Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das James Bond Forum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

  • »Daniel Schweikert 1996« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

701

Mittwoch, 24. Juni 2015, 01:37

Schon wieder: Mike Leigh's "Naked", 1993

Dieses düstere Drama gewinnt erst dann an Qualität, wenn man es sich MEHRMALS intensiv zu Gemüte geführt hat. Was David Thewlis hier an atemberaubend komplexer Schauspielkunst abliefert, sucht seinesgleichen! Es handelt sich um meinen neuen Lieblingsfilm, "Scarface" liegt damit "nur" noch auf Platz 2.

Warnung: "Naked" ist ein nihilistisch angehauchter, das Leben -nur scheinbar- verneinender und zeitweise durchaus unerträglicher Film von erschütternder Wirkung!!
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

  • »TheSilencer« ist männlich
  • »TheSilencer« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 427

Registrierungsdatum: 27. Mai 2013

  • Nachricht senden

702

Mittwoch, 24. Juni 2015, 06:48

Die Frau in Gold (2015/ Kino)

Es mag sein, daß dieser Film unter dem Titanic-Effekt leidet: man kennt das Ende.

Dennoch bleibt genug übrig, um eine fesselnde Story erzählen zu lassen, wer was als Gerechtigkeit ansieht.

Der Film punktet bei mir außerdem, weil zum größten Teil keine amerikanischen Schauspieler verkrampft auf Deutsche bzw. Österreicher getrimmt wurden, sondern man bediente sich einfach hiesiger Zunft. Daß Moritz Bleibtreu einen Mini-Auftritt hat, erfuhr ich allerdings erst im Abspann. Im Film entdeckte ich ihn nicht wirklich.

Was ich wohl auch nie erfahren werde, ist, ob die Stimme der Stewardess von Christiane Hörbiger eingesprochen wurde.

Unterm Strich ein Justiz-Drama, daß von seiner Hauptdarstellerin Helen Mirren lebt. Und selbst Ryan Reynolds liefert mal einen Superjob ab. Da verzeiht man auch einige Abweichungen vom tatsächlichen Geschehen, wie man es von US-Produktionen gewöhnt ist.

8/10

ollistone

Consigliere

  • »ollistone« ist männlich

Beiträge: 1 223

Registrierungsdatum: 27. Mai 2013

  • Nachricht senden

703

Mittwoch, 24. Juni 2015, 09:58

Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Ben Stiller kann richtig gute Filme machen, wenn er will. Vor allem, wenn er selbst Regie führt, vgl. nur Reality Bites.

Eine schräg-lakonische Geschichte mit atemberaubend schönen Landschaftsaufnahmen (Grönland, Island, Afghanistan), einem Kurzauftritt von Sean Penn, tollem Soundtrack, witzigen Tagtraum-Einlagen und einem wunderbaren Ende.

9 von 10 Skateboards
"You may be a lover but you ain't no dancer."

  • »TheSilencer« ist männlich
  • »TheSilencer« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 427

Registrierungsdatum: 27. Mai 2013

  • Nachricht senden

704

Mittwoch, 1. Juli 2015, 10:58

The Loft (2014/ DVD)

Netter Thriller, den man nicht hinterfragen muß. Lauter Darsteller, die man von irgendwoher kennt, deren Namen einem aber nicht geläufig sind - von Karl Urban mal abgesehen. Und mit einer Leiche, bei der einem der Augenbrauentrimmer in der Tasche aufgeht.

Kurzweiliger Pageturner.

6/10


The Gambler (2014/ DVD)

Tja. Schon doof, wenn man ein Drama als Thriller im Trailer verkauft.

Verstimmte ein wenig, weil man durch falsche Erwartungen gelangweilt wurde.

Wer einen alten dicken Mann mehrmals fast nackt sehen möchte: nur zu. John Goodman zeigt mehr als mein Sinn für Ästhetik sehen möchte.

Auch unter Drama-Aspekten nicht der große Wurf.

4/10


96 Hours - Taken 3 (2014/ BR)

Echt jetzt? Auch wenn Luc Besson bei mir unter Artenschutz steht, hätte er durchaus aus dem dritten Teil mehr machen können als einen vermanschten Aufguß eines Auf der Flucht-Drehbuches. Zumal das Ende irgendwie von vornherein erkannbar war.

In meinen Augen der schlechteste Teil.

3/10


Jurassic World (2015/ 3D/ Kino)

Echt jetzt?, die Zweite.

Als 12jähriger hätte mich der Film vermutlich umgehauen, würde ich die ersten drei Folgen nicht kennen. Mit etwas reiferem Alter war ich nach einiger Zeit gelangweilt.

Ja, die Technik ist weiter und durchaus beeindruckend. Aber war ein Höher-Weiter-Schneller-Teil echt nötig?

Dem Film fehlt komplett der Charme der ersten Folgen. Und die wiederholten sich im Grunde genommen schon.

Und mich störten nicht mal die von anderen aufgezeigten Aufreger: Blockbustern wie diesen geht es weniger um Charakterzeichnung, Logik oder korrekter Szenen-Kontinuität als um Crash-Bang-Bumm. Geschenkt. Was mich nervte war das Machwerk an sich. Daß es den Produzenten nicht um die Pflege eines Franchises ging, sondern um eine Superlative, die man über's Knie bricht. Aber da widerspreche ich mir wohl selbst: Blockbuster und so.

Spoiler Spoiler

Dressierte Dinos und Godzilla-Finale. Was kommt im unumgänglichen Teil 5? Sprechende Dinos?


Als ob das nicht alles nervig genug war: wieder wurde die 3D-Technik nicht als Bereicherung eingesetzt, sondern nur als Kopierschutz. Zum Kotzen.

Gut angefühlt hat sich lediglich die Endszene der beiden verbliebenen Figuren im Kontrollzentrum. Ob beabsichtigt oder nicht: beide verfielen in ihre Charaktere ihrer Serien (Orange Is The New Black, New Girl). Fand ich gut.

5/10

  • »TheSilencer« ist männlich
  • »TheSilencer« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 427

Registrierungsdatum: 27. Mai 2013

  • Nachricht senden

705

Montag, 6. Juli 2015, 07:40

Broadchurch - Season 1 (2013/ VOD)

Eine kleine kompakte, 8-teilige Krimi-Serie mit britischem Charme.

Wer hat den 11jährigen Danny Latimer getötet?

Man scheint sich ein klein wenig an The Killing orientiert zu haben, denn im Mittelpunkt steht ebenfalls nicht die reine Recherche, sondern auch die Trauerbewältigung der Familie.

Mit einer mütterlichen Ermittlerin, die bei einer Vernehmung auch einfach mal empathisch losweint, und einem vor Sarkasmus triefenden männlichen Ermittler, der vor Ehrgeiz sprüht, obwohl er das eine oder andere dunkle Geheimnis hat, erfindet sich das Genre zwar nicht neu, unterhält aber spannend und führt den Zuschauer angenehm an der Nase herum.

Eine zweite Staffel gibt es bereits, für eine dritte wurden die Gelder freigegeben.

7/10

Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

  • »Kronsteen« ist männlich

Beiträge: 4 344

Registrierungsdatum: 17. Mai 2013

  • Nachricht senden

706

Montag, 6. Juli 2015, 14:52

Das große Rennen rund um die Welt (1965)

Zum 50. Geburtstag (Uraufführung war am 01.07.1965) hab ich mir diesen Kindheitsklassiker nach Jahren mal wieder komplett angeschaut.
Was für ein Spaß - toll bebildert, farbenfroh, liebevoll gestaltet und mit tollen Darstellern.

Ich liebe v.a. die deutsche Synchro mit Georg Thomalla und Wolfgang Gruner.

"Drück aufs Knöpfchen, Max!" und vieles mehr.
Wer kennt die Zeitate nicht?

10/10.

Einer meiner Lieblingsfilme.
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

  • »Mr. Fogg« ist männlich

Beiträge: 1 154

Registrierungsdatum: 4. August 2013

  • Nachricht senden

707

Montag, 6. Juli 2015, 19:43


Das große Rennen rund um die Welt (1965)

Zum 50. Geburtstag (Uraufführung war am 01.07.1965) hab ich mir diesen Kindheitsklassiker nach Jahren mal wieder komplett angeschaut.
Was für ein Spaß - toll bebildert, farbenfroh, liebevoll gestaltet und mit tollen Darstellern.

Ich liebe v.a. die deutsche Synchro mit Georg Thomalla und Wolfgang Gruner.

"Drück aufs Knöpfchen, Max!" und vieles mehr.
Wer kennt die Zeitate nicht?

10/10.

Einer meiner Lieblingsfilme.
Absolut Deiner Meinung!!!
Dieser Film ist aus einem Guss, ein Gemälde, mit dem ich auch meine Söhne schon bekannt gemacht habe. "The Sweetheart Tree" ist der Walzer, mit dem meine Frau und ich seit nunmehr 13 Jahren jedes neue Jahr beginnen.
Und nichts macht mir so sehr Appetit auf Sahnetorte...
God save the Queen!

  • »TheSilencer« ist männlich
  • »TheSilencer« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 427

Registrierungsdatum: 27. Mai 2013

  • Nachricht senden

708

Dienstag, 7. Juli 2015, 06:57

John Wick (2014/ BR)

Wir saßen da und schauten über die Dächer der Stadt.

"Und, wie fandest Du den Film?", fragte er und schnippte seine aufgerauchte Zigarette in die Nacht, die wie ein Miniatur-Komet ihren Lichtschweif in die Tiefe hinter sich herzog.

Ich brummte einen Ton, den man als positiv besetzt interpretieren konnte und wischte mit dem Daumen über das feuchtbeschlagene Etikett meiner Bierflasche. "Nichts für Pussies."

Er nickte wissend und tastete suchend seine Jackentaschen nach seiner Zigarettenschachtel ab.

Damit war alles gesagt. Ich zog meine Bierflasche leer.

7/10

  • »Daniel Schweikert 1996« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

709

Dienstag, 7. Juli 2015, 11:49

Lost and Delirious (2001) - enthält Spoiler!

Es ist die unaufhaltsame Kraft der Poesie. Es gibt gewisse Momentaufnahmen für die Ewigkeit, in welchen ein Gemütszustand zu einer vorübergehenden Stilllegung des rationalen Denkens führt. Dabei kann ein Mensch, gleichwohl es auch hier verschiedene Störungsabstufungen gibt, grundsätzlich zu einem Gefangenen in der Welt der Poesie werden. Diese Verarbeitungsweise wird in dem Drama "Lost and Delirious" thematisiert, als die der Figur namens "Tori" nachtrauernde Protagonistin in einem Morast der gesellschaftlichen Konventionen einen Weg findet, der sie eins mit der Poesie werden lässt, sie scheint regelrecht daran zu glauben schweben zu können und stürzt sich eindrucksvoll auf opernhaft-dramatische Weise in die Tiefe des Todes, um der Engel werden zu können, dessen Darstellung ihr in strikt strukturiertem Umfeld untersagt wurde. Die Mitschüler sind über alle Maßen erschüttert, doch das Werk ist vollbracht, ein Zeichen wurde gesetzt, konservative Konventionsvertreter haben nun Notiz von ihr nehmen dürfen und es hat wohl nicht anders sollen sein. Denn nicht nur die Furcht vor familiären, gar elitären Vorgaben geleitete sie in Richtung des Endes, sondern der Mut zur Selbstfindung, das leise Lied der melancholischen Träne. Ein äußerst bewegender Film, u.a. mit einem heutigen Star: Emily VanCamp.

9,5/10
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

Kronsteen

James Bond Club Deutschland - SPECTRE Nr. 005

  • »Kronsteen« ist männlich

Beiträge: 4 344

Registrierungsdatum: 17. Mai 2013

  • Nachricht senden

710

Mittwoch, 8. Juli 2015, 23:49

Duell (1971)

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Ein Low-Budget-Meisterwerk, das mich fesselt wie kaum ein anderer Film. Nur 1 wirklicher Darsteller, wenige Drehtage und geringe Kosten. Aber Mega-spannend. Eine so simple Geschichte so spannend umzusetzen, spricht für eine phantastische Regie. Der Beginn der großen Karriere Steven Spielbergs.
"Wer ist schon Bond im Vergleich zu Kronsteen?!"

  • »Daniel Schweikert 1996« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

711

Sonntag, 12. Juli 2015, 20:15

Das süße Jenseits, Drama, 1997

Offenbar werde ich gegenwärtig von Glück verfolgt, wenn es darum geht Filme auszusuchen, 9.5 von 10 Punkten erhält dieses im schneebedeckten Kanada spielende Drama von meiner Seite, wenn nicht gar 10. Ein Film voller Poesie und Faszination, hinzu kommen atemberaubende Landschaftsaufnahmen und respektable schauspielerische Leistungen! Meine Hochachtung zolle ich auch Stefanie von Lerchenfeld, die die Gedichte vortragende Hauptprotagonistin kaum besser synchronisieren könnte und ihr ein Sprachgefühl verleiht, das ich in der Form selten gehört habe.
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."

712

Dienstag, 14. Juli 2015, 23:25

Im anderen Forum haben wir vor Kurzem einen Pirates of the Caribbean Marathon durchgeführt. Hier sind meine Reviews:

Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl (2003, Gore Verbinski)

„I'm sorry. It's just... it's such a pretty boat... ähm, ship!”

Romane und Kurzgeschichten, Lyrik und Prosa, Theater und Comics, Mythen, Sagen und Legenden. Es gibt keine einzige erzählende Kunstform, die nicht für hunderte und tausende von Filmen als Inspirationsquelle oder Grundlage gedient hat, und wir leben in einem Zeitalter, in dem es gefühlt jeder Stoff schon mindestens einmal auf die grosse Leinwand geschafft hat. Aber wenn wir zwölf Jahre zurückdenken, dann fällt uns unweigerlich ein Fall ein, der auf den ersten Blick absurder erscheint, als jede filmische Adaption vorher oder nachher: Disneys Entschluss, eine ihrer Parkattraktionen, eine Themenfahrt aus dem Disneyland, zu einem riesigen Blockbuster zu verarbeiten. Sobald diese merkwürdige Ausgangssituation festgelegt war, durfte sich dann auch sogleich das ungleiche Paar aus dem Popcorn-Zaren Jerry Bruckheimer und Genre-Regisseur Gore Verbinski ordentlich am Projekt austoben. Und wie durch pure Disney-Magie entstand dabei ein Film, der in seinem Kielwasser sowohl eine gigantische Fangemeinde als auch ein Massenkult der besonderen Art mit sich führte.

Verbinski gönnt in Curse of the Black Pearl in allererster Linie dem klassischen Piratenfilm nach jahrzehntelanger Abstinenz ein grossangelegtes Revival, und untermauert es mit diversen Elementen aus Mantel-und-Degen-Film, rassigem Actionabenteuer und stimmungsvollem Gruselfilm. Die Handlung ist dabei sehr einfach gestrickt, aber stimmig und solide und vor allem bietet sie in ihrer Simplizität stets genau die richtigen Aufhänger für Schauwerte und Spektakel. Verbinski erzählt das an dramaturgischen Archetypen wie Rache und Liebe ausgerichtete Piratenmärchen mit dermassen viel Charme und Esprit in einer rasanten Rotation aus Action, Grusel, Romantik und exotischem Abenteuer, und lässt dabei immer wieder eine grosse Portion Witz und Selbstironie mit einfliessen, dass es eine wahre Freude ist. Dabei ist es schlicht spektakulär, wie elegant und wendungsreich der Film es schafft die verschiedenen Genre-Elemente rundum zu bedienen und zu erfüllen, ohne dabei zur Gruselkomödie oder zum Actionklamauk zu verkommen. Vielmehr schafft er sich aus der Zusammenführung der unterschiedlichen Zutaten beinahe schon ein eigenes Genre, eine wahnsinnig launige Symbiose.

Tricktechnisch und visuell macht Disneys Piratenfluch eine besonders gute Figur. Gerade die koordinierte Verwendung von praktischen Spezialeffekten wie den Schiffsmodellen, Setbauten und Verkleidungen und digitalen Tricks bei der Umsetzung der Piratenzombies ist eine Herangehensweise, die Curse of the Black Pearl effekttechnisch einen überzeugenden und authentischen Charakter verleiht, den ich mir bei modernen Blockbustern häufiger wünschen würde. Ganz gleich ob idyllische Hafenstadt auf Jamaika, wildes und lärmiges Piratennest auf Tortuga, traumhafte Inselstrände, vor Piratenschätzen überquellende Geisterhöhle oder die hohe See, sämtliche Schauplätze versprühen einen romantischen und abenteuerlichen Charakter und sind von Verbinski würdig in Szene gesetzt. Genau wie bei den praktischen Effekten zeigt sich auch hier wieder der enorme Vorteil, dass zum Beispiel mit dem Bau aufwändiger Hafenkulissen und Bühnenbildern auf St. Vincent quasi „vor Ort“ gedreht wurde, statt sich die Drehorte in Bluescreen und Computer generieren zu lassen. Die unglaubliche Handarbeit und der enorme Einfallsreichtum zeigen sich in den aberhunderten von liebevollen Details in den Kostümen, Maskeraden, Kulissen und Effekten und als Zuschauer sieht und merkt man vom Anfang bis zum Ende, dass es sich bei Curse of the Black Pearl um eine Produktion handelt, an der unzählige Arbeiter und Künstler aus allen Berufsgattungen mit Herz, Seele und Ideenreichtum mitgearbeitet haben.

Das fertige Produkt dieser Arbeit manifestiert sich aber nicht bloss in den Schauplätzen und anderen Details, sondern erreicht in der Umsetzung der bombastischen Actionsequenzen seinen absoluten Höhepunkt. Feinsinnig choreographierte Degengefechte wechseln sich mit titanischen Seeschlachten ab, hin und wieder kommt auch mal beides zusammen, und allen gemein ist sowohl das starke Tempo und die Dynamik in der filmischen Gestaltung als auch die fantasievollen Einfälle im Ablauf, besonders in Bezug auf die gelungenen humoristischen Elemente, welche die Actionszenen immer wieder gekonnt auflockern. Untermalt wird das Gesamtpaket von einem unverschämt fetzigen und temporeichen Soundtrack aus der Feder des Komponisten Klaus Badelt, einem Soundtrack der mit seinem hohen Wiedererkennungswert die Dynamik und das Abenteuerfeeling der Bilder brillant akzentuiert. Badelts Arbeit passt perfekt zu diesem Film und zählt für mich nicht nur typmässig sondern auch qualitativ zur gleichen Liga wie die musikalischen Werke von John Williams.

Wer an die Piratensaga von Disney denkt, denkt in erster Linie an Johnny Depp. Und das ganz und gar nicht zu unrecht. Depp, vollkommen gegen den Strich gebürstet, macht wohl alles anders als es jeder andere Schauspieler in der Rolle gemacht hätte. Mit jeder Facette seiner Darstellung formt und definiert er diesen exzentrischen und undurchschaubaren Antihelden Jack Sparrow, den er irgendwo zwischen Piratenkarikatur, Keith Richards und abgehalftertem Lebenskünstler ansiedelt. Allein sein allererster Auftritt im Film, wenn er zu Badelts Titelmelodie auf einem sinkenden Kanu majestätisch und würdevoll in den Hafen von Port Royal einfährt, ist ikonographisch und denkwürdig ohne Ende. Sparrow gegenüber steht Geoffrey Rush als sinisterer und durchtriebener Piratenkapitän Hector Barbossa, eine Rolle die der australische Charakterkopf mit so viel Charisma und unterschwelliger Selbstironie verkörpert, dass man ihn einfach lieben muss. Die Szenen zwischen Sparrow und Barbossa gehören zu den Sternstunden des Films, denn Depp und Rush verpassen der Beziehung dieser beiden Erzfeinde ein gewisses Etwas, das an ein streitendes altes Ehepaar erinnert, ohne dabei unpassend albern zu wirken. Man sollte eigentlich meinen, dass neben diesen Figuren jeder Nebendarsteller zum Scheitern verurteilt ist. Dem ist zum Glück nicht so, da auch die übrigen Rollen sich meist ausreichend zu profilieren wissen. Keira Knightley als „Disney-Prinzessin“ Elizabeth Swann überzeugt durch ihre starke, und für eine Schauspielerin ihres jungen Alters beachtlich reife Ausstrahlung und funktioniert als „Leading Lady“ des Piratenspektakels absolut goldig. Kevin McNally gibt den alten, Anekdoten erzählenden Seebären herrlich jovial und mit rustikalem Charme. Jonathan Pryce als feiger und doch irgendwie herzlicher Gouverneur ist einer der ganz geheimen Stars und interagiert auch sehr schön mit Jack Davenports blasiertem, kleinkarierten Flottenadmiral James Norrington. Einzig und allein Orlando Bloom, der den typischen Helden des Films darstellt, ist etwas zu brav und bieder für das ansonsten so herrlich schillernde Spektakel, macht seine Sache als todesmutiger Schwertschmied aber eigentlich auch ganz solide.

The Curse of the Black Pearl sollte jedem Sommerblockbuster als Vorbild dienen. Mit nichts weiter als einer Parkattraktion aus dem Disneyland als Ideengrundlage schuf Gore Verbinski einen gleichermassen temporeichen und über alle Massen unterhaltsamen Abenteuerfilm, der das Exotische, das Actionreiche, das Gruslige sowie das Witzige und Selbstironische gekonnt und gelungen zu einer Symbiose verschmelzen lässt. Mit bestechender Ausstattung, Trickeffekten und Schauplätzen, dynamischen Kampfsequenzen, Charme und Stil ohne Ende, einem fantastischen Soundtrack, Charakteren für die Ewigkeit und zu guter Letzt einer gehörigen Portion Humor begeistert die Saga rund um Piraten, Schätze und Flüche von der allerersten bis zur allerletzten Minute, und wenn zu Badelts explosiver Abenteuermusik der Abspann über den Bildschirm donnert, erwacht in einem der Unweigerliche Wunsch nach einem Repeat-Button auf der Fernbedienung.

Wertung: 10 / 10

Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest (2006, Gore Verbinski)

„I love those moments. I like to wave at them as they pass by.”

Nachdem Verbinskis Disney-Piratenabenteuer 2003 mit seiner einfallsreichen Frische und seinem unwiderstehlichen Charme die Kinogänger fast einhellig in Begeisterung versetzt hatte war es nur eine Frage der Zeit, bis das Sujet in Form einer Fortsetzung weiter ausgeschöpft wird. Das Ergebnis war eine fast sechs Stunden dauernde Fortsetzungsgeschichte in zwei Filme unterteilt, deren erster Abschnitt unter dem Titel Dead Man’s Chest im Jahre 2006 in den Kinos anlief. Mit der berechtigten Frage konfrontiert, auf welche Art und Weise man denn überhaupt an den ganz gut alleinstehenden und in sich abgeschlossenen Curse of the Black Pearl anknüpfen könnte, wagte sich das Team um Blockbuster-Produzent Jerry Bruckheimer, Drehbuchschreiberlinge Ted Elliot und Terry Rossio sowie Regisseur Gore Verbinski in thematisch düstere und narrativ verkomplizierte Gefilde vor, versuchte aber gleichzeitig, die typischen Stilelemente des ersten Films nicht zu vernachlässigen. Heraus kam eine Rechnung, die trotz dieser beiden tollen Summanden nicht wirklich aufging, und von der ich mir wünschte, dass Verbinski sie stattdessen multipliziert hätte.

Die altbekannte Mannschaft blieb nicht nur hinter sondern auch vor der Kamera weitgehend unverändert. So schlüpft Johnny Depp hier ein zweites Mal in die skurrile Rolle der abgehalfterten Piratenlegende Jack Sparrow und erneut macht es meistens Spass, ihm bei den ganzen exzentrischen und fast schon befremdlichen Manierismen zuzuschauen. Köstlich sind vor allem die völlig schrägen Dialoge, beispielsweise über die „Zeichnung eines Schlüssels“, die Depp bzw. Sparrow mit einer solchen Selbstverständlichkeit vom Stapel lässt, dass man einfach nur schmunzeln muss. Andererseits verkommt Sparrow in manchen Teilen der zweiten Filmhälfte schon fast zu einem aufdringlich in die Handlung eingegliederten Nebencharakter, denn der narrative Fokus, der sich im Vorgänger immer auf eine passende Weise an der Sparrow-Figur zu orientieren schien, weiss hier oft nicht, wohin er denn genau will. Aber Verbinski weiss diese dramaturgischen Löcher zu stopfen, denn während Depps Figur in Dead Man’s Chest teilweise abbaut, wächst gleichzeitig Blooms Charakter. Blooms Darbietung des heroischen Abenteurers und zugleich auch dessen Verankerung im Drehbuch wirken um einiges feuriger und ambivalenter als noch im ersten Film. Keira Knightleys ehemalige „Disney-Prinzessin“ dagegen will als hemdsärmeliger Frauentyp irgendwie nicht so recht funktionieren, ihre Flucht aus dem Gefängnis und die selbstständige Reise schauen mir zu sehr danach aus, als hätte man der guten Elizabeth auf Biegen und Brechen noch mehr Screentime und Handlungsrelevanz zuschreiben „müssen“ bzw. wollen, die holde Maid in Nöten, die falls erforderlich auf tapfer sein konnte, gefiel mir da wesentlich besser als die Rollenauslegung im zweiten Teil. Der vierte im Bunde, Geoffrey Rushs diabolisch-ironischer Piratenkapitän, muss sich hier mit einem Cameo-Auftritt zufriedengeben, was anhand der Überfrachtung des Films mit alten und neuen Charakteren auch eine gute Entscheidung ist. Das altbekannte Supporting-Personal dagegen macht auch in Dead Man’s Chest wieder munter mit, wobei Jack Davenport von allen die meisten Akzente setzt, wenn er die süffisante Überheblichkeit seiner Figur mit der heruntergekommenen Wildheit eines Piraten verschmelzen lässt.

Zu dieser Truppe aber gesellen sich noch insgesamt vier verschiedene Neuzugänge, welche für die filmübergreifende Handlung der Teile zwei und drei relevant sind. Der britische Akteur Tom Hollander legt seinen adligen Obermotz wunderbar arrogant, hochmütig und theatralisch an, ohne dabei zu übertreiben, dass es eine wahre Freude ist. Dann wäre da die grossartige Naomie Harris, die als geheimnisvolle und undurchsichtige Zauberin eines der kleinen Highlights des Films darstellt. Ihr erster Auftritt mit der vorangehenden Reise der Protagonisten durch ein exotisches, nächtliches Flussdelta hat etwas Rätselhaftes und Magisches an sich, und sticht in der visuellen Atmosphäre besonders positiv heraus.

Mit den beiden anderen Neulingen im Cast verhält es sich allerdings ein wenig anders. An diesem Punkt machen Verbinski und Konsorten ein komplett neues Fass auf und führen Davy Jones, einen Dämon der Meere als neuen Antagonisten ein. Dargestellt wird Jones als bizarre Kreuzung zwischen Mann, Tintenfisch und Krake, der ein mit Meeresgetier überzogenes, von maritimen Kreaturen bevölkertes Geisterschiff kommandiert, und wird vom britischen Schauspielass Bill Nighy im Motion-Capture-Verfahren verkörpert. Auf dem Papier hört sich das alles schön und gut an, und die digitale Umsetzung der „Fischköpfe“ kann sich auch rundum sehen lassen. Leider aber lässt es sich Nighy nicht nehmen, die Möglichkeiten, welche ihm die Figur in Sachen Bewegung und Mimik gibt voll und ganz auszukosten und diesen Teufel der Meere stimmlich, mimisch und gestisch unverhältnismässig zu übertreiben, vermutlich, um mit dem bewusst von Anfang als Clown angelegten und als solcher auch weitaus besser funktionierenden Sparrow um die Wette zu chargieren. Auch seine Truppe aus korallenverkrusteten Schreckgespenstern ist viel zu häufig und zu sehr mit Herumgehüpfe und gackerndem Gelächter beschäftigt, um wirklich einen beängstigenden oder ernstzunehmenden Eindruck zu hinterlassen. Schade dabei ist vor allem, dass Verbinski viel zu oft auf das verschenkte Potential hinweist, welches in der Idee gesteckt hätte. Die sehr lange Aufbauphase des Davy Jones durch das Erzählen und Andeuten eines schaurigen und tragischen Mythos‘ – beispielsweise in der bereits erwähnten nächtlichen Dschungelszene mit Naomie Harris – und die schaurig-wehmütigen Musikstücke, mit denen Davy Jones‘ Schlaf an der Orgel und die Zerstörungswut seines Kraken urgewaltig akzentuiert werden, sowie die grundlegende Atmosphäre, die um Jones und seine Gefolgsleute – vor allem in deren ersten Auftritt – beschworen wird, lassen nämlich mehr als deutlich erahnen was hier möglich gewesen wäre: Ein sehr dunkles, geheimnisvolles und beeindruckendes Kapitel um einen Verdammten der Meere, eine wirklich gruslige und auch rätselhafte Sagengestalt. So bleiben aber nur die Ansätze davon übrig, die in meinen Augen eine wirklich konsequente und stimmige Verwertung zu oft vermissen lassen.

Ähnlich verschenkt ist auch der vierte der Neuzugänge, der Schwede Stellan Skarsgård, als Turners Vater und Sklave des Davy Jones. Wenn man die Hintergrundgeschichte von Curse of the Black Pearl, welche im ersten Film immer wieder als eine Art Märchen erzählt wurde berücksichtigt, wäre es nicht unbedingt notwendig gewesen, deren Protagonist „Bootstrap-Bill“ noch persönlich einzuführen, und der Figur damit ihre Geheimnisse zu nehmen. Ausserdem legt Skarsgård den Charakter als vollkommen ausdruckslose Schlaftablette an. Das mag im Kontext der Filmhandlung passen, immerhin hat „Bootstrap“ hier sozusagen seine Seele dem Teufel verkauft, ändert für mich jedoch nichts an seiner blassen und langweiligen Darbietung, vor allem wenn man bedenkt, wie hysterisch und überdreht sich seine „Schiffskameraden“ aufführen.

Dead Man’s Chest leidet generell unter dem Problem der Episodenhaftigkeit. Wo Curse of the Black Pearl über alle Massen stimmig, konsequent und in seiner Simplizität einfach goldrichtig war, hat die Fortsetzung des Öfteren Mühe, einen roten Faden zu spinnen und sich zwischen der Legende des Davy Jones, einem Nacheifern des Erstlings und der Vielzahl an Charakteren zu entscheiden. Entsprechend ist Dead Man’s Chest auch vielmehr als die Summe zahlreicher Einzelteile zu betrachten, während der Vorgänger seinen Spass in erster Linie aus seiner Funktion als Gesamtpaket zog. Und diese Einzelteile funktioniere mal mehr, mal weniger gut, verwehren aber die meiste Zeit die elegante Verzahnung und häufig auch den Charme und die Frische des Erstlings. In der ersten Hälfte seines zweieinhalbstündigen Epos‘ hält sich Verbinski gerne mit Nebensächlichkeiten auf, wie der bereits erwähnten Schiffsreise von Elizabeth und – noch viel schlimmer – der sehr langen Episode auf der Kannibaleninsel. Diese ist grundlegend eine nette Idee, als blosses Wiedersehen zwischen Sparrow und Turner aber viel zu umständlich und lang. Die Szene scheint im Gesamtkontext des Films von allen mit Abstand am wenigsten reinzupassen und ist dazu noch vollgestopft mit plakativem Klamauk und absurder Selbstparodie. Das Kunststück des ersten Films, alles mit Komik zu unterlegen und trotzdem immer ganz knapp nicht zu übertreiben, wird hier mit Füssen getreten. Auch die im ersten Teil von mir so hochgelobte Ausstattung und Detailverliebtheit, wird in Dead Man’s Chest nie wirklich erreicht, und das obwohl hier erneut eine Menge Arbeit in den Kulissen, Effekten und Schauplätzen zu stecken scheint. Der im Vorgänger noch unverschämt sprühende Charme derselben hält sich zumindest um Einiges mehr zurück.

Was ich abgesehen von den bereits erwähnten Darstellungen und Umsetzungen einiger Charaktere am gelungensten an Dead Man’s Chest betrachte, ist die grandios geschnittene Anfangsszene mit der Ankunft der Briten im strömenden Regen, einige tolle visuelle Einfälle wie der Match Cut von Tia Dalmas Muscheln auf die identisch angeordnete Inselgruppe und vor allem das verfrühte Ende auf der Strandinsel, mit der Schatzsuche und dem Dreikampf zwischen Norrington, Turner und Sparrow. Dies ist im Prinzip der einzige Teil des Films, der voll und ganz den Geist und den Charme des Vorgängers atmet, wenn sich die drei Streithähne in der für mich tatsächlich schönsten Kulisse des gesamten Films, einem verwahrlosten Kirchturm ein fantasievolles und wendungsreiches Degengefecht liefern, ihren Kampf auf einem lose umherrollenden Mühlrad fortsetzen und alles mit der abenteuerlichen Musik und einer leisen, fast schon stummfilmartigen Slapstick-Komik unterlegt wird, wie z.B. den mit der Schatztruhe davonrennenden Pintel & Ragetti, Elizabeths vorgetäuschtem Ohnmachtsanfall um gegen die Streitsucht „ihrer“ drei Männer zu protestieren und dem Running Gag des verlegenen Grinsens, wenn einer der Kontrahenten mal wieder an seinen leeren Schwertgürtel greift.

Unterm Strich hat die Lange Rede wie so oft einen sehr kurzen Sinn. Mit Dead Man’s Chest präsentiert Gore Verbinski im Auftrag seiner Disney-Geldgeber eine Fortsetzung, die angesichts des hervorragend für sich allein funktionierenden Überraschungshits im Jahre 2003 keiner so wirklich gebraucht hätte, die aber dennoch mit einigen interessanten Neuerungen, wie der sehr düster ausgelegten Davy-Jones-Geschichte, einem dichteren Handlungsgeflecht und diversen Neuinterpretationen der beliebten Elemente aus dem ersten Film aufwartet. Insgesamt geht die Formel des Erstlings dieses Mal aber nicht wirklich auf. Zu sehr fehlt der Charme, die originelle Frische und die spassige, unkomplizierte Simplizität, zu sehr wird versucht, ein inhaltlich komplexeres Epos darzubieten und sich dabei im Drehbuch verheddert und zu sehr zerfällt Dead Man’s Chest in eine Vielzahl mal mehr und mal weniger gut zusammenspielender Episoden. Nicht alle Ansätze werden konsequent genug gefolgt, dafür will Verbinski insgesamt leider viel zu viel erreichen. Dead Man’s Chest ist nicht wirklich schlecht, dafür machen der Dreikampf sowie diverse Einfälle, Szenen und Dialoge zwischendurch zu viel Spass. Er ist aber auch nicht wirklich gut, denn dafür lahmt die umständliche erste Hälfte eindeutig zu sehr und werden Ideen wie die Davy-Jones-Geschichte zu halbherzig umgesetzt.

Wertung: 5,5 / 10

713

Dienstag, 14. Juli 2015, 23:27

Pirates of the Caribbean: At World’s End (2007, Gore Verbinski)

„Close your eyes and pretend it's all a bad dream. That's how I get by.“

Leinen los und herzlich willkommen an der Bord der „Verwirrenden Gurke“! Im Namen des Kapitäns Jerry Bruckheimer und des Steuermannes Gore Verbinski begrüsse ich Sie zu dieser Kreuzfahrt in die Karibik, nach Singapur, in die Arktis, ans Ende der Welt und wieder zurück und durch einen Plot, dem wie ich Ihnen garantiere niemand wird folgen können!

Mit dem exorbitanten Produktionsbudget von dreihundert Millionen Dollar der teuerste Film aller Zeiten, startete die Produktion dieses dreistündigen filmischen Mammutbaumes bereits während den Dreharbeiten zu Dead Man’s Chest, dem zweiten Teil der frischgebackenen Filmreihe. Dieses Mal werden all die Handlungsstränge aus eben jenem zweiten Teil direkt weitergesponnen um letzten Endes in einer alles entscheidenden Schlacht zu kulminieren. Mit dem unkomplizierten und knackigen Abenteuercharme des allerersten Teils hat der Film dabei nicht mehr wirklich viel gemein, vielmehr liefert Verbinski ein grosszügig aufgeblasenes Fantasy-Epos um Schuld und Sühne, Schicksal und Bestimmung und andere ausgelutschte Genre-Sujets.

Wie es sich für einen Film dieser Grössenordnung – sowohl in Bezug auf die Produktionswerte als auch auf die inhaltlichen und thematischen Ambitionen – gehört, ist At World’s End trotz oder gerade wegen der Laufzeit von drei überaus plotlastigen Stunden heillos überfrachtet an Charakteren, deren Bedeutung und Zuordnung für die Handlung oftmals für keinen wirklich deutlich sind. Angeführt wird das Ensemble wie gewohnt von Johnny Depp der sich mittlerweile als Parodie seiner selbst durch den Film chargiert und an allen Ecken und Enden des labyrinthischen Plots als exzentrischer Pausenclown mitmischt. Depps Performance geht dabei zwar der frische Charme und Einfallsreichtum des ersten Films weitgehend ab (was auf so einige Aspekte des Films zutrifft), nichtsdestotrotz macht es meistens Spass, sein schräges Possenspiel zu betrachten. Das fängt schon bei der ersten Szene an, die an gekünstelter Absurdität kaum noch zu überbieten ist: Sparrow steckt mit seinem Schiff in einer Wüste fest, halluziniert, grimassiert und muss sich mit imaginären Doppelgängern, einer Ziege, einem Haufen Steine und einer halben Erdnuss (!) herumärgern. Das ist bizarrer Blödsinn in seiner reinsten Form, aber genau darin liegt der Spass. Und diese idiotischen „Traumsequenzen“ ziehen sich in hübscher Regelmässigkeit durch den gesamten Film. Dem entgegengesetzt werden leider einige Szenen, in denen der Film (ernsthaft) versucht einen ernsten, schlimmer noch: emotionalen Sparrow einzuführen und diesen seriös in die Geschichte zu integrieren. Besagte Szenen sind heillose Rohrkrepierer, denn Depps abgehalfterten Kaspar als seriösen Charakter zu verkaufen hätte vielleicht noch im ersten Teil funktioniert, mit Sicherheit aber nicht in diesem.

Depps Blödeleien und der damit verbundene meist sehr oberflächliche Fanservice bietet einen grundsoliden Nährboden für die Rückkehr eines weiteren Hauptcharakters: Hector Barbossa, der von Geoffrey Rush verkörperte, schamlos charismatische Piratenteufel aus dem ersten Film. War die Figur im stilvollsten Abenteuer des Jahres 2003 noch ein verschlagener, sinisterer und dennoch irgendwie sympathischer Erzrivale Sparrows, so werden diese Beziehung und die Charakterzüge Barbossas hier masslos überzeichnet, und Depp und Rush zanken sich den gesamten Film über wie zwei alte Waschweiber, was sich in zahlreichen köstlich blöden Wortgefechten und Slapstick-Szenen niederschlägt (Klick mich!), bei denen dem „dynamischen Duo“ die Spielfreude aus sämtlichen Poren tropft. Diesen beiden „Helden“, bei vernünftiger Betrachtung sind sie vielmehr „Anti-“, wird mit Lord Beckett, seines Zeichens machtsüchtiger Kommandant der Handelsflotte, ein würdiger Oberschurke entgegengesetzt, der durch das Spiel des theatererfahrenen Tom Hollander so richtig schön schleimig, süffisant und theatralisch daherkommt. Schleimig ist auch der dämonische Meeresgeist Davy Jones wieder mal, wenn auch nur äusserlich. Die im Vorgänger zumindest noch ansatzweise bedrohliche Figur wird hier zum lispelnden Tintenfisch degradiert, der für Beckett die Drecksarbeit erledigt, und dabei für einen auf dem Papier so einfallsreichen Charakter erstaunlich blass und langweilig daherkommt. In einem der viel zu vielen Subplots wird nun auch die gesamte Hintergrundgeschichte des Davy Jones, seine vermeintlich tragische Beziehung zur Meeresgöttin (!) Calypso aufgerollt. Dabei versteht sich Verbinski mal wieder als Meister darin, spannende Ideen stark aufzubauen um sie nachher genüsslich wegzuwerfen: in einer der besten Szenen des Films treffen sich Jones und Calypso in einem von mysteriöser Atmosphäre erfüllten Szenario zu ihrer Gänsehaut erregenden Leitmelodie. Der Verdammte stellt seine Peinigerin zur Rede, Verbinski taucht genau wie in Dead Man’s Chest wieder ein in diese potentiell so traurig-schöne Schauergeschichte. Aber wenn Calypso letzten Endes den Grund für ihr Fernbleiben offenbart, wenn man erfährt das dieser gesamte Fluch, der Hass und die thematische Grundlage des zweiten und dritten Films nur darauf basieren, dass die Olle an einem bestimmten Tag keinen Bock hatte, ihren Liebhaber von der See zu holen, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Calypso selbst hat in ihrer Inszenierung und der Darstellung durch die grandiose Naomie Harris nur noch wenig von der faszinierenden und geheimnisvollen Dschungelhexe aus dem Vorgänger und bleibt die meiste Zeit über belangloses Supporting-Personal.

Neben den bereits genannten Figuren dürfen natürlich auch Orlando Bloom und Keira Knightley mal wieder mitmischen. Die Liebesgeschichte der beiden, die Anno 2003 noch genau den richtigen, simplen aber funktionierenden Rahmen gebildet hat, hat sich mittlerweile mehr als totgelaufen und die meiste Zeit der drei Stunden könnte und würde man gerne auf das prätentiöse und blass gespielte Beziehungsgeplänkel des Pärchens verzichten. Der schwächste Einfall ist aber in meinen Augen, dass nun auch der einst unschuldige, tapfere Heldentypus (Turner) und die schlagfertige Prinzessin in Nöten (Swann) völlig an der Prämisse vorbei in Piratenrollen gedrängt werden. Das mag in Turners Falle noch einigermassen Sinn ergeben, die Knightley als oberste Piratenkönigin – die meiste Zeit mit einer Art Trichter auf dem Kopf und pathetische „Wir ziehen in den Krieg!“-Reden schwingend – ist aber nur ermüdend und hat mit der Figur nur noch den Namen gemein. Die von Stellan Skarsgård gespielte Figur ist ein weiteres Beispiel für die totale Überfrachtung des Films, so unmotiviert und nebensächlich laufen der Charakter und der mit ihr verbundene Handlungsstrang neben dem ganzen Spektakel daher, um am Ende auch noch irgendwie aufgelöst zu werden. Und auch die beliebten Nebencharaktere des ersten Films, Jack Davenport und Jonathan Pryce, werden der Vollständigkeit halber in lieblosen Cameos verheizt. Neuzugänge gibt es auch wieder deren reichlich, neben den ganz netten Kurzauftritten des bunt zusammengewürfelten „Piratenrates“ darf John-Woo-Star Chow Yun-Fat einige witzige Auftritte als fernöstlicher Seeräuber absolvieren, wird dabei exotisch und für die Filmreihe auch neuartig in Szene gesetzt, bleibt letzten Endes aber auch nur eine weitgehend blasse Randfigur. Der einzige der hier wirklich den Vogel abschiesst und dessen Auftritt eine charmante und rundum gelungene Idee zugrunde liegt ist Keith Richards (!) als cooler, alter, gitarrenspielender (!!) Piratenrocker und Vater von Jack Sparrow (!!!). Depp nannte Richards ja als wichtigste Inspiration für seine Interpretation der Rolle, folglich ist es ein witziger Einfall, das Rolling-Stones-Urgestein hier mitspielen zu lassen und dazu noch so cool in Szene zu setzen.

