Etwas frei vom Formatiertsein und nur ein einstiger Entwurf, aber wie ich glaube ein trotz der Spoiler recht wohlwollender Beitrag zu Elisa (Jean Becker), überhaupt kopiere ich hier, wenn es gestattet ist
, demnächst gelegentlich meine Rezensionen rein.
Eine vervollständigte Version gibt es bei Amazon.
LG
„Der Körper ist nicht die Seele …
Elisa, falle mir um den Hals an jenem Tage, ich liebe dich“
Im Jahre 1994, so geschah es einstmals,
entstand „Elisa“, ein außerordentlich vielschichtiges, äußerst
doppelbödiges, faszinierend komplexes Drama von über alle Maßen
detail- und facettenreicher Erscheinung, hier nun meine persönliche
Stellungnahme zum Meisterwerke, gesagt sei jedoch, dass ich
hinsichtlich der hiermit rezensierten Gerard-Box ausschließlich
Elisa rezensiere.
Schon im Menü der digital video disc
ein so sehr in Sanftmut getränktes Lied uns betörend und
umschmiegend, auch später im Film vermag selbiges eine tragende
Rolle zu spielen in wie ich finde wichtigen Zusammenhängen.
Beginnend nun in dunklem Wohndomizile die womöglich drastischste
Szene des gesamten Films, doch zuvor erweckt die Weihnachtsnacht
einen gänzlich anderen, des märchenhaften Kinderliedes wegen eher
unbelasteten Eindruck, untermauert auch vom von dem Kinde gemalten
Christbaume, bis nun sogleich die Mutter mit sich selbst im Kampfe
steht, zu dem furchtbaren „chanson“ 'Elisa' der Akt des
Tötungsdeliktes vollführt wird, die letzte Kerze sie brennt, im
Feuer versunken nun die Bilder, was auch zu späterer Stund' in
ähnlich-vergleichbarer Form wiederholt wird. Es kommt zu einer Art
„Nachgeburt“, das zweite Erwachen Gestalt annehmend an einem
Abend der Weihnacht, wir dürften uns in den mittleren bis
tendenziell eher späten 70er Jahren befinden. Nun hingegen die bunte
Gegenwart des Jerome zu betrachten, der häufige aus Rückblenden
bestehende Zeitwechsel, prägt nicht nur den Beginn, sondern wird
auch im Laufe der Zeit häufig eingreifen müssen, aufgebaut zumeist
wie eine Art Puzzle, dessen Zusammengesetztwerden die Aufgabe eines
jeden Zuschauers darstellt. Jerome nun geradezu gedemütigt werdend,
die ersten Eindrücke offenbaren in Marie ein gewisses Maß an Härte,
wie sie in gewisser Weise dem letzten Selbstschutze gleichkäme. In
baldiger Kürze lernen wir ferner auch die beiden Kameraden
ihrerseits, Solange und Ahmed kennen, deren Dasein nicht selten von
Anweisungen seitens Marie bestimmt wird. Aus dem Hintergrunde ertönt
nicht selten Maries markante, in solchen Momenten auch die innere
Reue zum Ausdruck bringende, andererseits doch deutliche Töne
anschlagende Stimme, wie sie ihre Gedankenwelten, Maries Sehnsüchte
in Worte kleidet. Der „Humor“ des Films ist als etwas
gewöhnungsbedürftig zu bezeichnen und eine der Pointen wiederholt
sich gar in kaum abgewandelter Form, doch die darin verankerten
Spitzen, stärken in einigen wenigen Hinsichten durchaus auch die
Dramatik, deren Vorhandensein allgegenwärtig zu sein scheint. „...du
wirst Wege finden, dich fest in der Existenz zu verankern“,
philosophische Gedankenspiele als Wahrzeichen unseres irdischen
Daseins, u.a. in diesem zitierten Monologe stellt uns das Werk
Samuel, den Buchhändler vor, welcher von Marie ebenfalls nicht nur
sanfte Töne zu hören bekäme, gleichwohl jedoch so fürsorglich
bleibt. Im Rahmen besagter Rückblenden, wird es sich mitnichten
leugnen lassen, dass die Bilder wohl ein Stück weit an Farbe
verlören, getunkt nun in eine merkwürdige Düsternis, wie sie den
Szenen eine tiefenpsychologische Note verleiht, ihnen Unbehagen
angedeihen ließe. Drei Darstellerinnen geben sich dem Spiele der
Marie hin, allesamt brillant in der ihnen zugedachten Aufgabe
aufblühend, für die Darstellung brennend. Der baldige Besuch bei
den Großeltern, wird der sich zu diesem Zeitpunkte noch in weniger
betagtem Kindesalter befindenden Marie wahrlich in Erinnerung bleiben
- „Frohe Weihnachten“, der Abschied kommt einer Apokalypse einer
jeden Innenwelt gleich. Gegenwärtig erblickt sie ein Hochzeitspaar,
dessen Braut in ihrer Erscheinung Maries Mutter zum Verwechseln
ähnlich sieht, in frappierender Weise ebendiesem ehemaligen Bilde
entspricht, wie wiederum kurz darauf ein kleines Mädchen ein Stück
weit an Marie erinnern könnte, was letzterer alles andere als
entgeht, Paradis' Gesichtsausdruck wird sich schlagartig verändern.
