Mit Fuchsberger geht auch ein bedeutendes Stück deutscher Nachkriegsfilmgeschichte und man übertreibt sicherlich nicht, wenn man „Blacky“ als einen der wichtigsten Darsteller dieser nicht immer an Höhepunkten reichen Epoche deutschen Filmschaffens bezeichnet. Als Heldenfigur der 50er und 60er Jahre bildete er quasi das teutonische und bodenständigere Gegenstück zu den internationalen Superstars des deutschen Kinos, Pierre Brice und Lex Barker. Im Gegensatz zu den beiden genannten großen anderen Ikonen des deutschen 60er Jahre-Kinos hielt sich Blacky aber auch nach dem Abflauen der Wallace- bzw. Karl May-Filmwelle immer gut im Geschäft und schaffte scheinbar mühelos den Sprung ins Medium TV, in welchem er durch seine Moderationstätigkeit von Sendungen wie „Auf los geht´s los“ oder „Heut abend“ gleichermaßen beliebt wie erfolgreich war.
Was die wunderbare Anekdote Blackys angeht, er wäre in den Plänen Horst Wendlandts als potenzieller James Bond vorgesehen gewesen muss man das Ganze wohl eher als wildes Gedankenspiel Wendlandts denn als eine ernstgemeinte Absicht des deutschen Top-Produzenten ansehen. Betrachten wir die Anekdote mal anhand der bekannten Fakten:
Da Wendlandt erst 1961 zur Rialto kam und zuvor noch bei Artur Brauners CCC tätig war müsste sich die Begebenheit demnach im Jahr 1961 zugetragen haben, da Blacky das ganze zeitlich vor den Karl May-Filmen einordnete. Zu diesem Zeitpunkt hatte Harry Saltzman gerade die Flemingschen Rechte erworben gehabt. Aber Fuchsberger sprach ja explizit von Flemings erstem Roman, also Casino Royale, dessen Rechte bereits ein Jahr nach Bucherscheinen von Gregory Ratoff gekauft worden waren. Da es Saltzman und Broccoli nicht gelang die Rechte an CR nachträglich zu erwerben bzw diese nicht bereit waren astronomische Summen dafür hinzulegen wäre das Thema wohl auch für Wendlandt nicht finanzierbar gewesen. Zumal Deutschlands erfolgreichster Produzent bei allem Enthusiasmus für Filme und deren Macher zuerst und zuletzt Kaufmann war und dies sein Handeln mehr als alles andere kennzeichnete (so zog er beispielsweise ohne zu Zögern den Stecker, als die aufwendigen Karl May-Verfilmungen begannen unrentabler zu werden).
Die Anekdote, dass Blacky Wendlandt das Ganze ausgeredet hat klingt zwar schön, richtiger wird wohl aber sein, dass Wendlandt, der durch die Wallace- und später auch durch die May-Verfilmungen in engster Berührung mit Rechteproblematiken war, frühzeitig die Unmöglichkeit einer Durchführung erkannt hat und es allein daher schon im Sande verlief bzw. verlaufen musste – unabhängig von Fuchsbergers Reaktion. Dass das Thema angedacht und angesprochen wurde ist hingegen durchaus als realistisch einzustufen, da Wendlandt bekanntlich gleich zu Beginn seiner Rialto-Tätigkeit intensiv nach einer neuen Serienidee ausschau hielt und diese in den Karl May-Büchern dann letztlich auch fand (die ihm wie eine andere schöne Legende besagt von seinem Sohn vorgeschlagen wurden). Aber aufgrund der nicht zur Disposition stehenden Rechte für eine ganze Filmserie ist es höchst unwahrscheinlich, dass sich Wendlandt auf ein „CR-only“ Projekt eingelassen hätte bzw. ein solches auch nur halbwegs ernsthaft in Betracht gezogen hat.
Denn es wäre mit großer Wahrscheinlichkeit eine sehr kostenintensive Produktion geworden, einerseits durch die teuren Rechte, andererseits durch die 1962 (also dem Jahr, in dem realistischerweise frühestens eine deutsche CR-Produktion an den Start hätte gehen können, siehe Der Schatz im Silbersee, welcher ebenfalls 1961 gedanklich ins Leben gerufen wurde) als Konkurrenz in Erscheinung getretene EON-Produktion von DN, der man in Sachen Aufwand zwangsläufig hätte Paroli bieten müssen. Daher steht zu vermuten, dass ein etwaiges deutsches Bondabenteuer tatsächlich eher mit einem Budget im Rahmen der Karl May-Verfilmungen an den Start gegangen wäre als mit einem in der Größenordnung der eher preiswerten Wallace-Filme. Denn für ein auf der Potsdammer Pfaueninsel in schwarz-weiss gedrehtes Krimi-Kammerspiel wäre die Investition in die CR-Rechte wohl deutlich zu teuer gewesen (das konnte man ja auch billiger bei Wallace haben).