Inhaltlich und erzählerisch beschreitet At World’s End wie ich bereits mehrfach angedeutet habe keine besonders einfallsreichen oder lobenswerten Wege. Gerade wenn man bedenkt mit welch einfacher und doch charmanter Simplizität diese Filmreihe ihren Anfang genommen hat, wollen die in der ersten Fortsetzung bereits markant angedeuteten und in der zweiten auf die Spitze getriebenen Zaunpfahlwinke in Richtung grosses, düsteres Fantasy-Epos nicht so wirklich passen. Zu viele Handlungsstränge sind insgesamt zu planlos um zu viele Charaktere herum arrangiert, ausserdem wechseln die Figuren innerhalb des Filmplots andauernd ihre Seiten, schliessen neue Bündnisse, verraten diese wieder und gehen Pakte mit anderen Parteien ein. Letzten Endes weiss keiner mehr – wahrscheinlich nicht einmal die Schreiberlinge – welcher der Piraten was plant, klare „Gut“- und „Böse“-Parteien gibt es keine mehr und spannungsvolle Ambivalenz bei den Figuren ist auch Fehlanzeige, da der gesamte Film dafür zu plan- und lieblos entwickelt ist. Dazu kommt noch dass sich der bedeutungsschwangere und auf ganz viel „düster“ und „Schicksal“ ausgerichtete Anstrich des Films fürchterlich mit der die meisten Zeit abgehaltenen Schmierenkomödie beisst, sei es freiwillig, wenn Sparrow und Hector mal wieder einen Schwanzvergleich mit Ferngläsern austragen, Nighys Fischmutant überdeutlich pompös auf Deck rumtrampelt und Pintel und Ragetti reihenweise dümmliche Kalauer vom Stapel lassen, oder unfreiwillig, wenn die Knightley mit ihrem albernen Hut in der Takelage rumturnend etwas von Freiheit und Gerechtigkeit brüllt, oder gefühlte fünf der Charaktere und Parteien einander innert zehn Sekunden gegeneinander ausspielen, verraten und die Seiten wechseln. Mit dem eleganten und schwungvollen Mix aus Humor und Grusel des ersten Films hat das Ganze nur noch wenig gemein, dafür ist At World’s End insgesamt leider viel zu plakativ, überfrachtet und zu sehr mit dem Holzhammer umgesetzt.

Wenn man es aber schafft, an all diesen Mängeln, Makeln und Ausrutschern, an all den Schwächen, überladenen Handlungssträngen und verschenkten Nebenfiguren vorbeizusehen, muss man doch konstatieren, dass das Ganze auf eine sehr besondere Art und Weise irgendwie Spass macht. Als epochales und ausladendes Fantasy-Spektakel höchstens in Ansätzen leidlich geglückt, funktioniert der dritte Pirates of the Caribbean dafür umso mehr als grossangelegter Fanservice voller mal mehr, mal weniger gut geglückter Anspielungen und Running Gags, kindischem Piratengezanke, absurden Dialogverschnitten aus den Vorgängern und Slapstick-Einlagen. Während die Atmosphäre und der Ideenreichtum zurückbleiben, werden Comedy und Eigenparodie ausser Rand und Band häufig gleich in der Breitseite geboten. Darüber hinaus muss ich noch anmerken, dass Dynamik und Schnitt für sich gesehen meistens ziemlich gut funktionieren, gerade auch in Zusammenspiel mit der Musik und dem überladenen Humor. So zum Beispiel in dem überlangen und völlig absurden Finale Grande oder der „Parlay“-Szene auf der Sandbank, in der sich Verbinski und Zimmer grosszügig bei Spiel mir das Lied vom Tod bedienen. Und wenn diese Schlacht erst einmal überstanden ist, kommt auch schon das Grossjuwel des Films, die phänomenale Schlussszene im Geist, Stil und Charme des wunderbaren Erstlings – mit einem Vorgeschmack darauf, dass die Reise noch längst nicht vorbei ist…

Trommelwirbel, ich kann es selbst nicht fassen! 6 / 10

Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides (2011, Rob Marshall)

„It's not the destination so much as the journey, they say.“

Nachdem die Reise ans Ende der Welt die Piratenblase von Disney in künstlerischer Hinsicht trotz einer Menge lustigem Klamauk zum Platzen gebracht hat, entschloss man sich vier Jahre später dazu, mit der nächsten Fortsetzung der beliebten Abenteuerfilmreihe ganz neue Ansätze auszuprobieren. Anstelle des ausgedienten Gore Verbinski übernahm dieses Mal der unverbrauchte Rob Marshall das Regiezepter, und mit diesem Wechsel löste sich das Projekt von all dem im zweiten und dritten Teil der Saga aufgestauten verkorksten Fantasy-Ballast und der unvorteilhaft überfüllten Besetzungsliste. Das Ergebnis fühlt sich an wie ein Befreiungsschlag und setzte wie im Titel versprochen rundum frische Gezeiten in Gang.

Auffallend ist zunächst einmal vor allem der dramaturgische Rahmen der Geschichte. On Stranger Tides fühlt sich in nahezu jeder Hinsicht mehrere Nummern „kleiner“ an als das gross aufgeblähte und überladene Vorgängerepos. Anstelle von schicksalsbelasteten Kriegen zwischen Meeresgöttern, Dämonenhorden und staatlich organisierten Piratenarmeen dreht sich in dieser vierten der nicht ganz realitätsnahen Karibikreisen alles um eine sehr simpel aufgerollte Schatzsuche mit mehreren rivalisierenden Parteien. Die verworrenen und bedeutungsschwangeren Elegien um Flüche, Schicksale und Teufelspakte aus den Vorgängern werden zu Gunsten der deutlich bodenständigeren Involvierung von spanischen und britischen Kolonialpionieren fallengelassen, statt frontalem Klamauk gibt es wieder mehr Witz und Charme. Zudem werden die Fantasy-Elemente generell deutlich zurückgeschraubt und ihre Fantasie hat endlich wieder grössere Priorität als die reine Menge. Die einstige Flut an Verweisen und Eigenzitaten muss einigen wenigen kleineren Anspielungen weichen, wie zum Beispiel der sympathisch kurzen Erwähnung des in den beiden Vorgängern viel zu sehr ausgeschlachteten „Parlay“, der Szene mit Josh Gibbs und seinem Schwein oder der Rückkehr der Herren Gillette und Groves. Auf einige längst zum Klischee gewordene Merkmale wie etwa die ehemals obligatorische grosse Seeschlacht wird in dieser Form komplett verzichtet. Die Summe all dieser Elemente und Details beweist, dass On Stranger Tides um Einiges stärker an den Auftakt der Piratenchronik angelehnt ist, als an die beiden zusammenhängenden Sequels, und trotzdem einige Dinge völlig neu macht.

Der Dreh- und Ankerpunkt dieser mannigfaltigen Herangehensweise ist kein Geringerer als Rob Marshall. Die Erzählung ist zwar durchaus simpel und zielgerichtet, doch zum einen war Simplizität schon in Curse of the Black Pearl eine unverzichtbare Zutat des Erfolgsrezeptes und in den beiden Nachfolgern eine zu oft schmerzlich vernachlässigte Komponente, zum anderen manövriert Marshall sich die meiste Zeit gradlinig aber abwechslungsreich durch seine Schatzsuche. Alleine die unterschiedlichen Parteien, ihre Beziehungen untereinander und die wechselnden Allianzen wurden hier weitaus unkomplizierter und zugleich bzw. damit besser gelöst als noch in At World’s End. Die dramaturgische Simplifizierung schafft zugleich Raum für visuelle Schauwerte und Stimmungserzeugung. Zwei Dinge, auf die Marshall Grossen Wert legt, während er die filmischen Bauteile einfallsreich um die Haupthandlung herum arrangiert. Leuchtende Farben, pompöse Schlösser, exotische Urwälder und eine geradezu märchenhafte Reisedestination wecken einerseits Erinnerungen an den ersten Teil und schaffen sich andererseits in ihrer fantasievollen Aufbereitung und Umsetzung einen ganz eigenen Stil, ohne vom Kern der Geschichte abzulenken. On Stranger Tides ist ein zweckdienliches Fest für die Augen und die atmosphärischen Sternstunden nicht gerade rar gesät. Besonders herausragend ist in dieser Hinsicht die gesamte Sequenz mit der Treibjagd auf die neu eingeführten Meerjungfrauen. Wie Marshall das Szenario atmosphärisch langsam aufwickelt und schliesslich in eine so ungewöhnliche Actionszene überleiten lässt ist im wahrsten Sinne des Wortes: magisch.

Nicht nur in den grundlegenden Ideen und in der visuellen Umsetzung, sondern auch in der Besetzung und den Figuren hat sich Disney getraut, viele der letzten Endes abgenutzten alten Zöpfe aus dem Original und den beiden Nachschlägen aufzugeben und frischen Wind auszuprobieren. Johnny Depp ist natürlich wieder Mal Jack Sparrow, und weder seine Darstellung noch der Charakter an sich haben sich gross verändert. Natürlich hat sich die damalige Einzigartigkeit des schrägen Piraten längst abgenutzt, Depp lässt es sich aber trotzdem nicht nehmen, eine souveräne und meistens auch wieder etwas zurückhaltendere Darbietung abzuliefern, die hier insgesamt auch besser reinpasst als in die Teile zwei und drei. Etwas andersartig und im ersten Moment auch befremdlich aufgezogen ist die Rolle des Seebären Hector Barbossa. Geoffrey Rush spielt aber erneut mit grossem Enthusiasmus und Charisma auf, und der Film zeigt anhand der Figur auch mehr als deutlich, wie Sparrow und Hector als verstrittene Buddys funktionieren können, ohne die diesbezüglichen Zirkuseskapaden des dritten Kinoabenteuers wieder aufzugleisen. Unter den Neuzugängen sticht besonders Pirat Blackbeard positiv hervor. Marshall und der Darsteller Ian McShane bauen die Figur des verkommenen Seeräubers wiederum sorgfältig und stimmungsvoll auf (angefangen in der sehr schönen Szene der sich verschwörenden Meuterer) und gönnen ihm im Anschluss einen köstlich finsteren und dramatischen Erstauftritt, der von der Inszenierung ebenfalls atmosphärisch akzentuiert wird. Überzeugend im Handlungsverlauf und der generellen Ideenflut verankert ist auch der nette und charmante Subplot um den Missionar und die Meerjungfrau, die hier die totgelaufenen Turteltauben Bloom und Knightley mehr als nur kompensieren. Àstrid Bergès-Frisbey wird mit ihrem faszinierenden Gesicht und dem herzzerreissend traurigen Blick so schillernd in Szene gesetzt, dass sie nicht nur den Priester verzaubert. Für die kleine Rolle des Neuzuganges Stephen Graham gilt dasselbe, was für das meiste am Film gilt: Frischer Wind und mal etwas Neues.

