ich damals nicht, dass der Grund Bernard Lees Tod war un die Szene eben schon so geschrieben wurde. Es gab ja mal eine Zeit vor dem Internet :)
Und natürlich war es sehr respektvoll nicht sofort einen neuen M Darsteller so kurzfristig zu integrieren. Die Szene mit Tanner und dass diese ja für Bernard Lee geschrieben wurde, wird einem auch eher bewusst, wenn man halt die Umstände von damals kennt.

Ach ja, Martin, habe mir nochmal alle Wertungen zu den Moore Bonds durchgelesen. Wenn man diese dann platziert kommt auch genau meine aktuelle Moore-Bond Rangliste heraus:
1) TSWLM, 2) LALD, 3) MR, 4) FYEO, 5) TMWTGG :prost: