Willkommen im Bereiche „1.2“,
wir schreiten sofort fort, Galorias Flugzeugluxus und ihre
liebreizende Assistentin (ihr Jäckchen wie vergoldet, ihr Antlitz
aus Asien, augenweidenhaft) mögen dem Film einen erweiterten Glanz
verleihen, doch Galore war (lediglich Margot, besagte Stimme, hülfe
beträchtlich) bedauerlicherweise nie auch nur annähernd mein Typ,
weder hier noch in Columbos London-Episode der Theatralik, sodass mir
ihr hoher Kultfaktor eher fremd war und für mich äußerstenfalls in
ihrem inniglichen Vornamen Begründung fände („P.“ …), seinem
EIGENTLICHEN Namen (GF) macht der Film ebenfalls alle Ehre, denn ihn
nach der Hauptfigur zu benennen (auch wenn diese eigentlich Bond
hieße bzw. heißen sollte), das ergab durchaus Sinn. Weshalb?, weil
GF ein – wenngleich im negativst-erdenklichen Sinne –
außerordentlich strebsamer Mann ist, das muss man ihm lassen,
zugestehen, seine Intentionen sind die denkbar Falschesten , sein
Wille jedoch ist äußerst stark ausgeprägt und eisern darauf
bedacht die Totenleistung des Straßenverkehrs zu übertreffen, sein
Planungsbildnis ist alles andere als dümmlich, dümmlich wird und
würde es erst dadurch, dass er Bond nicht von Anfang an konsequent
beseitigt, sondern („können Sie sich dieses Risiko leisten?!“)
ihn gewissermaßen unterschätzt, ihn zwar auch schätzt (ohne
unter), aber eben nicht mit adäquaten Gegenmaßnahmen zu rechnen
scheint, sondern 007 gar einweiht (!), dachte er wirklich dass er ihn
mit Sprüchen im Stile von „Unsere Wege haben sich zweimal
gekreuzt, Mister Bond, lassen wir es dabei bewenden“ beseitigt oder
zumindest fernhielte?, kam ihm mitnichten in den Sinn dass er sich
für Bond somit erst recht interessant macht?, dass Bond ein SPIELER
ist, on the edge lebet?, oder „wollte“ GF das irgendwo sogar,
EINMAL im Leben einen ebenbürtigen Gegenspieler an Land zu ziehen?,
oder aber hat das Ego des Genies es schlichtweg nicht ausgehalten,
nicht doch mal wie ein erfreutes Kind von der eigenen Milliardenidee
zu ERZÄHLEN?, manchmal kann sich das Kind im Manne den Spaß an der
Prahlerei eben nicht verkneifen, er wirkt so vergnügt als schenkte
man einem führerscheinlosen 12-jährigen einen Jaguar V12, kann sein
Spiel nicht stillhalten, es nicht seinlassen, aus der anfänglichen
Bitte um ein Meiden weiterer Wegkreuzungsbegegnungen wurden rasch
regelmäßige Treffen, eine „Beziehung unter Giganten“, wenn man
so will, reich an Plauderei, Bond etwa saget zum „Meister“: „Ihre
Ausführungen haben mir viel Freude gemacht“, GF antwortet
spaßdurchtränkt: „Mir auch“, überhaupt ist dieses gesamte
Gespräch zwischen GF und Bond (obgleich mir die erste Filmhälfte
tendenziell eher zusagt bzw. weniger nicht) die vielleicht einzig
RICHTIG gute Unterhaltung im gesamten Filme („für mich jedenfalls“
/ „...for me that is“), einfach aus dem simplen Grunde zweier
aufeinanderprallend‘ „Super-Egos“, einmal jenem des „Erretters“
und einmal dem desjenigen, dessentwegen Errettung überhaupt erst
vonnöten ist, gleichwohl lässt sich aus meiner Sicht auf Bond
bezogen nur schwerlich bestreiten, dass Bonds/Connery‘s Zenit der
Ära nach den Liebesgrüßen schauspielerisch überschritten war,
denn mag dieser Punkt auch kommerziell erst bei Feuerball oder Man
lebt nur zweimal erreichet worden sein, so schwände ab dem dritten
Filme für mich spürbärlichst die ursprüngliche charakterliche
Grundausrichtung der Hauptfigur zugunsten einer deutlich weniger
anstrengenden Form von Unterhaltung, die hierdurch erst anstrengend
wird – ironischerweise, also erst das Gelockerte entlockert die
Filme, bei Connery war mir der zuvorige Arbeitsmodus tendenziell
lieber.
Sei
es bei Connery, Craig und insbesondere Dalton, der zweite Bondfilm
ist, Moore einmal ausgenommen, für mich persönlich stets der
Erhabenste, mit Nr. 3 GF sitzen wir erstmals auf einem absteigenden
Aste.
Fröbes
rot-rosa gefärbtes Gesicht erwiese sich wiederkehrend als
außerordentlich erzürntseinstauglich, albern derweil u.a. dass
Felix (der ohnedies einen eher gemütlichen und lockeren
Freizeit-Eindruck hinterlässt, ganz anders als zuvor noch der
sportliche und bondige Jack Lord mit Rainer Brandt, welchem man mit
sofortiger Wirkung abkaufet, dass er tatsächlich nichts lieber will,
als sich auf einer Mission zu befinden, dorten war es aber vielleicht
ZU extrem, sodass er gewissermaßen mit Bond konkurrierte)
naiverweise nicht eingreift (erinnert an Sag niemals nie: „Und
warum hast du nicht eingegriffen?“ - „Ich dachte, das zwischen
dir und der Lady sei eine Privatangelegenheit“, ...wo Felix recht
hat, hat er recht – aber eben nur bei Fatimas Spreizfreude, in GF
wirkt die Zurückhaltung noch alberner) , mit dem Fernglase blicket
er auf die vermeintliche Idylle auf der Ranch, fällt allen Ernstes
hierauf rein nach dem „Bond-hat-schon-alles-im-Griffe“-Motto und
niemand scheint, rohmerisch gesprochen („Die Sammlerin“, 1967),
auf den Satz „Ihr Idyll wirkte künstlich“ zu kommen, helfende
Hände befinden sich wiederkehrend in der Nähe und vollführen kein
einziges Mal einen Akt der Hilfe.
