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Dr. moVe

MI6 Staff

  • »Dr. moVe« ist männlich

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101

Sonntag, 29. März 2020, 13:13

Unser sehnlichst erwartetes Bondwerk wurde uns zwar erstmal verwehrt, aber die Trekkies (oder Trekker) unter uns hatten ja derzeit eine bedeutende 'Franchise-Party' ganz anderer Natur zu feiern - vorausgesetzt man hatte die Möglichkeit das 'Ding' per amazon prime (sei es als 'Gast' oder direkter Abonnent) 'abzugreifen'. Falls ihr wie ich zu denen gehört die dieses Franchise-Update hinter sich haben, würde mich natürlich eure Meinung dazu brennend interessieren.

Hier mal kurz und grob meine Gedanken dazu:

Stärken: Château Picard. :thumbup: Die darstellerischen Leistungen - allen voran die der Titelfigur. Die vielen gelungen 'Fanservice'-Momente. Die allgemeine Gebrochenheit der Helden-Charaktere. Die Franchise-zusammenführenden Querverweise und Handlungselemente aus gleich mehreren Trek-Serien und Trek-Epochen - inkl. der Kelvin-Timeline. Und allen voran der Umstand, das der in seiner bisherigen 'Funktion' als Abschlußwerk stets unbefriedigende Kinofilm 'Nemesis' nun nicht mehr den Endpunkt der 'The Next Generation'-Erzählungen darstellt, aber gleichzeitig einige seiner durchaus interessanten Handlungsaspekte (Stichwort: 'Blue Skies') weitergeführt werden.

Schwächen:

Spoiler Spoiler


Bis auf Data's endgültigen Tod und die ensprechend bestechende gelungene und bewegende Sequenz wird uns ein äußerst unbefriedigendes Serienfinale serviert. Außerdem imho etwas zu viel der grenzenlosen Ehrerbietung für 'Picard'. Respekt ja, Vergötterung nein. Zumal TNG im Nachgang und angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung so reflektiert werden kann, dass die Serie wie die Gesellschaft damals in mancher Hinsicht naiv und überheblich war in ihrem unantastbarem Idealismus. Hier hätte ich eine demütige Note in der Nachbereitung erwartet. Gerade auch zum Thema KI. Aber nein, die ganze vorher aufgebaute Problematik wird abgefrühstückt in einem Satz, damit die Guten gewonnen, und die Bösen, die man kaum kennen gelernt hat, verloren haben. Ein Happy End mit 1000 Lücken. Man hätte besser in den ersten Folgen Gas gegeben sollen mit der Kern-Handlung, und die Story dann am Ende entsprechend besser auserzählen. Die Dramaturgie dieser Staffel wirkt auf diese Weise im Gesamtbild kraft-und saftlos wie der alte Picard. Ein unbemühtes Storytelling mit vielen Fanschmankerln ausdekoriert. Dabei hat die Serie extrem viel Potential. Aber immer wenn dieses - unabhängig von den Fanschmankerln - sich entfaltet, wird es dann doch bald wieder abgebrochen. Und ich habe den Verdacht, dass das mit der Unterwerfung unter die Figur Picard zu tun hat. Dieser alte Mann muss immer wieder in eine Position gebracht werden, die den Plot bricht. Welche Funktion hat die Rolle Picard abgesehen von dem Aspekt seine Lebensgeschichte weiterzuverfolgen (seine Gefühle und alten Gefährten Wiedersehen und z.T. neu kennen zu lernen) hinaus? Er repräsentiert die alte Sternenflotte, aber analog zu unserer Zeitgeschichte kommen von ihm KEINE Lösungen. Nur idealistische Überschriften. Die Lösungen sind dann die Abbrüche im Plot. So nach dem Motto: Sprüche reichen zur Rettung. Der Mechanismus, also der Lösungsweg, braucht dann nicht mehr gedacht und erzählt werden. Nur mal die letzten Minuten der Finalfolge: Wie können Androiden sofort wieder erlaubt sein ohne näheres Verfahren oder wenigstens einer dargelegten Überlegung? Was ist mit Commodore Oh? Warum ist Agnes Jurati plötzlich glücklich verliebt und Teil der Crew, wo sie doch eben erst ihren Geliebten getötet hat und sich dafür verantworten müsste und eigentlich auch emotional mitgenommen sein müsste? Hier hat man es sich erzählerisch verdammt leicht gemacht. Alle Konflikte sind unerklärt gelöst, einfach nur weil Picard eine moralische Instanz ist. Wieso, weshalb, warum? ...weiß man nicht, es wird einfach darüber hinweg gegangen.

Unterm Strich funktionieren die ersten beiden 'Discovery'-Staffeln bisher meiner Meinung nach insgesamt DEUTLICH besser, und sind somit imho das stärkste was dieses Franchise im 21. Jahrhundert bisher zu bieten hatte. Dahinter würde ich objektiv Abram's polarisierenden 2009er-Rebootfilm einordnen (nur diesen einen Film wohlgemerkt - auch wenn 'Into Darkness' mein persönlicher 'Quantum of Solace'-artiger Underdog im Trek-Universum ist) und aufgrund besager Problematik erst an dritter oder sogar vierter Stelle 'Picard'. Tatsächliche ERZÄHLERISCHE Stärken - außerhalb des sehr verzückenden Fanservice und fandom-versöhnlichen Charakters - sind bei 'Picard' kaum auszumachen. Der Plot hat eigentlich viel Potenzial, aber die Kern-Thematik wird am Ende doch weitesgehend verschenkt. Einzig die Darstellerleistungen darf man objektiv als souverän ansehen. Für eine Konsum-Empfehlung für die Allgemeinheit reicht das leider nicht.

Update meines persönlichen Star Trek-Serien-Rankings:


1. The Next Generation (1987-94)
2. The Original Series (1966-69)
3. Discovery (2017-19)
4. Deep Space Nine (1993-99)
4. Voyager (1995-2001)
5. Picard (2020)
6. Enterprise (2001-05)
7. The Animated Series (1973)

live long and prosper...

102

Freitag, 10. April 2020, 01:38

Mit etwas Verzögerung habe ich 'Star Trek: Picard' nun auch abgeschlossen. Größtenteils sehe ich die Serie ähnlich, Dr. moVe. Unter dem Strich überwiegt leider die Ernüchterung und das Gefühl, dass man viele Chancen verschenkt hat. (Hab versucht, die Spoiler mild zu halten :) )


Stärken:

Die Grundidee finde ich ziemlich gut. Und überhaupt den Ansatz, sich endlich mal wieder der richtigen Zukunft zu widmen und die Geschehnisse nach 'Nemesis' und, zum Teil, 'Star Trek' aufzugreifen und weiterzuführen. Das hat mich in der ersten Folge noch ziemlich begeistert, muss ich sagen. Nach all den überkonstruierten Prequel-Ansätzen fühlte es sich erfrischend und richtig an, endlich wieder die "Gegenwart" der Zukunft weiter zu erzählen. Die Erzählstränge um Data und Androiden allgemein, die Überbleibsel der Borg und das Schicksal der Romulaner, sowie natürlich der TNG-Crew.

Auch einige Story-Ideen fand ich ganz gut. Beispielsweise 7of9's Aktion auf dem Borgwürfel. Und natürlich das Wiedersehen mit alten Bekannten.


Schwächen:

Da kommt leider der Hauptteil. Grundsätzlich empfand ich die ganze Stimmung und die Erzählweise von Picard irgendwie seltsam. Das ist auch schwierig, genau zu beschreiben. Es wirkte alles ein bisschen bemüht, teilweise behäbig, und sehr oft auch un-trekkig. Es gab immer wieder Details, die sich unstimmig anfühlten. Und damit meine ich noch nicht mal irgendwelche Kanon-Verletzungen.

Das beste Beispiel ist der Umstand, dass ein Kind Hasen erlegt, die man dann schlachtet und isst. Das ist für mich in Bezug auf das ST-Universum so grundfalsch und befremdlich, wie wenn man Bond beim Burger-Essen im McDonalds zeigen würde. Sieben TNG-Staffeln lang wurde Troy als sensible Empathin gezeigt, die mit jedem noch so primitiven Weltraumbakterium mitfühlen kann, für Hasen reichts dann aber nicht. Vielleicht wirkt es pedantisch, sich an solchen Dingen zu stören, aber sowas signalisiert mir ein grundsätzliches Desinteresse der Macher an dem, was Star Trek über Jahre hinweg ausgemacht hat. Das zeigt sich auch an den meisten Charakteren, die saufen, rauchen, Tattoos und Jeans tragen, und insgesamt rüberkommen, als wären sie eigentlich lieber Rebellen bei Star Wars. Teilweise merkt man da noch nicht mal ansatzweise eine Bereitschaft, Dinge in die Zukunft zu übertragen. (Aber das ist auch schon ein Punkt, der mir in den Abrams-Filmen sauer aufstößt, wenn etwa Jugendliche zweihundert Jahre alte Punkmusik cool finden.)

Und das leitet auch schon zum zweiten Problem über: Die Charaktere. Ich bin mit den wenigsten warm geworden. Vor allem Raffi und Rios fand ich irgendwie völlig uninteressant und aufgesetzt. Was gab es früher für ikonische Charaktere bei ST. Spock, Data, Worf, der Holodoc, ... Selbst bei Discovery gab es teilweise richtig gute Typen im Vergleich. Wie gern hätte ich mehr von der alten TNG-Crew gesehen...

Wirklich herausstechend fand ich nur Allison Pill, die wirklich toll und sympathisch gespielt hat, und die ich in Zukunft gern öfter sehen würde. Selbst Patrick Stewart fand ich seltsam kraftlos und bemüht. Sicher, er ist in einem stolzen Alter, aber ich hatte das Gefühl, dass er die meiste Zeit im Hintergrund rumsteht und sitzt und sich freut, dabei sein zu dürfen. Ein netter Opa, den alle dafür schätzen, was er mal war, der aber nichts mehr reißt. Dafür, dass die Serie mit ihm beworben wurde und seinen Namen trägt ist das ziemlich dünn. Man hat den Kirk-Kinofilmen regelmäßig vorgeworfen, behäbige Rentner-Ausflüge im All zu sein, aber im Vergleich waren das dynamische, wunderbar erzählte Perlen. Und obwohl ich auch Discovery eher kritisch gegenüberstehe, muss ich doch sagen, dass die beiden Staffeln dort kurzweiliger und 'fetziger' erzählt wurden. Manche Folgen bei STP bestanden fast ausschließlich aus Dialogen, wie eine Talkshow.

Was mir sowohl am Abrams- wie auch am Kurtzman-Trek mittlerweile auch ziemlich nervt, ist der ständige 'Zorn des Khan'-Fanservice, und vor allem der daraus resultierende Erzählmodus "Charakter XY ist tot, aber hey, es gibt Hoffnung". Das Ding ist meinem Empfinden nach mittlerweile zu Tode geritten worden. In Discovery ist gefühlt jeder Haupt- und Nebencharakter einmal gestorben und durch die Hintertür wiedergekommen. Sterben und Auferstehung als Hobby, das jeder mal mitmacht, und das mittlerweile so dramatisch und bedrohlich wirkt wie ein Schnupfen. 'Picard' vergeigt damit auch das Finale, und wiederholt für mich damit fast eins zu eins den Fehler von 'Nemesis'.

Besonders fragwürdig finde ich das ehrlich gesagt in Verbindung mit der Philosophie, dass erst die Sterblichkeit uns erst zu tollen Menschen macht, die vor allem von Picard ja gern vorgetragen wird. Das Bewusstsein der Endlichkeit veredelt angeblich jeden Moment, gleichzeitig stirbt aber niemand so wirklich, sondern kommt dank irgendeinem Technikzauber-Fake durch die Hintertür zurück. Das ist eine ähnlich system-interne Heucheleu wie bei Star Wars, wo man sich gern mit Rebellen-Pathos schmückt, im Kern aber längst Turbokapitalismus ein Reinform darstellt.

Der Plot hat eigentlich viel Potenzial, aber die Kern-Thematik wird am Ende doch weitesgehend verschenkt.


So habe ich das auch empfunden. Dafür, dass man mal wieder eine galaktische Bedrohung beschworen hat, löst sich alles viel zu schnell in Wohlgefallen und glücklichen Menschen auf. Ähnlich wie bei 'Insurrection' dreht sich am Ende alles um ein merkwürdig winziges Dörfchen auf irgendeinem Planeten. Insgesamt hatte ich mir doch mehr gewünscht, aber angesichts der Ernüchterungen bei Discovery auch etwas in der Art erwartet. Vielleicht ist ein Problem bei Picard, dass die gesamte Serie von einem einzigen Autoren erdacht wurde, der keine ST-Erfahrung hat. Die besten Folgen bei früheren ST-Serien waren sehr oft die von langjährigen, erfahrenen Autoren.

Und ich muss auch gestehen, dass ich mittlerweile auch der horizontalen Erzählweise allgemein bei ST sehr überdrüssig geworden bin. Man kann die sich routiniert selbst rebootende Abgeschlossenheit der Folgen bei TOS, VOY und TNG berechtigt kritisieren, weil da oft einiges an Potential verschenkt wurde. Aber dadurch entstanden auch immer wieder kleine Perlen und sogar Meisterwerke von Folgen, die man gern mal wieder in den Player legt und genießt, ohne die gesamte Serie zu sehen. Das vermisse ich bei Discovery und Picard enorm. Aber es ist halt gerade en vogue, und Leute wie Kurtzman halten es für tolles 'storytelling'. Trotzdem kommen sie aber nie auch nur ansatzweise in die Nähe von 'Game of Thrones' und Co.

So, ich hoffe das war nicht zu negativ und grummelig. ;)


Meine Serienliste sieht momentan ungefähr so aus:

1) The Next Generation
2) Voyager
3) The Original Series
4) Enterprise
5) Deep Space Nine (Bin damit nie so wirklich warm geworden, mea culpa. Aber hat natürlich viele grandiose Folgen.)
6) Discovery
7) Picard
8 ) The Animated Series (Aber zugegebermaßen noch nicht vollständig gesichtet.)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Martin« (10. April 2020, 01:52)


Mister Bond

Felix Leiter

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103

Freitag, 10. April 2020, 11:57

Ich bin wohl kein Trekkie, wie es einige von euch hier sind, aber bei den Kirk/Spock/McCoy Sachen kann ich mitreden, denn vor allem die originalen um Shatner, Nimoy und Kelley bleiben für mich das mit Abstand beste, was das Star Trek Universum je angeboten hat. Deshalb legte ich mir auch die äußerliche schöne BD Box zum 50. jährigen Jubiläum 2016 um die alte Crew an (Serie, Filme plus Animationsserie).
Bei TNG finde ich die Crew um Picard auch gut, aber wie ich schon schrieb, so ein Triumvirat wie Shatner, Nimoy und Kelley es war? Never. Egal ob Data, Riker, die ich sehr gut finde, aber nein, sie kommen für mich nicht an die "Originalen" heran.
Dann wird mir auch mächtig zu viel philosophiert, was auch auf Kosten des Spaßes geht. Bei der Original Series habe ich mich fast in jeder Folge köstlich amüsiert. Dazu stehe ich eher auf den farbenfroheren 60s Look, alles was in den späteren Serien gezeigt wurde, war mir optisch zu dröge.
Nun, deshalb konnte ich alle anderen Serien, außer der Original Series, nie wirklich komplett gucken, es interessierte mich weniger.

So verhält es sich auch bei den Kinofilmen. Die Filme mit Shatner und co, sind wahre Perlen! Das stimmt die Mischung zwischen Botschaft, Action, Spannung und Humor.
Bei den Picard Filmen, da muss ich doch eher mit meine Müdigkeit kämpfen. Die Reboot Filme sind wieder unterhaltsamer, haben aber zu viel Action. Dennoch ein Lob an die Schauspieler Pine, Quinto und Urban, vor allem Karl Urban überzeugt mich als McCoy und Chris Pine gibt einen sympathischen, anfangs noch hitzköpfigen James T. Kirk.

Discovery und Picard habe ich noch gar nicht gesehen, werde mir aber Discovery wohl noch antun.


Passend dazu sah ich mir seit letztem Freitag bis Mittwoch nochmal alle Filme der Crew um Shatner an. Meine Rangliste wurde eigentlich nur bestätigt:

1) Star Trek VI - Das unentdeckte Land
Es heißt ja eh bei der Shatner-Crew, dass die geraden Filmzahlen die besten sind. Trotzdem finde ich diesen Film hier noch unterbewertet.
Für mich ist dieser hier ohne Wenn und Aber die Quintessenz von Star Trek und mit Abstand auch der spannendste Film von allen! Hier geht es um die Botschaft, die Star Trek immer vermittelt hat:
ein friedliche Co-Existenz, eine politische Parabel um die zerfallende Sowjetunion, das auch die größten Feinde, mit größten Kraftanstrengungen zusammenfinden können.
Natürlich mit Hardlinern auf allen Seiten, die diese Bestrebungen torpedieren möchten. Gespickt und garniert wird das Ganze mit einer außerordentlich spannenden Krimistory, um den Komplott gegen die Enterprise, insbesondere müssen sich Kirk und McCoy des Mordes verantworten. Dazu kommen für mich die ausgewogensten Actionszenen im Franchise, es geht nie Richtung Bombast, wirkt aber auch nie öde.
Das Ende ist einfach toll, rührend...und dann noch die original Unterschriften der Crew zum Abspann. Weshalb aber ein "Zorn des Khan" fast immer auf Platz 1 gewählt wird? Für mich schleierhaft.
9/10

2) Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart
Der herzigste, humorvollste und menschlichste Film. Den muss man einfach lieben, und Culture Clash funktioniert ja häufig in Filmen. Gerade 1985 und 1986 gab es gleich drei tolle "Klassiker" um einen Culture Clash. Sei es "Zurück in die Zukunft", in der Marty McFly aus der Zukunft unter anderen auch mit dem Jahr 1955 fertig werden muss, "Crocodile Dundee" um Mick Dundee, der sich plötzlich in der Metropole New York zurecht finden muss und halt hier die Enterprise Crew, die ins Jahr 1986 reist um die eigene "Zukunft" zu retten.
Das ist einfach köstlich, der Humor dieser Crew funktioniert auf mich immer, aber wenn sich Kirk, Spock, McCoy, Uhura, Scotty, Sulu und Chekov hier wie komplett fremde Wesen durch San Francisco tümmeln, ist dies einfach nur herrlich. Dazu kommt die herzige Geschichte um die Wale und Catherine Hicks spielt ihre Rolle als Mensch aus dem 20. Jahrhundert auch sympathisch. Sie findet Gefallen an die schrullig wirkenden Kirk und Spock. Nicht immer muss man schrullig wirkende Menschen ablehnen.
In diesem Teil gibt es auch keinen einzigen Toten und da sich vieles auf der Erde des Jahres 1986 abspielt, es mehr um den Culture Clash und den Plan der Errettung der Wale und der zukünftigen Erde angeht, sind Actionszenen hier (neben den ersten Film) auch Mangelware, dies schadet das Ganze aber nicht.
Wie ich schon oben schrieb: bei den Picard Filmen hätte man wohl noch mehr herumphilosophiert, bis ich wohl eingeschlafen wäre, aber bei Shatner und co. passt alles!
Bei Umfragen gilt dieser neben "Der Zorn des Khan" ja auch als Favorit.
9/10

3) Star Trek II - Der Zorn des Khan
Hier kommt er nun, der für viele Beste und Beliebteste Film der Reihe. Sicher, da er auf der Episode "Der schlafende Tiger" aus der ersten Staffel der Kultserie basiert, hatten viele Trekkies ein Bezug. Ricardo Montalban gibt den Antagonisten Khan charismatisch, Kirk hat seine Nemesis, der Film ist für Star Trek Verhältnisse Actionreich, ich mag die Kulissen, der Film bietet auch durchgehend eine Grundspannung und hat für viele das emotionalste Ende (wobei ich ja das Ende von VI emotional noch besser finde, wenn auch auf einer anderen Ebene: nämlich glücklich statt traurig). "Der Zorn des Khan" bietet aber eines der schönsten Sätze, nämlich das was Spock zu Kirk sagt: "Ich war es und werde es immer sein, ihr Freund." Ein simpler Satz, dennoch wirkt dieser ungemein. Dennoch punkten Teile IV und VI bei mir mehr, da diese halt mehr von der Star Trek Botschaft ausstrahlen, der eine mit noch schönerem Humor glänzt, der andere mit noch mehr Spannung und Intrige ausgestattet ist.
8/10

4) Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock
Im Grunde ein Double Feature mit "Der Zorn des Khan", die Endereignisse von Teil 2 sind ja hier sehr ausschlaggebend. Auch was Ausstattung und Musik (James Horner) angeht, ist dies die logische Fortsetzung. Ebenso verstehe ich nicht, weshalb dieser Teil für viele schlechter sein soll als sein Vorgänger.
Ähnlich verhält es sich ja bei uns Bondfans, die "Der Spion, der mich liebte" schätzen, aber "Moonraker" sehr viel schwächer finden. Sprich Top 5 der eine, Flop 5 der andere.
Gut, so schlecht kommt "Auf der Suche nach Mr. Spock" nicht weg, trotzdem für mich auch sträflich vernachlässigt.
Was liebe ich die Ausstattung, der Genesis Planet, der "Bird of Prey" der Klingonen, Christopher Lloyds Oberschurke samt Klingonen Schoßhündchen
Und auch hier gibt es einen schönen Satz im Dialog zwischen Spock und Kirk:
Spock: "Mein Vater sagte mir, Sie waren mir ein Freund. Sie haben mich wieder zurückgebracht." - Kirk: "Sie hätten dasselbe für mich getan." - Spock: "Aber warum haben Sie es getan?" - Kirk: "Weil das Wohl von Einem genauso schwer wiegt, wie das Wohl von Vielen!
Dazu die Opferung der alten Enterprise, weshalb die Crew im vierten Film im gekaperten Bird of Prey unterwegs ist.
7/10

5) Star Trek V - Am Rande des Universums
Was? Das fragen sich jetzt viele, aber auch hier kann ich absolut nicht verstehen, warum der sogar als schwächster Film der gesamten Reihe gesehen wird, oder zumindest von allen 13 Filmen, es nie in die Top 10 schafft.
Dabei sind schon Kirks, Spocks und McCoys Landurlaub GOLD wert! Ja, die alten Säcke, sehen sich die ganze Zeit auf der Enterprise, aber scherzen und unken zusätzlich am Lagerfeuer....HERRLICH ^^ Auch des Weiteren halte ich diesen Film für actionreicher und spannender als es einige andere Teile sind. Die Frage um Gott ist auch Star Trek Pur und köstlich ist Kirks Konfrontation/Dialog mit dem angeblichen Gott im Finale.
6/10



6) Star Trek - Der Film
Sorry, ich weiß hier gibt es (oder gab es) welche, die diesen Film sehr mögen. Dies kann ich nur im folgenden Punkt unterstützen:
Der Film ist eine audiovisuelle Pracht. Er geht weit über die Pappkulissen der 60er Serie hinaus, Ende der 70er herrschten durch Star Wars, aber auch James Bond, andere Maßstäbe.
Und Jerry Goldsmiths Soundtrack ist wohl der stärkste. Aber das ist es: der Film erstickt am Ende in seiner eigenen audiovisuellen Pracht, er ergötzt sich daran zu sehr.
Auch die Grundhandlung ist nicht interessant genug. Capt. Decker und Ilia kennt man kaum, deren Schicksal nimmt man dann am Ende auch einfach hin, egal ob von Zuschauer oder der restlichen Crew.
Dazu dauert es beträchtlich lange, sehr lange, bis die Enterprise überhaupt auf Mission geht. Sorry, aber hier kämpfe ich immer mit der Müdigkeit.
So auch dieses Mal, bei den anderen Filmen habe ich damit kein Problem.
4/10

Was mir noch auffällt: leider spielte der Meister Jerry Goldsmith für die beiden schwächsten Filme den Soundtrack ein, so sind es bei II und III James Horner, bei IV Leonard Rosenman und VI Cliff Eidelmann.
Die Regisseure der besten Filme: Nicholas Meyer (II und VI) und Leonard Nimoy (III und IV), die auch als einzige halt mehr als nur einen Film inszenieren durften.

Schade finde ich in der deutschen Synchro, dass man für Teil II und III nicht Gert Günther Hoffmann auf Shatner engagieren konnte. Weiß jemand warum? Schließlich hat Hoffmann dazwischen, 1983, ja auch Connery wie üblich in "Sag niemals nie" gesprochen. Ich liebe GG. Hoffmann einfach, er ist der Shatner Kirk.
Bei DeForest Kelley (McCoy) war es wohl klar. Nach dem Unfalltod von Manfred Schott (1981) suchte man einen neuen Sprecher. Aber auch hier finde ich dann den grandiosen Randolf Kronberg (ab Teil IV und die andere Hälfte der Ur-Serie, Sat.1 Synchro) am besten. Niemand sagte "Mein Gott, Mann!" schöner als er.

Dr. moVe

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104

Sonntag, 12. April 2020, 11:28

@Martin
Danke für Deine ausführlichen und unterhaltsamen Ausführungen! :thumbup:

Bin da ganz nahe bei Dir. Sehe fast alle Punkte genauso. Schmunzeln mußte ich vorallem bei Deiner Erwähnung der Hasen-Schlachtung für den Pizza-Schmaus, die ich ebenfalls als No-Go empfand - obwohl mich die Folge in der das stattfand unterm Strich als TNG-Fan am meisten begeistert hat. Seit bekannt wurde, das Riker und Troi eine Familie gründen werden, hatte ich mich immer gefragt, welche Kids wohl bei diesem verdammt coolen Paar herauskommen, und das Ergebnis hat mich nicht enttäuscht - was allerdings in erster Linie an der offensichtlich hochtalentierten und großartig gecasteten Kinderdarstellerin, die den entsprechen Promi-Nachwuchs verkörpert liegt. Troi's groteske Unsensibilität bezüglich dem Hasen-Mord, wird imho wenig später durch ihre glaubwürdige Performance 'wiedergutgemacht', in der sie den tragischen Backround ihres Post-Nemesis-Familienlebens plausibel und - im Rahmen ihres bisher gewohnten Charakterbildes - gut vermittelt. Und da sind wir auch direkt bei der merkwürdigen Widersprüchlichkeit dieser Serie angekommen: Einerseits muß ich wie erwähnt sämtliche Deiner Kritikpunkte an Picard bestätigen, geschätzter Martin. Anderseits gibt es hier einige TNG-Charaktermomente zu erleben, die imho in ihrer Sensibilität und Stimmigkeit fast alle TNG-Kinofilme (außer Generations) übertrifft. Sämtliche Szenen die auf dem (echten) französischen Picard-Anwesen spielen, empfand ich geradezu als erlösendes Fan-Balsam, angesichts der zahlreichen, eher befremdlichen Jean-Luc-Momente in den action-hero-artigen Kinofilmen der Enterprise-E-Ära. Auch die Szene am See mit Riker bestach meiner Meinung nach durch ein sehr gutes Gespür für diese beiden TNG-Hauptcharaktere und ihr Verhältnis zueinander. Umso merkwürdiger ist dann der stetig erfolgende Bruch mit der eigenen, langfristig ausdefinierten Moral im Bezug auf die eigenen Handlungen und der offensichtliche Verzicht jeglicher kritischer Selbstreflexion der Hauptfigur zugunsten eines naiven, ja geradezu gefährlich anmutenden Überidealismus. Das widerspricht gleichzeitig auch dem Konzept mit den vielen gebrochenen Charakteren, zwischen denen Picard im problematischen Gesamtbild dieser Staffel als quasi unantastbarer 'Messias' stilisiert wird. Mal abgesehen das das ganze dadurch nicht kohärent und recht halbgar wirkt, frage ich mich, was uns das ganze Szenario vermitteln sollte. Welcher philosophische Ansatz wird hier verfolgt ? Gibt es überhaupt einen ? Eigentlich ist es ein Witz das ich ernsthaft diese Frage stellen muß, angesichts dem Umstand wieviele Vorwürfe sich gerade die letzten 4 Kinofilme ('Nemesis' gehört für mich bereits dazu) sich genau diesbezüglich gefallen lassen mußten und es im Vorfeld wie eine Selbstverständlichkeit wirkte, das uns mit 10 Folgen 'Picard' nun etwas mehr 'Tiefgang' erwarten würde. Das sich dieser potentielle 'Tiefgang' aber fast ausschließlich im tragischen Backround der Charaktere manifestieren wird, habe ich nicht erwartet. Ich zähle mich eigentlich zu der Fraktion der sehr liberalen Fans, da ich im Gegensatz zur hoffnungslos zersplitterten und sehr zerstrittenen, je gerade regelrecht verbitterten breiten Maße der Fandoms, mit sämtlichen bisherigen Formaten, Epochen und Ausrichtungen dieses Franchise im Gesamtbild gut klar gekommen bin. Umso überraschter bin ich nun, das ich mich ausgerechnet 'Picard' - von dessen Konzept ich das genaue Gegenteil erwartet hätte - nun so völlig ratlos zurückläßt.

Spoiler Spoiler

So sehr mich Data's Sterbeszene auch bewegt hat: Es fällt mir äußerst schwer, mich mit der Idee des Golem-Picard anzufreunden. Ich verstehe nicht was die Autoren hier geritten hat, denn es ist doch offensichtlich das hier mehr kaputt gemacht, als 'gerettet' wird. Wie Du schon vollkommen richtig erwähnt hast, Martin, war Jean-Luc stets ein Inbegriff dessen, was man einen 'Verteidiger' der Sterblichkeit nennen sollte. Gerade Generations - der imho besonders in diesem Punkt extrem unterschätzt wird - wirkt hier bis heute besonders auf mich nach. Umso dämlicher wirkt es, Picard diesen natürlichen Tod zu verwehren, um... ja was eigentlich ? Auch hier drängt sich die Frage auf, was uns vermittelt werden sollte. Und nicht nur das: Was soll dieser Plot- und Bodytwist langfristig bringen, außer das der unausweichliche Tod nur ein paar lächerliche Jährchen aufgeschoben wurde ? Wozu das Ganze ? Je länger ich darüber sinniere desto merkwürdiger und überflüssiger empfinde ich den Weg der hier gegangen wurde. Zumal er etliche guten Ansätze die diese Staffel spüren ließ, weitesgehend negativ überblendet.

Mal zu etwas anderem, was beiläufig in die letzte Folge eingestreut wird, was ich aber als nicht mehr heftiges No-Go empfinde: Das 'magische' Wunder-Werkzeug, das mittels Gedankenkraft quasi 'ALLES' kann. Ist die Macht nun endgültig mit unseres Dudes des 24. Jahrhundert ?! Die jahrzehntelangen Technobabble-Vorwürfe gegenüber dem Franchise in allen Ehren - aber dieses Instrument hebelt praktisch sämtliche technischen Probleme für immer aus, wo sie doch nun plötzlich diesen 'alles könner'-Zauberstab haben. Gehts nicht noch einfallsloser ?!

Trotz meiner Spoiler-Ausführungen muß ich sagen, das mich der erwähnte Erzählmodus "Charakter XY ist tot, aber hey, es gibt Hoffnung" zwar ebenfalls nervt, aber das ich mich hier bezüglich dieser Picard-Staffel zurückhalte. Denn genau dieser Aspekt nervt mich bei diesem Franchise schon immer. Wenn man fair ist, geht das wirklich sogar zurück bis zur Originalserie, wo man Strichlisten führen kann wie oft die Hauptcharaktere schon sterben durften und setzt sich in quasi jedem Spin-Off fort. Daher verbinde ich das auch weniger mit 'Der Zorn des Khan'. Vermutlich fokusiert man sich aber oft darauf, weil es sich um einen Kinofilm, in dem der entsprechende 'Tod' besonders unterstrichen wird, handelt, und die 2 weiteren plaktiven 'Nichtwirklich-Tod'-Momente innerhalb der bisher 13-teiligen Kino-Serie tatsächlich wie eine schwache Kopie dieses Szenarios anmuteten. Dennoch bleibt es für mich eher ein Schwäche des gesamten Franchise und kein ausdrückliches Khan-Phänomen. Das sind für mich eher Dinge wie beispielsweise die obligatorische 'Doomsday-Waffe' gegen dessen Weltvernichtungscountdown die jeweilige Crew mit allen Mitteln anrennen muß, die sich als extrem lästiges und schwer nachzuvollziehendes, blödes Klischee der jüngeren Kinofilme (und nun schließlich auch Discovery und Picard) entwickelt hat.

Meine Serienliste sieht momentan ungefähr so aus:

1) The Next Generation
2) Voyager
3) The Original Series
4) Enterprise
5) Deep Space Nine (Bin damit nie so wirklich warm geworden, mea culpa. Aber hat natürlich viele grandiose Folgen.)
6) Discovery
7) Picard
8 ) The Animated Series (Aber zugegebermaßen noch nicht vollständig gesichtet.)

Freut mich Voyager so weit oben bei Dir zu sehen, da ich immer das Gefühl habe, das ich diese Serie oft unterschätzt habe.

Passender Weise habe ich mir in den vergangen Wochen - inspiriert durch die Seven-Auftritte in 'Picard' - eine 60-Folgen umfassende 'Best of-Episodenliste' (die ich übrigens für jede Trek-Serie erstellt habe - stets mit dem Anspruch das sich keine spürbaren Plotholes darin befinden) der Abenteuer von Captain Janeway's Crew nochmal angeschaut und war emotional wieder "voll dabei".

