GOLDFINGER
1964, das Bondfieber grassierte, James Bond wurde endgültig zum Phänomen und stieg in die Popkultur ein. Sean Connery manifestierte mit seinem dritten Auftritt seinen Status als, für viele, auch heute noch besten 007-Darsteller, Gert Fröbe als bester Gegenspieler Bonds und Goldfinger eben als bester Bondfilm.
Film:
Die Blaupause für alle Bondfilme, die noch folgen sollte. Ein übergroßer Gegenspieler, James Bond agiert smart und mit viel Ironie, es gibt technische Spielereien, markante Sets und sehr wichtig, mit die besten Dialoge im gesamten Franchise. Nahezu jedes Wortgefecht ist Kult.
Als Kind mochte ich von den Connery Bonds noch „Man lebt nur zweimal“ mehr, wen verwundert es, aber ich komme nicht drumherum „Goldfinger“ den Legendenstatus anzuerkennen.
Auch für mich der beste Connery-Bond und er wird nur von einem anderen Film in meiner Gunst überragt. Warum finde ich diesen Film so gut? Es ist der gesamte Cocktail, eine Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Es gibt keine Längen und der Film erstickt in seiner Kürze, mit 110 Minuten der drittkürzeste Bond, auch nicht in langweiligen Dialogen oder im Actiongewitter.
Einige mäkeln, dass Bond zu lange in Gefangenschaft ist. Allerdings sehe ich dennoch die große Präsenz eines Connery. Selbst als Gefangener ist er gerissen und unwiderstehlich.
Man muss auch sehen, was alles passiert während er in Gefangenschaft ist. Da passiert allerhand was Kultstatus besitzt: Goldfinger erläutert vor den Gangstern seinen Plan, die Ermordung der Gangster durch Gas, Solos Tod durch Oddjob plus Autopresse, das komplette Finale!
Das Golfspiel ist Kult, alles mit dem Aston Martin, die Vergoldung Jill Mastersons und die Zitate:
„Der Mensch hat den Mount Everest bezwungen, er hat den Grund des Ozeans erforscht, er hat Raketen auf den Mond geschossen, Atome gespalten. Er hat Wunder vollbracht auf allen Gebieten menschlichen Strebens, nur nicht in der Kriminalität."
„Erwarten Sie von mir, dass ich rede?" – „Nein, Mr. Bond. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben! Es gibt nichts, das Sie mir erzählen könnten, was ich nicht schon wüsste."
„Fabelhaft. Aber was wird der Clubmanager dazu sagen?" - "Gar nichts, Mr. Bond. Der Club gehört mir."
Ich könnte fortfahren, Zitate für die Ewigkeit.
Bond:
Sean Connerys Meisterleistung, deshalb macht es auch keinen Unterschieid ob er gefangen ist oder nicht. Das mindert sein Spiel in keiner Weise. Hier verfeinerte er sein Spiel nochmals, er zeigt Ironie und die legendäre Connersche Schlitzohrigkeit, das spitzbübische, erreicht hier seinen Höhepunkt.
Das ganze wird besonders in jeder Szene mit Gert Fröbe deutlich. Beide spielen sich die Bälle nur zu.
Nach „Liebesgrüße“ sieht Connery hier am besten aus, was Frisur, modischer Style, komplette Ausstrahlung angeht.
Physisch präsentiert sich Connery auch hier in Hochform, es gibt absolut nichts zu mäkeln. Auch wenn ich Fan eines anderen Darstellers bin und Connery „nur“ mein zweitliebster Bond ist, komme ich nicht herum dies hier als beste Bond Performance zu bezeichnen.
Bondgirl:
Manche mäkeln auch hier, dass Honor Blackman etwas zu herb sein, aber ganz ehrlich, ich stehe drauf. Total. Sie hat eine gute Präsenz und sieht auch sehr gut aus. Man muss nicht immer ein Püppchen sein. Hinzu kommt, dass Sie bis heute das älteste Haupt Bondgirl und auch als einziges Haupt Bondgirl älter als der Bonddarsteller selbst ist.
Auch wenn Sie, ähnlich wie Honey Rider, erst spät im Film auftaucht, so ziemlich genau in der Mitte des Films, ist mir ihr Charakter präsenter als Madame Ryder. Deshalb ist Honor Blackman für mich auch eine Top 5 Kandidatin unter den Bondgirls.
Villains:
Als absoluter Gegenspieler, Hauptantagonist, ragt natürlich Gert Fröbe heraus. Nicht nur seine körperliche Gestalt, auch seine Manierismen, Reaktionen, Zitate sorgen dafür, dass Goldfinger ebenfalls zur Popkultur gehört. Vorteil hier, dass sein Auric Goldfinger früh präsentiert wird und er sich voll entfalten kann.
Als treuergebener stummer Diener, haben wir Harold Sakata in seiner unvergessenen Rolle als Oddjob. Nochmal ein Charakter aus dem Film, der Popkultur ist und neben dem „Beißer“ der bekannteste Henchmen der Bondreihe ist.
„Ich dachte Sie nehmen vor jeder Dame den Hut ab?!“
Das Finale Bond gegen Oddjob im Innenraum von Fort Knox, muss man da noch mehr sagen?
Helfer:
Felix Leiter kehrte hier zurück, spielt der Film doch ab der zweiten Hälfte in den USA und auch kurz nach dem Pre-Title verweilt Bond in den USA, in Miami und trifft auf Felix.
Cec Linder übernahm hier die Rolle. Im Gegensatz zu Jack Lord, der gleichalt wie Connery wirkte, wenn auch tatsächlich zehn Jahre älter, und eine Coolness ausstrahlte, ist Linder eher der väterlich wirkende Freund.