„Dann
haben Sie von seiner Regierung eine Bombe bekommen“, „ich würde
es eher als Atomgerät bezeichnen“, hier reüssiert mal wieder
Goldfingers „Diplomatie“ und grinst sich sprachlicherseits
gänzlich einen ab, der einzig WIRKLICH zitatwürdige Satz des Films
ist meines Erachtens jedoch „Sie werden ja dabei sein und es selber
sehen – zu nahe, befürchte ich, um es gemütlich zu finden“,
Lord Brett Sinclair hätte das Grauen nicht sanfter ankündigen
können, Fantomas ebenso wenig, allerdings ist gerade in solchen
Szenen zu bedauern, dass die gesamte Redensart und Rhetorik
Goldfingers etwas „plump“ klingt, mit einer parfümhaltigen
Stimme wie etwa Lothar Blumhagen erklängen solche Szenen sicher
deutlich gewitzter und ironischer, doch sei‘s drum, auch andere
Aktivitäten fordern auf der Ranch nicht selten unsere ungeteilte
Andachtsaufmerksamkeit, im Heu etwa sieht sich Bond dazu „berufen“,
Miss Galore auf eine etwas unsanfte Art und Weise zu gütlichem
Verkehre zu bewegen (zum Glücke „kam“ er hier nicht mit seinen
typischen und in amourösen Zusammenhängen an Unfug so reichen
Worten „Für England“, spätestens hier würde es unglaubwürdig
– wäre doch albern, schöben wir unsere urmenschlichen Gelüste
einzig auf unsere Jobs, nicht ja?, auch wenn ich gestehe, dass die
Profession des Geheimagenten MEHR ist als ein „Job“) , hier
„überfällt“ Bond Galore zwar „etwas“ zu
anti-unaufdringlich, doch annähernd kann zu seinen Gunsten zumindest
eine partielle Verteidigung formuliert werden insofern, als immerhin
zu konstatieren ist, dass sie definitiv für genau DEN Menschen
arbeitet / tätig ist, der Bond und nicht wenige weitere Menschen
aufs Unschönste zu lynchen gedenkt, gemessen daran ist Bonds
Verhalten so gerade ansatzweise tolerabel, auch wenn es etwas risqué
erscheint, denn woher nimmt er nur das Selbstbewusstsein, sich allen
Ernstes darauf zu verlassen, einzig durch seinen Charme derart viel
Ummanipulation in ihrem „Arbeitsgehirn“ vorzunehmen bzw. walten
zu lassen?, heutzutage könnte man das somit in dieser Form nicht
mehr „bringen“, sodass der Film auch hier zweifelsohne als
Zeitdokument deutbar ist, eigentlich hätte sie, doch spätestens
hier zöge man etwas sehr Ernstes zu sehr ins Lächerliche, nach
dieser Aktion seinerseits eine Dr.-Bart-Kepple-Stimme aufsetzen
müssen und sagen sollen: „Wenn ich Sie nicht für recht amüsant
hielte, hätte ich beinahe Grund beleidigt zu sein.“
Nun
denn, die Zeit schreitet fort, der Wind der Rettung ist uns günstig,
Bond überlebet selbstredend auch den Fort Knox Part (in „Goldeneye
– Rogue Agent“ aus dem Jahre 2004 ist dies nicht der Fall, der
FALL führt in Richtung Boden und der Tod ins Bodenlose), Goldfinger
verabschiedet sich für Villain-Verhältnisse eher unspektakulär,
sein „Leben Sie wohl, Mister Bond“ ist definitiv nichts neben
Drax‘ „STERBEN Sie wohl, meine Lieben“, nun denn, geschlossen
werde nunmehr das Kapitel der Rezensionsarbeiten, leben Sie ebenfalls
wohl (gehabt euch auch so), führen Sie sich das Werk ruhig zu Gemüte
und lassen Sie sich von meinen strengen zwei Sternen nicht aus dem
filmseelischen Gleichgewichte bringen, ich für meine Person jedoch
werde nicht weniger Zeiten bedürfen, ehe ich dieses Werk als
annehmbare Perle im Oeuvre der Bondkosmen werde wahrnehmen können,
seien Sie bedankt.
„Bedauerlich,
Berühmtheit ist eben nicht alles, oder?“, mich dünkt: Professor
Snape hat den Film Goldfinger bestens beschrieben, denn wahrlich
wahrlich, bekannter Kult hin oder her, ich verbleibe skeptischen
Grußes…
Ein
Diamant recht roh,
die
Schleifung misslungen,
das
Publikum zwar froh,
doch
schon das Lied so komisch gesungen…
Albern
im Detail,
Filmkunst
ohne Wonne,
träger
Einheitsbrei,
bewertungstechnisch
strahlet keine Sonne…
Der
Kult fürs Herz zwar angenehm durchaus,
die
hierfür Gründe aber schwach,
dramaturgisch
müde und ein Graus,
die
Äuglein schwerlich blieben wach.