Solange („Ruf mich doch bitte in der Telefonzelle an“ etc.) macht
mithilfe einiger merkwürdiger Bemerkungen im Rahmen des soeben
beschriebenen öffentlichen Anlasses in einer Gruppe auf sich
aufmerksam, sieht die Dinge weniger schwarz, eher recht fantasievoll
und von Naivität geprägt, was wohl auch eine Art Schutzpanzer für
sie sein dürfte, litt sie doch all die Jahre über ebenfalls unter
dem Schicksal der eigenen Waisenseele. Die Szenen im Zuge der
Hochzeit werden auch im gleichnamigen, erst etwa zeitgleich zur
Filmvorlage erschienenen Buche beschrieben. Die hiesige
Synchronfassung ist ebenfalls sehr gut geeignet, um den
Gefühlsorkanen und emotional gesetzten Akzenten gerecht werden zu
können, der dt. Ton hingegen rauscht alles andere als leise vor sich
hin, als handle es sich hierbei um den Atem der See, um die Klänge
des Meeres. Die kleinkriminellen Aktivitäten sind auf der einen
Seite zweifelsohne als grenzwertig zu bezeichnen, bei fairer
Betrachtung der Schicksalsschläge und finanziellen Einbußen aber in
diesen drei Spezialfällen nicht immer gänzlich vermeidbar, so lange
im Übrigen niemand ernsthaft dazu in der Lage sein möchte, den
Ursprung ebensolcher Leben zu bekämpfen, denn der Mensch kommt in
der Regel nicht als kriminalitätsgewilltes Geschöpf auf die Welt,
wollte ich doch meinen. Die Rezension veröffentliche ich nun im
April des Jahres 2017, da der April auch im Filme selbst eine, wenn
auch untergeordnete , Rolle wird spielen dürfen, ich verweise in
diesem Zusammenhange gern auf die Tanzveranstaltung. Zum mitnichten
ersten Male wieder in den Welten sich einstmals zugetragen habender
Vergangenheitsgeschehnisse angelangt, wird der personifizierte
Bülent-Ceylan-Verschnitt nun zur jungen, d.h. zweitjüngsten, Marie
sprechen und ihr in gewisser Weise etwas Hilfe anbieten, hier und im
entsprechenden Zusammenhange erblicken wir auch erstmals die
sympathische Solange als Kind, wie sie später wie bereits angedeutet
mehr oder weniger von Marie beschützt wird (obgleich Marie selbst
sehr angeschlagen ist ob der schicksalhaften Unannehmlichkeiten) –
und Solange nicht minder als ein Kind zu bezeichnen ist, als es im
Rahmen ihrer Kindheit der Fall war, man betrachte es als ein
Kompliment. Die erste Hälfte des Films, ehe wir Lebovitch überhaupt
werden kennenlernen dürfen, ist, so las ich es einst auch anderswo,
„flott inszeniert“, dennoch nimmt sie deutlich mehr Zeit in
Anspruch, als es bei jenem Part ab der Reise der Fall sein wird.
„Unter Frauen kann man sich
arrangieren“, die kleinen Einfälle im Rahmen der Taktik der Kunst
des Erpressens konsequenter Klarheit, ließen uns in der baldigen
Unterhaltung mit der Erziehungsdame interessanterweise dennoch zu 100
Prozent auf der Seite der Mädchen bleiben, „Zukunft, welche
Zukunft denn?!“, brüllt es fast schon aus Marie, als die Dame dem
etwas zu entgegnen hätte. Bei der nachträglichen und Gefühle
hervorbringenden Begegnung mit den nach wie vor unter den Lebenden
weilenden Großeltern, stellt sich Marie zu Beginn als Weihnachtsmann
vor, natürlich nicht im ernst gemeinten Sinne, doch das damalige
„Weihnachtsfest“ tritt posttraumatisch hervor und wird durch
ebensolche Kleinhinweise zur Rückkunft befördert beziehungsweise
der von Trauer durchtränkte Zorn in Marie, wird noch etwas Zeit
benötigen, um sich „aufzuladen“. Auch eine Bemerkung von Solange
(„ich dachte, sie hätte überhaupt keine Familie mehr“), scheint
in dem delikaten Kontext nur sehr schwer zu verkraften zu sein. Die
Synchronstimme des Großvaters erwies sich als schwer zu erkennen,
ich habe eine leise und sich in der Synchronkartei noch nicht
bestätigt habende Vermutung, vielleicht wäre mir diesbezüglich ja
jemand behilflich, überhaupt kommen mir nur wenige weitere Stimmen
mitnichten bekannt vor.
Gefühlvoll inszeniert, ist wie ich
finde auch das in Bälde zu bewundernde Kennenlernen zwischen Marie
und Ahmed, welcher zwar sichtlich Interesse an ihr zeigt, die
platonische, fast schwesterliche Ebene aber durchaus respektiert. Von
„Ferien“ sei die Rede, während Züge an uns vorbeigleiten und
wir uns in einer grauen Betonwüste befinden, ...“ich bin so müde“,
sprach es aus Marie und es ist wohl eher auf ihr Leben bezogen, denn
auf ihren in diesem Moment mit Ahmed verbrachten Tag.
Auch ein Gerard Depardieu ähnelnder
Zeitgenosse, erweist sich geradezu als Freund für unser Pariser
Adoleszenz-Trio, passenderweise ebenfalls ein Vollblutmusiker und
stets bereit, jemandes Musikwunsch zu erfüllen. Beim - eine der
wenigen Freizeitbeschäftigungen des Trauma-Trios seienden -
Schlittschuhlaufen, erblicken wir ebenfalls Wintermotive, wie sie in
die Bilderwelten der Hintergründe eingebunden- und geflochten worden
sind, in den Herzen herrscht eine 'Zwangskälte'.
Sensibel reagiert Marie auch auf
Solange' „Berufswunsch“, es folgen Bilder von Marie, wie sie
gemeinsam mit Elisas „Finanzspritze“ (im doppeldeutigen Sinne...)
ihrer vorhergeplanten Wege ginge, der Herr zwar teilweise akzeptabel
in dem was er sagt, doch Marie befindet sich keineswegs in der
Position, Gnade walten zu lassen. Hier spricht sie direkt zu ihrer
verstorbenen Frau Mutter, wünscht selbiger ein Gefühl nicht zu
lindernder Leiden, auf der anderen Seite versucht sie später aber
durchaus, 'in ihrem Interesse', im Dienste der Mutter zu handeln,
indem Lebovitch ebenfalls ein Leid über sich ergehen ließe. Wie es
bereits zu Beginn bei Jerome der Fall gewesen ist, beraubt sie auch
den gegenwärtigen Herrn ein Stück weit seines Selbstbewusstseins,
der Pfiff in die Angst.
Nicht gänzlich uninteressant erscheint
mir ihr kurz darauf folgendes Gespräch mit der Psychologin, „deine
Arbeit scheint dir nicht gerade zu liegen, lügen müsste man schon
können“, erhob sie ihre Stimme sehr deutlich, ein Zusammenhang, in
welchem ferner auch indirekt die unangenehme Tatsache thematisiert
wird, welch harter Schlag doch der Ratschlag ist, welch unnützes
Unterfangen es zudem auch wäre, würde man bei Marie bezüglich der
üblichen Methoden einiger Kindheitsanalysen ansetzen, denn mit
ebendiesen von Marie leicht zu durchschauenden Vorgehensweisen, wie
sie anderswo unter Umständen eher funktionieren, käme man bei ihrer
Wenigkeit wahrhaftig nicht allzu weit. Nun folgt, zur unfrohen
Botschaft der vorherigen Szene passend, ein Lied der so langsamen und
leisen musikalischen Untermalungswunder, kaum Dialog und das Werk
lässt sich für die Darbietungen der kreativen Welt mehrere Minuten
Zeit, beobachtet zuweilen aber auch Marie, wie sie ihr mit dem
einstigen Suizid der Mutter verbundenes und zusammenhängendes Erbe
entgegennimmt und weiterträgt, am Leben erhalten wird. Die
Parallelen zu „...and God created woman“ folgen erst deutlich
später, sieht man vom vorherigen Waisenhause einmal ab, doch der
häufig etwas überstrapazierte Vergleich mit Brigitte Bardot, ist
zumindest auf schauspielerischer Ebene meiner Meinung nach nicht
vonnöten. Abermals erblicken wir ein kleines, unter Umständen noch
nicht vom Leben gezeichnetes Mädchen, überhaupt werden Kinder
innerhalb des Films „Elisa“ regelrecht zum personifizierten
Symbole erhoben, ja gar die Bilder alsbald zerrissen nun, d.h. mit
Ausnahme von jenem, welches uns zur aufzusuchenden Insel geleitet.