Natürlich gibt es auch so einiges an Stranger Tides, was nicht ganz so gut funktioniert, glücklicherweise aber auch selten wirklich negativ ins Gewicht fällt. Nach der tollen Einführung der Blackbeard-Figur hätte ich mir gerne gewünscht, dass McShanes Rolle etwas mehr Gewicht und mehr Leinwandzeit erhält, da die Figur in der zweiten Hälfte doch nur so halb ausgeschöpft wird. Penélope Cruz, in nicht gerade wenigen Szenen auch ersetzt durch ihre noch besser aussehende Schwester Monica, sorgt mit ihrer heissblütigen Darbietung für Unterhaltung, ihre Rolle bleibt aber etwas blass, hier hätte ich mir einige zusätzliche Konturen und etwas mehr Handlungsrelevanz erhofft. Hin und wieder entgleist auch mal wieder der Humor des Films in Klamauk, und die erste halbe Stunde der Laufzeit ist generell ziemlich schwach, gerade im Vergleich zu dem, was in den folgenden drei Vierteln geboten wird. In diesem Teil des Abenteuers werden lächerlich überzogene Actionsequenzen und einfallslose Komik uninspiriert aneinandergereiht und mit den unlustigen Gastauftritten von Keith Richards und Judi Dench noch weiter verschandelt. Erst mit dem Auftritt von der Cruz und dem daraus folgenden Fechtkampf kommen Feuer und Inspiration in den Film – und bleiben dann aber auch ziemlich lange. Insgesamt können diese Mängel den Spass aber nur sehr bedingt trüben. Unterm Strich ist Stranger Tides eine fabelhafte Rückbesinnung und zugleich Neuinterpretation, voll mit frischem Wind, eigenen Ideen und einer oftmals richtig magischen visuellen Bildgestaltung. Eine viel zu oft verschmähte Fortsetzung, die den Spagat zwischen Abkehr und Adaption meistert.

Wertung: 8 / 10

Havanna

MI6 Staff

  • »Havanna« ist männlich

Beiträge: 262

Registrierungsdatum: 4. Januar 2015

  • Nachricht senden

714

Mittwoch, 15. Juli 2015, 20:26

Schon vor zwei Wochen in der Sneak Preview gesehen, aber jetzt erst die Zeit gehabt, meinen Eindruck zu posten:

Desaster (D 2015, Regisseur Justus von Dohnányi, Darsteller u.A. Jan Josef Liefers, Anna Loos)
Der erste Versuch von meiner Frau und mir für eine Sneak Preview und im Nachhinein waren wir froh, dass wir zusammen nur drei Euro für den Film bezahlt haben (es war auch gerade noch eine Sommeraktion, dass es zwei Previews zum Preis von einer gab).
Zur Handlung nur ein kleiner Abriss: Ein deutscher Gangsterboss (Milan Peschel) besticht einen korrupten Schweizer Staatsanwalt (Stefan Kurt), ihm den Aufenthaltsort von Kronzeugen zu geben und lädt ihn dazu in seine Villa in Saint Tropez ein, in der auch die Frau (Anna Loos) und Mutter (Angela Winkler) des Gangsters wohnen. Der Anwalt will wiederum mit der Frau und dem Geld des Gangsters, das in der Villa aufbewahrt wird, durchbrennen und engagiert dafür die beiden Killer Mace (Jan Josef Liefers) und Ed (Justus von Dohnányi), weiß aber nicht, dass die Frau des Gangsters ihn nur ausnutzt um an das Geld ihres Mannes zu kommen um sich anschließend mit ihrem Geliebten Johann (Maximilian Simonischek) aus dem Staub zu machen.
So, alles verstanden? Wir auch nicht so wirklich, denn diese ganze Grundsituation wird in den ersten zwei Minuten, in denen man die Charaktere noch gar nicht kennt, im Eilverfahren durch den Off-Kommentar erläutert. Durch diese Überrumpelung dauert es extrem lang, bis man sich in der Story, den Charakteren und ihren Zielen einigermaßen zurecht findet. Dennoch bietet die Ausgangssituation, auch durch die unterschiedlichen, aber alle schrägen Charaktere, das Potential für eine gute und schwarzhumorige Gangsterkomödie und in einigen Momenten habe ich wirklich herzhaft gelacht. Aber da gibt es eben noch viel mehr Momente, in denen wir wahre Rohrkrepierer an Gags serviert bekommen, garniert mit teilweise hochnotpeinlichem Schauspiel und hölzernen Dialogen. Zudem kann man sich ab der Hälfte des Films schon denken wie es ausgehen wird und die Schlusspointe drängt sich schon eine halbe Stunde vor Ende auf.

Fazit: Der Film hat durchaus Potential, das er in wenigen Szenen auch ausschöpft, dazwischen gibt es leider sehr viel Fremdschämmomente. Keine Empfehlung: 2 von 5 giftigen Kugelschreibern.

  • »TheSilencer« ist männlich
  • »TheSilencer« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 427

Registrierungsdatum: 27. Mai 2013

  • Nachricht senden

715

Mittwoch, 29. Juli 2015, 07:41

American Sniper (2014/ BR)

Wenn's gut gemacht ist, mag ich diesen überzogenen Patriotismus der Amis. Clint Eastwood liefert. Und der Neanderthaler-Kult bekommt nebenbei auch noch ordentlich auf die Mütze.

Drastisch, mit einem aufgepumpten Bradley Cooper, hart, blutig, an einigen Stellen nicht konsequent genug (Stichwort: Nachwirkungen), alles in allem: The American Dream Of War.

Ich fand's gut umgesetzt.

8/10


Wild Card (2015/ BR)

Statham in einem Remake, dessen Original ich nicht kenne (Heat, 1986).

Der rote Faden des Films und die Actionsszenen sind hervorragend. Was mich völlig abgenervt hat, sind die ganzen Drumherum-Darsteller. Bis auf Statham kommen mir die ganzen Szenchen mit denen so "drangepappt" vor. Der Film ist nur 60 Minuten lang? Laß' uns mal noch 'was nachdrehen.

6/10


Mama gegen Papa (2015/ Kino)

Politisch unkorrekte Komödien können derzeit scheinbar nur die Franzosen drehen. Wir bekommen ja nur so eine Multi-Kulti-Scheiße wie Fack ju Göhte hin, die als Gesellschaftsspiegel eigentlich zu Tränen rühren müßte.

Mit perfekter Besetzung - insbesondere die Kinder-Darsteller - bekommt dieser ganze Kinderwahn so 'was von eins vor den Koffer, daß man jauchzend in die Hände klatschen möchte.

Zugegeben, die Begeisterung hält nicht den ganzen Film durch an, denn irgendwann erlahmt der Überraschungseffekt; dennoch macht der Film einfach nur Spaß.

7/10


The Bletchley Circle - Season 1 (2012/ VOD)

Eine klasse Idee - leider ein wenig ungelenk umgesetzt.

Vier Frauen, die im Zweiten Weltkrieg deutsche Codes knackten, führen nach Kriegsende Leben, wie man sie von ihnen erwartet: schlicht, mütterlich, dem Ehemann Untertan.

Als ein Serienmörder seine Arbeit aufnimmt, erkennt eine von ihnen ein Muster und trommelt die alten Kolleginnen zusammen, um diesen zur Strecke zu bringen.

Die letztendlich frauenfeindliche Zeit wird nur zaghaft angedeutet. Völlig humorfrei agieren die vier Hauptdarstellerinnen, was ich nicht nachvollziehen kann. Gerade Situationskomik hätte hier ein wenig den Rahmen aufgelockert, ohne das Konzept zu sprengen. Schon um die Männerwelt jener Zeit besser vorzuführen.

Die deutsche Version glänzt dann noch mit einer Synchronfassung, die stellenweise an den Dilettantismus polnischer Synchronarbeit erinnert. Wobei ... mit "synchron" hat das ganze nichts zu tun. Unbekannte Sprecher und einem verblödeten Dialogregisseur schien es auszureichen, wenn der Sprecher wenigstens das richtige Bild traf. Unglaublich.

Einziger Trost: die erste Staffel besteht nur aus drei Folgen.

4/10


Piranha 2 (2012/ VOD)

Oh Mann. Was habe ich mir dabei gedacht?