Ich muß mich übrigens nebenbei bemerkt als ziemlicher Seven-Fan outen - trotz all den 'Erotic Sells'-Vorwürfen die man hier gerne anführen darf. Ich liebe diesen herrlich geschriebenen, gespielten und - ja, ok, nebenbei auch extrem knusprig anzusehenden - Charakter! :love: Würde die Serie aus den erwähnten 60 Folgen bestehen, wäre sie vermutlich bei mir ebenfalls in der Top-3. Leider ziehen bei mir die vielen restlichen 'Beiwerk'-Folgen die Serie - und das imho enttäuschende und nicht unproblematische Finale - ein paar Plätze runter. Wobei ich fairer Weise zugeben muß, das die 79 Folgen der Original-Serie ebenfalls zur Hälfte mit spürbar schwächeren Beiträgen als die Highlights aufwarteten. Hier ist es dann wohl die persönliche Prägung, die das Original bei mir nach oben pusht, denn Star Trek brach völligst chronologisch auf mich herein. Und Kirk & Co sind dadurch quasi für mich sowas wie die Connery-Ära bei Bond. Nebenbei bemerkt hat es mich immer fasziniert, das die beiden Fandoms denen ich leidenschaftlich angehöre, beide ihren Franchise-Urknall in den 60ern hatten.

Bei der Original Series habe ich mich fast in jeder Folge köstlich amüsiert. Dazu stehe ich eher auf den farbenfroheren 60s Look, alles was in den späteren Serien gezeigt wurde, war mir optisch zu dröge.
Nun, deshalb konnte ich alle anderen Serien, außer der Original Series, nie wirklich komplett gucken, es interessierte mich weniger.

Ich kann gut nachvollziehen was Du meinst. Und auch wenn ich ein absoluter TNG-Fan bin, ist ein Teil von mir in diesem Punkt ganz bei Dir. Das ist vermutlich auch der Hauptgrund warum ich mit den meisten stilistischen Entscheidungen (überbordende Farbpalette, verspieltes Design, lustige Movements) der Abrams-Kinofilme keine ernsthaften Probleme hatte. Das gleiche gilt für den Spaßfaktor. Ich schließe mich auch der Ansicht an, das 'The Motion Picture' in vielen Belangen ein nicht minder krasser Bruch mit den bis dato gewohnten Trek-Sehgewohnheiten darstellte, wie die in dieser Hinsicht viel häufiger kritisierten Abramsfilme. Nicht falsch verstehen: Die Kinofilme der Originalcrew sind für mich (bis auf eine Ausnahme: Das Werk von Herrn Regisseur Shatner) ein Heiligtum: Aber ich kann Zuschauer verstehen, die hier diverse Aspekte vermißten, von denen die 60er-Jahre-Serie geprägt war und die tatsächlich erst wieder ganze Jahrzehnte später mit den Abrams-Filmen (die dann wiederum ganz andere wesentliche Dinge vermissen ließen) in das Franchise Einzug hielten.

Ich habe vergnügt festgestellt das Deine Wahrnehmung der Kinofilme sehr ähnlich wie meine ist. Mit Deiner Kritik bezüglich der allgemeinen Überbewertung von 'Der Zorn des Khan' rennst Du bei mir offene Türen ein. Nicht das man den Film nicht als den besten werten darf. Aber die arrogante Selbstverständlichkeit und maßlose Auslobung und souveräne Abgeschlagenheit, mit der die 'Allgemeinheit' den Film 'natürlich' und 'ganz selbstverständlich' auf dem 'unantastbaren' aller-ersten Platz abfeiert, geht mir schon sehr lange auf den Keks. Auch dieser Film ist nicht perfekt, füllt nicht jeglichen Aspekt des Franchise so repräsentativ aus, wie es zumindest viele Lobpreisende auf ermüdende Art gerne zelebrieren, und hat diverse Schwachpunkte. An meinen Zeilen merkt man wohl, das ich diesbzüglich echt genervt bin. Es gibt ja auch Bondfans denen das ewige Abfeiern von Goldfinger auf den Keks geht. Ich zähle mich zwar nicht dazu, aber angesichts der schier endlosen Ehrerbietungen von 'Der Zorn des Khan' habe ich bei Bond auch Verständnis dafür. 'The Undiscovered Country' steht auch bei mir ganz oben - aus sehr ähnlichen Gründen, wie bei Dir. Dessen Schlußszene war vielleicht sogar der bewegenste Moment, den ich jemals bei einer Filmreihe erlebte. Und das sogar mehrfach. Ich erinnere mich noch gut an 2 von mir besuchte lange Kino-Filmnächte Mitte der 90er Jahre, in denen alle 6 Originalkinofilme auf einer großen Leinwand flimmerten. Da stand dem jeweiligen filmischen Trek-Marathon-Publikum bei der Endszene jedesmal das Wasser in den Augen... und man merkte das das keine Tränen aus Erschöpfung waren. Und da 'The Voyage Home' mein erster Trek im Kino war, hat dieser Film sowieso einen ewigen Nostalgie-Bonus. Teil III schätzte ich auch stets und finde ihn recht unterschätzt und Teil I war im Kino ein sehr prachtvolles Erlebnis. Teil V empfinde ich allerdings leider genau als die Gurke, die viele in ihm sehen. Wobei ich oft versucht habe mir den Film schön zu gucken. Selbst den Roman zum Film und den Comic habe ich beim Release mitzelebriert. Aber es half alles nichts. Er wurde einfach nicht besser. Vermutlich liegt es auch daran das mir die jeweiligen production values stets immer sehr wichtig sind. :coffee: Die von Dir erwähnte Lagerfeuersequenz mag ich nichtsdestotrotz auch sehr.

Schade finde ich in der deutschen Synchro, dass man für Teil II und III nicht Gert Günther Hoffmann auf Shatner engagieren konnte. Weiß jemand warum?

Bezüglich Kirk bleiben die Gründe für die Neubesetzung der deutschen Stimme bis heute unklar. Zum Teil wird vermutet, Hoffmann sei dem Studio zu teuer gewesen. Er selbst gab in einem Interview an, nicht einmal gefragt worden zu sein. Der bisherige Sprecher von Pille starb leider bereits 1982.

Dieser Beitrag wurde bereits 18 mal editiert, zuletzt von »Dr. moVe« (12. April 2020, 18:31)


Havanna

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Sonntag, 12. April 2020, 15:19

Witzig, dass ich die Bondfilme schon öfter gerankt habe, aber die ST-Filme und -Serien, die ich mindestens genauso lange schon verfolge, noch gar nicht. Ich versuche mich mal, inklusive einer kurzen Einschätzung. Wie auch bei Bond kann sich die Reihenfolge immer mal wieder ändern, vor allem, da mein letzter Re-Run schon wieder etwas her ist:

1) The undiscovered country:
Eine spannende, politische und logische Story mit realistischer, aber nicht übertriebener Bedrohung inklusive Gegenspieler mit verständlicher Motivation, worldbuilding par excellence, ein schönes Zusammenspiel aller Figuren inklusive derer, die nicht mehr auf der Enterprise stationiert sind. Und natürlich ein emotionaler Abschied von der Originalcrew. Aber auch der Film als sich ist ein würdiger Abschluss für diese Crew! Der Film wäre aber auch klasse, wenn er kein ST-Film wäre!
2) First contact:
Mit den Borg die furchteinflößendsten Feinde des Franchise, auch spannend bis zum Schluss, gleichzeitig aber auch die ein oder andere literarische und philosophische Note.
3) Generations:
In meinen Augen von vielen unterschätzt. Von allen TNG-Filmen bekommen auch die Nebencharaktere hier am meisten zu tun. Einige sehr lustige Szenen (Datas Emotionschip), aber auch viel Emotionales (Picards Verlust zu Beginn, die Zerstörung der Enterprise) und auch hier ein charismatischer Bösewicht mit einer subjektiv nachvollziehbaren Motivation. Und vor allem am Ende das ein oder andere philosophische Einsprengsel. Dazu natürlich das Aufeinandertreffen der beiden Captains! Dass da nicht alles logisch ist: Geschenkt! Ich habe immer großen Spaß bei dem Film!
4) The Voyage Home:
Die Öko-Message ist natürlich honorig, aber schon sehr holzhammerartig. Aber natürlich der lustigste und lockerste Film der Reihe, die Culture-Clash-Momente der Crew in den USA der 80er-Jahre sind natürlich herrlich, meine Lieblingsszene ist hier die Computer-Sprachsteuerung von Scotty.:)
5) The Wrath of Khan:
Auf jeden Fall sehr spannend das gegenseitige Belagern der Schiffe, meiner Meinung nach neben den Borg-Kampfszenen in First Contact das Spannendste, das ST zu bieten hat. Auch den Rückgriff auf die Originalserie finde ich gelungen, ebenso die Sterbeszene von Spock. Insgesamt ist mir da aber zu viel Overacting von vielen Seiten dabei (v.A. Kirk und Khan) und Khan und seiner Crew nimmt man wie in der Serie schon, die Übermenschen einfach nicht ab.
6) Nemesis:
Finde ich auch von vielen unterschätzt. Ähnlich wie in Voyage Home ist der philosophische Ansatz erkennbar und anzuerkennen, aber schon sehr platt umgesetzt. Auch nach Logik im Plot darf man nicht allzu lang und intensiv suchen. Der Film bietet aber die meiner Meinung nach beste Raumschlacht der ST-Filme (das Belagern von Enterprise und Reliant sehe ich nicht als Schlacht) und ist durch Datas gelungenen (Vorerst)-Tod und die letzten Szenen auch ein passender Abschluss für TNG, wenn auch nicht so stark wie der der TOS-Crew.
7) Star Trek:
Ein gelungener Reboot: Die Schauspieler passen zum größten Teil (ich finde Urban tatsächlich am stärksten), das neue Universum wird passend mit dem alten verknüpft und der optische und technologische Reboot schlüssig erklärt. Motivation und Ausarbeitung des Bösewichts ist aber sehr platt, insgesamt ist mir zu viel Krachbumm (generell ein Problem des Reboots) und die Zerstörung Vulkans hätte nicht sein müssen.
8) Beyond:
Gut, aber etwas schwächer als Teil 1 der neuen Filme. Der technische Fortschritt im Vergleich zum eigentlichen Universum wird hier mit der Yorktown zwar übertrieben, aber mir gefallen die Verweise auf die Enterprise-Serie (Raumschiff, Xindi...), er ist erwachsener und ruhiger als die anderen beiden. Die Crew agiert mir aber zu lang zu getrennt und das Motiv "Rache" des Gegenspielers ist langsam arg ausgelutscht.
9) Into Darkness:
Wow, Harrison ist Khan? Wer hätte das gedacht?:) Insgesamt ein in vielen Bereichen "Wrath of Khan 2.0". Manches macht er besser (Khan nimmt man hier, auch dank besserer filmischer Möglichkeiten den Übermenschen deutlich eher ab), manches schlechter oder gleich wenig gelungen (Sterbeszene von Kirk). Aber auch interessant, Kirk und Khan mal zusammenarbeiten zu sehen (wenn auch nur kurz) statt gegeneinander.
10) Insurrection:
Der ruhigste TNG-Film, was grundsätzlich gar nicht negativ ist, vor allem nach seinem Vorgänger, der das Tempo doch stark angezogen hat. Der Film macht in Idee und Umsetzung vieles richtig, trotzdem ist er immer auch ein bisschen "schnarchig", wobei ich das gar nicht richtig einordnen kann warum.
11) The Search for Spock:
Dieser Film liegt für mich am längsten zurück, vielleicht tue ich ihm da auch Unrecht, aber ich habe ihn sehr langweilig in Erinnerung. Er brauchte glaube ich relativ lange, um in Schwung zu kommen und auch dann waren die Szenen auf dem Genesis-Planeten ein ziemlicher Schnarcher. Auch für die Enterprise hätte ich mir ein schöneres Ende gewünscht. Positiv: Christopher Lloyd als Klingone und sein Mord an Kirks Sohn (der später in der Serie nochmal wichtig werden sollte).
12) Final Frontier:
Ich bin bei ST lange gewillt, Quark in der Story bzw. deren Grundidee hinzunehmen, aber irgendwann ist der Bogen überspannt. Und das ist hier der Fall. Mehr muss man dazu gar nicht sagen. Nur der Anfang und das Ende sind wirklich gut, über den Rest hüllen wir den Mantel des Schweigens.
13) The Motion Picture:
Der wird (hoffentlich) wohl auch nie mehr vom letzten Platz runterkommen. Ich kann größtenteils mit dem Design nichts anfangen (Die Uniformen!!), die Story ist einfach nur langweilig, weil ich dauernd nur den Eindruck habe, die Macher waren so besoffen von den neuen Möglichkeiten eines Kinofilms 10 Jahre nach der Serie, dass sie sich nur um Effekte und nicht um eine erzählenswerte und gut umgesetzte Geschichte geschert haben. Ganz, ganz übel!


Und dasselbe für die Serien (TAS lasse ich aus, da ich nur einzelne Folge als Kind gesehen habe):
1) Deep Space Nine:
Ein interessantes Setting, eine charakterlich unterschiedliche Crew (aber alle toll ausgearbeitet), in der es auch ernsthafte Konflikte gibt, die aber trotzdem immer vertrauensvoll und gut miteinander arbeiten, wenn es drauf ankommt. Moralische Grenzen werden im Gegensatz zu TNG nicht nur erreicht, sondern das ein oder andere Mal auch (deutlich) überschritten, was das Ganze viel menschlicher und realistischer macht. Dazu anspruchsvolles Storytelling über mehrere Folgen und Staffel hinweg, eine große, aber realistische und nicht übertriebene Bedrohung, die sich langsam aufbaut, gleichzeitig steht aber auch, sogar in den letzten Staffel, immer mal wieder die Forschung, die eigentlich Triebfeder von ST, im Vordergrund: Kann man nicht viel besser machen. Einziges Manko für mich: Der maue Start und in dem Arc um die Propheten zu viel Esoterik.
2) Next Generation:
Star Trek in Reinform: Eine idealisierte, aber nicht langweilige Crew, eine Enterprise, die Erforschung des Weltraums im Fokus, abgeschlossene Episoden (höchstens Zweiteiler) mit dem Problem der Woche, das in Zusammenarbeit und meist friedlich gelöst wird, gerne mit philosophischen Anspruch und einer entsprechenden Diskussion. Das in Kombination führte zu den gefühlt meisten ganz klassischen und legendären ST-Folgen.
3) Voyager:
Auf der Habenseite: Eine interessante Ausgangsposition, eine gute und gut gemischte Crew (darunter ein paar tolle Charaktere wie der Doktor und Seven), eine weit offene Welt zur Gestaltung...Auf der Sollseite wird leider alles davon (bis auf die Figuren) verschenkt: Das Gestrandetsein ist nur der Aufhänger für ein TNG 2.0, der außer als Antriebsfeder kaum eine wirkliche Auswirkung hat, was ebenso auf die Mischung der Crew aus Sternenflotten- und Marquis-Personal sowie die potentielle Nachschubproblemawtik und die Herausforderung der Föderationswerte in dieser Situation zutrifft: Ganz ganz viel verschenktes Potential, ein Jammer. Als TNG 2.0 aber immer noch eine gute Serie. Und ein sehr schönes Schiff.:)
4) Picard:
Nach 18 Jahre endlich eine echte Fortsetzung von Star Trek, alleine deshalb hat die Serie schon ein Stein bei mir im Brett. Das Wiedersehen mit bekannten Figuren funktioniert für mich dann auch sehr gut, inklusive den Figuren, die eine teils drastische Charakterentwicklung mitgemacht haben (Picard, Seven). Die ST-Welt hat sich ebenfalls verändert. Mit einigen Dingen wie einer weiter desillusionierten Föderation, der technologischen Weiterentwicklung (Holosteuerung) und einer weniger sterilen Sprache kann ich gut leben. Bei anderen Dingen hätte ich mir mehr Worldbuilding erhofft (We ist der staatliche Aufbau der Romulaner nach der Supernova? Wie ist der Status der Borg? Wie ist der Status von Geordi, Worf, Beverly, Wesley?) oder finde sie nicht gut umgesetzt (es gibt (wieder?) Alkohol, Drogen und Armut; Kleidung und Verhalten sind deutlich eher dem 21. Jahrhundert entlehnt als eine Weiterentwicklung des bekannten 24. Jahrhunderts). Zudem ist die Story rund um künstliche Leben, das organisches auslöschen will, schon sehr ausgelutscht (zuletzt bei DSC, Staffel 2) und auch das Ende der ersten Staffel in Bezug auf Picard finde ich nicht gelungen. Insgesamt hat mir der Serie aber dennoch viel Spaß gemacht und ich freue mich auf Staffel 2.
5) Enterprise:
Ähnlich wie bei Voyager haben wir hier mit der ersten Forschungsreise der Menschen ins All, der technischen Limitiertheit und der Erwartung, die Entwicklung der Föderation zu zeigen, zu wenig gemacht. Die Crew stumpft von ihrer anfänglich naiven Begeisterung der Erforschung schnell ab (man vergleiche die erste Erforschung eines Planeten (dem mit der Geisterhöhle) mit denen schon ein paar Folgen weiter), die technische Rückständigkeit spielt in den meisten Folgen in vielen Bereichen schnell keine oder kaum eine Rolle mehr. Und ab diesem Zeitpunkt ist es TNG 3.0, zumindest in den Staffel 1 und 2. Der Xindi-Bogen in Staffel 3 war für viele sicher gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Staffel 4 war dann richtig stark und hat auch storytechnisch viele Versprechungen erfüllt, da war das Kind aber schon in den Brunnen gefallen. Eigentlich schade. Das Finale war aber ein Witz!
6) Discovery:
Sehr unglückliche grundlegende Entscheidungen der Macher: Das Setting 10 Jahre vor TOS für eine heute gemachte Serie stellte sie vor unlösbare optische Probleme bei zumindest bisher noch keinem Mehrwert für die Story (im Gegenteil), dazu noch weitere unmotivierte unglückliche Designentscheidungen (vor allem alles um die Klingonen). Und auch eine einzelne Figur, die nicht Captain ist, in den Mittelpunkt zu stellen, war eine falsche, denn so wirkt sie wie ein unsympathischer Know-it-all. Der Sporenantrieb ist Esoterik und beißt sich mit vielem, die Storys wirken wenig durchdacht und und und...Man könnte noch lange weitermachen. Positiv sind einzelne Figuren (Saru, Pike), einzelne Storyelemente (Spiegeluniversum), sowie grundsätzlich das Design von Weltraum, Schiffen und Uniformen.
7) Star Trek:
Ein Sakrileg, ich weiß. Dabei hat dieser Serie das Franchise begründet, die Figuren sind nicht nur für ST, sondern für die Popkultur legendär und wirklich gut und auch einige Folgen sind zurecht Klassiker. Dennoch kann ich mich nicht von den Faktoren aus der Produktionszeit der Serie befreien, für die sie nichts kann: Das Frauenbild, das teils extrem US-Patriotische, die miesen Tricks, Effekte und Kulissen sowie einige der albernsten und fremdschamauslösendsten Ideen, Storys und Dialoge des Franchises.

Django

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Dienstag, 14. April 2020, 08:23

Zitat

7) Star Trek:
Ein Sakrileg, ich weiß.

:D . Ich habe die originale ST-Serie nie wirklich gesehen, bzw. mich "hineingearbeitet" - kann es also nicht beurteilen. Bin erst bei TNG "eingestiegen" und hab's lediglich bis VOY geschafft. Beide Serien finde ich wirklich gut, aber danach war bei mir das "Momentum" irgendwie vorbei :S

Zitat

Dabei hat dieser Serie das Franchise begründet, die Figuren sind nicht nur für ST, sondern für die Popkultur legendär und wirklich gut

Ja, ich denke - bei aller Beurteilung der Qualität - dieser Aspekt kann gar nicht hoch genug bewertet werden :thumbup:

Scarpine

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Donnerstag, 16. April 2020, 12:12

Wow. Ein bärenstarker Austausch, werte Mitforisten. Hut ab! :thx:
Ich finde es schön, dass auch die Nicht-Bond-Themen wieder etwas florieren; was nach der Verschiebung des neuen 007-Films zumindest ein postiver Nebeneffekt ist. Leider kann ich zu Star Trek im Moment nichts beitragen. Zu lange sind die letzten Seheindrücke mittlerweile her. Aber ich lese mit großer Freude eure fundierten Ausführungen hier. Gerne mehr davon! :)
"Enjoying our little party, Monsieur... Saint John Smythe?"