„Mein besch...enes Leben ist nicht mehr wert“, verabschiedet sich
Marie in deutlichem Worte von jener Toilettendame, welche der
Tatsache, dass Marie wenig bezahlt hat, ein Wort des Vorwurfs
entgegnet hat. Solange' Kuss auf Maries Wange öffnet nun die Seite
eines scheinbar neuen Kapitels, so solle letztere sich gehen lassen,
sich zur Freiheitsoffenbarung einladen, verleiten lassen, doch auch
die exotische Musik der lebhaften Festivitäten, hilft Marie in
keinster Weise, im Gegenteil, verlangt der Club doch sozusagen von
ihr, sie möge sich doch bitte fröhlich stellen und auch ihre
baldige Reaktion auf „Elisa“, das wiederkehrende Lied als Kelch
der Erinnerung, (ent-)hebt die Stimmung maßgeblich herab. „Wenn
man ihn laufen lässt, läuft er von ganz allein“, gemeint ist der
als Göttin bezeichnete Wagen, im perfiden Sinne ließe sich die
etwas angetrunkene Aussage des jungen Herrn aber auch auf die im
selben Moment stattfindende, sich zutragende und zum Geschehen
werdende (Beinahe-)Vergewaltigung übertragen. Solange kann im
Anschluss noch so nervös ein Lachen zum Ausdrucksklange bringen,
doch Marie ist jeder Anreiz zum quietschvergnügten Tone vergangen,
der Frieden wird von kurzer Dauer sein. Ihr Innenleben auch im Buche
so detailgenau beschrieben worden, durch die recht wenigen Seiten
(175 an der Zahl), ist es dem Film auch äußerst nahe und träfe den
Ton selbiger kinematographischer Darbietung recht sicher. „Es war
im Frühling“, der rauchende Pianist, damit sind es insgesamt drei
dieser Sorte, die dem Werke Ausdruck verleihen, erinnert sich an
Lebovitch/Desmoulins, den Mann der musikalischen Identität, der
Klang von so hoher Intensität.
Auch der sich recht zu entsinnen
vermögende Pianist „war schon einmal tot“, wie er im bildlich
gesprochenen, zumeist übertragenen Sinne sagt, wie auch Marie
höchstpersönlich einstmals auferstand. Weihnachten erwacht nun zu
einem gänzlich anderen Zeitpunkt, ...von dem die Glückseligkeit
zelebrierenden Geschenk, hat Ahmed lange nicht nur insgeheim
geträumt, sondern scherzhafterweise auch gesprochen, dennoch scheint
der nun wahr werdende Traum verständlicherweise erst einmal einen
Zustand des Sich-überrumpelt-Fühlens hervorzurufen, es ist nichts
Geringeres, als die erste Offenbarung. Gleichsam handelt es sich
allerdings auch um eine Art Abschiedsgeschenk, wie es in einem
anderen Sinne, aber in vergleichbar guter Absicht, auch bei der
Videocassette der Fall ist (08:54 Uhr, die dunkle Abendstund', ebenso
dunkel wie die auf dem Bande zu findende, nunmehr verkündete
Botschaft des Adieu-Sagens). Hier zeigt sich Clotilde's
unvergleichliches Lächeln, wie es in ähnlich herzergreifender Weise
die eine oder andere Träne vergießt. Das Schiff Marie nun zur Insel
des Schicksals geleitend, jede schlagende Welle ein Orkan von Gefühl
und Furcht. In Lebovitch's Stammlokal des Sich-Alkoholisierens,
ereilt mich erneut das Gefühl, dass der eine oder andere Sprecher
mehrfach besetzt worden sein dürfte, doch es fällt kaum auf und
stellt fürwahr kein Problem dar, ein berühmteres Beispiel für
derlei Fäll', ist wohl „From Dusk Till Dawn“. Eine schmerzhafte
Unterhaltung zwischen Gerard und dem jungen Gaspar aus Eric Rohmer's
„Sommer“, entwickelt sich zu einer Art Konversation des Grauens,
von welcher Marie mitnichten angetan sein kann, so macht sich das
Mädchen meiner Träume seine Gedanken.
