Über die Qualität eines Filmes sagt das meiner Meinung nach gar nichts aus.
Ich glaube, die meisten stören auch nicht die vielen Bezüge zu vorherigen Bondfilmen oder zur Franchise-Tradition, sondern vielmehr, dass das Drehbuch fast durchgängig Kreativität, Klasse und Qualität vermissen lässt und man das gerade an diesem Aspekt sehr gut festmachen kann. Wie man meinem Review entnehmen kann, mag ich
Spectre ja auch; nicht umsonst bin ich ja Bondfan. Aber man muss schon ehrlicherweise sagen, dass der Film gegenüber den Vorgängern arg abfällt, eben weil man scheinbar nie ein klares Konzept hatte, sondern bis zum letzten Moment einfach geflickt und geschustert wurde, nur um den Film halbwegs logisch zu Ende zu bringen. Ich glaube, dass Craig da auch einen gewissen Fan-Bonus hat. Die Produzenten hätten sich so etwas wie den mäßigen Wüsten-Showdown und das London-Finale mal bei einem Brosnan-Film leisten sollen. Die Kritik wäre wohl uferlos gewesen. Es ist ja auch kaum verständlich, wieso man bei einer 245 Mio.-Dollar-Produktion bei Drehbeginn nicht mal ein vernünftiges Drehbuch in der Hand hat. Anders als bei
Quantum of Solace hatte man früh den Regisseur unter Vertrag, genug Vorbereitungszeit und auch keinen Autorenstreik. Mit anderen Worten: Die Schuld liegt bei Mendes und den Produzenten.
Dass man dann in der Not auf Neal Purvis & Robert Wade zurückgriffen hat, war verständlich und wohl auch richtig. Es zeigt aber auch, dass es so nun nicht weitergehen kann. John Logan ist raus, Neal Purvis & Robert Wade sind ausgebrannt und Jez Butterworth war immer nur als Kosmetiker im Einsatz. Das Franchise braucht neue, frische Autoren. Dringend! Ich bin - wie ich schrieb - dem Film gewogen, aber er hat eben auch ein paar Momente, wo man sich richtig schütteln muss. Und das meine ich keinesfalls positiv. Da gibt es zum Beispiel laue Gags und Phrasen wie
"Ich bin Mickey Mouse.",
"Nein, Platz!",
"Ich sagte nicht, bringen Sie ein Stück zurück. Hahaha.",
"Shit!",
"Und was machen wir jetzt?",
"Es ist noch nicht vorbei." usw. und platte Dialogkopien wie
"Die Irrenanstalten sind voll davon." (
Doctor No),
"Man muss entscheiden, wann ein Abzug gedrückt werden muss." (
Skyfall) und
"Man hat immer eine Wahl." (
Casino Royale). Da merkt man einfach, dass die Autoren unter Zeitdruck standen und vieles aus der Not geboren wurde. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn
Spectre nicht 148 Minuten lang (Teil-)Handlungen episodenhaft aneinanderreihen würde, ohne einer richtig klaren Linie zu folgen. So ist der Film zwar kurzweilig und unterhaltsam, aber man hat bisweilen nicht den Eindruck eine zusammenhängende Geschichte zu sehen, weil - trotz der langen Laufzeit - vieles nur angeschnitten wird. Man hätte das alles irgendwie komprimieren und verdichten müssen. So laufen C und seine Nine Eyes-Sache nur so nebenher und man könnte meinen, dieser Subplot wäre nur vorhanden, damit es M & Co. während Bonds Abwesenheit daheim in London nicht langweilig wird. So bleiben am Ende hauptsächlich fraglos gute Schauwerte, aber da fallen einem eben inhaltliche Wiederholungen doch stärker ins Auge.