Der nicht ganz ernstgemeinte Streifen setzt die Titten-Philosophie des ersten Teils (2010) fort. Wild eingestreute Silikon-Möpse unbekannter und handlungsferner Akteurinnen - die Hauptdarstellerinnen zeigen sich nur bis zur Bikini-Zone - hüpfen durch's Bild und erfreuen vermutlich nur diesbezüglich verklemmte Amis.

Christopher Lloyd darf wieder mal den verwirrten Professor spielen - scheißegal, daß er im ersten Teil Henry hieß und jetzt Carl -, die animierten Piranhas dürfen böse beißen und als Appetizer wird diesmal Gary Busey verspeist (im ersten Teil war dafür Richard Dreyfuss das Opfer). Doofe Dialoge, gefährlicher Beischlaf, ein abgeschnittener Penis, Ving Rhames ohne Beine und ein David Hasselhoff, der sich selbst verarscht und damit irgendwie das Ehrlichste und damit das Highlight des Films ist.

Die letzte Szene, die im Abspann in witziger Happy-Rotation gezeigt wird, rundet das ganze Chaos ab.

Ohne Bier hätte ich den Film nicht durchgehalten. Aber irgendwie war es der Unfall-Effekt: Du willst nicht, aber Du guckst hin.

3/10


Marvel’s Daredevil - Season 1 (2015/ VOD)

Eigentlich ist an dieser Serie alles gut - nur der Daredevil nicht.

Charlie Cox ist farblos und schon auf Werbeplakaten albern. Seine Synchronstimme (Tim Knauer) gehört zwar zu einem der besten, paßt hier aber überhaupt nicht (in Revenge spricht er den durchgeknallten, hageren Lebemann-Nerd Gabriel Mann - da paßt's wie Arsch auf Eimer).
Auch dem Blindsein der Hauptfigur besinnt man sich erst ab etwa der Hälfte der Serie. Ansonsten vergißt man das ziemlich schnell, weil's erstens selten thematisiert wird und sich der Hauptdarsteller zweitens kaum wie einer benimmt, der blind ist.

Alle anderen liefern eine hervorragende Show ab. Allen voran Vincent D’Onofrio als Wilson Fisk. Der erreicht Bond-Villain-Niveau. (Der Comic-Logik nach wird aus dem der spätere Kingpin; für Season 2 scheint man die Charaktere aber wohl trennen zu wollen.)

Vielleicht bessert man für die zweite Staffel etwas nach.

6/10

Count Villain

Schurkengraf

  • »Count Villain« ist männlich

Beiträge: 621

Registrierungsdatum: 25. Mai 2013

  • Nachricht senden

716

Mittwoch, 29. Juli 2015, 13:15

M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Zu Recht ein Klassiker. :thumbup:
Vernichte alles, was wir bei uns haben. Man hat uns enttarnt.

AnatolGogol

Supernase

Beiträge: 212

Registrierungsdatum: 20. November 2013

  • Nachricht senden

717

Mittwoch, 29. Juli 2015, 18:49

M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Zu Recht ein Klassiker. :thumbup:
Den mag ich auch sehr gerne, Peter Lorre ist da absolut phantastisch. Ich bin eh ein Fan von Langs Filmen, besonders von den frühen - fabelhaft was er damals auf die Leinwand gezaubert hat!
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

718

Sonntag, 9. August 2015, 05:27

Der lange Tod des Stuntmans Cameron (The Stunt Man, 1980)
Auf den Film bin ich durch eine alte CINEMA aufmerksam geworden, die ich eigentlich wegen der zeitgenössischen Berichterstattung zu FYEO gekauft hatte. Die Grundidee des Films ist ziemlich cool: Ein Straftäter gerät auf der Flucht vor der Polizei auf ein Filmset und verursacht den Tod eines Stuntman. Daraufhin wird er vom Regisseur versteckt und als neuer Stuntman eingesetzt. Doch der Regisseur nutzt seine Notlage aus und zwingt ihn zu immer lebensgefährlicheren Stunts.

Aufgrund der ziemlich enthusiastischen Beschreibung hatte ich eher einen hochspannenden Thriller erwartet, aber der Ton des Films geht eher in Richtung absurde Komödie. Aber selbstkritische Seitenhiebe auf das Filmbusiness gibt es trotzdem, und ich fand den Film gut gemacht und sehenswert. Allein schon wegen Peter O'Toole als diabolischen und allgegenwärtigen Regisseur. Seltsamerweise ist er heutzutage so ziemlich in Vergessenheit geraten. Das wäre auf jeden Fall mal ein guter Kandidat für ein Remake.

F/X - Tödliche Tricks (F/X, 1986)
Eine im Prinzip ähnliche Film-im-Film-Story: Eine Special-Effects-Experte wird vom Geheimdienst für ein gefaktes Attentat eingespannt, doch dabei geht etwas schief und er wird daraufhin von Polizei und diversen Dunkelmännern gejagt. Den Film hab ich damals im Kino gesehen und fand ihn als Kind sehr cool. Die Musik stammt von Bill Conti, der dafür den erfolgreichen Popsong "Just an Illusion" schrieb. Anders als viele andere Achtziger-Filme hat der Film dem kritischen Erwachsenenblick standgehalten, und es ergab sich erneut das Bild eines recht spannenden und amüsanten Thrillers, der seine Grundidee befriedigend und mit gelungenen Wendungen und Effekten umsetzt. Der Australier Bryan Brown soll ja auch als Bond vorgesprochen haben. Ich hätte ihn mir durchaus vorstellen können.

Fluchtpunkt San Francisco (Vanishing Point, 1971)
Der Film stand am Anfang der Welle von Autofilmen und Roadmovies in den Siebziger Jahren. Während die Schlitzohr-Filme mit Burt Reynolds und andere später eher auf Klamauk und möglichst viel Blechschäden hin konzipiert waren, hat Fluchtpunkt San Francisco noch einen ernsthaften gesellschaftlichen Anspruch und inszeniert den schweigsamen Fahrer und sein Auto heroisch. Der Film wurde unter anderen in Tarantinos Death Proof und in Clint Eastwoods Gran Torino zitiert.

AnatolGogol

Supernase

Beiträge: 212

Registrierungsdatum: 20. November 2013

  • Nachricht senden

719

Sonntag, 9. August 2015, 07:45

Der lange Tod des Stuntmans Cameron (The Stunt Man, 1980)
(...) Seltsamerweise ist er heutzutage so ziemlich in Vergessenheit geraten.

Ironischerweise wird der Film heutzutage wenn er überhaupt noch erwähnt wird als kontrastierender, positiver Vergleich herangezogen, um die verheerende Qualität des Nachfolgefilms von Regisseur Richard Rush - Color of Night - zu betonen. Ich mag aber beide.


F/X - Tödliche Tricks (F/X, 1986)
(...)Der Australier Bryan Brown soll ja auch als Bond vorgesprochen haben. Ich hätte ihn mir durchaus vorstellen können.

Toller Film und seit über 20 Jahren einer meiner heimlichen Lieblinge. Die aus zwei Blickwinkeln erzählte Geschichte ist wirklich spannend, die Zusammenführung der beiden Protagonisten im quasi allerletzten Moment ist ungewöhnlich, ja fast schon irritierend - aber auf positive Art und Weise. Bryan Brown halte ich eh für einen äußerst charismatischen Schauspieler und ich bedaure es etwas, dass seine Hollywood-Karriere nach vielversprechendem Start (F/X, Tai Pan, Gorillas im Nebel, Cocktail, F/X 2) in den frühen 90ern im Sand verlief. Als Bond hätte ich ihn mir hervorragend vorstellen können, nicht zuletzt da er sicher einen etwas anderen Typ Bond gegeben hätte. So ungern ich auf einen der Moorebonds und auf TLD verzichten würde, aber in den Jahren 1983-1988 wäre er vermutlich meine Wunschbesetzung der Rolle gewesen. Vom Typ hätte er wohl sogar besser in die 80er gepasst als Moore und Dalton und der Reihe damit womöglich einen etwas moderneren Anstrich verpasst.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

  • »Daniel Schweikert 1996« ist männlich

Beiträge: 1 871

Registrierungsdatum: 18. Februar 2014

  • Nachricht senden

720

Sonntag, 9. August 2015, 11:27

Miral, 2010

Ein poetisches, bewegendes, bildlich ansprechendes Polit-Drama mit einer herausragenden Freida Pinto! Kein sehr unterhaltsamer Film, dafür jedoch ein wichtiger!
Einen Grund ihn mir mehrmals anzusehen, habe ich bislang nicht finden können, dennoch würde ich dieses tendenziell eher unbekannte Werk weiterempfehlen. 8/10

From Dusk Till Dawn, 1996

Ein Wunderwerk des Kults, ein Aktbildnis dessen, was mithilfe einer genialen Crew und eines einmaligen Drehbuches so alles ermöglicht werden kann. Die Dialoge sind legendär, die Psychopathen und Mörder menschlich (eigentlich erschreckend, wie sie im einen Moment außer sich sind und im darauffolgenden über die lächerlichsten Banalitäten diskutieren) und die Charaktere dermaßen absurd überzeichnet, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. Die Roadmovie-Hälfte gefällt mir besser.
"L oyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld."