Das Ganze ist schon eine ziemlich verwirrende Geschichte. Ich will dabei den Anteil von McClory gar nicht so klein reden. Er hat sich noch vor Broccoli und Saltzman mit Fleming hingesetzt und übelegt, wie man aus den Büchern filmtaugliche Stories machen kann. Dass das nicht so einfach war, haben Broccoli und Saltzman ja später auch festgestellt. Vor allem waren die Bücher durch die KGB-Organisation zu politisch für große Familien-Unterhaltungsfilme. Ich denke, von McClory und Whittingham kam die Idee einer politisch neutralen Schurkenorganisation anstelle von Smersh. Dadurch, dass diese als "lachender Dritter" die Weltmächte erpresst oder gegeneinander ausspielt, konnte man den Kalten Krieg als Hintergrund benutzen, aber trotzdem einen völlig unpolitischen Krieg der Agenten zeigen. Eigentlich ein genialer Schachzug. EON benutzte dieses Prinzip ja dann auch bei DN und den weiteren Filmen.
Allerdings ist es schwer zu sagen, was genau von wem kam. In der persönlichen Erinnerung scheint immer jeder den entscheidenden Anteil geleistet zu haben. Ich denke schon, dass von McClory und Whittingham entscheidende Impulse kamen. Aber ich glaube auch, dass der Name SPECTRE eher von Fleming kam, der ein Faible für Akronyme hatte, und auch der gesamte Background der Figur Blofeld. Das fühlt sich schon sehr nach dem typischen Flemingmaterial an. Dazu kommt ja, dass Fleming eh die Rechte an der Hauptfigur Bond bereits besaß, außerdem an Moneypenny, M, etc. Also selbst wenn man McClory zugesteht, dass er von Fleming - ob aus Naivität oder Arroganz - ungerecht behandelt wurde, sehe ich da eigentlich nur eine Mit-Urheberschaft am Buch Feuerball und dessen Verfilmungen. Dass McClory die alleinigen Filmrechte zugestanden wurden verstehe ich nicht ganz. Ein Anteil aus den Erlösen von Buch und Verfilmungen hätten eigentlich voll ausgereicht.
Auch das McClory dann Ansprüche auf die Figur Blofeld erheben und diese aus den EON-Filmen verschwinden lassen konnte, finde ich völlig überzogen.
Die Zusammenarbeit mit McClory nahm EON dann hin, um ihn wenigtens zehn Jahre von einer weiteren Verfilmung abzuhalten. Ob das langfristig wirklich der beste Weg war, darüber kann man natürlich spekulieren. Man hätte ihn auch seine eigene Verfilmung auf die Beine stellen lassen können, die dann angesichts des Connery-Hypes wohl ähnlich enttäuschend verlaufen wäre wie CR von 1967. Zumal McClory allein wohl kaum das Budget für eine derartige Unterwasserschlacht zusammen bekommen hätte. Wenn der Erfolg dann ähnlich wie bei CR eher bescheiden gewesen wäre, wären Geldgeber für eine erneute Verfilmung wohl auch etwas schwerer zu finden gewesen sein. Vielleicht hätte EON das Problem einfach aussitzen können und wäre irgendwann wieder in den Besitz der Rechte gelangt, ähnlich wie CR. Andererseits wäre der Reiz einer noch unverfilmten Flemingstory ohne den oppulenten TB vielleicht auch größer gewesen. Who knows...
Die Macher von NSNA und auch ein Großteil der Presse sparten ja nicht mit Häme über die Moore-Filme, obwohl die harte und unermüdliche Arbeit von Broccoli eigentlich der Grund war, warum Bond noch in den 80ern Leute in Scharen ins Kino lockte. Während McClory in all der Zeit nichts wirklich Interssantes zustande brachte und über seine Rechte brütete. Dass Broccoli alle rechtlichen Mittel ausnutzte, um McClorys Film zu verhindern, sehe ich einfach als sein gutes Recht. Zumal McClory umgedreht genau dasselbe gemacht hat, und SPY wegen der Unterwasserszenen verhindern wollte. McClory dachte, dass er einen Freibrief für eigene Bondfilme hatte, was einfach nicht so war. Dass ein Großteil der Presse das sehr einseitig darstellte ist kein Ruhmesblatt. Aber ich finde, wenn man sich Kinozeitschriften von damals durchliest, wurden journalistische Standards eh nicht gerade hochgehalten. Die "Kritiken" strotzten vor persönlichen Sympathien und Antipathien, teilweise sogar Beleidigungen, und verrieten teilweise einfach mal die komplette Filmhandlung von der ersten bis zur letzten Szene. 'Spoiler' war da wohl noch ein Fremdwort.