Ich kann nur mutmaßen, dass Cubby und Harry nicht wollten, dass Felix in einem Atemzug mit Bond genannt wird, da James natürlich auch in den USA die Nr. 1 bleiben sollte und nicht der Verbündete vom CIA. Freilich, dank Connerys Spiel, eher Utopie.
Dennoch wählte man einen gegensätzlichen Felix zu Jack Lords Interpretation. Trotzdem werde ich auch mit Cec Linder warm. Er wirkt auf mich sehr sympathisch, im Gegensatz zu einem späteren Felix Darsteller in Connerys Ägide, und man merkt, dass er und James sich schon etwas länger kennen.
MI6:
Bernard Lee und Lois Maxwell wie gehabt, fantastisch. M darf weiterhin auch mit glänzenden Dialogen brillieren „Col. Smithers unterrichtet hier, 007.“
Was endgültig eingeführt wurde, die Interaktionen zwischen Bond und Q. Hiermit schuf Desmond Llewelyn seinen Q wie ihn alle kennen und lieben gelernt haben.
Bonds Antritt in Q’s Werkstatt und Q’s Unterredung, ich kann dieses Wort hier nur wiederholen, Kult!
„Schleudersitz? Das ist doch wohl ein Scherz!“ – „Ich scherze nie, wenn es sich um meine Arbeit handelt, 007!“ …und daraufhin Connerys köstlicher Blick. Immer wieder eine Freude.
weitere Bondgirls:
Schon erstaunlich, Shirley Eaton ist nur wenige Minuten zu sehen und gehört dennoch zu den berühmtesten Bondgirls. Aurics Vergoldung sei Dank. Allerdings ist das Liebesgeplänkel zwischen ihr und Bond auch erwähnenswert.
Später möchte ihre Schwester Tilly Rache an Goldfinger üben. Tatsächlich ist Darstellerin Tania Mallet auch länger zu sehen, allerdings kommt es hier nicht mehr zum Liebesspiel mit Bond. Auch hier ist ihr Abtritt wohl am bekanntesten. Der Mörder ist derselbe, allerdings dieses Mal mit Hut.
Location:
Hier könnte man Goldfinger tatsächlich vorwerfen für Bondverhältnisse mit den Standorten ein wenig bieder daherzukommen. Keine Palmen, keine Strände, kein Orient. Neben Schauplatz England, nämlich das Golfspiel, bekommen wir Miami von oben zusehen, plus Apartment und Poolanlage, die Schweiz, wo Aurics Firma ansässig ist und wieder die USA, allerdings hauptsächlich zu Sehen Aurics Anwesen und schließlich Fort Knox.
Ted Moore fängt das Ganze aber wieder mit seiner ganzen Begabung ein, vor allem die Fahrt durch die sommerlichen oder spätfrühlingshaften Schweizer Alpen, als Bond sich auf die Fersen von Goldfinger macht, sieht einfach phänomenal schön aus. Da bekommt man Lust diese Gefilde auch aufzusuchen.
Setting/Bauten/Design:
Ken Adam ist wieder zurück und kreierte insbesondere mit dem Innenraum von Fort Knox ein Highlight der Reihe. Das Ganze sah so echt aus, dass man sogar Sonderlob von oberster Fort Knox Stelle bekam. Es ist nämlich strikt untersagt tatsächlich in Fort Knox zu drehen.
Es wirkt nichts künstlich, wer hat damals nicht gedacht, dass sich James und Oddjob im echten Fort Know bekämpfen?
Ebenfalls superb, Aurics Konferenzraum, in dem er seinen Plan Fort Knox zu überfallen erläutert.
Oder auch Aurics Schweizer Firma mit dem Tisch und der Laseranlage.
Musik:
Im dritten Film benutze ich erstmals das Wort GENIAL. John Barry erschuf hiermit endgültig den Barryschen Bondsound, dazu gehören die musikalische Einbindung des James Bond Themes und des Titelsongs.
Sir Michael Caine soll 1964 der erste gewesen sein, der von John Barry persönlich den kompletten Soundtrack vorgespielt bekam. Welch‘ Ehre.
Hier reiht sich ein Ohrwurm an den nächsten. Alpine Drive – Auric’s Factory, Bond Back in Action, Teasing the Korean und gerade zum Finale gibt es die volle orchestrale Wucht mit dem Angriff auf Fort Knox, ohne die musikalische, wuchtige Untermalung kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen: Dawn Raid on Fort Knox! Dieses wird für mich aber noch übertroffen, nämlich dann wenn die Bombe scharf gemacht wird und es um die Wurst geht: The Arrival of the Bomb and Countdown.
Treibend, pulsierend, effektiv…bis der Ticker bei 007 stehen bleibt.
Main-Title:
Robert Brownjohn übernahm zum zweiten Mal. Visuell ein wenig an „Liebesgrüße aus Moskau“ angelehnt, denn die schwarzen Silhouetten waren Bindertypisch.
Allerdings sieht man hier zum einzigen mal Szenen aus dem aktuellen Film, projiziert auf der goldenen Haut einer jungen Dame, was aber wiederum typisch Bond ist: die Anspielung, Einbindung des Grundthemas des Films. Hier ist es natürlich Gold. Und das Gold auf der jungen Dame, ja, davon konnte dann Jill Masterson noch ein Lied singen.
Künstlerisch sollten noch stärkere Main-Title folgen, ich denke aber schon dass dieser hier zu den populärsten gehört.
Wertung des Komplettwerks:
Der Film bleibt in meiner Gunst ganz weit vorne, nämlich Platz 2. Ich werde nie müde den zu gucken und er bereitet mir jedes Mal Freude. Es sind halt die Darsteller, die Dialoge, das Design, der Aston Martin und auch der komplette modische Look, die mich erfreuen.
10/10