Die nächtliche Begegnung in
regennasser, die Tränen niederpeitschen lassender Dramatik
auswärtigen Abendorkans, ist von solch unbeschreiblich anmutender
Intensität geprägt, dass ich sie hier bei Amazon gar zu meinem
Profilbilde werden ließ. „Die geht mir auf den Geist“, sprach
der ohne es zu bemerken überlebt habende Mann am morgigen Tage zur
Morgenstund', wie sie ja bekanntermaßen aller Laster Anfang ist. In
Bälde entdeckt und findet er in Marie jedoch eine Seelenverwandte
von einer Weggefährtin, so unschön die anfänglichen Spannungen
auch sein mögen. Stellt sie sich nun jedoch mit „Elisa“ vor,
platzt die Wunde, welche als Schatten über seinem Herzen liegt, mit
sofortiger Wirkung wieder auf, es folgen emotionale Momentaufnahmen
am Strande, sowie eine um ihn besorgte Frau, wie sie zumindest
gewillt ist, ihm behilflich zu sein.
Bestimmten Fragen wird er gekonnt
ausweichen, wenn Marie mit indirekten Bemerkungen und Anspielungen
eigentlich einigermaßen unmissverständlich auf die Welten ihrer
selbst aufmerksam macht, seine Verbindung zu ihr ist aus seiner Sicht
zu Beginn nur latent spürbar und erst in einer ganz bestimmten und
ereignisreichen Nacht, wird ihm schlagartig alles klar und ins
Bewusstsein gerufen, wenn die Verblichene förmlich zu ihm spricht.
Sein Wohndomizil recht originell, doch darin spielt sich nicht nur
das ab, was als das Erschaffen von Kunst zu bezeichnen ist, sondern
es entstünden verletzende Andeutungen, auch ihr gegenüber,
kryptische Botschaften und indirekte Spitzen, deren Berührung
schmerzt. Vor der Tanzveranstaltung (aus ebendiesem Grunde besagter
April), ist sie für einen Moment wieder das Kind der damaligen Zeit,
ehe sie sich dazu zwingt, nun wieder Schritte und Maßnahmen in die
Wege zu leiten und zu ergreifen. Besagtes Buch beinhaltet auch Photos
zum Film, welcher zu seiner Veröffentlichungszeit auf VHS
hierzulande fälschlicherweise als Thriller vermarktet worden ist,
vielmehr handelt es sich um ein Familiendrama, dessen vergriffene
Tartan-Video-Fassung ich bis heute nirgends habe finden können.
„Seit 20 Jahren halte ich schon die Klappe!“, unbewusst deutet
Lebo damit wieder die Geschehnisse rund um das Leben seiner
17-jährigen Tochter an, deren Volljährigkeit nicht mehr allzu lange
auf sich warten ließe, … „ein Künstler schafft keine Schönheit,
er führt sie uns vor Augen“, wird in Bälde jene Bemerkung in Form
eines Zitates sein, nach welcher Maries Blicke in jede Richtung
wandern, nur nicht in jene des Kusses eines lange ersehnten
Wiedersehens. „Die Seele hingeben, ...ja..., aber an wen?“ Des
Kaminfeuers Licht, es flackert gar und dringt zu unserer Seele vor,
nun greift der Soundtrack ein, nachdem wir ein „Könntest du mich
lieben?“, „aber ich liebe dich doch“, zu hören bekommen. Wir
lauschen den des wehenden Windes wegen entstehenden Geräuschen der
Außenwelt, ehe Gerard in Kürze vor den Spiegel tritt, um hier nun
auch den intensivsten Auftritt von Elisa selbst zu bewundern,
gleichwohl der Film natürlich eher nach Paradis' Protagonistin hätte
benannt werden sollen, doch das ist er ja indirekt und im Übrigen
ist der Film schließlich Serge Gainsbourg gewidmet, weswegen Elisa
wiederum recht passend erschien.
„Ich bin 20!, Jacques, 20!“, stellt
Elisa geradezu verzweifelt und in einer Isabelle Adjani zu Ehre
gereichenden, das Schauspiel an die Obergrenze des (Un-)Erträglichen
gehen lassenden Weise fest!!
...und die Schneekugel als
letztverbliebenes Erinnerungsstück, ja den Winter in uns entfaltend,
noch interessanter wird es bei den „Dogma 95“ Briefen, jeder von
ihnen stellt ein Kunstwerk für sich dar.
Die Pforten sie öffnen sich, Stimmen
er sie nunmehr klarer hört denn je, am Fuße des Leuchtturms nun die
finale Versöhnungszeremonie in ach so mysteriösem Schlussworte,
endlich ist es vollbracht.